Schulze-Wegener läßt die Arbeit mit dem Freiheitskampf der Germanen unter Arminius beginnen und ordnet diesen Kampf damit in die deutsche Kriegsgeschichte ein.
Einer konkreten Definition der nationalen Kategorie »deutsch« weicht er aber aus. Es fällt auf, daß der Fokus der Untersuchung auf Preußen und das zweite Deutsche Reich gerichtet ist, Österreich kommt lediglich als Gegner oder Verbündeter Preußens vor und nur am Rande als der deutsche Staat, der die Hauptlast der Kriege gegen die Türken trug. Hätte Prinz Eugen als kaiserlicher Feldherr nicht stärker gewürdigt werden müssen als nur mit einer Abbildung?
Mittelalter und Neuzeit werden knapp, aber ausreichend gewürdigt. Der inhaltliche Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf dem 20. Jahrhundert. Es ist verdienstvoll, daß Schulze-Wegener sich jeder nachträglichen moralischen Bewertung der Ereignisse enthält. Krieg war nicht per se grausamer, wenn Deutsche ihn führten.
Immer wieder verblüffen den Leser die militärischen Leistungen deutscher Soldaten, die der Autor schildert. Auch das hebt sich wohltuend von anderen Studien ab, nach denen völlig unerklärlich bleibt, warum deutsche Soldaten überhaupt gekämpft haben. Obwohl der Verfasser viele Beispiele erinnerungswürdigen Verhaltens deutscher Soldaten nennt, verkneift er sich unverständlicherweise im letzten Kapitel jede Kritik am Traditionsverständnis der Bundeswehr, die Mölders- und Kammhuber-Kasernen umbenennt, Gesangbücher »säubert« oder Ehrenmale schleift.
Guntram Schulze-Wegener: Illustrierte deutsche Kriegsgeschichte
Graz: Ares-Verlag 2010. 345 S., 39.90 €