Amerika, du hast es besser?

von Heino Bosselmann

Ist es „konservativ“ oder „modern rechts“, in Mitt Romney eine Lichtgestalt zu sehen und das, wofür er steht, zu bewundern?

Wür­den wir in Anbe­tracht der aktu­el­len Umstän­de gleich­falls die kon­se­quen­te Dere­gu­lie­rung wol­len, die radi­ka­le Durch­set­zung total frei­er Markt­wirt­schaft und den Ver­zicht auf sozi­al­po­li­ti­sche Maß­nah­men? Immer mehr von mir sehr geschätz­te Stim­men tre­ten, wie ich lese, genau dafür ein.

Ich emp­fin­de es reflex­ar­tig als unan­ge­nehm, wenn Sie­ger sich pro­non­ciert als Sie­ger dar­stel­len und aus die­sem sat­ten Selbst­wert­ge­fühl dem Ver­lie­rer schnell einen endo­ge­nen Defekt bei­le­gen, der nur sozi­al­dar­wi­nis­tisch regu­liert, also wohl aus­ge­merzt wer­den müß­te. Kran­ken­kas­sen, Soli­dar­ge­mein­schaft, Trans­fers an Bedürf­ti­ge, Kul­tur­sub­ven­tio­nen, Sprach­pfle­ge, Natur­schutz – alles neu­er­dings schrill als Sozia­lis­mus, Sowjet­uni­on, Sta­gna­ti­on und Nie­der­gang verunglimpft!

Ich ver­ste­he schon, was die „Ame­ri­can Aus­tri­ans“ um Lud­wig von Mises und Fried­rich von Hay­ek woll­ten. In Kurz­fas­sung radi­ka­len Indi­vi­dua­lis­mus, der mit sei­nen frei­en Wahl­ent­schei­dun­gen gemäß Markt­ge­set­zen alles dem Nach­zu­ord­nen­de selbst­lau­fend regelt. Den star­ken Pro­duk­ti­ven, den Leis­tungs­trä­gern, vor allem dem Kom­fort der sat­ten Erben nützt das. Aber zieht es alle mit oder hängt es vie­le ab? Läßt sich damit Staat machen? Ist das konstitutiv?

Ja, ich weiß, die Trans­fer-Gesell­schaft schützt in Erman­ge­lung pro­fi­ta­bler Arbeit Faul­heit und för­dert in bestimm­ten Exklu­si­ons­be­rei­chen eine erschre­cken­de Dege­ne­ra­ti­on. Aber wir sind nicht wie die USA in Abwehr staat­li­cher Unter­drü­ckung zur Nati­on gewor­den; unse­re Nati­on gab dem Kapi­ta­lis­mus, dem Libe­ra­lis­mus, der Sozi­al­de­mo­kra­tie Mög­lich­kei­ten und Rah­men. Wesent­lich dafür waren Preu­ßen und Bis­marck, mit dem sich die Kapi­ta­lis­ten, die Libe­ra­len, die Sozis und die Kir­chen aus­ein­an­der­zu­set­zen hat­ten. Als es noch um Staats­ideen ging. Ein Staat, eine Nati­on gar, war mal mehr als ein Markt.

Die aller­meis­ten der­je­ni­gen, die sich in Ame­ri­ka gera­de um Ayn Rands bereits 1957 ent­stan­de­nen Roman „Atlas Shrug­ged“ und des­sen aktu­el­le Ver­fil­mung scha­ren, dürf­ten ihren Reich­tum nicht klas­sisch kapi­ta­lis­tisch, also weni­ger wert- , dafür um so mehr gewinn­schöp­fend erwor­ben haben, durch Finanz-Cle­ver­ness, inno­va­ti­ve Trans­ak­ti­ons­me­tho­den, beglei­tet von den enor­men Mög­lich­kei­ten infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­ten­der Sys­te­me. Ja, höre ich, aber das ist der Neue Markt! Er war grund­sätz­lich nie anders, nur die Maschi­nen sind effi­zi­en­ter. Ins­be­son­de­re die Rechenmaschinen.

Die Phi­lo­so­phie Ayn Rands, ihr „Objek­ti­vis­mus“, von dem inspi­riert Vize-Kan­di­dat Paul Ryan über­haupt erst in die Poli­tik gegan­gen sein will: „Ver­fol­gung des eige­nen ratio­na­len Eigen­in­ter­es­ses und des eige­nen Glücks als höchs­ter mora­li­scher Zweck des Lebens.“ – Wie das zum Chris­ten­tum, dem Enga­ge­ment für Lebens­schutz und über­haupt zum rigo­ro­sen Mora­lis­mus genau der­sel­ben Per­sön­lich­kei­ten paßt, erschließt sich mir nicht.

Die schwers­ten Neu­rei­chen haben mit Sicher­heit viel ris­kiert. Oder sie haben ein­fach gut geerbt. Alles statt­haft. Noch nie waren sol­che Schät­ze zu akku­mu­lie­ren wie zwi­schen 1997 und 2008; noch nie konn­te man gleich­zei­tig der­art tief stür­zen. Wo es unan­stän­di­gen Reich­tum gibt, gibt es nun mal eben­so unan­stän­di­ge Armut. Höchs­tes Ver­mö­gen, egal wie erwor­ben, wird grund­sätz­lich als der Lohn har­ter Arbeit ver­stan­den. Ganz cal­vi­nis­tisch: Gott wird den Tüch­ti­gen beloh­nen und den Müßig­gän­ger bestra­fen. So wie man zum Heil und zum Erfolg posi­tiv prä­de­sti­niert ist, wider­fährt es einem in der Armut nega­tiv. That’s life! Let the fail­ures fail.

Wem die­se Logik unan­ge­nehm ist, der wird, wenn er sim­pel daher­schwätzt, als Neid-Dis­ku­tie­rer abge­tan, wenn er nach­denk­li­cher argu­men­tiert, als „Klas­sen­kämp­fer“ ver­däch­tigt. Ich selbst gehö­re ver­mut­lich zu den Milieugeschädigten.

Zum einen, weil ich lan­ge Jah­re den Nach­wuchs der sehr Ver­mö­gen­den an einem soge­nann­ten Eli­te-Inter­nat aus­ge­bil­det habe und so die frei­lich sub­jek­ti­ve Erfah­rung gewann, daß eli­tär dar­an vor allem ein enor­mes Schul­geld für Bil­dung als Dienst­leis­tung war und es – viel, viel mehr als je tat­säch­lich um Bil­dung – um ein Men­schen­bild ging, das unter weit­ge­hen­dem Ver­zicht auf tra­di­tio­nell bür­ger­li­che Wer­te etwa den oben skiz­zier­ten Hal­tun­gen und Erwar­tun­gen entsprach.

„Eli­te“ wur­de weni­ger aus­ge­bil­det als per se dazu dekla­riert. Mit viel Cheer­lea­der-Jubel. Wich­tigs­te Schul­pro­jek­te: Bör­sen­club und Golf. Ich half dabei, eine super­coo­le, also kalt­her­zi­ge Gene­ra­ti­on für deren elter­li­ches Geld durch die Schu­le zu brin­gen, von vorn­her­ein sehr selbst­be­wuß­te jun­ge Leu­te, die sich bis­lang wenig erar­bei­te­ten bzw. ver­dien­ten, die oft genug von der Bezahl-Pri­vat­schu­le zur Bezahl-Pri­vat­uni wech­sel­ten, die sich aber um so siche­rer dar­in sind, ein Recht auf alles zu haben, wäh­rend die ande­ren – selbst schuld! – die Loser blei­ben wer­den. Jedem Abitur­jahr­gang wird eine Anzei­ge in den aller­ers­ten Wirt­schafts­blät­tern geschal­tet, die neben dem hoch­ge­hal­te­nen Noten­schnitt die Bit­te, nein die For­de­rung aus­weist: „Namen, die sie sich als Arbeit­ge­ber mer­ken sollten!“

Zum ande­ren, weil ich nicht ver­ste­hen kann, wes­halb in unse­rem Fall ein Land, das kei­nes­falls mehr eine Nati­on und schon gar kein Vater­land sein möch­te, sich hier einen qua­si-ideo­lo­gi­schen und völ­lig illu­sio­nä­ren Wunsch-Über­bau her­dich­tet, nach des­sen Maß­ga­ben jeder wert­voll, jeder ein Talent, nie­mand zu dis­kri­mi­nie­ren oder gar bil­dungs­po­li­tisch zu selek­tie­ren ist, dort aber öko­no­mi­sche und finanz­po­li­ti­sche Regu­la­ri­en schafft, die immer grö­ße­re Tei­le des Vol­kes deklas­sie­ren. Wobei ich weiß, daß von Volk bes­ser auch nicht mehr die Rede sein soll.

Woher käme noch Kraft? Carl Schmitt dia­gnos­ti­zier­te in einer wesent­li­chen Par­la­men­ta­ris­mus-Ana­ly­se von 1923: „Bei der moder­nen Bour­geoi­sie, die­ser in Angst um Geld und Besitz ver­kom­me­nen, durch Skep­ti­zis­mus, Rela­ti­vis­mus und Par­la­men­ta­ris­mus mora­lisch zer­rüt­te­ten Gesell­schafts­schicht, ist sie gewiß nicht zu fin­den. Die Herr­schafts­form die­ser Klas­se, die moder­ne Demo­kra­tie, ist nur ‚eine dem­ago­gi­sche Plutokratie’“.

Fun­da­men­ta­lis­men sind mir so oder so unheim­lich, reli­giö­se eben­so wie ökonomische.

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Kommentare (34)

Ernstfall

17. Oktober 2012 15:23

Die USA können mangels Homogenität kaum als Solidargemeinschaft funktionieren. Auch in Deutschland haben Steuerzahler, die bereit sind mit ihnen z.B. durch Herkunft und Kultur verbundene Menschen zu unterstützen, größere Hemmungen, dies gleichermaßen bei Menschen zu tun mit denen sie nichts oder wenig verbindet.
Hinzu kommt, daß die ethnische Trennlinie zwischen Leistungsträgern bzw. Steuerzahlern und Transferempfängern in den USA noch viel deutlicher ausgeprägt sind als in Deutschland. Der Wirtschaftsliberalismus eines Romney spricht konsequenterweise hauptsächlich weiße Wähler an, die nicht einsehen, warum sie für Menschen arbeiten sollen, die sie zunehmend verdrängen, durch ethnische Quoten ("affirmative action") etc. staatlich privilegiert werden und sie zum Dank für die erbrachten Leistungen auch noch des Rassismus bezichtigen. Da weiße Interessen (anders als schwarze oder hispanische und andere Interessen) in den USA nicht ohne Rassismusverdacht artikuliert werden können, verbirgt man sie eben hinter scheinbar farbenblindem Wirtschaftsliberalismus.

eulenfurz

17. Oktober 2012 16:09

Der anonyme Sozialstaat, die Deregulierung natürlicher Lebensprozesse, ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Und auch ein solch groß angelegtes Projekt, wie die staatliche Rentenversicherung, führt als eine der Todesspritzen früher oder später zum demographischen und ökonomischen Niedergang.

Vulture

17. Oktober 2012 16:12

Herr Bosselmann,

ich mag Ihnen in einigen Teilen Ihrer Ausfuehrung zustimmen, vor anderen stehe ich etwas ratlos. Deshalb moechte ich hier zunaechst mal einen Punkt ansprechen, mit dem ich absolut nicht einverstanden bin:
Sie schreiben

Die allermeisten derjenigen, die sich in Amerika gerade um Ayn Rands bereits 1957 entstandenen Roman „Atlas Shrugged“ und dessen aktuelle Verfilmung scharen, dürften ihren Reichtum nicht klassisch kapitalistisch, also weniger wert- , dafür um so mehr gewinnschöpfend erworben haben, durch Finanz-Cleverness, innovative Transaktionsmethoden, begleitet von den enormen Möglichkeiten informationsverarbeitender Systeme.

Woher wollen Sie das wissen? Sie unterstellen damit pauschal den "allermeisten" (=in der Aussenwirkung ALLEN) Leuten die libertaeren Ideen anhaengen, ihr Geld auf, zumindest aus deutscher Wahrnehmung, unlautere Weise verdient zu haben. Nee, total disagree. Dieser Art subtiler Hetze hatte ich hier nicht erwartet. Sicher, man koennte ueber die konkreten Einfaelle dieser Leute trefflich streiten (oder sich koestlich amuesieren). Solche verallgemeinernde Disqualifizierung des "Gegners" ist mir in diesem Fall zu billig. In diesem Fall, weil es viel Logik bei diesen Leuten gibt, die nicht so einfach von der Hand zu weisen ist. Das sind nicht irgendwelche verkappten Bolschewisten mit denen wir nichts mehr zu diskutieren haetten.

Niemand

17. Oktober 2012 16:47

Hr. Bosselmann stellt ständig Fragen, die sich mir auch stellen.

Die Antworten und fragebegleitenden Gedanken sind stets durchdachter und intelligenter als meine - ich freue mich drüber, das bringt einen meist weiter.

Bei obigem würde ich dieses Urteil nicht so stehen lassen, m.E. hat eine tiefere Beschäftigung mit diesem Teil des "rechten" Liberalismus nicht stattgefunden, sondern es scheinen Reflexe die Überhand zu gewinnen, die der Konvivenz mit der Jeunesse der oberen 10.000 geschuldet sind.

Bei allen nicht überbrückbaren Unterschieden des rechten und liberalen Milieus, die letztlich immer am Staat sich festmachen werden, gibt es dennoch Punkte und Ansätze, denen sich der staatstreue Rechte nicht entziehen sollte.

Mir hat die Lektüre von Mises, Hayek und Baader mehr gegeben als einen unheimlichen Beigeschmack, auch wenn - zugegeben - sich hinter dem bestechenden ökonomischen Analyse, die weit über alles rausragt, was einem Staatsökonomen so predigen, ebenfalls ein naiv anmutender Idealismus hervorscheint.

Angela Brüning

17. Oktober 2012 16:59

Durch die Abschaffung oder drastische Reduzierung des Sozialstaates käme es zu einer völlig neuen gesellschaftlichen Dynamik. Der Sozialstaat hemmt erwiesenermaßen den Aufstiegswillen ganzer sozialer Schichten. Wozu sich übermäßig anstrengen, wenn der Sozialstaat einem unter die Arme greift? Noch dazu verteil der Sozialstaat in einem fast ausbeuterischen Sinn von unten nach oben. Ein Beispiel dafür ist das Erasmus- Programm der EU. Auf einen kurzen Nenner gebracht bezahlen Lehrlinge die Kavalierstouren der bürgerlichen Jugend. Der Mensch reduziert auf sich allein, auf seinen Willen sich durchzusetzen gegen andere, im Wettbewerb zu bestehen, für das eigene Handeln verantwortlich zu sein, die Härte des Lebens ungefiltert zu spüren, das sich Umstände in denen sich echte Eliten bilden. Wenn die Geldeliten wirklich so dekadent sind wie Bosselmann beschreibt, dann werden sie gegenüber aufstrebenden Leistungseliten ziemlich alt aussehen. Ich verstehe die Haltung vieler Rechter nicht, die sich ständig vor krassen sozialen Gegensätzen fürchten. Für "Volksgmeingschaftsschwärmerei" habe ich nicht das geringste übrig.

Rudolf

17. Oktober 2012 17:56

Vulture: ..Woher wollen Sie das wissen? Sie unterstellen damit pauschal den „allermeisten“ (=in der Aussenwirkung ALLEN) Leuten die libertaeren Ideen anhaengen, ihr Geld auf, zumindest aus deutscher Wahrnehmung, unlautere Weise verdient zu haben. Nee, total disagree. Dieser Art subtiler Hetze hatte ich hier nicht erwartet....

...Woher wollen sie das wissen? Sie unterstellen damit pauschal den "allermeisten" die zu wenig Geld oder zu wenig Arbeit haben, Faulheit und magelndes Engagement. Nee, total disagree. Diese Art subtiler Hetze hatte ich hier nicht erwartet....

Andreas Lehmann

17. Oktober 2012 18:52

"In Kurzfassung radikalen Individualismus, der mit seinen freien Wahlentscheidungen gemäß Marktgesetzen alles dem Nachzuordnende selbstlaufend regelt. Den starken Produktiven, den Leistungsträgern, vor allem dem Komfort der satten Erben nützt das."

Ganz im Gegenteil! In Bezug auf die tatsächlich signifikante Erhöhung des Lebensstandards (nicht von Million 1 zu Million 2, sondern von Wellblechhütte zu Mietwohnung), nützt die freie Entfaltung des Marktes gerade den besonders Schwachen der Gesellschaft. Die Verhältnisse im sogenannten und vielgeschmähten Manchester-Kapitalismus waren nicht Hindernis, sondern elementare Voraussetzung für die spätere Explosion des Wohlstandes in Großbritannien. Genauso wie unser "Wirtschaftswunder" nicht wunderlich, sondern auf klaren ordnungspolitischen Vorstellungen der, dem heutigen Neo-Liberalismus sehr nahe stehenden Freiburger Schule für Nationalökonomie, gefußt hat.

Auf die Aushebelung der Marktgesetze folgt zwangsläufig der Zusammenbruch - egal ob dies durch Luftgeld, Strangulation oder Protektion hervorgerufen wird. Es ist so einfach wie unabänderbar.

"Krankenkassen, Solidargemeinschaft, Transfers an Bedürftige, Kultursubventionen, Sprachpflege, Naturschutz – alles neuerdings schrill als Sozialismus, Sowjetunion, Stagnation und Niedergang verunglimpft!"

Verunglimpft? Das alles sind DE FACTO Maßnahmen bzw. Ideen aus den Zeiten von Nationalismus, Etatismus und Sozialismus - aus der modernistischen Mottenkiste!

"Ja, ich weiß, die Transfer-Gesellschaft schützt in Ermangelung profitabler Arbeit Faulheit und fördert in bestimmten Exklusionsbereichen eine erschreckende Degeneration."

Sie arbeiten ganz sicher nicht in der freien Wirtschaft, oder gar in einer selbständigen Position, denn sonst würden Sie diesen Punkt, dieses riesige Problem, ganz, ganz anders gewichten.

"...unsere Nation gab dem Kapitalismus, dem Liberalismus, der Sozialdemokratie Möglichkeiten und Rahmen."

Möglichkeiten und Rahmen also...
Zur "gedeihlichen Entfaltung", oder wie ist das zu verstehen?

Unsere Nation, beziehungsweise Ihr Nationalstaat und seine etatistischen Steuerungs- und Kontrollphantasien, hat uns im national-revolutionären, "goldene dritte Wege gehenden" Reich III fast physisch ausgelöscht: Aufhebung der Unterschiede, Antikapitalismus, Zentralismus etc. Heute ist der Weg der Zerstörung eher psychisch, aber Wünsche und Argumente ähneln dem ersten Versuch dieses dritten Weges.

Und was das Christentum angeht: Du sollst nicht stehlen, UND, Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.

Du Mensch, denke nicht einmal darüber nach, dir etwas zu holen was dir nicht gehört!
Kann es eine klarere göttliche Weisung pro freiwilliger Almosen, und contra zwanghafter Abgaben geben?

Wolfgang Müller

17. Oktober 2012 19:35

Bosselmann hat Hayek und Mises offenbar nicht ganz so genau gelesen wie er es doch besser tun sollte. Die von ihm kritisierte , teils exzessive Bereicherung der "Bankster" geschah genau durch die künstlich aufgeblasene Kreditblase (allerspätestens seit der "Rettung" LTCM-Fonds durch die verantwortungslose Politik des billigen Geldes des A. Greenspan.)
Dies aber ist eben nicht die Politik von Hayek und Mises, sondern in einer wirklichen Marktwirtschaft gilt neben dem Belohnungsprinzip (Gewinne) des Marktes eben auch das Bestrafungsprinzip ( = Pleite) bei verantwortsungslosem ökonomischen Handeln! Dies gilt auch für Banken, Hedgefonds und Konsorten. Die Problematik ist die, daß ein Staasteingriff (so "gut gemeint" er auch immer ist), eben immer weitere Staatseingriffe nach sich zieht - wie wir es ja mit allen den "Rettungen" seitdem erfahren haben.
Romney mag mehr marktwirtschaftliche Prinzipien einfordern,aber eine Marktwirtschaftliche Ordnung bedarf auch einer entsprechenden Geldordnung, d.h. einer inflexiblen Gesamtgeldmenge (z.B. Goldstandard). Die gibt es seit 1971 nicht mehr. In einer solchen Ordnung können die Politiker keine Permanent-Verschuldung auf Pump mehr finanzieren und das Wahlvolk immer weiter korrumpieren. Die Verwässerung des Geldwertes (Inflationierung) und die Verwahrlosung der "Gesellschaft" gehen Hand in Hand.
Romney und Obama unterscheiden sich nur marginal, keiner wird die Privilegien der Banken-und Finanzmafia ernsthaft in Frage stellen. Der eine kommt aus Boston, der andere aus Chicago, ...das dürfte der größte Unterschied sein ;),
Beide werden den Wallstreet-Interessen dienen und ein Geldordnung à la Hayek oder Mises in deren Interesse verhindern.

Ich empfehle zur gewinnbringenden Lektüre bzgl. Mises/Hayek: detlevschlichter.com

Zu Bismarck: Könnte Bismarck die perversen Auswüchse des Sozialstaates heute sehen, er würde sich im Grab umdrehen. Die Steuersätze und Sozialabgaben des Kaiserreichs waren die einer - aus heutiger Sicht - libertären Wunschwelt. Ihm ging es darum ein Minimum an sozialer Fürsorge zu gewährleisten, aber doch keineswegs einen durchgeknallten "Wohlfahrtsstaat" zu schaffen, der zu einer Staatsquote von 50 % führt, der Vermögen nur noch umverteilt statt Vermögen kreiert! Man tut Bismarck unrecht (auch viele Marktliberale tun ihm heute unrecht!), wenn man ihn quasi als den Ursprung des "Nanny"-Staates und der heutigen Sozialschmarotzertums hinstellt; einen derart gefräßigen, sich in alles einmischen Staat hätte Bismarck sicher nicht gewollt.

Sixty

17. Oktober 2012 19:48

"Da weiße Interessen (anders als schwarze oder hispanische und andere Interessen) in den USA nicht ohne Rassismusverdacht artikuliert werden können, verbirgt man sie eben hinter scheinbar farbenblindem Wirtschaftsliberalismus."

"Hispanos" sind auch oft "Weiße". Aber davon mal abgesehen:
Damit ist doch nur der weißen Mittel- und vor allem Oberschicht gedient. Den weißen "working poor" nutzt das genauso wenig wie ihren farbigen oder schwarzen Klassengenossen.
Der Wirtschaftsliberalismus nutzt letztlich vor allem der von Carl Schmitt in dem obigen Zitat treffend beschriebenen Bourgeoisie und den Börsen-Yuppies.
Obama vertritt die Interessen der Arbeiterklasse und der kleinen und mittleren Angestellten allerdings genauso wenig wie Romney.

"Durch die Abschaffung oder drastische Reduzierung des Sozialstaates käme es zu einer völlig neuen gesellschaftlichen Dynamik. Der Sozialstaat hemmt erwiesenermaßen den Aufstiegswillen ganzer sozialer Schichten. Wozu sich übermäßig anstrengen, wenn der Sozialstaat einem unter die Arme greift?"

Soweit geht ja noch nicht mal die FDP, das ist in der Tat "Brüning" pur. Wohin das geführt hat, konnte man 1933 sehen. Diese "Radikalkur" nutzte damals nur der NSDAP und der KPD.
Sicherlich muß man schon darauf achten, daß der Sozialstaat nicht "ausufert", aber wer ihn "abschaffen" oder "drastisch reduzieren" will, betreibt "Klassenkampf von oben".

prolet

17. Oktober 2012 20:06

Bei Sezession schau' ich immer wieder gern rein, obwohl ich mich in etlichen Dingen nicht "rechts" verorte , weil es immer wieder fundierte Artikel gibt, so wie diesen hier. Alles fernab von Blut&Boden Exzessen wie das unsägliche Altermedia, oder missionarischen Eiferern wie bei PI-News.
Außerdem gut verständlich auch für Nicht-Studierte wie mich. Und die Scheuklappen sind erstaunlich niedrig eingestellt. Das wollt ich einfach mal loswerden. Dieser Artikel spricht mir aus der Seele, ich sehe z.B viele Schwachstellen im Gesundheitswesen, würde aber meine gesetzliche Krankenversicherung mit Sicherheit nicht als hinderlich für die Entfaltung meiner selbst oder gar als Freiheitsberaubung betrachten.

Ein Fremder aus Elea

17. Oktober 2012 20:38

Nicht ständig das Thema wechseln. Romney hat mit Ayn Rand nichts zu tun und Hayek auch nicht.

Ich möchte heute einmal bei Romney bleiben. Er ist ein schlechter Schauspieler, kommt stets selbstironisch linkisch rüber. Das kann natürlich, aber das muß kein schlechtes Zeichen sein. Wenn ihm die ganze politische Show im Grunde genommen peinlich ist, so wäre das ja eher ein Qualitätsmerkmal.

Er scheint mir sehr rational zu sein, er wird seine Politik durchdenken. Und letztlich sagt mir das mehr, als es irgendwelche Richtungsverortungen tun.

Maximalphantasien nach totaler Deregulierung wird er dabei meines Erachtens sowieso nicht erfüllen.

Martin

17. Oktober 2012 20:43

Die Verhältnisse im sogenannten und vielgeschmähten Manchester-Kapitalismus waren nicht Hindernis, sondern elementare Voraussetzung für die spätere Explosion des Wohlstandes in Großbritannien.

Und ich dachte bislang, der Kolonialismus der Tommies und deren Ausbeutung der halben Welt hätte dazu geführt ... und wenn ein "Mitbewerber" (z.B. Deutschland) zu erfolgreich wurde, hat man ihn eben in einen Krieg gezogen, wie sportlich ...

Aber nach Lenin ist ja der Imperialismus das höchste Stadium des Kapitalismus.

Und da liegen immer die latenten Probleme bei den Kapitalismus/Libertären- Theorien und der Betonung des Egoismus:

Die Neigung des Menschen zu unlauterem Wettbewerb aller Art, zur Gewalt, zum Diebstahl von Eigentum und Ideen, zur Oligopol- und Monopolbildung, zur Bevorzugung und Ablehnung von Personen aufgrund von ganz anderen Gründen als Leistung (negativ: Nepotismus, positiver: Loyalität), sprich, wo mehr als zwei Handel treiben, kommt früher oder später die Wettbewerbsverzerrung ins Spiel, denn alle Lust will Ewigkeit. Warum sich einem Wettbewerb unterziehen, wenn ich ihn unterbinden kann? All dies wird zwar vielfach gesehen, aber oft nicht richtig von Kapitalismus/Libertären Theoretikern eingeschätzt oder bewertet.

Und daher kommt ein auch ein liberales System eben nicht ganz ohne Staat aus, der die Einhaltung eines fairen Wettbewerbs garantieren kann, der einen Rechtsstaat mit Rechtsweggarantie vorhält etc. - eben eher klassisch liberal als libertär.

Nebenbei: Mir ist aufgefallen, dass sich auch Hartz-IVler sehr oft sehr ökonomisch verhalten und zwar nach dem Minimalprinzip: Den sicheren Erfolg (Transferleistung) mit dem geringst möglichen Mittelaufwand erzielen. Mangelndes ökonomische Verhalten kann ich Transferempfängern meist nicht vorwerfen. Auch verhält sich ein Asyl-Immigrant eigentlich nur ökonomisch sinnvoll, wenn er aus einer Staubwüste, die für ihn bestenfalls noch eine Kugel in den Bauch parat hält, in Länder flieht, wo er zumindest ein Dach über dem Kopf hat und regelmäßig zu Essen bekommt.

Philipp

17. Oktober 2012 20:46

Erstens müsste man eigentlich feststellen, dass Romney und Ryan für echte Libertäre nicht wählbar sind, weil sie zum Beispiel die "Bail Outs" für die Banken mitgetragen haben. Die stimmten für Ron Paul und stimmen für Gary Johnson, soweit ich informiert bin.

Zweitens ist es, glaube ich, nützlich, ökonomische Theorie und politische Ideologie (Liberalismus/Individualismus) zu trennen.
Was nämlich z.B. das (staatliche) Geldsystem betrifft, sind die Ausführungen der Österreichischen Schule ziemlich pausibel. Dass Geldschöpfung aus dem Nichts Überinvestitionen/ übermäßige Verschuldung (die dann später in Rezessionen korrigiert werden müssen), Inflation und Umverteilung zu Leuten, die das frische Geld zuerst erhalten verursacht, liegt m. E. auf der Hand.
Das ganze hat noch nichts mit Individualismus zu tun, denn Märkte mit Individualismus gleichzusetzen ist falsch, weil die Gesetze von Angebot und Nachfrage auch in "nicht-liberalistischen" Gesellschaften gelten.

g-star

17. Oktober 2012 20:55

Herr Bosselmann,
ich bin stehts ein erfreuter Leser ihrer literarischen texte und auch dieser erfreute mich und sprach mir gänzlich aus der Seele.
ICH BIN DACCORD !! nehmen SIe dieses Kompliment als Beweis ihrer literarischen Fähigkeiten hin.
Es ist mir völlig unverständlich wie man aus einer konservativen bürgerlichen Haltung heraus eine Meinung wie die von Mitt Romney gutheißen kann.
:D

Weltversteher

17. Oktober 2012 21:13

Ohne konkrete Substanz kann man solche Fragen nicht lösen.
Was in Amerika oder dem Commonwealth möglich sein mag, muß darum für Deutsche noch lange nicht taugen. Allgemeine Lehren oder Fundamentalismen für die ganze (oder auch nur die "westliche") Welt erübrigen sich also.

Ein Liberalismus oder Neo-Konservativismus kann vielleicht ein "Land" irgendwie regeln. Ein "Volk" aber als die Grundlage einer höheren Kultur kann damit nicht leben. Tatsächlich muß ein Volk sich als "Volksgemeinschaft" organisieren. Wie aber Eulenfurz schon sagt, staatlich-anonym organisiert, werden nur asoziale Züge geweckt. Dennoch ist erstickende Durchregulierung in der BRD Ausfluß deutschen Empfindens. Nur fehlt eben zur Zeit die geistige Grundlage.

Insofern muß man anerkennen, daß das "Führerprinzip" es ermöglich, große und unüberschaubare, daher schwer zu regelnde und leicht mißbrauchbare Organismen wie das "Volk" auf personlich erlebbare und zur Verantwortung verpflichtende Strukturen herunterzubrechen.

Ich halte es aber auch für wenig fruchtbar, nur weil man sich als konservativ empfindet, zu vergessen, daß neue Umstände doch auch neue Handlungsweisen erfordern dürften. Das ständig ratlose Schwanken zwischen dem liberalen "dieses Land" und dem regulierenden "Staat" ist so wenig zukunftsweisend wie ein Verbleib bei dem alten Links-Rechts-Schema.

Wir werden nur dann die Zukunft beanspruchen können, wenn wir ein hohes Menschenbild in sie hineintragen. Nicht mit Schreibtischtheorien, ob die träge Mehrheit dauerhaft so oder so zu führen sei. Die möglichen Ergebnisse davon sind begrenzt und bereits bekannt.

Wenn wir an den Staat der Zukunft denken, dann ausgehend von unserem hohen Anspruch an uns selbst. Immer klarer, immer härter sich herausbilden. Und so miteinander umgehen! Das ist der entscheidende Punkt nach den Ein-Mann-Kasernen. Sie sind Sporen, lange haltbar, aber ohne äußerliches Leben. Wenn sie einst gemeinsam ins Manöver ziehen (das sieht im Alltag natürlich banaler aus!), dann erst entsteht "Staat". Ihr Umgang miteinander, ihr gemeinsames Handeln, und sei es auch noch so klein, wo wenig, so unauffällig, ist der erste Funke des zeitgemäßen Staates. Aus diesem wird eine Glut, wenn dazu nicht mehr nur der eine oder andere gehören, sondern schon recht viele. Wenn es schon wahrscheinlicher wird, irgendwo im Alltag auf einen solchen kasernierten Mann zu treffen und es darauf ankommt, einander zu erkennen.
Wenn die Glut heiß genug glost, dann steht plötzlich alles in Flammen! Dann brennt das immer fort und befeuert sich selbst. Dann sind zwar 4/5 der Menschen immer noch ohne eigenen Antrieb, aber sie folgen wieder einer Idee die ihnen Flügel verleiht, und werden nicht nur von Spekulanten der einen oder der anderen "Gesellschaftstheorie" herumgeschoben.

Konservativ, so heiße ich den Glauben an die höchsten Tugenden die Menschen in sich tragen, und nicht an das scheinbar ewige "Im Westen nichts Neues".

Seht nur die Anthroposophen. Vielleicht haben sie weniger Willen zum Herrschen, aber sie sind sich bewußt, daß die Zukunft ein höheres Menschentum erfordert. Das suchen sie nicht herbeizuzaubern, sondern in sich selbst zu erringen, bis die Ausstrahlung ihrer besten Teile einmal eine Bewegung entfacht.

Realist

17. Oktober 2012 21:32

[...]dafür um so mehr gewinnschöpfend erworben haben, durch Finanz-Cleverness, innovative Transaktionsmethoden, begleitet von den enormen Möglichkeiten informationsverarbeitender Systeme.

Sprechen Sie das böse Wort doch aus: Spekulation.

Aber - Spekulation hat einen wirtschaftlichen Nutzen. Wer spekuliert, investiert heute dort sein Geld, wo es, seiner Meinung nach, morgen am produktivsten eingesetzt wird. Ein Spekulant kann nur dann von seinen "Wetten" leben, wenn er in der Mehrzahl der Fälle richtig liegt.

Spekulation wirkt also als Katalysator für die Wirtschaft, sie sorgt dafür, daß die richtigen Leute ausreichend Geld erhalten, um damit erfolgreich zu wirtschaften. An Spekulation ist also per se erst einmal nichts Schlechtes zu erkennen.

Daß ein ordnungspolitischer Rahmen Mißbrauch und systemimmanente Fehlentwicklungen derselben eindämmen muß, sei hier gar nicht in Abrede gestellt. Dies gilt allerdings für viele andere Aspekte freier Marktwirtschaft auch.

Das hat man nun davon, daß man PI zum Zwischentag lädt. Nun geistern hier auch altliberale Neuidentitäre rum ;)

Peter N.

17. Oktober 2012 23:25

Lieber Herr Bosselmann,
Selber als Deutscher in den USA taetig, will ich wenige Gedanken zum Romneyphaenomen anbringen: Eine sozialdemokratische Gesellschaftsform wie wir sie in vielen europaeischen Laendern einschlieszlich der Bundesrepubliken Deutschland und Oesterreich haben ist wohl als eine der moralisch am weitesten entwickelten soziologischen Formen anzusehen. Doch sie setzt eine homogene Bevoelkerung voraus, zumindest eine, die als homogen empfunden wird; ansonsten laeszt das Solidaritaetsgefuehl vor allem der Elite deutlich nach. Wieso grosze Summen und damit als Lebensenergie empfundene Mittel fuer Menschen geben mit denen man sich aus religioesen, ethnischen, moralischen, oder ideologischen nicht identifizieren kann?
Hat man also heterogene Gesellschaften wie die der USA oder Moderneuropas erreicht, dann wird Romneys Diktum der Deregulierung immer staerker in dem Masze wie die Gesellschaft als selbstfremd empfunden wird. Die Elite ahnt, dasz ihr Geld, ihre Mittel, dann am besten nicht vom Staat sondern von ihnen zu verwalten ist. Daher wohl auch zunehmende Hurrarufe der deutschsprachigen Konservativen, die damit ihre Unlust gegenueber der Heterogenitaet Ausdruck verleihen.

Afrikaforscher

17. Oktober 2012 23:27

Zur Lage

@Ernstfall: „Da weiße Interessen (anders als schwarze oder hispanische und andere Interessen) in den USA nicht ohne Rassismusverdacht artikuliert werden können, verbirgt man sie eben hinter scheinbar farbenblindem Wirtschaftsliberalismus.“

@Sixty: "Damit ist doch nur der weißen Mittel- und vor allem Oberschicht gedient. Den weißen „working poor“ nutzt das genauso wenig wie ihren farbigen oder schwarzen Klassengenossen."

@frei nach Heino Bosselmann: Ideologie egalitaristisch - in der Realität werden immer größere Teile des Volkes, die Mehrheit, ausgeschlossen. Alle gleich unter der Geldelite.

Ein Grossteil darf nicht mehr mitspielen, und damit auch nicht mehr mit ihren Fähigkeiten zum Gedeihen des Landes beitragen. Womit die Beschleunigung des Niedergangs, wo sich das weiter durchsetzt, sichergestellt sein dürfte. Zusammen mit den Bankenrettungen sowieso.

Transfer-Gesellschaft: Der teuerste Part, die Bankenrettungen, welche im übrigen für einen schnellen Stabwechsel vom Westen an China, wo die Defizitländer shoppen gehen und sich die Rettungsgelder schliesslich sammeln, sorgen, sollte der Vollständigkeit halber schon erwähnt werden.

@Martin: "Und ich dachte bislang, der Kolonialismus der Tommies und deren Ausbeutung der halben Welt hätte dazu geführt … und wenn ein „Mitbewerber“ (z.B. Deutschland) zu erfolgreich wurde, hat man ihn eben in einen Krieg gezogen, wie sportlich …"
Witzig, nein, eigentlich nicht, aber treffend.
Wird heute per Ölkriege, ESM etc. fortgesetzt, nur ohne Perspektive, nur noch zum Löcherstopfen.

Vulture

18. Oktober 2012 08:13

Ein Staat, eine Nation gar, war mal mehr als ein Markt.

Schluesselpunkt in diesem Text.
Wenn der Markt nicht der Staat ist oder umgekehrt der Staat nicht auf den Markt reduziert werden sollte (meine volle Zustimmung hier), was geht den Staat dann der Markt an? Wo, was, durch wen haben die beiden miteinander zu schaffen? Wie sind die Abheangigkeiten und (spaeter) wie sollten sie sein? Muessten man nicht diese Fragen erstmal eruieren und beantworten bevor man Urteile faellt? Lageanalyse les ich in diesem illustren Kreis immer. Wo ist sie denn Herr Bosselmann?

Wolfgang Mueller hat einen m.E. wichtigen Punkt schon angesprochen: wenn Staaten vermittels ihrer voll gesteuerten Zentralbanken die Geldmengen staendig schneller aufblaehen als irgendeine physische Wirtschaftsleistung nachkommen kann, dann muss es horrende Spekulationsgewinne geben! Die Frage ist nicht ob, sondern nur wer den grossen Reibach macht. Dass das nicht die "Menschheit" sondern leider nur ein paar wenige sind ist selbsterklaerend.
Man kann noch so viel auf die paar Bankster und Spekulanten eindreschen, das beseitigt nicht die Wurzel dieser Moeglichkeiten.

Regulierung und hohe Besteuerung bedeutet in dem gegebenen Szenario dass der Staat erst die Moeglichkeiten schafft, um sie dann nachgeschaltet wieder zu bekaempfen. Was soll das? (Erinnert auch an den Umgang des Staates mit legalen Drogen Alkohol und Zigaretten)

Sich als Grossloeser eigentlich selbst(staats-)gemachter Probleme zu praesentieren ist eine gaengige Methode des Waehlerstimmenfangs. Geldgeschenke zu verteilen auch.

Was ist der richtige Umfang des Staates und wo hat der Markt DARIN seinen Platz? Diese Frage bitte erst beantworten, dann auf (die hoffentlich richtigen) Leute bashen.

Frohes Schaffen!

eulenfurz

18. Oktober 2012 10:01

@Prolet

würde aber meine gesetzliche Krankenversicherung mit Sicherheit nicht als hinderlich für die Entfaltung meiner selbst oder gar als Freiheitsberaubung betrachten

Wenn das restliche, ausgezahlte Gehalt wenigstens so auskömmlich ist, daß man damit seine Leistungsfähigkeit für das Hamsterrad erhalten kann - sei's drum.

Anderen Menschen, die nebenbei in ihrer Freizeit auch noch Werte zu schaffen versuchen, reicht das Geld trotz hoher Leistungsfähigkeit hinten und vorne nicht. Sie empfinden die riesige Abgabenlast auf den Wert, den sie als Arbeitnehmer mit hohem Zeitaufwand erwirtschaften müssen, als erdrückend (beträgt insges. etwa 50 % bis 70 %). Von diesen Abgaben profitieren auch die - polemisch - Nichtskönner und Faulen.

Mit der Krankenversicherung wurde und wird ebenso Schindluder getrieben, und zwar auf Kosten derer, die gesund leben und Ärzte wirklich nur in unverschuldeten Notfällen in Anspruch nehmen. Andere saufen sich die Leber kaputt und lassen sich auf Kosten der Allgemeinheit teuer kurieren. Oder leisten sich teure Schi-Urlaube und danach die Behandlung der Knochenbrüche auf Kassenkosten. Es gbit unzählige Nichtversicherte, die in der BRD beim Verwandtenbesuch eine Kassendienstleitung im Wert von zig Tausenden Euro ergaunerten oder sogar von Ärzten "geschenkt" bekamen (natürlich haben die das bei der Kasse abgerechnet).

Bei einer gesetzlichen Krankenversicherung wäre es wenigstens sinnvoll, wie bei Autos Schadenfreiheitsrabatte, Risikozuschläge u. ä. einzurichten.

rosenzweig

18. Oktober 2012 10:40

Ein wichtiges Thema, mit einer Tiefe, welche immer noch ihrer vollständigen Erkundung harrt. Man kann sich dem annähern, wenn man mal darüber nachdenkt, warum Ayn Rand im angelsächsischen Raum, vor allem in den USA, seit Jahrzehnten eine solche Popularität, einen solchen Einfluss hat, während sie in Kontinental Europa fast unbekannt ist. In den USA haben ihre Bücher unzählige Auflagen erlebt und Menschen geprägt. In Deutschland sind die wichtigsten Werke übersetzt, werden aber kaum gelesen. Ich finde ihr Zeug schon alleine wegen der holzschnittartigen Charakterschablonen unlesbar. Und scheinbar geht es nicht nur mir so.
Aber im Grunde geht es hier um viel mehr, nämlich um die Auseinandersetzung zwischen englischer Ideologie und deutschem Geist. Mit deutschem Geist ist hier Kants Wiedereinsetzung des a priori, der Transzendenz, gemeint, welche von Fichte u.a. weitergeführt wurde, wider den englischen Pragmatismus und Empirismus. Wobei zu beachten ist, daß der deutsche Geist immer von der englischen Ideologie infiziert blieb, obwohl in dem Gegensatz Manchesterkapitalismus versus rheinischer Kapitalismus, der immer das Gemeinwohl mit im Blick hat, sich der deutsche Geist wider die englische Ideologie materialisieren konnte. Ich gebe zu, das der Sprung von Kant zu rheinischem Kapitalismus abrupt ist und tieferer Analyse bedarf. Die kann ich hier nicht liefern. Auch sollte vielleicht ein andere Bezeichnung für „deutscher Geist“ gefunden werden. Aber es ist nun mal eine Tatsache das im deutschen Raum, um Leibnitz, Kant, Fichte, die Idealisten etc., die einzige gültige Antwort auf Hobbes, Newton, Hume etc. gegeben wurde. Und in der Konsequenz manifestiert sich die englische Ideologie in der Anbetung der „unsichtbaren Hand“ von Adam Smith (wobei Smith immer noch den Wert der Arbeit erkannte). Obwohl die Austrians und die libertären Anarchokapitalisten durchaus gültige Einsichten bezüglich ökonomischer Zusammenhänge haben, sind sie englische Ideologen und beten die unsichtbare Hand des Marktes an. Und die unsichtbare Hand verhilft immer dem Stärkeren zu seinem (Un)Recht. Deshalb brauchen wir einen starken Staat. Aber einen Staat, der nicht das ausführende Organ einer Interessengruppe ist, sondern einen Staat, der dem Gemeinwohl dient. Gegenwärtig leben wir in einem System staatlich geförderten Wuchers in dem 99% der Bevölkerung enteignet werden. Und die Alternative dazu ist nicht der Sozialismus, sondern das Mittelalter. Also eine Gesellschaft, welche nach Ständen und Gilden organisiert ist, wo es 140 bis 180 Feiertage im Jahr gibt und alle genug zu essen haben. Platt ausgedrückt. Aber bevor hier einer an einem Lachanfall erstickt, einfach mal nachforschen, wie sich die Sicht auf das Mittelalter in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Ist interessant.

Hesperiolus

18. Oktober 2012 19:35

Als ob es bei der Wahl zwischen Obama und Romney um irgendetwas ginge? Es einen Sinn hätte, die Marionetten-Alternative des schein-demokratischen Agons ideologisch zu bemessen? Zwischen Merkel und Steinbrück gleichermaßen! Hier weltanschauliches Unterfutter beizutragen widerspräche gewollter Sezession. Und Ayn Rand, indiskutabel in einem von den Heroen der KR abgesteckten Denkraum, auch nur zu nennen. Ayn Rand ist undeutsch, gehört für mich in die Abteilung politischer Teratologie. Wollte hier eigentlich nur noch lesen, nicht schreiben, die argumentenstarke Seite ist ja für affektive Rülpser meiner Art zu schade, aber Ayn Rand? Die ist eine der im verhassten Helloween hereinbrechenden Fratzen, die Gorgo aus Gotham City schlechthin.

Karl

18. Oktober 2012 21:12

Eine gesunde Volkswirtschaft findet in einem gesellschaftlich sich selbst regelnder Prozess statt, bei dem ständig in allen Bereichen nach Maximaleffizienz (Balance) gestrebt wird. Wird in diesen Prozess eingegriffen, weicht dieser Prozess unweigerlich von ebendieser natürlichen Maximaleffizienz ab und es kommt unweigerlich zu Defiziten, welche sich negativ auf die Volkswirtschaft auswirken und zu Unter- oder Überversorgung führen. Die Natur als Vorbild zu nehmen war noch nie verkehrt!

Geld ist das Produkt einer Volkswirtschaft, nicht anders herum. Und Geld ist nicht gleich Währung! Eine Volkswirtschaft an eine Währungspolitik zu knebeln ist der leider immer wiederkehrende idiotische Versuch zentralplanerische Regelung einer Volkswirtschaft durch eine Möchte-Gern-Elite, welche bislang immer im Desaster endete und auch enden wird. Wie sagte Einstein: Irre ist jemand, der immer wieder dasselbe tut und sich dabei ein anderes Ergebnis erwartet. Da dürfte so mancher Illumierte also ganz einfach nur ziemlich überbelichtet sein, so Gott-gleich er sich sich auch fühlen mag. Nur, Irre werden in einer gesunden Gesellschaft so gehandhabt, dass sie dieser keinen Schaden zufügen können. Genau das ist wieder einmal dringend notwendig, derzeit haben diese gefährlichen Irren leider das Ruder in der Hand und wir erleben Orwell'schen Wahn.

Wenn eine Währung durch eine Autorität, welche nicht der freie Markt selbst ist, erzwungen ist/wird und keinen unbestechlichen geldäquivalenten Wert für die Volkswirtschaft hat bzw diesen Wert verliert, wird sie vom arbeitenden Volk, das den Geldwert erst durch seine Arbeit und Nutzung von Ressourcen schafft, irgendwann verworfen, weil das Volk sich früher oder später zwangsläufig im Bankrott (wirtschaftlich und damit auch gesellschaftlich/moralisch) wiederfindet. Dasselbe werden alle manipulierten Währungen auch heute wieder erfahren. Auch kein Polizeistaat wird dies aufhalten können, nur verzögern und verschlimmern.

Kein normal denkender Mensch würde dulden, dass man ein Kilogramm, ein Meter usw, das gilt für jede in einer Volkwirtschaft genutzte Masseinheit, mal ein wenig mehr oder weniger schwer, etwas länger oder kürzer, usw macht, dass diese Maßeinheit von irgendjemanden nach Belieben manipuliert wird. Genau das aber passiert mit der Maßeinheit als Entgelt für unsere Arbeit! Wir meinen Geld für unsere Arbeit zu bekommen, erhalten aber nur eine Währung = Monopol Scheingeld. Unser Vertrauen in das Tauschmittel für unsere Arbeit wird auf betrügerische Weise ausgenutzt! Und noch schlimmer wiegt das, was mit unserem Geld finanziert wird - eine psychopatische Parasiten-Elite, Kriege, Monopole, Volksverdummungsbildung usw. Warum lassen wir Bürger es zu, dass unsere produktive Arbeit, welche einen echten Wert darstellt, von Monopol wegen (anvertraut einer Regierung die eigentlich das Volk vertreten sollte) gegen eine WÄHRUNG (Zahlen gedruckt auf einen schönen kunterbunten Geld-Schein) anstelle von GELD getauscht werden muss, welche - obwohl eine Maßeinheit! - ungestraft nach Belieben der Monopolinhaber manipuliert werden kann und wird, dies sogar dafür verwendet wird, den Schöpfer des Geldwertes, uns arbeitenden Menschen, versklaven zu wollen???

Da können noble (oder auch weniger noble) Preisgewinner dieses Thema behirnen wie sie wollen und ihren Quatsch mit Hilfe willfähriger Propagandamedien verbreiten, ein einfacher gesunder Menschenverstand alleine reicht schon, diesen intellektuellen Mist als eben genau diesen zu erkennen und dem WPB (Waste Paper Basket) zuzuführen.

zentralwerkstatt

19. Oktober 2012 10:42

Danke, danke, Karl für diesen wunderbaren, unverschnörkelten und doch den komplexen Sachverhalt so umfassend offenlegenden Text. Ich habe mir erlaubt, diesen zu meinen Unterlagen zu kopieren.
Nachdem ich in dem hiesigen Argumentationsstrang abermals so viel Verstricktes las, empfinde ich Karls Einlassung fast wie eine Befreiung.

Warum gelingt es den Konservativen und Rechten oft nicht, eine Perspektive außerhalb dieses Systems zu gewinnen, warum versuchen sie so beinahe zwanghaft, Theorien wie Liberalismus, Konservatismus oder Sozialismus in die uns alle umgebende Betrugskulisse des monopolisierten, zinseszinsschwangeren Kreditscheingeldsystems zu pressen? Ist es die pure Freue am Theoretisieren? Der Konservativen fehlt oft der Pragmatismus. Ach ja, Pragmatismus. Englischen Pragmatismus, wie weiter oben so genannt, gibt es jedenfalls nicht. Man sollte es treffend und unverhohlen die typische englische Lieblosigkeit nennen.

Als Naturwissenschaftler hat man sicherlich eher gelernt, Thesen, die den Test in der Natur nicht bestehen, zu verwerfen. Demgegenüber biegen sich sogenannte Geisteswissenschaftler eben ihre Theoreme, indem sie letztlich Dogmen aussprechen, die man in der Praxis als falsch erkennt, aber schlimmstenfalls mit dem Polizeiknüppel im Nacken als solche nicht offen zu widerlegen wagt.

Ist es nicht die Eitelkeit, die Selbstverliebtheit derer, die sich Schlauberger (intellektuell) oder Stürzenberger (sanguinisch) nennen? Mir scheint, oft geht es gar nicht um die Sache oder Sachverhalte, man hört sich gerne selbst reden, man stellt sich selbst in den Mittelpunkt, auch im Zuge einer Megakatastrophe für Freiheit und Miteinander.

Übrigens, es ist mitnichten so, daß Freiheitlichkeit obligat gegen das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Volksgemeinschaft steht. Der Freiheitliche ist ja trotzdem ein biologisches Wesen. Es ist dennoch auch leicht zu leugnen, so mancher ist damit überfordert, das als „modern“ und „globalisiert“ verbrämte Leben des scheinbar freien und befreiten Individuums in der heutigen Zeit als das zu erkennen, was es ist: ein Spiel gegen sie selbst. Diese Leute wechseln nur das natürliche – und damit vernünftige – gegen ein ideologisches Kollektiv aus (die identitätslose Konsummasse, in der widernatürlich ein bindungsloser Einzelmensch agiert bzw. agieren soll, dem Dogma nach).

Bei hohem Maß an Markfreiheit in einer Volkswirtschaft bekommen wir es historisch nachvollziehbar eben nicht mit Massenverelendung zu tun, sondern im Gegenteil, siehe Geschichte des II. Deutschen Reiches. Es ist wichtig, den freien Markt vom scheinbar bzw. sogenannt deregulierten Finanzmarkt (der in Wahrheit ein Casino ist) zu trennen. Letzterer ist eine Form des Sozialismus, ein extrem derart regulierter Markt, daß er die ihn machenden Bonzen garantiert bevorzugt und eine Menschenmasse bewirtschaftet.

Finanzwirtschaft, Medienkontrolle und sogenannte Demokratie (besser Idiokratie für das oben nach unten, das doof ist schlau, kurz: das Chaos - jedenfalls feuerwerkreich über die Welt gezogen) – das sind die drei Säulen der Macht (oder Eckpunkte des magischen Dreiecks mit dem Auge in der Mitte?) derer, die die Welt bestimmen. Und? Von ersterem will man entweder nichts Genaues wissen, ignoriert oder unterschätzt es gar oder theoretisiert sich daran zum geistigen Exitus, zweites beklagt man immerhin und drittes gilt ja doch irgendwie als Errungenschaft.

Eisberg, das Narrenschiff hält Kurs!

Andreas Lange

19. Oktober 2012 15:52

Den Ausführungen meines bevorzugten JF-Kolumnisten (zusammen mit Claus Wolfschlag) kann ich voll zustimmen. Herr Bosselmann hat es wieder einmal messerscharf formuliert und knackig auf den Punkt gebracht.

Daß Romney vielen Konservativen als Held gilt, ist hoffentlich nur eine reflexartige Reaktion auf die Überhöhung Obamas durch die gesamte bundesdeutsche Linkspresse. Der migrationshintergründige Multikulti-Präsident aller "Afroamerikaner" ist nun einmal der wahrgewordene feuchte Traum der Linksgrünen in Medien und Politik, die bekanntlich auch in der CDU schon lange die Oberhand haben.

Deshalb müssen wir die unkritische mediale Berichterstattung, die ihm in der BRD, würde er zur Wahl antreten, bis zu 80% der Stimmen bescheren könnte, über uns ergehen lassen. "Barack Hussein, der neue Messias, von einer höheren Macht auserkoren, um die Hungernden der Welt zu speisen, alle Kriege zu beenden und den angeblichen Klimawandel zu stoppen, kurz, ein Paradies auf Erden zu errichten." Meine Gedanken zu dieser Propaganda lassen sich am besten mit einem "Erikativ" beschreiben: WÜRG! In der Realität hat Obama es doch nicht einmal hinbekommen, das Folterlager Guantanamo zu schließen.

Aber auch ich hoffe, daß Romney gewinnt, weil dies im Umkehrschluß bedeuten würde, daß Obama endlich weg wäre. Eigentlich könnte es uns zwar egal sein, denn jeder US-Präsident handelt nach dem Grundsatz "America first". Ein Präsident Romney könnte aber dafür sorgen, daß die aktuell in Europa und insbesondere in der BRD verbreitete US-Hörigkeit wieder einer gesunden, kritischen Einstellung weicht.

Menschen, die sich konservativ nennen, aber Romney wegen seiner Inhalte unterstützen, sind hingegen der linken Lüge aufgesessen, daß Konservativismus mit Wirtschaftsliberalismus gleichzusetzen sei. Konservativ zu sein heißt für mich, das Gute zu bewahren. Das Sozialstaatsprinzip gehört aus den von Herrn Bosselmann genannten Gründen definitiv dazu, ebenso die Förderung kultureller und anderer Werte, die ansonsten in einem Wust von massenkompatiblem Müll untergehen würden.

Die zynischen Kommentare mancher Libertärer, ein Sozialstaat hemme grundsätzlich den Aufstiegswillen, erinnern mich an Marie Antoinettes Zitat "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.". Wer oder was (außer Franz Müntefering, versteht sich) legt bitteschön fest, daß ein Maurer, der sich 20 Jahre krummgebuckelt hat, nicht mehr essen darf, weil er wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht mehr arbeiten kann, während ein Berufssöhnchen mit Papas Geld ein bisschen Börsenlotto spielt, den Jackpot gewinnt, dabei, ganz libertär, "Enrichissez-vous!" schreit und letztlich mehr Geld zur Verfügung hat, als er jemals in seinem Leben braucht?
Man kann es auch provokanter formulieren: der Libertarismus würde die Möglichkeit eines verdienten Abstiegs solcher Schmarotzer noch stärker hemmen, als es bereits jetzt der Fall ist.

Asenkrieger

19. Oktober 2012 19:27

Wäre ich den USA, würde ich mich für Merlin Miller engagieren. Der kandidiert - aussichtslos - für die American Third Position Party. Das ist eine neue Partei, von Intellektuellen gegründet und getragen. Bei amazon gibt es von ihm ein Büchlein über das Programm dieser jungen Partei.

trup

20. Oktober 2012 00:34

Eine Elite, die beansprucht, ökonomische Vorteile auszubauen, während sie den Abstieg der Mitmenschen organisiert, ist eine Elite. Nur was für eine? Carl Schmitt hat es gesagt.

Und sie ist eine solche, die es nicht im geringsten stört, dabei Taktiken der Lüge oder Täuschung zu nutzen. Trotzdem bleibt es eine Elite. Freie Marktwirtschaft ist nur dann der hohe, ja man hört fast prahlen "denkerisch konsequent verteidigte" Wert, den sie gegen garantierte Gesundheitsleistungen ins Feld führt. Ist aber ihr Betrugssystem der virtuellen Buchgeldschöpfung per Kredit samt folgender Spekulationsgewinne in Gefahr (siehe Analysen dazu von Dr. Dr. Wolfgang Berger u. a.; 98% der Geldmengen stammen geschöpft als Kredit aus der Tastatur privater Banken), ja dann ist freie Marktwirtschaft nicht tragbar.

Aber sie wissen, dass diese Inkonsequenz nicht zur Geltung kommt, solange die Mehrheit medial lenkbar und so mangelhaft gebildet ist, dass sie nicht weiss, dass 98% der Geldschöpfung von privaten Banken per Kredit in die Tastatur geschaffen werden. Aus gutem Grund erfahren selbst Gymnasiasten nicht, dass dem so ist.

An diesem Punkt zeigt sich wie Täuschung und Lüge als Werkzeug parat stehen müssen. Das ist nur möglich, wenn die Nicht-Elite in diesen Fragen so ungebildet gehalten werden kann, dass es nicht auffällt und sie per Mediendominanz lenkbar bleibt.

Ja es ist eine formidable Elite; eine wirtschaftliche, keine kulturelle, aber eine äußerst gewiefte. Dazu gehört die Kulturvernichtung, da alle geistig integren Projekte Gefahr laufen, Gemeinschaften zu inspirieren, rare Informationen zu streuen, die Pfade der lenkbaren Herden zu verlassen. Oder sogar eine Macht zu bilden, die Ausstrahlung gewinnen könnte, die MTV und Madonna, Tommy Hilfiger und Nike alt und blöde aussehen lassen könnten.

Darum wird geistige Entwicklung gestört, mit MTV und Co. von klein an "zugespammt", mit "Events" kanalisiert, abgelenkt.

Auch die Mafia ist eine Elite. Auch die Mafia verlagert sich weg von der offenen Gewalt hin zu wirtschaftlichem Focus.

Mitt Romney ist nur eine Figur dieser Finanziers und Strategen. Hinter ihm stehen die Neokonservativen in seiner Aussenpolitik (die ja von der Linken kamen, aber die Republikaner eroberten, um Israel noch sicherer zu dienen...wie gesagt, es geht längst nicht immer um Überzeugungen). So kann es auch sein, dass Romney die Militärkosten nicht problematisch findet, die Gesundheitsversorgung aber schon.

Es wird ohne edle Gesinnung am Ende nichts Schönes und Gutes übrig bleiben. Nichts steht der Annahme entgegen, dass diese Elite bereit ist, Europa in den Abgrund zu reiten (das tun sie ja). Und wenn ihnen Masseneinwanderung die Spannungen verschafft, ihre Strategie zu vollenden, dann werden sie das durchziehen. Und die Romneys dieser Welt grinsen sich gegenseitig mit ihren häßlichen Fratzen an. Berauscht von ihrem Parcours der Verwüstung. Vernichtung ist auch im Erwachsenenalter noch reizend, wenn es "sophisticated" vollbracht wird.

Sie sind die Nomaden des Geldes. Der Jude Jaques Attali, in Frankreich neben Bernard Henry Levy einer der Medial omnipräsenten Tonangeber bringt es auf den Punkt: "Länder sind Hotels" sagt er frech und lacht.

Und weil es eine Geldelite ist, befürchte ich, dass sie in ihrem geistigen Liberalismus nur einen gemeinsamen Nenner finden werden: Vernichtung jeder originär geistigen Kultur und Manipulation zur Verteidigung ihrer Infrastruktur.

Dem etwas entgegen zu setzen wird nicht einfach. Aber es kann sich nur um das Fördern und zur Blüte bringen der Tradition europäischer Geisteskultur drehen. Ohne die Jugend wäre das alles nie zu entfachen, also muss es deren innewohnendes Sehnen nach Gesundheit in dieser kalten, kranken Welt des Liberalismus ansteuern und wecken. Ich kann aber verstehen, wenn vielen das zu mühsam zu werden droht, da kann man auch Romney preisen und ein bisschen auf faule Deppen schimpfen . Und man kann sich das natürlich schön denken, Romney der Konsequente im Kampf gegen die Schmarotzer. Dass er genau von den Parasiten und Kulturvernichtern gesponsert ist, das muss man sich auch schon mühsam gegen die Medienoligarchie zusammensuchen.

Hohe Ideale, was sonst soll denn Stoff der Gemeinschaft sein? Gewalt und Täuschung ziehe ich dem auch nicht vor, wenn sie bald ins Ziel einfahren zu scheinen.

zentralwerkstatt

20. Oktober 2012 12:44

Das Manifest des Übels:

1.) Politiker fördern nicht unsere Lebensbedingungen zum Besseren, sie sind sich Selbstzweck. Und sie kosten als genuin Unproduktive selbst eine Menge, sowohl direkt (Politikerbezüge) als auch indirekt (Realisieren von Bankengewinnen). Daher ist es mehr als müßig sich mit den USA und ihren Showtalenten Obama und Romney zu befassen, zum hier in unserem Lebensraum auch USA-bedingt (verbrämt "Befreiung") folgendes im Argen liegt:
2.) die "Geldschöpfung", die durch im Hintergrund parasitierende Privatiers aus dem Nichts erfolgt und gegen reale Güter und Arbeitsleistung eingetauscht wird mit der den Vogel abschießenden Frechheit, für die Nichtleistung auch noch eine üppige Zusatzrendite (Zinseszins) zu erheben, was zum Gipfel allen Übels
3.) durch die Politik mit ihrem Staatsgewaltapparat als "systemrelevant" mit letzter Gewalt gegen rechtschaffende Menschen durchgesetzt wird. Hierbei ist es unerheblich, ob
4.) das auf dem "Boden des GG" für die BRD erfolgt oder die Demokratie nach dem Vorbild der westlichen Werteverfallsgemeinschaft die beste aller schlechten Staatsformen sei. Im Mittelpunkt aller Staatlichkeit muß immer der einzelne Mensch stehen, kein sogenanntes "Wertegerüst" rechtfertigt Gewalt gegen einen in dieses Werteschafott nicht hineinzubiegenden Menschen, der sich sonst nichts hat zu Schulden kommen lassen, denn
5.) die Legalität entfernt sich in Herrschaftsgebilden früher oder später empirisch nachzuzeichnen immer von der Legitimität. Wer nicht vollends durchgeknallt ist, würde nie den Stalinistischen oder Himmleristischen "Wertekonsens" zu Zeiten als systemrelevant sanktionieren und gutheißen, woraus ersichtlich wird, daß
6.) auch die freiheitsfeindlichen Eingriffe durch Herrn Schäuble, Frau Merkel und Co., die mehr oder weniger auf dem Boden des GG oder einer sonstigen angeblichen "historischen Verpflichtung" stehen mögen, wohl nur der Anfang einer ganz üblen Geschichte sind. Zumal das GG
7.) selbst nur Ausdruck der Modalität einer Fremdherrschaft ist, wie der Artikel 139 zu deutlichst zum Besten gibt. Jemand, der den Geist oder Willen des GG über seine eigene Belange stellt,
8.) macht sich wohl auch die Hose mit der Kneifzange zu und darf keineswegs von mir erwarten, daß ich seine Legitimation, mein Leben zu beeinflussen auch noch bejuble. Die Zulässigkeit von politisch unkorrekter Polemik
9.) ist ein Test auf verwirklichte Freiheit, den auch das GG und sonstiges bedrucktes oder beschmiertes Papier aushalten müssen ohne daß mit den bekannten Keulen zurückgekeilt wird, denn
10.) heilig und schützenswert ist nur das Leben als Ausdruck von Natürlichkeit, und wenn ein GG oder eine wie auch immer ausgerichtete Staatsform das nicht garantieren können, was in der BRD offensichtlich der Fall ist, dann ist es nach Fremdherrschaft legal, aber eben nach Sittlichkeit nicht legitim, mir eine Bindung daran abzuverlangen.

Politik und Freiheit sind Widersacher.

Politik darf kein Selbstzweck sein bzw. als Präsentationsbühne persönlicher Eitelkeiten mißbraucht werden, siehe gerade den "Wahlkämpfe". Noch die geringste Legalisierung, den Willen eines Einzelnen für ein "politisches Projekt" übergehen zu können, wird früher oder später die Diktatur zur Folge haben. Das zeigt die Geschichte.

Das sogenannte Recht zur Wissenschaft zu stilisieren, wie das ja auch mit dem Kennzeichen des Lebens dem (Güter-)Austausch ("Wirtschaftswissenschaft") geschehen ist, erfüllt den Zweck, die Menschen von ihren Bedürfnissen und ureigensten Geschicken zu isolieren. Nützt mir ein Recht, für dessen Durchsetzung bzw. auch erst Verständnis ich einen "Gelehrten" benötige und dessen Realisierung sich oft proportional zum Guthabenkonto verhält? Nützt mir ein Tauschsystem, das nach angeblich wissenschaftlichen Erkenntnissen so reguliert ist, daß ein Dritter bei jedem Tauschgeschäft mitverdient? Nützt mir eine Politik, die mich versachlicht und anonymisiert, weil instrumentalisiert?

Vielleicht ist es Zeit für den Plan B der Herren Popp und Albrecht, eine Diskussion wert ist deren Vorschlag allemal:

www.wissensmanufaktur.net

zentralwerkstatt

20. Oktober 2012 22:17

Noch zum Thema Walhlkampf:

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=-Tp-AspPvmg

Möglicherweise mag mit diesem Vorkommnis das Auskreißen Schäubles zusammenhängen, die EUDSSR nun im Handstreich an "rechtliche" Schellen festzuketten. Die BRD-Volkskammer ist sichtlich nervös!

rjaeck

21. Oktober 2012 00:46

@ trup

Freie Marktwirtschaft ist nur dann der hohe... Wert, den sie gegen garantierte Gesundheitsleistungen ins Feld führt. Ist aber ihr Betrugssystem der virtuellen Buchgeldschöpfung per Kredit samt folgender Spekulationsgewinne in Gefahr..., ja dann ist freie Marktwirtschaft nicht tragbar.

Das Betrugssystem der Papiergeldschöpfung wohnt einer echten freien Marktwirtschaft gerade nicht inne, sondern v. a. der staatlichen Schuldenorgien.
Ein Unternehmer oder sonstiger Privatkunde bekommt doch Kredit von den "Bankstern" - wenn überhaupt - nur nach Verpfändung von Haus, Hof und Omas Silberzeug. Das hat in gewisser Weise (wenn auch z. T. übertrieben) was mit gesunder Skepsis in bezug auf die Leistungsfähigkeint des Kreditnehmers zu tun - hat noch was von Marktwirtschaft.

Wenn der Staat Geld braucht - dieses Phänomen potenziert sich bekanntermaßen - gibt die Bank gern, weiß sie doch, daß sie in jedem Fall irgendwie "gerettet" wird. Möglich wird dies nur durch das bestehende Zentralbanksystem - auf wessen Kosten? Auf derer, die tatsächlich durch Arbeit Werte schaffen und der Meinung sind, mit einem Sparkonto auf der Bank ein wenig "Vermögen" zu besitzen. Das nenne ich nicht Marktwirtschaft, sondern organisierten Diebstahl.

Wenn der Staat unabhängig von echten Werten das Finanzwesen beherrscht und manipuliert, wenn er vorschreibt, welche Glühbirnen wir verwenden dürfen, aus welchen Quellen Energie erzeugt wird... - also immer stärker in den Markt eingreift, haben wir tatsächlich wohl bald Orwellschen Wahnsinn.
Ein wenig Ayn Rand täte auch dem deutschen Volk (v. a. den "Fleißigen") gut, wenngleich ein Staat und ein Volk selbstverständlich mehr sind als ein Markt.

Afrikaforscher

21. Oktober 2012 01:11

@trup: "Ist aber ihr Betrugssystem der virtuellen Buchgeldschöpfung ... in Gefahr ... ja dann ist freie Marktwirtschaft nicht tragbar."

Diese Inkonsequenz wird zur Folge haben, dass Europa insgesamt weit zurückgeworfen wird, wer weiss, im Verhältnis zum Rest der Welt vielleicht auf die Position, die es vor der Kolonialzeit, also vor Kolumbus, hatte.
Für Deutschland, sofern es, auch wenn die Sparvermögen sich wegen der teuren Rettungen vermutlich weitgehend in nichts auflösen, seine industrielle Basis bewahren kann, wird diese Lage immerhin die Möglichkeit bieten, wieder souverän zu werden. Das Selbstbewusstsein kommt dann schon.

Kurt

22. Oktober 2012 03:38

Ayn Rand ist reiner Kitsch. Eine Renaissance gelang ihr bei den Poser-Kapitalisten der republikanischen Rechten. Das sind wenn man so will die willfährigen Diener des Geldes, Opportunisten, Forbes-Gläubige. Sprich, Menschen ohne Identität. Gerade das ist ja das Hauptproblem Amerikas, der vollständige Mangel von Identität, weil Einwanderer durch die Hirnwaschmaschine geschickt werden, die sie ihrer Identität beraubt. Ganz anders im übrigen als Ausländer in Deutschland. Ohne Identität lässt sich kein Sozialstaat machen. Die identitätsstarken Gemeinschaften ausländischer Diaspora in Deutschland sind vorbildhaft.

Stefan Wehmeier

25. Oktober 2012 21:49

Der Zins und das Geld

Die so genannte "Österreichische Schule" ist noch nie zur Anwendung gekommen und wird auch nie zur Anwendung kommen, aus dem einfachen Grund, weil der ganze Unsinn auf einer falschen Zinstheorie basiert, die immer den Kern jeder Wirtschaftstheorie darstellt: Der Zins – Mythos und Wahrheit

Es gibt nur zwei richtige Zinstheorien: Die Urzinstheorie von Silvio Gesell und die Liquiditätstheorie von John Maynard Keynes, die sich gegenseitig ergänzen.

Solange Zinsgeld verwendet wird und es ein privates Bodeneigentumsrecht gibt, kann die "hohe Politik" bzw. "der Staat" - bis zum Staatsbankrott durch Überschuldung - nichts anderes machen als das, was in "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" (Keynes, 1935) beschrieben ist: 2012

Sobald "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" (Gesell, 1916), die echte Soziale Marktwirtschaft, verwirklicht ist, wird die "hohe Politik" überflüssig und "der Staat" ist nichts weiter als ein Währungsraum und eine Bodenverwaltung, in dem alles andere durch das freie Spiel der Marktkräfte eigendynamisch geregelt oder, sofern es viele oder alle Wirtschaftsteilnehmer betrifft, direkt basisdemokratisch entschieden wird. So einfach ist das: Geld

Alles andere ist Religion (selektive geistige Blindheit gegenüber makroökonomischen Konstruktionsfehlern).

Dr. Schneider

28. Oktober 2012 08:41

Wenn mir etwas an den sog. Neuen Rechten, der Jungen Freiheit und auch Sezession mißfällt und mich darin hindert, da geistig mitzugehen, dann ist es ihre radikale = wenig durchdachte Kritik am Sozialstaat an sich und überhaupt.
Bosselmann schlägt andere Töne an und bringt Dinge ins Bewußtsein, die von jenen, die so tun, als wäre die Welt am untergehen, weil man den deutschen Arbeitslosen noch nicht verhungern läßt, effektvoll verdrängt werden.

Wie Bosselmann sehr schön und aus eigener Erfahrung andeutet, lähmt ein entfesselter Kapitalismus die Gesellschaft: er sorgt für die Akkumulation riesiger Vermögen in der Hand weniger Familie, die, wie untauglich ihre Sprößlinge auch sein mögen, sich einen institutionellen Apparat (Bezahlschulen + Bezahlunis) geschaffen haben, der ihnen auf ewig alle Macht sichert.
Weshalb soll man sich noch anstrengen, wenn man ohnehin nie die Chance hat, in diese Kaste aufzusteigen? Man sucht dann eben das schnelle, ganz schnelle Geld.
Das Elend und die Kriminalität in den USA, in denen so etwas wie ein Sozialstaat nicht mehr existiert - worüber gestritten wird, sind seine kümmerlichen Reste - zeigen, wohin die Entwicklung bei uns führen würde.

Natürlich hat unser Sozialstaat Fehler, die aber weniger mit dem Sozialstaat an sich, als eher mit seiner rot-grünen Ausgestaltung zu tun haben, das heißt vor allem seiner Entkoppelung vom Nationalstaat.

Fremdstämmige Glücksritter, die ihr Land im Stich gelassen haben, um hier auf Kosten des Staates zu leben, werden deutschen Arbeitern gleichgesetzt, die nach mehreren Jahrzehnten in den Fabriken, aufs Arbeitsamt müssen, weil eine Heuschrecke die Firma ausgeschlachtet hat. Das ist ungerechnet und nicht der Umstand, daß der 75jährige Bauer, der seine Knochen in der Landarbeit ruiniert hat, ein künstliches Hüftgelenk bekommt.
Dabei gilt hier nicht nur: Sozial geht nur national, sondern ebenso das Umgekehrte: National geht nur sozial! Wer einen Nationalstaat zusammenhalten will - und das lehrt uns Bismarck - der muß ihm das Gerüst eine intakten Sozialsystems geben. Wer den Sozialstaat abschaffen, der trifft immer auch den Nationalstaat.

Natürlich sind Hierarchien zu befürworten. Kein Mensch redet von Gleichmacherei. Der Fleißige, der Disziplinierte, der Intelligente soll mehr haben an Geld und Macht als der Faule und Dumme. Jeder nach Rang und Leistung, der General mehr als der Gefreite, der Universitätsprofessor mehr als der Volksschullehrer. Aber dazu muß es eine Armee, staatliche Schulen und Universitäten geben. Es muß auch einen Schutz gegen die willkürlichen Schläge des Schicksals geben.
Wenn es all das nicht gibt, dann herrscht die reine Willkür des Marktes, eine Lotterie, die den Kretin über Nacht zum Millionär macht und den Tüchtigen in das Heer der Arbeitslosen wirft, eine Maschine, die alle Traditionsbestände, alle nationale Kultur und alle Bindung an Volk und Heimat, für die Rechte eintreten sollten, zerfrißt.

Deshalb: Danke an Herrn Bosselmann für die nachdenklichen Töne, die mich persönlich dazu gebracht haben, einmal ernsthaft über ein Sezessionsabo nachzudenken!

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