Euro-Rettungsfond zu sagen – mich nicht äußern zu Dingen, von denen ich nicht viel verstehe und deren Dimension und Folgenschwere meine Vorstellungskraft übersteigen.
Im Frühsommer hörte ich einen Radiobeitrag über die “Oper Oder Spree”. Dort wurde in dieser Saison die selten gespielte Oper “Angiolina” von Antonio Salieri inszeniert, das Gesamtbudget betrug 180 000 Euro. Vom Land Brandenburg kamen 43 000 Euro. Ich zitiere aus dem Radiobeitrag:
Da das Festival Oper Oder-Spree natürlich kein festes Orchester hat, engagiert man sich eins. Seit Beginn kooperiert man daher mit bulgarischen Orchestern. Ein deutsches Ensemble wäre schlicht zu teuer. Dieses Jahr sind die Philharmoniker aus dem bulgarischen Plovdiv angereist, das derzeit ohne festen Spielort ist, da dort das Opernhaus abgebrannt ist. Die Sänger wurden im Rahmen eines Wettbewerbs aus 130 Bewerbern ausgewählt und kommen größtenteils aus Osteuropa. Sie spielen für eine Gage von rund 1000 Euro – für alle Aufführungen.
Dies sind Zahlen, mit denen ich etwas anfangen, die ich einordnen kann. Die musikalischen Spitzenkräfte aus Osteuropa leben dabei wie in einem Ferienlager, sie kochen zusammen, musizieren, improvisieren, um für 1000 Euro drei Wochen lang Aufführungen zu geben. Aber alles bleibt eine Art kulturelles Himmelfahrtskommando:
Denn fällt einer der Sänger aus, gibt es keinen Ersatz und man hätte Schulden. In dieser Hinsicht scheint es geradezu unerschrocken, wie die Veranstalter in Neuzelle das Genre Oper versuchen am Leben zu halten – im sogenannten “Kulturland” Brandenburg, das sich bis auf eine Ausnahme aller Dreisparten-Theater entledigt hat. Und dessen Kulturetat nicht mal ein Prozent des Landeshaushalts ausmacht.
Gibt es eigentlich einen Oper-Rettungsfond? Was würde ein Ersatz-Sänger kosten, damit die Aufführungen nicht ins Wasser fallen müssen? 2500 Euro? Das alles ist so peinlich, so grotesk, so jenseits jeder Würde einer Kulturnation, so unter allem Niveau für ein Land, das vor Geld kaum gehen kann.
Wie – bitte! – soll ich nun die Zahl einordnen, die gestern ventiliert wurde: diesen “gehebelten” Betrag von einer Billion Euro? Es ist dies eine Summe, in der ein Betrag von 180 000 Euro das Schwarze unter den Fingernägeln ist. Der deutsche Risikoanteil inklusive Zinsen undsofort von rund 400 Millarden Euro liegt auf der Höhe des Jahreshaushalts unserer Nation. Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir in dieser Höhe eines Tages tatsächlich bürgen sollten. Es muß sich um Kulissenschiebereien handeln, um willkürlich bedrucktes Papier: Die Vernichtung des deutschen Volksvermögens wäre so gigantisch, daß – sollten wir noch einmal davonkommen – jedes einzelne Kaff sich mit osteuropäischen Musikern eine Operninszenierung in die Kneipe holen könnte, zur Feier des Tages.
Mehr kann ich zu diesem Irrsinn nicht beisteuern.
patzer
Geht mir ähnlich. Deshalb beschloss ich,einem Ökonomen zu trauen, dessen Ausführungen mir bisher logisch erschienen. Das ist in meinem Fall Professor Sinn. Kann richtig sein,muss aber nicht!
Mit verwirrten Grüßen: patzer