Daran anschließend möchte ich nun eine kleine Revue (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) diverser Comics vu de droite eröffnen. Die Rezeption von Comics hat in den nach metapolitischen Berührungsflächen suchenden Nouvelle-Droite-Ablegern in Frankreich und Italien eine Rolle gespielt, die in Deutschland undenkbar ist.
Das hat damit zu tun, daß die bandes desinées in Frankreich einen weitaus höheren Stellenwert in der Nationalkultur innehaben als hierzulande, wo mit Comics immer noch eher der Heftchenschund assoziiert wird, obwohl doch via Wilhelm Busch Deutschland als eines der wichtigsten Vaterländer der Bilderstreifen gelten darf.
Dennoch hat sich inzwischen auch hier herumgesprochen, daß die Comics längst ihren Kinderschuhen entwachsen sind, und herausragende Künstler wie Jacques Tardi, Jean Giraud, Hugo Pratt, Art Spiegelman oder Dave Sim hervorgebracht haben.
Machen wir den Anfang mit dem Naheliegendsten: Asterix von Albert Uderzo und dem genialen, 1977 verstorbenen Texter René Goscinny ist nicht nur eine Art französisches Nationalheiligtum, sondern auch einer der weltweit populärsten Comics, den wir hier nicht wohl länger vorstellen müssen.
Seinen Reiz bezieht Asterix zu einem großen Teil aus der Karikierung der europäischen Nationalcharaktere, und so machten Asterix und Obelix im Laufe ihrer Abenteuer unter anderem Bekanntschaft mit den “Goten”, “Hispaniern”, “Britanniern”, Korsen, Griechen und “Wikingern”.
1995 veröffentlichten Richard Herzinger und Hannes Stein die Polemik Endzeitpropheten – Offensive der Antiwestler, in der alle jene als extremistische und protofaschistische Dunkelmänner gegeißelt wurden, die im Siegeszug des westlichen Liberalismus nicht das Happy-End und den Sinn der Geschichte zu sehen vermögen.
Zwar augenzwinkernd, inhaltlich aber durchaus ernst gemeint, machten Stein und Herzinger Asterix als “Blut-und-Boden”-Comics dingfest, mitsamt einer heidnischen (“Beim Teutates!”) und ethnopluralistischen Ideologie im Hintergrund, als hätte Alain de Benoist lui-même Pate gestanden. “Ich habe nichts gegen Fremde”, so ein geflügeltes Wort des Dorfältesten Methusalix, “einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier!”
Diese rückständigen, abgeschotteten und völkisch-xenophoben Gallier verweigerten sich nach Stein und Herzinger hartnäckig den universalistischen Segnungen der Pax Romana und der römischen Zivilisation. Wie der “romanisierte”, togatragende Gallierhäuptling im “Kampf der Häuptlinge”, dessen Zimmerwand der Spruch “Rome, sweet Rome” ziert, sollten die Mannen um Asterix also quasi endlich die Besatzer als Befreier begrüßen, und sich von der eigenen reaktionären Zurückgeliebenheit befreien lassen…
Als glänzendes Gegenmodell zum gallischen Dorf präsentierten die Autoren Disneys Entenhausen, eine typische amerikanische Kleinstadt, demokratisch, “weltoffen”, säkularisiert und kapitalistisch, und außerdem – im Gegensatz zu der ethnisch homogenen Heimat Asterix’- beispielhaft multikulturell, leben dort doch Enten, Mäuse, Hunde und andere Tiere friedlich und ohne Rassendiskriminierung zusammen. Nach Stein und Herzinger käme das Heil Europas also aus seiner “Entenhausierung”, während Uderzo und Goscinnys Modell eher ein quasi-gaullistisches “Europa der Vaterländer” propagierte, das sich dem “American Way of Life” widersetzt.
Nun: Wenn überhaupt, dann haben Stein und Herzinger damit eines der schlagendsten Argumente überhaupt gegen das von ihnen so gepriesene Westlertum gebracht: Pro-Westler sein bedeute also ausbuchstabiert soviel, wie beim Lesen von Asterix zu den Römern zu halten. Zu solch einem Kanaillentum kann auch nur ein Linksliberaler fähig sein!
Schon dreißig Jahre vor Stein und Herzinger meinte Fix & Foxi – Erfinder Rolf Kauka gewisse politische Analogien in Asterix zu erkennen. Wer einmal auf einem Flohmarkt ein Heft des kurzlebigen F&F-Ablegers Lupo modern (ab 1965) in die Hände bekommen hat, wird sich nicht schlecht über die Unverschämtheit gewundert haben, mit der Kauka in der Lizenzausgabe mit offen politischer Tendenz die Gallier in “Germanen” verwandelte und, wie es vor kurzem noch auf der offiziellen Kauka-Webseite hieß, die Problematik des “neuen Limes” aufgriff.
Asterix und Obelix hießen nun “Siggi und Barrabas”, wurden zu “Westgoten” erklärt, während die Nur-Goten der französischen Vorlage zu “Ostgoten” mit sächsischem (!) Akzent mutierten. Und obwohl das Dorf in “Bonnhalla” und der Druide Miraculix, auf Adenauer anspielend, zu “Konradin” umbenannt wurden, ließ Kaukas Bearbeitung keinen Zweifel, daß er auch West-Germanien als besetztes Land betrachtete: so fluchen die römischen Besatzer im breitesten Yankee-Englisch (!).
Auch sonst ist die Kauka-Fassung voll mit hübschen kleinen Details, die schon damals provokant gewirkt haben müssen. In einer Episode treffen Asterix/Siggi und Obelix/Barrabas in einer Kerkerzelle auf einen betrunkenen Landsmann. Während dieser im Original “Heil Vercingetorix!” brüllt, wird daraus in der deutschen Fassung “Heil Kaiser Wilhelm!”
Als schließlich Uderzo & Goscinny von der Verfälschung Wind bekamen, untersagten sie Kauka den weiteren Abdruck. So blieben “Siggi und Barnabas” eine skurrile Fußnote, und ein köstliches, fast schon fernau-isches, Dokument nationalbewußter publizistischer Dreistigkeit, das umso ungewöhlicher ist, als Mitte der sechziger Jahre die meisten Nationalkonservativen längst eherne Anhänger der Westbindung waren.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß der pseudonyme Autor des semi-legendären “rechten Baedeker” (erschienen in ETAPPE 17, Herbst 2003), Asterix unter die hierzulande wenig bekannten “Poujadisten” ( Parole: “Wir selbst!”), einordnet.
À suivre!