Deutscheopfer.de – Was ist repressive Dominanz?

Um das Sommerloch im ZDF zu füllen, mußte Thilo Sarrazin mit der Journalistin Güner Balci durch Kreuzberg tigern...

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

und sich von auf­ge­scheuch­ten Hüh­nern belei­di­gen las­sen. Die Sen­dung kommt heu­te Abend 23:15 Uhr im Zwei­ten bei aspek­te. Sar­ra­zin hat sei­ne Ein­drü­cke vor­ab in der Welt geschil­dert. Sein Fazit: „Wehe uns, wenn, wie vie­le hof­fen, Kreuz­ber­ger Zustän­de die Werk­statt des künf­ti­gen Deutsch­land sind.“

Micha­el Paul­witz geht so weit, hier von einer „Pogrom­stim­mung“ zu spre­chen, was ange­sichts die­ses Vide­os nach­voll­zieh­bar ist. Es wird hier über­deut­lich, daß die Hoff­nung der poli­ti­schen Klas­se, man kön­ne sich in einer mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft auf Umgangs­for­men des frei­en Dis­kur­ses ver­stän­di­gen, eine fehl­ge­schla­ge­ne Uto­pie ist. Statt des­sen geht es um Dominanzstreben.

Der Bio­lo­ge Ire­nä­us Eibl-Eibes­feldt hat sich in sei­ner wich­ti­gen Streit­schrift Wider die Miß­trau­ens­ge­sell­schaft mit den Arche­ty­pen die­ser Macht­stra­te­gien beschäftigt:

Inner­halb der qua­si-fami­lia­len Wir-Grup­pen, die auf der Basis per­sön­li­cher Bekannt­schaft ver­bun­den sind, ent­wi­ckeln sich für­sorg­li­che Domi­nanz­be­zie­hun­gen. Frem­den gegen­über strebt der Mensch nach repres­si­ver Domi­nanz. Die­se ursprüng­lich gegen Grup­pen­frem­de gemünz­te Ver­hal­tens­ten­denz erschwert das Zusam­men­le­ben in der anony­men Groß­ge­sell­schaft, in der Men­schen dazu nei­gen, Schwä­chen ihrer Mit­men­schen zur Her­stel­lung repres­si­ver Domi­nanz­be­zie­hun­gen aus­zu­nüt­zen. Aus die­sem Grund sind die Men­schen in der anony­men Groß­ge­sell­schaft vor­ein­an­der auf der Hut.

Auf der Grund­la­ge die­ser Ein­sicht beschreibt Eibl-Eibes­feldt, war­um „Frem­den­scheu“ beim Men­schen „gene­tisch pro­gram­miert“ ist, wel­che Pro­ble­me die „mul­ti­kul­tu­rel­le Immi­gra­ti­ons­ge­sell­schaft“ berei­tet und war­um Aus­län­der eine „erhöh­te Straf­fäl­lig­keit“ auf­wei­sen. Die­se Erkennt­nis­se hel­fen, die Pogrom­stim­mung gegen Sar­ra­zin genau­so wie deut­schen­feind­li­che Gewalt­ta­ten bes­ser zu verstehen.

Zunächst ist Deut­schen­feind­lich­keit eine „Ver­hal­tens­ten­denz“, die nicht offen arti­ku­liert wer­den muß, son­dern unter­be­wußt auf­grund der natür­li­chen Frem­den­scheu mit­schwingt. Sie kann durch Indok­tri­na­ti­on (etwa Erdo­gan-Reden in Köln) zu einem deut­li­cher bewuß­ten, poli­ti­schen Fak­tor gestei­gert wer­den, zu einer Front­stel­lung mit Land­nah­me­ab­sicht, einem Über­le­gen­heits­wunsch im Gastland.

Zugleich erklärt die­se Dis­po­si­ti­on, war­um die Für­sor­ge des Sozi­al­staa­tes und der Inte­gra­ti­ons­in­dus­trie bei Aus­län­dern nicht im glei­chen Maße eine beschwich­ti­gen­de Wir­kung ent­fal­tet wie bei Deut­schen. Es fehlt schlicht­weg das Talent, den deut­schen Huma­ni­ta­ris­mus nach­zu­äf­fen (wäh­rend uns Deut­schem  die­ser gesun­de Ver­wei­ge­rungs­in­stinkt fehlt!).

Kurz­um: Aus­län­der (mit gro­ßer Kul­tur­di­stanz) stre­ben natür­li­cher­wei­se nach repres­si­ver Domi­nanz. Das sieht dann so aus: In Heu­sen­stamm wur­de die­ser Tage ein Inten­siv­tä­ter fest­ge­nom­men, der sei­ne Opfer Lie­ge­stüt­ze machen ließ oder sie sprin­gen ließ, damit ihnen ihre Wert­sa­chen aus der Klei­dung fal­len. Sym­pto­ma­tisch ist auch, daß die Täter ein­zig und allein im Sche­ma repres­si­ver Domi­nanz­be­zie­hun­gen den­ken. So etwa ein Liba­ne­se aus Engels­kir­chen, der sei­nem Opfer vor Gericht Aus­län­der­feind­lich­keit vor­warf. Er hat­te den Deut­schen im Dezem­ber 2010 mit einer Schnee­schau­fel getötet.

Anders­her­um gelingt es den Deut­schen nicht, ange­mes­sen auf Repres­sio­nen zu reagie­ren. In Bochum sahen vor eini­gen Tagen Fahr­gäs­te einer Stra­ßen­bahn hilf­los dabei zu, wie eine 59-jäh­ri­ge Frau von Aus­län­dern aus­ge­raubt wur­de. Der Durch­schnitts­deut­sche ist zu „Zivil­cou­ra­ge“ gar nicht fähig, weil – wie ein gleich­na­mi­ger Film zeigt – Gewalt in sei­ner ide­al­ty­pi­schen Welt nicht vorkommt.

Das wie­der­um erleich­tert frem­den Tätern die Opfer­su­che. Mit Robert Musil gesprochen:

Nichts errät ein Mensch so schnell wie die inne­re Unsi­cher­heit eines ande­ren und fällt dar­über her wie eine Kat­ze über einen krab­beln­den Käfer.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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