einen abendlichen Gang zum Asylbewerberheim unternimmt. Die Anwohner wollen damit Politik und Medien wachrütteln und ein Zeichen setzen gegen die alltägliche Kriminalität in ihrem Stadtteil.
Doch beim letzten Rundgang am 21. September blieb es nicht allein beim Spazierengehen. Einer der Teilnehmer der Bürgerstreife berichtet:
Es war eine Mischung aus Engagement und Zufall: Als ein Teilnehmer der Ebersdorfer Bürgerstreife einen anderen Weg als sonst zum vereinbarten Treffpunkt nahm, machte er eine Beobachtung: Aus einem Kleingarten in Hilbersdorf kam ein Südländer direkt über den Zaun geklettert, während sein ebenfalls südländisch aussehender Begleiter mit zwei Fahrrädern davor wartete. Beide fuhren dann zum Asylbewerberheim Adalbert-Stifter-Weg. Was der Mann im Garten tat, konnte zwar nicht beobachtet werden, der hastige Ausstieg über den Gartenzaun spricht jedoch nicht gerade dafür, daß er eingeladen war.
Die angerufene Notrufnummer 110 war zunächst nicht erreichbar, dann war eher routinierte (oder resignierte?) Langeweile am anderen Ende der Leitung festzustellen. Als sich die Teilnehmer auf ihrem Rundgang zur Asylbewerberunterkunft begaben, entdeckte der besagte Teilnehmer mit Erstaunen, daß der an einem auffälligen Kleidungsstück gut erkennbare „Gartenbesucher“ vor dem Tor stand, eifrig telefonierte und auf jemanden zu warten schien. Sofort wurde die Polizei erneut alarmiert, die diesmal deutlich mehr Interesse zeigte und einen Streifenwagen schickte. Anzeige wurde erstattet.
Nicht unerwähnt bleiben sollte übrigens die Kollektion von Fahrrädern, welche vor der Asylbewerberunterkunft parkt. Alt und billig sind da definitiv die falschen Attribute.
An der Ebersdorfer Bürgerstreife beteiligen sich jedes Mal in etwa ein halbes Dutzend Anwohner – von jung bis alt. Ihre Botschaft ist auf jeden Fall schon bei Polizei, Presse und Politik angekommen. Vor einigen Wochen stand die Polizei bei mir vor der Haustür und erkundigte sich nach der Bürgerstreife. Das Ziel dieser Maßnahme ist natürlich klar: Gerade bei ehemaligen Bürgern der DDR zeigt bereits ein solcher Besuch schnell Wirkung, weil die Leute unterbewußt sofort die Assoziation „Hohenschönhausen“ haben.
Die Presse hat auch sehr schnell reagiert. Nachdem die Lokalzeitung Freie Presse unseren Vortragsabend über Ausländergewalt im Mai sehr positiv bewertete, hat Endstation Rechts direkt nach Gründung der Bürgerstreife im Juli ein schnelles „Wehret den Anfängen!“ hinausposaunt. Die Bürgerstreife würde die Asylbewerber unter Druck setzen und versuchen, „sie so aus Ebersdorf zu vertreiben“.
Selbstjustiz ist jedoch strafbar und kann die örtlichen Probleme nicht lösen; eine offene Kommunikation zwischen allen Betroffenen schon eher.
Wie das Beispiel vom letzten Freitag zeigt, hat die Bürgerstreife nicht vor, Selbstjustiz auszuüben. Viele der Teilnehmer (z.B. Rentner und Frauen) wären dazu auch körperlich gar nicht in der Lage. Was sie wollen, ist gerade die von Endstation Rechts angesprochene „offene Kommunikation“ über das Problem.
Neben der konservativen Bürgerbewegung Pro Chemnitz hat einzig die Linkspartei nach Ankündigung der Bürgerstreife eine Informationsveranstaltung durchgeführt und sich öffentlich geäußert. Der linke Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Siegel betont:
Es kann nicht sein, dass die „Braunen“ vollmundig tönen dürfen, alle Asylbewerber seien “Sozialschmarotzer”, “Wirtschaftsflüchtlinge” oder “kriminelle Ausländer”. Diese Stigmatisierung ist menschenverachtend. Es hilft aber auch nicht, die Probleme bei der Umsetzung des Asylrechtes totzuschweigen oder schönzureden.
Wo findet denn tatsächlich die von der Oberbürgermeisterin proklamierte Bereicherung unserer Kultur durch die Asylbewerber statt? Realität in Chemnitz ist, das die Asylbewerber möglichst abgeschottet in ihrem Heim bleiben und keinen Kontakt zur Bevölkerung haben sollen.
Es muss zum gesellschaftlichen Konsens werden, dass Menschen, die in Heimatländern verfolgt werden, bei uns Asylrecht genießen und dass wir ihnen die Hand in einer für sie schwierigen Situation reichen. Und zugleich muss es Konsens sein, dass wir ständige Verstöße gegen unsere Rechtsordnung nicht dauerhaft dulden und die Handlungsoptionen des Ausländergesetzes auch konsequent genutzt werden.
Abgesehen davon, daß niemand in Chemnitz gesagt hat, alle Asylbewerber seien kriminell, hat Siegel im Großen und Ganzen recht. Isolation, fehlende Bildung und Perspektiven sind natürlich problematisch. Asylmißbrauch und Kriminalität gehören aber ebenso auf die Agenda der Politik.
Ein Anwohner, der sich trotz Sympathie für die Bürgerstreife nicht an ihr beteiligen möchte, brachte es vor ein paar Wochen beim Gespräch „über den Gartenzaun“ auf den Punkt: Sobald jemand offen anspreche, daß es bei den Asylbewerbern eine erschütternd hohe Kriminalitätsrate gebe, werde er als „Nazi“ diffamiert. Aus diesem Grund könne er sich (aus beruflichen Gründen) nicht an der Bürgerstreife beteiligen. Sein Hund wisse aber, von wem die Gefahr ausgehe, teilt er augenzwinkernd mit.
Mehr Fälle von Ausländergewalt gibt es auf deutscheopfer.de! Am 16. Oktober findet zudem der nächste Vortrag in Leipzig statt.