Schlüsselwerke

Unser Staatspolitisches Handbuch nimmt Gestalt an. Für den 1. Band hatte Karlheinz Weißmann die wichtigsten Leitbegriffe definiert,...

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

die man für ein kon­ser­va­ti­ves Welt­ver­ständ­nis und im Mei­nungs­kampf gut brau­chen kann. Nun ist der 2. Band erschie­nen. Mehr als drei­ßig Autoren haben mit­ge­wirkt und stel­len die Schlüs­sel­wer­ke vor, die den Hin­ter­grund eben die­ses Welt­ver­ständ­nis­ses bilden.

Der Begriff Schlüs­sel­wer­ke wird häu­fig für die „wich­tigs­ten Bücher“ eines Fach­ge­biets, einer Epo­che oder eines Autors ver­wen­det, und zwar in dem Sin­ne, daß die­se Bücher für den jewei­li­gen Bezugs­rah­men etwas auf­ge­schlos­sen und erschlos­sen hät­ten. In dem Begriff „Schlüs­sel“ ist aber nicht nur das Pen­dant zum Schloß ent­hal­ten, son­dern auch der „logi­sche Schluß“, der an Vor­her­ge­hen­des gedank­lich anschließt.

In der Ver­hal­tens­for­schung begeg­net uns der Begriff „Schlüs­sel­reiz“. Damit wird der Reiz bezeich­net, der eine bestimm­te Reak­ti­on aus­löst oder in Gang hält. Die Bild­spra­che des Begriffs „Schlüs­sel­reiz“ lei­tet sich von der Vor­stel­lung ab, daß die­ser Reiz wie ein Schlüs­sel in ein Schloß pas­se, das die Hand­lung sonst gleich­sam blo­ckiert. Lie­ße sich die­ses Mus­ter auf das Gebiet der poli­ti­schen Bil­dung über­tra­gen, befän­den wir uns im Bereich der simp­len Mani­pu­la­ti­on: Wir könn­ten für die jeweils gewünsch­te Reak­ti­on den pas­sen­den Schlüs­sel prä­sen­tie­ren. Die Schlüs­sel­wer­ke füh­ren zwar das Wort Schlüs­sel im Titel und sind damit von der Über­zeu­gung getra­gen, daß es eines Schlüs­sels bedür­fe, um so etwas wie einen gewünsch­ten Pro­zeß in Gang zu set­zen. Jedoch wird damit kei­nes­wegs die simp­le Vor­stel­lung geteilt, daß bereits die allei­ni­ge Kennt­nis des Schlüs­sels genü­ge, um wie­der Maß, Idee und Tra­di­ti­on zu garantieren.

Die Schlüs­sel­wer­ke wer­den drei wei­te­re mög­li­che Erwar­tun­gen nicht erfül­len: Sie haben kei­nen all­ge­mein­bil­den­den Anspruch (sie set­zen etwas vor­aus, dem sie die Rich­tung wei­sen kön­nen), sind kein Werk­le­xi­kon der Poli­tik­wis­sen­schaft (davon gibt es genug) und auch kein kom­men­tier­tes Schrif­ten­ver­zeich­nis der Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on. Die Kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on ist mit ihren wich­tigs­ten Büchern ver­tre­ten, sei es Jün­gers Arbei­ter, Spanns Wah­rer Staat, Jungs Herr­schaft der Min­der­wer­ti­gen, Moel­ler-Brucks Drit­tes Reich oder Quab­bes Tar a ri (und natür­lich auch Moh­lers Stan­dard­werk über die Kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on). Die Zeit­be­zo­gen­heit der meis­ten ihrer Wer­ke ist beträcht­lich, so daß sie heu­te nur noch ein rein anti­qua­ri­sches Inter­es­se befrie­di­gen kön­nen. Die Schlüs­sel­wer­ke haben jedoch einen ande­ren Anspruch: Der Band will, ganz im Sin­ne Nietz­sches, dem Leben dienen.

Ein Werk­le­xi­kon muß sich auf eine Aus­wahl beschrän­ken. Im vor­lie­gen­den Fall sind 164 Wer­ke von 133 Autoren ver­sam­melt. Ernst Jün­ger ist als ein­zi­ger mit vier Wer­ken ver­tre­ten, weil er wie kein ande­rer von sei­nem geis­ti­gen For­mungs­pro­zeß gül­tig Zeug­nis abge­legt hat: vom Front­kämp­fer über den Grenz­gän­ger zwi­schen Poli­tik und Poe­sie zum Visio­när des tota­len Arbeits­staa­tes und schließ­lich zum soli­tä­ren Wald­gän­ger. Jede die­ser Posi­tio­nen hat ihre Gül­tig­keit, und immer­hin der Wald­gang steht uns auch wei­ter­hin offen. Die Schlüs­sel­wer­ke beschrän­ken sich auf theo­re­ti­sche Wer­ke und haben selbst dort, wo es Aus­nah­men gibt, sol­ches im Blick: Die auto­bio­gra­phi­schen Schrif­ten von Benn, Jün­ger, Salo­mon oder Schoeps ver­wei­sen eben nicht ledig­lich auf die Per­son des Autors, son­dern machen exem­pla­risch eine Hal­tung im Strom der Zeit deutlich.

Die Aus­wahl der Schlüs­sel­wer­ke reicht von Pla­tons Staat bis zu Sar­ra­zins Deutsch­land schafft sich ab, von Han­nah Are­ndts Ele­men­ten und Ursprün­gen tota­ler Herr­schaft bis Rai­ner Zitel­manns Hit­ler, vom Aben­teu­er­li­chen Her­zen Ernst Jün­gers bis zur Zukunft des Krie­ges von Mar­tin van Cre­veld. Die Klas­si­ker fin­den sich in jedem Lexi­kon und in so man­chem Werk­le­xi­kon, so daß wir uns hier auf eini­ge weni­ge beschrän­ken konn­ten. Die vor­christ­li­che Anti­ke ist ledig­lich sechs­mal ver­tre­ten, hin­zu kom­men für die Neu­zeit vor der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on noch Machia­vel­li und Hob­bes, die maß­geb­lichs­ten Ein­fluß auf das poli­ti­sche Den­ken bis heu­te aus­üben. Der Schwer­punkt liegt auf dem 19. und 20. Jahr­hun­dert. Unse­rer Gegen­wart haben sie alle etwas zu sagen. Des­halb schlie­ßen sie staats­po­li­ti­sches Ver­ständ­nis auf und ver­set­zen den Leser in die Lage, sich anzuschließen.

Band 2 des Staats­po­li­ti­schen Hand­buchs: Schlüsselwerke.
Band 1 des Staats­po­li­ti­schen Hand­buchs: Leitbegriffe.

Band 1 und 2 sowie den geplan­ten Band 3: Vor­den­ker – hier zum güns­ti­gen Paket­preis bestellen.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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