(übrigens eher eine deutsch-deutsche als eine türkisch-arabische Spezialität) endlich auf den Tisch. Aber die Netze der Schwafelzone sind weitgespannt und elastisch. Wer sagt, daß sie Sarrazin ff nicht auch noch auffangen und verschlucken, ohne daß es die geringsten Folgen hätte? Ein aktuelles Interview im Deutschlandfunk mit Ludwig Spaenle (CSU), dem bayrischen Staatsminister für Unterricht und Kultus, mag hier exemplarisch sein.
Wie so viele seiner Parteigenossen hat er das Vokabular und die Sozialmanagement-Denke der Linken bis ins Detail verinnerlicht, zum Teil wohl auch als Form der Mimikry. Wenn man die Nummer einmal drauf hat, dann kann man auch auf direkte Fragen möglichst umständlich, wasserdampfig und aalglitschig antworten, ohne eine essenzielle Aussage zu treffen, und gleichzeitig den Anschein des “intellektuellen Anspruchs” zu wahren.
Wollen wir uns das mal, nur so zur Lockerungsübung und als kleines Politsprech-Exerzitium, im Detail ansehen, und uns an einer Übersetzung aus dem Schwafelzonalen ins Deutsche versuchen.
Heinlein: Ist der Islam verantwortlich für die Deutschenfeindlichkeit auf unseren Schulhöfen?
Spaenle: Monokausale Erklärungen gibt es nicht, das Phänomen ist Wirklichkeit. Es muss gelten, dass gleich welcher Nationalität oder Herkunft Mobbing mit allen zur Verfügung stehenden pädagogischen Mitteln, wo nicht anders möglich auch mit möglichen Ordnungsmaßnahmen, unterbunden wird. Wenn kulturelle Herkunft eine Rolle spielt, dann muss das auch mit ins Kalkül gezogen werden.
Übersetzung:
A: Vom Islam habe ich leider nicht die leiseste Ahnung. Aber Mobbing kenne ich, und das ist eine wirklich böse Sache. Ab und zu könnte es auch durchaus sein, daß dem Ali zuhause keine Manieren beigebracht wurden.
Heinlein: Herr Spaenle, es gibt aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen aus den vergangenen Tagen, aus denen geht hervor, junge Türken und Araber sind bei deutschen Jugendlichen besonders unbeliebt. Erkennen Sie hier Ursache und Wirkung?
Spaenle: Es ist die zentrale Situation, dass an solchen Schulen durch eben Sprengelbildung oder andere Brennpunktsituationen Minoritäten in Mehrheit sind. Das heißt, dass wir Zuwandererfamilien oder Kinder aus Zuwandererfamilien hier in einer Position haben, die sonst natürlich die Mehrheitsgesellschaft einnimmt, und das führt dann eben zu solchen Situationen. Dem muss entgegengewirkt werden durch Schule, durch Sozialarbeit im Zusammenwirken in der Regel von Jugendarbeit, Jugendhilfe, wo nicht anders möglich, also zwischen Kommunen und Schule.
F: Sind die Türken und Araber nicht deswegen so gemein zu den deutschen Jugendlichen, weil diese sie nicht genug liebhaben?
A: An diesen Schulen sind die Türken und Araber in der Mehrheit, während sie in Gesamtdeutschland in der Minderheit sind. Und wer in der Mehrheit ist, knutet natürlich automatisch die Minderheit, vor allem wenn er und weil er ansonsten in der Minderheit ist. Was denn sonst? Dafür muß man doch Verständnis haben! Wir müssen einfach ein Heer von Lehrer und Pädagogen ausrüsten, um durchzupauken, daß so ein Verhalten nicht OK ist.
Heinlein: Ist es nachvollziehbar für Sie, Herr Spaenle, dass manche ausländische Jugendliche sagen, hey, ihr mögt uns nicht, also lehnen wir euch auch ab und beschimpfen euch?
Spaenle: Das Problem, das sich letztlich darin ausdrückt, ist das, dass wir verfestigte Parallelgesellschaften haben. Das ist die Ursache im ganz Wesentlichen und dem muss entgegengetreten werden. Ein zentrales Instrument ist der Spracherwerb. Dem muss systematisch von der Kita an große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Und natürlich das Thema soziale Teilhabe. (…)
F: Also werden nun die ausländischen Jugendlichen nicht genug liebgehabt?
A: Es gibt in Deutschland integrationsunwillige Massen von Zuwanderern, die nicht einmal richtig Deutsch können, und das auch gar nicht brauchen, weil sie ohnehin ganz gut in ihrer eigenen abgeriegelten Gesellschaft leben. Die Lage ist so verzweifelt, daß der Staat sie wohl schon von klein auf ihren Familien und Milieus entreißen und in sozialpädagogische Umerziehungslager stecken müßte.
Heinlein: Sie sagen, Parallelgesellschaften. Gibt es deshalb bei vielen Migrantenkindern das Grundgefühl der Ablehnung durch die deutsche Gesellschaft, gerade in diesen Tagen, wo so viel über Integration geredet wird?
Spaenle: Es ist ganz natürlich, dass ich mich einem kulturellen Umfeld, wenn ich es kenne, anschließe. Es ist Aufgabe strategischer Bildungs- und natürlich Sozial‑, Gesellschaftspolitik in den Kommunen, solchen Verfestigungen entgegenzuwirken. Dass dann Gefühle entstehen der Solidarisierung, die nach außen dann möglicherweise mit solchen negativen Erscheinungen in Zusammenhang auftreten, ist auch klar. Dem muss konsequent durch Spracherwerb, erklärend die eigene gesellschaftliche, kulturelle Identität, auch die Mehrheitsgesellschaft erklärend, entgegengewirkt werden, und da sind zunächst einmal auch die Elternhäuser in besonderer Pflicht, sich mit einzubringen. Bildung ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Da brauche ich ein positives Klima auch in den Familien, etwa auch in den Migrantenfamilien.
F: Abgeriegelte Gesellschaften, sagen Sie. Wohl wahr. Die “deutsche Gesellschaft” zum Beispiel. Haben darum die Ausländerkinder das Gefühl, daß die Deutschen sie nicht liebhaben?
A: Menschen fühlen sich im eigenen Stall wohler und solidarischer als unter Fremden. Diese rückständigen Gefühle müssen wir ihnen mit staatssozialistischen Gehirnwäschemethoden austreiben. Bei uns Deutschen hat das ja auch prima geklappt. Daß sie sich dagegen wehren werden, weil sie ihre Identität bewahren wollen, ist wohl zu erwarten. Aber wenn wir erstmal noch mehr Lehrer und Pädagogen losgelassen haben, werden auch noch die letzten Kopftuchmuttis aus Hinteranatolien kapieren, daß Deutschlernen doch etwas total Positives und nur zu ihrem Besten ist!
Heinlein: Ihr Parteivorsitzender Seehofer hat vor wenigen Tagen erklärt, man brauche keine Zuwanderung mehr aus anderen Kulturkreisen. Herr Spaenle, wie wirkt denn eine solche Aussage auf Kinder und Jugendliche aus der Türkei oder aus arabischen Ländern?
Spaenle: Zunächst einmal hat er nicht gesagt, dass wir generell keine Zuwanderung brauchen, sondern die Tatsache, dass wir qualifizierte Zuwanderung brauchen, ist völlig unbestritten, dass wir eben darauf achten, dass entsprechende Zuwanderungssituationen der deutschen Gesellschaft durchaus auch nützt, und das hat auch natürlich entsprechende gesellschaftliche Auswirkungen. Die Wahrnehmung, dass man sagt, qualifizierte Zuwanderung ist in einem Land etwas Selbstverständliches, was auch im politischen Kalkül ist, halte ich für nachvollziehbar.
F: Ihr Parteivorsitzender hat vor ein paar Tagen gesagt, daß er keine Türken und Araber mehr im Land haben will. Werden denn nun die Türken und Araber nicht das Gefühl haben, daß man sie nicht genug liebhat?
A: Wozu sollen wir denn bitte hundertausende Einwanderer ins Land lassen, die uns nichts nützen? Schön blöd wären wir.
Heinlein: Also auch die CSU will qualifizierte Zuwanderung aus der Türkei, oder auch aus arabischen Ländern?
Spaenle: Zunächst einmal geht es darum, dass wir Zuwanderung insgesamt steuern müssen als ein großes Land in der Mitte Europas, und dann ist die Frage der Integrationsfähigkeit natürlich eine zentrale.
F: Also ist die CSU wohl hoffentlich nicht rassistisch, denn Araber und Türken, die was nützen, wären OK?
A: Davon haben wir eh schon mehr als Deutschland aushalten kann, und die Typen integrieren sich einfach nicht.
Heinlein: Was kann man denn unternehmen aus Ihrer Sicht, aus Sicht eines Kultusministers, um die wechselseitigen Vorurteile abzubauen? Braucht es etwa eine Deutschpflicht auch in den Pausen?
Spaenle: Es ist sicher besser, wenn die Sprache der Mehrheitsgesellschaft in allen gesellschaftlichen Bereichen die Regelsprache ist. Von einer Pflicht halte ich jetzt pädagogisch wenig. Es gibt aber in vielen Schulen, wenn Sie so wollen, so eine Art Schulverträge, das heißt freiwillige Übereinkunft innerhalb der Schulfamilie, Lehrerschaft, Schülerschaft, beteiligte Elternschaft, dass Deutsch als die Verkehrssprache selbstverständlich auch nicht nur im Unterricht, sondern auf dem Schulhof, wenn Sie so wollen, apostrophiert im Mittelpunkt stehen muss.
F: Aber was können wir denn tun, damit die Deutschen die Ausländer mehr liebhaben? Müssen die Armen nun auch privat gezwungen werden, Deutsch zu sprechen??
A: Das wäre in der Tat total nett, wenn man in Deutschland auch Deutsch spräche, nur zwingen darf man niemand dazu. Unsere Lehrer und Pädagogen werden die Eltern und Schüler schon ausreichend motivieren, daß sich alle freiwillig darauf einigen, eventuell doch Deutsch zu sprechen, sogar in der Schule.
Heinlein: Noch einmal, Herr Spaenle, zurück zum Thema Deutschenfeindlichkeit. Heute beraten Sie mit Ihren Länderkollegen und gemeinsam mit den Migrantenverbänden. Was wollen Sie denn konkret fordern von den Migrantenverbänden, um dieses Thema in den Griff zu bekommen?
Spaenle: Das Thema positive Einstellung zur Bildung ist etwas, das müssen Elternhäuser auch gerade im Migrationsbereich aktiv begleiten. Man muss die aktive Mitwirkung von Migrantenfamilien einfordern, weil nur dann natürlich positive Grundstimmung gegenüber der Schule besteht, und die Migrantenverbände stehen hier ein Stück weit in der Pflicht. Sie haben Vertrauen aus ihren Communitys, gewisse Autorität und die müssen sie auch in den Communitys einsetzen, um positive Grundhaltungen zur Bildung, zur Schule als dem Mittel der sozialen Teilhabe entsprechend mit erzeugen zu helfen.
F: Wie wollen sie denn die Ausländervertreter dazu bringen, daß ihre Kinder netter zu den deutschen Jugendlichen sind?
A: Unsere Lehrer und Pädagogen werden den Kopftuchmuttis aus Hinteranatolien schon verklickern, daß Deutschlernen und zur Schule gehen etwas total Positives sind. Ein klitzekleines Bißchen müßten die uns aber auch entgegen kommen, und ihren Bengels beibringen, sich zu benehmen und nett zu unseren Kindern zu sein. Wenn wir ihnen das sagen, respektieren sie das ja leider nicht.
Heinlein: Was heißt das denn konkret, Herr Spaenle, aktive Beteiligung der Familien? Heißt das, die Eltern müssen auch wieder zur Schule gehen?
Spaenle: Natürlich ist es entsprechend notwendig, dass sich Elternhäuser in die Schule mit einbringen. Das hat mit der Mitwirkung in den Elternvertretungen zu tun, das hat mit dem aktiven Gestalten von Schulleben zu tun, wie es ja an vielen Tausend Schulen in Deutschland der Fall ist, und das muss in besonderer Weise auch Migrantenfamilien ein Anliegen sein, weil wenn der Bildungserfolg eines Familienmitgliedes, eines jungen, auf den Weg gebracht wird, ist das ja in der Regel für die gesamte Familie ein Schritt in die Mitte der Gesellschaft.
F: Ja, wie? Sollen die Eltern nun auch von den Lehrern und Pädagogen unterrichtet und erzogen werden?
A: Was denn sonst? Dank unserer Lehrer und Pädagogen wird nun auch die hinterletzte Kopftuchmutti aus Vorderanatolien endlich kapieren, daß der knieweiche deutsche Staat ihren Rangen ohnehin Sozialleistungen ohne Ende in den Hintern zu schieben bereit ist. Diese armen, kulturell gehandicappten Menschen sollen doch endlich, bittebitte, einsehen, wie gut wir es mit ihnen meinen, und was für Chancen wir ihnen anbieten! Dann könnte doch die ganze Family endlich sozial aufsteigen, und sie müßten sich nicht mehr ausgegrenzt und diskriminiert fühlen! Tausend Gründe, uns endlich liebzuhaben!! Ja, warum sehen die das nicht??