Als phallische Gesten

lassen sich im Grunde die meisten Handzeichen, die triumphierenden wie die despektierlichen, übersetzen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Neh­men wir den hoch­ge­reck­ten Dau­men oder die zugleich auf­ge­rich­te­ten Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger, zwei posi­tiv kon­no­tier­te Sym­bo­le, die bedeu­ten, das eine Sache „geritzt“ ist; Sieg auf gan­zer Linie.

Noch mehr männ­li­che Wucht wohnt sowohl der Kom­mu­nis­ten­faust – Sym­bol­kund­ler deu­ten die Faust ana­log zum Ham­mer Thors, einem genu­in mas­ku­li­nen Attri­but – als auch dem salu­to roma­no, dem Römi­schen Gruß inne, der einst in unse­rem Brei­ten als zacki­ger „Deut­scher Gruß“ Kar­rie­re mach­te. Fer­ner hät­ten wir den ordi­nä­ren soge­nann­ten Stin­ke­fin­ger, jene obs­zö­ne Ges­te, die in Lau­ten aus­ge­drückt „F… dich“ heißt: hier wird der phal­li­sche Ges­tus über­deut­lich. Auf ähn­li­che Sym­bo­lik ver­weist die welt­weit unter­schied­lich gedeu­te­te mano cor­nu­ta, die einen gehörn­ten Stier abbil­det und hier­zu­lan­de (gern als bana­le „Pom­mes­ga­bel“ gehan­delt) als Erken­nungs- und Freu­den­zei­chen unter Rockern gilt.

Ein aus­ge­spro­che­nes Pech für Femi­nis­tin­nen, daß der gestreck­te mensch­li­che Fin­ger rein ana­to­misch so wenig für eine kämp­fe­ri­sche weib­li­che Sym­bo­lik taugt! Als „Femi­nis­ten­faust“ ist seit der jün­ge­ren Eman­zi­pa­ti­ons­be­we­gung das Venus­sym­bol bekannt, in deren Mit­te die ordi­nä­re Faust – ja, wie­der­um das Ham­mer­zei­chen! – sich ballt. In der Ursprungs­ver­si­on ist der hori­zon­ta­le Bal­ken des Venus­sym­bols als Dop­pel­axt aus­ge­bil­det, ein Zei­chen der Les­ben­be­we­gung, die mit der Ver­wen­dung der Dop­pel­axt an die Streit­bar­keit der Ama­zo­nen anknüp­fen wol­len. Anti­fe­mi­nis­ten ver­wen­den die­ses Emblem in Ver­bin­dung mit einem Müll­korb, in denen man sonst gern sym­bo­lisch das Haken­kreuz entsorgt.

Ver­mut­lich, weil die Faust eben doch nicht als urweib­li­ches Sinn­bild taugt, war­tet die aktu­el­le Emma mit der Bild­spra­che einer aktua­li­sier­ten „femi­nis­ti­schen Faust“ auf, die frei­lich wenig fäus­tisch daher­kommt. Femi­nis­tin­nen sol­len sich dem­nach wie folgt soli­da­risch zu erken­nen geben:

„So geht´s: Lin­ke Hand und rech­te Hand sprei­zen; Dau­men und Zei­ge­fin­ger zu einem Drei­eck zusam­men­füh­ren. Vagi­na statt Phal­lus, die Sym­bo­lik ist klar.“

So in etwa, sie­he Bild oben, soll der hüb­sche Gruß dann aussehen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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