„Ein eigener Kosmos mit eigenen Gesetzen“ oder: Hat Sven N. sich verteidigt?

Die „Weiße Siedlung“ in Neukölln heißt nur so, weil die Häuser weiß sind. Es handelt sich um kein deutsches Ghetto im multikulturellen Großstadtdschungel.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Viel­mehr woh­nen hier 63 Pro­zent Aus­län­der und die Hälf­te aller Bewoh­ner die­ses „Quar­tiers“ bezieht Hartz IV. Im Kin­der­gar­ten und an der Grund­schu­le haben schon 85 Pro­zent einen „Migra­ti­ons­hin­ter­grund“.

Der Staat pumpt Unsum­men in die­ses Quar­tier hin­ein, damit es hier ver­hält­nis­mä­ßig ruhig bleibt. Sogar poli­tisch kor­rek­te Bericht­erstat­tung wird jähr­lich mit 5.000 Euro geför­dert. Aber noch viel wich­ti­ger ist es, daß die „Gewalt­prä­ven­ti­on“ früh beginnt und Kin­der zu „Media­to­ren“ aus­ge­bil­det wer­den, „um Kon­flik­te unter Mit­schü­lern zu lösen“. Die Eltern holt das Quar­tiers­ma­nage­ment auch mit ins Boot, indem es Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen in Deutsch, Tür­kisch und Ara­bisch anbietet.

Doch trotz all die­ser Bemü­hun­gen hat es am Sonn­tag (4. März) einen tra­gi­schen Zwi­schen­fall im Quar­tier gege­ben. Auf dem Bolz­platz steht es 2:4 beim Spiel des NFC Rot-Weiß Neu­kölln und SV Empor Prenz­lau­er Berg. Dann kommt es zu einer Ran­ge­lei zwi­schen tür­ki­schen und ara­bi­schen Spie­lern. Mit­ten­drin: ein paar „Rest­deut­sche“ wie der klei­ne Kevin, des­sen Vater Oli­ver H. (39) die Eska­la­ti­on besorgt an der Sei­ten­li­nie verfolgt.

Er ent­schließt sich, gemein­sam mit sei­nem Bekann­ten Sven N. (34) ein­zu­grei­fen. Doch auf ein­mal ver­brü­dern sich die Tür­ken mit den Ara­bern und gehen auf die bei­den Deut­schen los. Quer durch Neu­kölln het­zen sie die Fami­li­en­vä­ter, die sich erst im Haus von Oli­ver H. sicher füh­len. Wäh­rend­des­sen bewaff­nen sich die 20 Jugend­li­chen mit Stei­nen, Mes­sern und Knüppeln.

Einer von ihnen ist der 18-jäh­ri­ge Jusef El-Abed. Er gilt selbst Neu­köllns Bür­ger­meis­ter Heinz Busch­kow­sky (SPD) als Vor­bild und ist als Streit­schlich­ter unter­wegs. Das Job­cen­ter finan­ziert die­se Arbeit als „Kiez­strei­fe“ und gibt dem jun­gen Aus­län­der so eine zwei­te Chan­ce, obwohl er bereits wegen schwe­ren Dieb­stahls auf­ge­fal­len ist.

Als Streit­schlich­ter in der ange­spann­ten Situa­ti­on vor dem Haus von Oli­ver H. fällt der­weil ein tür­ki­scher Erwach­se­ner auf. Er wen­det sich an Sven N. und gibt die­sem zu ver­ste­hen, daß die jun­gen Män­ner nur mit ihm reden möch­ten. Sven N., der auch kein unbe­schrie­be­nes Blatt ist (mehr­mo­na­ti­ge Bewäh­rungs­stra­fe im Jahr 2006 wegen gefähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung), traut dem Gan­zen jedoch nicht. Er nimmt zur Sicher­heit ein Küchen­mes­ser mit, stellt sich den Jugend­li­chen, wäh­rend Oli­ver H. die Hosen voll hat und über den Hof flüchtet.

Die Sor­ge von Sven N. ist berech­tigt, denn kaum aus dem Haus schla­gen drei Jugend­li­che auf ihn ein. Schwer­ver­letzt geht er zu Boden und fuch­telt dort panisch mit sei­nem Mes­ser her­um. Er trifft Jusef El-Abed, die­ser stirbt.

Mor­gen (9. März) wird der jun­ge Mann nun auf dem isla­mi­schen Fried­hof am Colum­bia­damm beer­digt. Hun­der­te Trau­er­gäs­te haben sich ange­kün­digt. Sven N. liegt noch immer im Kran­ken­haus. Wahr­schein­lich hat er einen Schä­del­ba­sis­bruch erlit­ten. Wo sich Oli­ver H. befin­det, ist unbe­kannt – jeden­falls nicht in sei­nem Haus.

Die Staats­an­walt­schaft ist sich sicher, daß Jusef El-Abed zu den Angrei­fern gehör­te. Sven N. habe aus Ver­zweif­lung Not­wehr began­gen, die „straf­recht­lich gerecht­fer­tigt“ ist. Damit dürf­te der Fall den­noch nicht abge­schlos­sen sein. „Ich kann zu hun­dert Pro­zent garan­tie­ren, daß das ein Nach­spiel haben wird“, sagt einer der Bekann­ten von Jusef gegen­über der Pres­se. Burak betont: „Das hier ist ein eige­ner Kos­mos mit eige­nen Gesetzen.“

Die Poli­zei ist sich der Bedro­hungs­la­ge eben­falls bewußt. Man habe des­halb kei­ne nor­ma­len Beam­ten in das Quar­tier geschickt, son­dern „Fach­kräf­te des Arbeits­ge­biets Inte­gra­ti­on und Migra­ti­on“. Die­se wer­den sich nun mit Burak und ande­ren Bekann­ten des Ersto­che­nen tref­fen, damit sich die Gemü­ter beruhigen.

An Sven N. rich­tet Burak der­weil eine unmiß­ver­ständ­li­che Ansa­ge: „Ich wür­de ihm raten, hier nicht mehr so schnell auf­zu­tau­chen (…) Wenn ich umge­kom­men wäre, wären mei­ne Jungs sofort unter­wegs, um den­je­ni­gen, der das getan hat, fertigzumachen.“

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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