München entscheidet heute, ob Martin Böcker Chefredakteur der Zeitschrift “Campus” bleibt und FAZ-Redakteur Patrick Bahners hat über eben diesen Fall und seine anstehende Nagelprobe erneut einen umfangreichen, die Sache Böckers stützenden Artikel veröffentlicht. Der 28. September ist also ein sehr interessanter Tag für uns.
Zunächst zur Sezession No. 44: Das Thema ist die “Konservative Revolution”, jene Zeitspanne zwischen 1918 und 1932, in der eine in Theorie und Organisation brillante Rechte in Deutschland einen anderen, besonderen, eben deutschen Weg in die Moderne und aus der Knebelung durch den Versailler Vertrag heraus suchte. Dieser Weg war nicht der Nationalsozialismus, er war keiner zu einem “Neuen Menschen” hin, sondern ein ebenso radikaler, wie verantwortungsbewußter Entwurf einer bewahrenswerten Revolte.
Historisieren!, sagt Karlheinz Weißmann, unser Experte auf dem Gebiet: Die Lage sei eine besondere gewesen, durch Gräben von dem getrennt, womit wir heute zu rechnen hätten. — Virulent halten!, sage ich, der ich bloß über Herrschaftswissen aus dieser mich immer wieder aufs neue elektrisierenden Epoche verfüge. Werfen Sie also einen Blick in das Inhaltsverzeichnis der 44. Sezession und bestellen Sie. Hervorheben will ich eine erläuterte Zusammenstellung der wichtigsten “Parolen der KR” und den Bildteil mit Plakaten und Aufrufen aus jener Zeit. Abonnenten können Ende der Woche mit dem Heft rechnen.
Böcker, “Campus”, Bahners: Heute tagt also der Studentische Konvent der Bundeswehruniversität München, das Audimax wird voll sein wie selten, endlich geht es um etwas, um ein paar mutige junge Offiziere, um die Frage, ob sie weiterhin die Redaktion der Studentenzeitschrift “Campus” bilden dürfen. Immerhin haben sie aus einem langweiligen Zettel ein gut gestaltetes, inhaltlich interessantes und in großen Medien diskutiertes Magazin gemacht.
Unter Verdacht wurden Böcker, Springer und Kempf (die “Campus drei”) gestellt, weil sie zum einen Autoren der Jungen Freiheit und der Sezession sind und zum anderen eine Anzeige des Instituts für Staatspolitik mit aufgenommen hatten: In ihr wurde die Studie “Die Frau als Soldat” beworben, eine Untersuchung über die dem militärischen nicht immer zuträgliche Genderisierung der Streikräfte. Und so trat die Präsidentin der Bundeswehruniversität München, Merith Niehuss, den “Fall Böcker” los, dessen sie nun nicht mehr Herr zu werden vermag: Ihr Versuch, mit ein paar lässig formulierten Verdachtsnoten die “Campus drei” abzubügeln, ist gründlich mißlungen.
Patrick Bahners, Feuilletonchef der FAZ, hat heute in einem großen Beitrag die Sache, die da verhandelt wird, auf den Punkt gebracht:
Eine durch tendenziöse Verlautbarungen der Universitätsleitung fehlgeleitete Presseberichterstattung soll für die Studenten ein Grund sein, von ihrer Redefreiheit vorsichtigen Gebrauch zu machen: Das ist ein weiterer Lehrbuchfall für das, was die amerikanische Rechtsprechung den “chilling effect”, die abkühlende Wirkung, der Meinungslenkung durch Vorgesetzte nennt.
Ich warte gespannt auf das, was in der Konventsitzung heute hinter verschlossenen Türen und unter ausdrücklichem Ausschluß der Medienvertreter debattiert und entschieden wird. Unmittelbar nach Ende der Sitzung werden wir hier in unserem Netz-Tagebuch das Ergebnis und eine Stellungnahme veröffentlichen, so gegen 17.00 Uhr etwa.