Konservative Revolutionärinnen

...sind die beiden natürlich nicht wirklich. Was sonst? Pubertierende Gören, die ein bißchen nach Reibereien suchen,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

nach ver­ba­len Schar­müt­zeln, ohne sol­che ollen, gleich­wohl popu­lä­ren Ven­ti­le wie Mob­bing und Mäd­chen­läs­tern zu öff­nen; das wird´s wohl sein.

Wild­frem­den Leu­ten mit blö­den Sprü­chen zu kom­men: Das ado­les­zen­te Pre­ka­ri­at macht das laut und offen, die Spröß­lin­ge aus bes­se­ren Schich­ten tuscheln und ätzen ihr Wir-Gefühl hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand: „Ey, guck mal, die Tus­se schon wie­der! Mit Hot­pants fast noch im Win­ter! Hat´s nötig!“ „Der Typ: Tut, als ob er uns nicht sieht! Aber extra Fens­ter­glas-Bril­le!“, usw., usf.

Die bei­den Mäd­chen hier sticht der Hafer ein wenig schrä­ger, Mot­to: Revol­te gegen die moder­ne Welt.

Die Lady, die grad im Laden mit über­lan­gen Straß­stein­chen­fin­ger­nä­geln Pro­ble­me hat­te, die Ware auf dem Band zu posi­tio­nie­ren, wird beim Ein­kaufs­wa­gen­zu­rück­stel­len dezent und in ver­schwö­re­ri­schem Ton („mal unter uns Frau­en“) ange­spro­chen: „Tschul­di­gung, woll­ten Sie nur dar­auf auf­merk­sam machen: Man sieht Ihren Schlüp­fer! Rich­tig doll, überm Hosen­bund!“ (Klar, daß der her­vor­blit­ze­de Tan­ga beab­sich­tigt war. Aber gehört sich das? Ist das etwa not­wen­dig? Hal­lo, Scham­ge­fühl?) Schö­ner Erfolg: Die Lady wird rot, nes­telt den Gür­tel hoch, bedankt sich fahrig.

Wei­ter; wie läuft d e r denn rum, sind wir am Strand? „Ent­schul­di­gung, aber Ihr Hemd hängt raus!!“ – „Ja, weiß ich. Und?“ Die Gören stut­zen. Bli­cken, nein star­ren auf den Bauch, der in Wahr­heit nicht wirk­lich doll aus­ge­prägt ist: „Ach so. Des­halb. Biß­chen kurz gekauft, gell? Na, macht ja nichts, kei­ne Ursache!“.

Nächs­ter Fall, fast eine Mut­pro­be, das Objekt des Mut­wil­lens ist bloß weni­ge Jah­re älter: „Hal­lo! Du, tschul­di­gung, schau mal run­ter! Dei­ne Jeans hat Löcher!“ –„Hm. Wo ist das Pro­blem?“ – „Wie? Ach so, bist Du hin­ge­fal­len?“ – „Ey, spinnt ihr? Die Hose hat­te schon immer Löcher!“ – „Aha?“, befrem­de­tes Stirn­run­zeln, mäd­chen­seits: „Dann darf ich mal ganz blöd fra­gen: War die denn bil­li­ger?“ „Nee, war sie defi­ni­tiv nicht! Seid Ihr vom Mond oder was?“ – Beteu­ern­des Kopf­schüt­teln: „Wie­so, war doch nur gut­ge­meint! Du hast Dir doch nicht ernst­haft eine zer­fetz­te Hose gekauft?! Ich mein… das ist doch komisch?!“ Die ande­re sekun­diert: „Ja, und da zieht es doch durch, an den Löchern! Heu­te ist doch kalt!“

Typ grum­melt und zieht von dan­nen. Mäd­chen hin­ter­her: „Komm, es war wirk­lich nur lieb gemeint! Und man muß sich doch nicht schä­men wegen so was!“

Zicken­pu­ber­tät, in kon­ser­va­ti­ver Absicht.

Pho­to: andy­j­ak­e­man

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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