Das nette Kinderbuch hat heute 40.Geburtstag. Sein Schöpfer Eric Carle, exakt doppelt so alt wie The very hungry caterpillar (Originaltitel), wurde zwar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, ist aber in den USA geboren und lebt auch dort. Neulich schenkten uns progressive Freunde das gendermäßige Rollentausch-Bilderbuch Herr Seepferdchen von Carle. Naja – es gibt Tragischeres. Zum Beispiel dies: Gerade wurden die Nominierungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis veröffentlicht, den Ursula von der Leyen im Oktober verleihen wird. Dies ist der einzige Staatspreis für Literatur in Deutschland!
Die diesjährig Nominierten heißen etwa: Patricia McCormick, Kevin Brooks, Brian Selznick, Watt Key und Floortje Zwigtman. Schon klar: Wenn’s um gute Literatur geht, ist es Kindern (und den Eltern wohl auch) einigermaßen egal, daß Lindgren im Original schwedisch, Roald Dahl englisch schrieb. Wohlgemerkt: einigermaßen! Denn immerhin sollten zum kindlichen Kunstgenuß nicht allein die spannende Geschichte, sondern auch der sprachliche Ausdruck an sich beitragen. Scheint nun so, wir hätten keine prämienwürdigen deutschsprachigen Kinderbuchautoren!
Halt, in der Bilderbuchkategorie stammen drei der sechs Bücher aus deutscher Feder, das ist beachtlich. Unter den Sachbüchern dagegen wurden überhaupt nur fünf statt der üblichen sechs Bücher nominiert – mehr Qualitätsvolles war auf dem deutschen Markt nicht zu finden, sagten die Juroren. Unter den Büchern fürs Lesealter zwischen zehn und dreizehn – dem eigentlichen literarischen Initiationsphase – ist keines der sechs vorgeschlagenenen von einem deutschen Autor. So geht das mit dem Jugendliteraturpreis übrigens seit Jahren schon. Wo sind die Enkel von Otfried Preußler, von James Krüss, Jo Pestum, Willy Fährmann und Franz Fühmann?