Lotte fliegt wieder!

Die beliebten "Fliegerschals" des Potsdamer Labels "Lotte in Moskau" müssen den Lesern dieses Blogs wohl nicht mehr weiter vorgestellt werden.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Wie alle Jah­re gibt es nun wie­der eine neue, lie­be­voll zusam­men­ge­stell­te Kol­lek­ti­on von far­big bedruck­ten Satin­schals – dies­mal auch mit Woll­stoff­rück­sei­te für die kal­ten Tage.

Mit dabei sind natür­lich wie­der die Dau­er­bren­ner: die Model­le “Ober­schwä­bi­scher Bom­ben­le­ger” (eine Hom­mage an Claus von Stauf­fen­berg) und “schnell und laut an Höhe ver­lie­ren­des Flug­zeug aus dem Hau­se Jun­kers” (orna­men­ta­le Mus­ter aus klei­nen Sturz­flug-Stu­kas) in diver­sen Variationen.

Der Schla­ger die­ser Sai­son sind aller­dings die erst­ma­lig aus rei­ner Sei­de her­ge­stell­ten Model­le mit ganz neu­en Moti­ven, dar­un­ter wie­der eini­ge, deren Poten­ti­al als Mus­ter für ein Beklei­dungs­stück wohl bis­her nie­mand erahnt hat.  Nie­mand außer Tho­mas Micha­el eben: der “Lot­te in Moskau”-Designer gibt sich wie immer ver­schmitzt-eso­te­risch, und bie­tet nur wenig Hin­wei­se auf die Hin­ter­grün­de zu sei­nen Arte­fak­ten, die zum Teil fast zu schön sind, um getra­gen zu werden.

Denn der Reiz von “Lot­te” besteht zu einem guten Teil dar­in, daß es sich um ein ganz pri­va­tes Lieb­ha­ber­pro­jekt han­delt, eine aura­ti­sche Fei­er von per­sön­li­chen Feti­schen und ästhe­ti­schen Vor­lie­ben, die im Grun­de nicht ein­mal ein Publi­kum braucht. “Sciar­pa come me – tris­te, dura, seve­ra” heißt es in Anspie­lung auf Cur­zio Mala­par­te auf der Begrü­ßungs­sei­te: “Ein Schal wie ich – trau­rig, hart & ernst”.  Ganz so streng sind die Ent­wür­fe selbst nun aber doch nicht – in der Tat durch­zieht die Kol­lek­ti­on eher spie­le­ri­sche Hei­ter­keit als tris­ter Bierernst.

Anspie­lun­gen gibt es dies­mal unter ande­rem auf die Neo­folk-Band Death in June (“This Road leads to Hea­ven”) und auf den Schrift­stel­ler Gerd Gai­ser, des­sen “Ster­ben­de Jagd” zu den bes­ten Roma­nen über Kampf­pi­lo­ten zählt. Ein Schal ist mit einem lan­gen Geor­ge-Zitat bezeich­net und zeigt gra­phisch sti­li­siert die Über­res­te eines zer­bomb­ten Bera­tungs­zim­mers in Ost­preu­ßen.  Ein Schal zeigt die “Wolo­ko­lams­ker Chau­see”, ein ande­rer eine Welt­land­wirt­schafts­kar­te von 1913, ein wei­te­rer fak­si­mi­liert ein uraltes land­wirt­schaft­li­ches Tage­buch.

Bestel­len, solan­ge der Vor­rat reicht, kann man die hand­ge­näh­ten Kult-Schals zum Preis von 35 bzw 40 Euro. Wie man sie rich­tig bin­det, demons­triert der Isra­el-Kor­re­spon­det des Labels in die­sem kur­zen Lehr­vi­deo.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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