legitimiere, leidet weder an Paranoia, noch bedient er parteipolitisches oder sonst irgendwie berechnendes Gejammer. Er beschreibt vielmehr den logischen Weg vom offiziellen Warnvokabular hin zur halb-offiziellen Zivilcourage:
Keine Woche vergeht, in der nicht irgendwo in dieser Republik die gewaltsame Störung oder Verhinderung einer – im weitesten und unscharfen Sinne dieses Wortes – rechten Veranstaltung, die Denunziation einer Person oder das Hacken einer Internet-Seite zum zwar nicht legalen, jedoch aufgrund der Bedrohungslage löblichen Widerstandsakt erklärt würde.
Wir Organisatoren rechnen in unsere Planung immer schon derlei „Zivilcourage“ ein. Denn wir kennen es kaum anders und sind mittlerweile schon für das Banalste dankbar: für Räumlichkeiten, deren Vermieter nicht nach den ersten drei Drohanrufen von seinem Veranstaltungsvertrag zurücktritt; für den ungestörten Verlauf vor, während und nach einer Diskussion über die Identitätsstörung der Deutschen; für jeden neuen Referenten und Autor, der mit seinem guten Namen wiederum nur für das Banalste einzustehen bereit ist: für Fragestellung, Vortrag und Text.
Dieses Banalste ist nicht das Selbstverständliche. Als die Junge Freiheit 1992 in Ravensburg zur 1. Sommeruniversität einlud, war der Ort nach zwei Tagen enttarnt, und am dritten Tag frühmorgens mußten sich die Teilnehmer absetzen, über den Bodensee ins Ausweichquartier. Die Stimmung war elektrisch, aber im Nachhinein wissen wir, daß wir uns damals schon an dieses ständige Aufspreizen der Zange gewöhnt haben und einen Teil unserer Gestimmtheit seither daraus beziehen: Im Zwischenraum den zwischentag veranstalten – das ist es wohl, das ist schon viel, und wer dieses Sich-dazwischen-Klemmen für würde‑, einfalls- oder aussichtslos hält, hat zwei Dinge nicht begriffen:
1. Die äußeren Bedingungen und die internen Möglichkeiten lassen mehr als solche zeitlich begrenzten Zwischenräume nicht zu;
2. Ein Zwischenraum ist kein Hinterzimmer, der zwischentag kein Restprogramm, sondern ein gutes Wort für ein Dennoch und einen Waldgang.
Wir beziehen einen Gutteil unseres Rufs daraus, daß wir immer wieder Räume für solche Tage finden. “So Gott will, und die Alliierten nichts dagegen haben” – würde jetzt einer unserer Mitarbeiter sagen – können die Autoren der Sezession und ihre Leser, können rund dreißig andere Verlage, Zeitschriften, Projekte und Initiativen am 6. Oktober in Berlin einen großen zwischentag miterleben und zu einem Ort der freien Rede machen.
Es wird an diesem Samstag im Oktober die erste Freie Messe Berlin geben, mit Ausstellern, Ständen, Begleitprogramm, Sitzecken, Stehtischen, Abendbuffet und einer nicht ganz kleinen Feier: An diesem 6. Oktober wird die 50. Sezession ausgeliefert. Man wird ein weitgefaßtes metapolitisches Milieu in seiner Differenziertheit und Vielgestaltigkeit an den Messeständen und im Rahmen des Begleitprogramms kennenlernen können.
Wir verlangen 15 bis 55 Euro für eine Teilnehmerkarte, je nachdem, ob Schüler oder berufstätig, ob für den Tag über oder auch zusätzlich am Abend zur Jubiläumsfeier. Eine Besonderheit ist der Messegutschein, der im Preis jeder Karte inbegriffen ist: Sie können ihn an einem der Stände verwenden und garantieren so den Ausstellern (die teils von weit her anreisen) einen gewissen Umsatz.
Es versteht sich von selbst, daß dieser Tag als organisatorisches und – ein mißbrauchtes Wort findet jetzt seinen Platz! – solidarisches Ereignis zu einem Erfolg werden muß. Madame Cordhose wird sich vielleicht nicht zu unserer Messe nach Berlin verirren, aber vielleicht jeder 5. Sezession-Abo nnent, und von der JF und der Blauen Narzisse und den 27 anderen Ausstellerkunden auch noch welche. Zufrieden sind wir jedenfalls, wenn sich eintausend Gäste anmelden (davon wiederum dreihundert auch für den Abend, für das Buffet und die Feier zur 50. Sezession). Und wir wissen, daß diese erste Freie Messe Berlin ein zwischentag sein wird, der endlich einmal nicht nur von einem einzelnen Projekt als Ort der freien Rede zwischen die Backen der Zange geklemmt werden muß. Nehmem Sie teil am zwischentag in Berlin! Zum Herunterladen:
+ Informationsblatt im pdf-Format;
+ Anmeldebogen im pdf-Format.
Tragen Sie sich in den Rundbrief ein: zwischentag.de.