(und in den Monaten danach die Reaktionen), weiß seither, wie es ist, wenn eine Debatte mit offenem Ausgang geführt wird, in der es um nichts weniger geht als um die Frage, ob die Deutungsmacht links bleibe oder rechts werde. Ein dieser Phase vergleichbares Ringen hat es seither nicht wieder gegeben.
Thorsten Hinz schreibt im zweiten Band des Staatspolitischen Handbuchs (Schlüsselwerke, Schnellroda 2011) über die Sammlung Aufstand gegen die sekundäre Welt, daß Botho Strauß mit solchen Texten »Irritationen und Beängstigungen in einer saturierten, doch ihrer selbst nicht sicheren liberalen Gesellschaft« auslöse, und resümiert: »Die Fernwirkung dauert an.« Das allein schon ist Grund genug für jeden, der noch nicht ausgestattet ist, zu der deutlich erweiterten, dritten Auflage der Sammlung zu greifen: Sie enthält nun einmal Schlüsseltexte gegen die »Totalherrschaft der Gegenwart« (Strauß).
Neu aufgenommen sind Texte aus dem vergangenen Jahrzehnt – wichtig der über Spenglers aus dem Nachlaß herausgegebenen persönlichen Aufzeichnungen, die Strauß eben nicht mit Skandalwitterung liest, sondern zu einem Aufruf für ein an Spengler geschultes »abendländisches Wachsein« nutzt, für ein »Denken in groben Zügen«. Und wenn Strauß sich den 81. Band der Heidegger-Gesamtausgabe vornimmt, weiß man, daß er auf seinem Refugium in Brandenburg tatsächlich sich ohne Blick auf die journalistische Verwertbarkeit an einem Feuer wärmt, »das einen Haufen zeit-geschichteten Müll verbrennt«.
(Botho Strauß: Der Aufstand gegen die sekundäre Welt. Aufsätze, 3. erweiterte Auflage, München: Hanser 2012. 175S., 17.90 €)