als ob sich Juristen aus der linken Ecke an Guttenberg abarbeiten wollten und glücklich waren, als sie die Nadel im Heuhaufen gefunden hatten und ihm einige Plagiate nachweisen konnten.
Mittlerweile hat der beliebteste Politiker Deutschlands ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem und manch einer sieht es nicht ungern, daß Guttenberg mal ins Schwitzen gerät. Allerdings lenkt die Aufregung um seine Dissertation von dem eigentlichen Skandal, seinem Versagen als Verteidigungsminister, ab.
Die Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. März 2011, die Guttenberg wie nebenbei durchgesetzt hat, war zwar nur der letzte Schritt eines langen „Transformationsprozesses“, der die Bundeswehr vor allem effektiver und billiger machen sollte. Der Geist, in dem dieser Prozeß jetzt von Guttenberg forciert wurde, hat sich allerdings radikalisiert. Die Bundeswehr ist mittlerweile vor allem das Experimentierfeld einer Gleichheitsideologie – mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Wem das bisher noch nicht klar war, der mußte diesen Sachverhalt angesichts des „Skandals“ um die „Gorch Fock“ zur Kenntnis nehmen. Der Skandal liegt aber entgegen der medialen Darstellung nicht in den „Zuständen“ an Bord, sondern in dem, was sie ausgelöst hat: die Weigerung von Verteidigungsminister zu Guttenberg, das innere Gefüge des Militärs gegen die Zivilgesellschaft zu schützen. Daß es Extremsituationen gibt, daß der „Arbeitsplatz“ eines Soldaten gefährlicher als der eines Zivilisten ist, daß Befehle auch in sehr lautem Ton gegeben werden müssen, daß das Leben in der militärischen Gemeinschaft sich von dem in jeder anderen unterscheidet, daß ein Segelschulschiff keine Einzelzimmer hat – all das ist nach Maßstäben der Öffentlichkeit unmenschlich und Ursache für den Tod der Kadettin.
Guttenberg scheint das ähnlich zu sehen: Um das Heft des Handelns in der Hand zu behalten, enthob er den Kapitän der „Gorch Fock“ seines Kommandos. Wenn Guttenberg seinen Posten als Verteidigungsminister allerdings ernstnehmen würde, müßte er sich einem ganz anderen Problem zuwenden: Dem ideologisch begründeten Einsatz von Frauen in den Streitkräften und seinen Konsequenzen, zu denen nicht zuletzt der tragische Tod der beiden Kadettinnen gehört.
Diesem Thema widmet sich die neue Studie des Instituts für Staatspolitik unter dem Titel Die Frau als Soldat. Der “Gorch Fock”-Skandal, Minister zu Guttenberg und der Einsatz von Frauen in den Streitkräften in aller Ausführlichkeit: Sie zeichnet den Skandal um die “Gorch Fock” in allen Einzelheiten nach, beleuchtet die Person Guttenberg, schildert den Integrationsprozeß von Frauen in die Bundeswehr, analysiert die Fakten, die gegen einen Einsatz von Frauen an der Waffe sprechen und zeigt den Krieg als Männersache. Die Studie ging heute in die Druckerei.