einen kleinen Stand in bester Lage zu besiedeln, den der eigentliche Mieter nicht nutzen konnte. Endlich einmal neben denen plaziert sein, denen fast alles in den Schoß fällt!
Kurz spukten Bilder von tausenden Sarrazin-Aufklebern und Sezession-Sonderheften durch meine Phantasie, bildprägend , omnipräsent in jeder Halle, der Skandal, vielleicht gar Rempeleien im Stundentakt wie einst, wie einst. Aber dann blieb ich doch zuhause, abgeschreckt durch die Schwemme an Neuerscheinungen, das Gedränge in den Gängen, in denen der Verleger sitzt als Bücher-Hure und mit Blicken, Plakaten oder einem Teller voller Erdnüßchen das Volk in den Stand lockt …
Also, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen: Solche Riesenmessen wie die Frankfurter sind nicht zu überblicken, und wer dort ist, muß klotzen, um aufzufallen. Man kann es machen wie Felix Menzel, der seine Beobachtungen sehr schön in einem Beitrag für die Blaue Narzisse aufgeschrieben hat und der Wichtigkeit des intellektuellen Treibens ihr Gewicht nimmt. Man kann es auch machen wie Erik Lehnert und über das Thema der Messe referieren – wohl noch nie waren mehr Besucher am Stand der Jungen Freiheit als zu diesem Termin.
Mir jedenfalls war es nach Jahren der (zunächst) aktiven Beteiligung mit eigenem Stand und den Jahren des spähenden Gehens durch die Gänge diesmal recht, goldene Herbsttage am Haus zu verbringen und gegen den Trend in die Komische Oper nach Berlin zu fahren, um eine spartanische Inszenierung der “Meistersinger von Nürnberg” zu besuchen. Über die Deutung dieser Interpretation bin ich sofort mit einem Rezensenten in den Clinch geraten. Nächstens ausführlich dazu. Nur soviel: Fahren Sie nach Berlin, besuchen Sie diese Inszenierung!