Ein provozierter Skandal: Wie Hans Püschel der Kragen platzte

Der SPD-Bürgermeister Hans Püschel der Gemeinde Krauschwitz (Sachsen-Anhalt) hat sich – für Außenstehende unsichtbar – die letzten 20 Jahre für seine Bürger ins Zeug gelegt.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

In Kom­mu­nen kann man hier­zu­lan­de genü­gend ver­nünf­ti­ge Poli­ti­ker tref­fen, die sich ehren­amt­lich für ihre Hei­mat einsetzen.

Sie haben das Herz auf dem rech­ten Fleck und fal­len über­re­gio­nal gewöhn­lich nicht auf, es sei denn, es geschieht etwas Außer­ge­wöhn­li­ches.  Hans Püschel ist jetzt der Kra­gen geplatzt.

Anfang Novem­ber besuch­te Püschel den NPD-Bun­des­par­tei­tag in Hohenmöl­sen. Aus Inter­es­se, was für Leu­te denn da so zusam­men­kom­men. In einem von der Mit­tel­deut­schen Zei­tung ver­wor­fe­nen Leser­brief schrieb er dann:

Ich war fast etwas ent­täuscht: Bei­na­he wie auf einem SPD-Par­tei­tag! Kei­ne Sprin­ger­stie­fel, kei­ne Schlä­ger­ty­pen. Und in den fol­gen­den rund ein­ein­halb Stun­den hab ich in den (aller­dings manch­mal zu lau­ten) Rede­bei­trä­gen kaum einen Satz gefun­den, den ich nicht selbst hät­te unter­schrei­ben kön­nen! Die­se Leu­te suchen offen­sicht­lich auch nur nach Wegen, um Deutsch­land aus sei­ner kran­ken Situa­ti­on her­aus zu führen.

Püschel ver­öf­fent­lich­te die­sen Brief auf eige­ne Faust in SPD-Foren im Inter­net. Rechts­au­ßen lös­te er damit Jubel aus. Die eige­ne Par­tei hin­ge­gen distan­zier­te sich von ihm. Nor­ma­ler­wei­se wäre nun eine media­le Kam­pa­gne gegen den SPD-Bür­ger­meis­ter zu erwar­ten, die es schafft, den Abtrün­ni­gen zur Ord­nung zu rufen. Bei Püschel funk­tio­niert die­se Stra­te­gie bis­her nicht und so hat er die­ser Tage sei­ne Kri­tik noch ein­mal gehö­rig verschärft.

Gegen­über BlaueNarzisse.de wag­te er es sogar, wag­hal­si­ge his­to­ri­sche Ana­lo­gien zu zie­hen: „Die Dis­kri­mi­nie­rung der NPD-Sym­pa­thi­san­ten erin­nert an Zei­ten der deut­schen Geschich­te, als Anders­den­ken­de an die Wand gestellt wur­den.“ Er selbst sei „nicht im gerings­ten natio­nal­so­zia­lis­tisch ori­en­tiert“, beton­te Püschel in die­sem Gespräch. Zu sei­nem Natio­nal­stolz steht er jedoch und macht sich ange­sichts der demo­gra­phi­schen Lage Sor­gen um den Fort­be­stand Deutschlands.

Vor Sar­ra­zin hät­ten die­se Äuße­run­gen Medi­en­be­rich­te her­vor­ge­ru­fen, in denen von einem geis­tes­kran­ken SPD-Poli­ti­ker die Rede gewe­sen wäre. Doch die Kon­tro­ver­se um den ehe­ma­li­gen Bun­des­ban­ker hat anschei­nend Spu­ren hin­ter­las­sen. Spie­gel Online zeich­net nun zumin­dest ein rela­tiv fai­res Bild von Püschel. Die­ser sei

ein umtrie­bi­ger Bür­ger­meis­ter. Er strei­tet regel­mä­ßig mit der Lan­des­re­gie­rung, wenn es gegen die Inter­es­sen sei­ner Gemein­de geht. Wenn ein Jubi­lä­um im Ort began­gen wird, trägt er ger­ne Selbst­ge­dich­te­tes vor. Und Püschel scheint sich seit Jah­ren um „unser Volk“ zu sor­gen. Mal schrieb er einen Leser­brief, in dem er das Sin­gen der Natio­nal­hym­ne bei einer Abitur­fei­er for­der­te. In einem ande­ren beklag­te Püschel die Ver­hun­zung der deut­schen Sprache.

Hans Püschel ver­liert dem­nächst sein Amt, weil sei­ne Gemein­de durch eine Gebiets­re­form einer grö­ße­ren Kom­mu­ne ange­schlos­sen wird. Der schei­den­de Bür­ger­meis­ter will dies nut­zen, um end­lich Klar­text zu spre­chen. End­lich müs­se er nie­man­dem mehr hin­ten reinkriechen.

Eins bleibt also auch nach Sar­ra­zin: Macht, Ämter und Pöst­chen ver­tra­gen sich nicht mit kla­ren Worten.

 

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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