24. März 2009
Open access
Erik Lehnert
Mit OA, wie die Fachleute sagen, ist der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur im Internet gemeint. Darüber wird gestritten seit es das Internet in der heutigen Form gibt. In den Printmedien scheint man sich gleichsam parteiübergreifend einig zu sein, daß OA des Teufels ist. Jedenfalls haben sowohl FAZ und taz in den letzten Wochen Artikel gebracht, die das behaupten.
das ist der lahme Aufstand einer verbiederten Manufactum-Generation, die sich in ihrer wohligen Alststadt-Ruhe gestört fühlt :-)
In der taz hat Rudolf Walter Reuß' Argumentation um einen Aspekt erweitert, der zeigt, daß die Manufactum-Generation mit ihren Vorlieben für das solide Werkstück nicht grundsätzlich falsch liegt, weil es in diesem Fall doch um mehr als Ästhetik geht:
Wie lange erhalten und lesbar bleibt, was im Netz steht, ist völlig offen - 5 Jahre, 50 Jahre, 500 Jahre, "ewig"? Das heißt, die Gesellschaft, die ihre wissenschaftlichen und kulturellen Hervorbringungen allein im Netz speichert, läuft Gefahr, ihre Geschichte, ihr Wissen und ihre Kultur eines Tages über Nacht ganz zu verlieren oder stückweise zu vergessen. Dateien aus der ersten PC-Generation - keine 30 Jahre alt - sind nicht mehr oder nur mit gewaltigem Kostenaufwand lesbar zu machen. Kein Mensch weiß momentan, wie groß die Gefahr ist, dass eines Tages zwar 3.000 Jahre alte ägyptische Hieroglyphen noch lesbar sind, aber 50 Jahre alte Texte nicht mehr.
Für wissenschaftliche Erkenntnisse, die neben dem Autor noch drei andere Forscher interessieren, ist OA der richtige Weg. Und die ein oder andere Dissertation über Scharnierfunktionen und Grauzonen ist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurde.
Ein guter wissenschaftlicher Text von allgemeinem Interesse findet sich im Netz nur selten, vielleicht gerade weil alles umsonst ist. Hinzu kommt, daß, um die Publikationsliste aufzublähen, auch das veröffentlicht wird, was lieber verborgen geblieben wäre. Der Prozeß, der zum gedruckten Text hinführt, ist anders. Er fordert vom Autor ein höheres Maß an Konzentration, denn jeder Fehler bleibt nach dem Druck an seiner Stelle - und wird von Lesern gefunden, die für das Buch bezahlt oder den Weg in die Bibliothek auf sich genommen haben.
Nichts schreibt sich
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