Ansitzen am Hühnerstall: beobachten, zugreifen, schlachten, rupfen, zubereiten. Heute Abend gab es zwei Hähnchen mit Kartoffelknödeln aus der Sorte Arrant Victory (schottisch, 1912) und gedünsteten Schwarz- und Haferwurzeln (letztere urwüchsiger, aber nicht so ergiebig).
Im Topf landen alle Jahre wieder zunächst jene Hähne, die sich nicht durchzusetzen wußten. Es treten nämlich, weiß Gott, nicht alle Hähne gegeneinander an, sondern nur solche, die eine Auseinandersetzung nicht scheuen. Denn die Kümmer-Hähne, die, aus denen etwas hätte werden können, wenn es nicht Gründe gäbe, die das verhinderten, verkriechen sich in irgendeinem Winkel des Geheges oder wühlen sich in die staubtrockene Erde wie die Hühner, während sich die paar echten Männer fetzen, daß die Federn fliegen.
Da hocken sie dann herum, die Angeber, die nur ein Huhn abkriegen oder einem Gefolge vorscharren dürfen, wenn ein Zaun dazwischen ist: Hähne ohne Sporn, Quexe, naßforsche Typen, Maulhelden, erkennbar schon allein daran, daß sie weder eine stolze Schwanzfeder ausbilden, noch ein gescheites Krähen aus der Kehle bringen. Im schlimmsten Fall: androgyne Stackse mit Stimmen wie Blecheimer, scheelen Auges immer dorthin äugend, wo einmal doch eine Tür aufgehen und einer von denen nähertreten könnte, die wenig fressen, aber den Kopf oben haben.
Man guckt sich das eine Weile lang an, es ist nicht uninteressant. Aber in jedem Herbst kippt dann unvermittelt die Stimmung einer gewissen Großzügigkeit in jene der mitleidlosen Reduzierung auf das Notwendige – denn der Winter kommt. Herrlich, die Debatte zwischen Weißmann, Stürzenberger, Lichtmesz und Kleine-Hartlage. All den anonymen Kommentatoren auf PI und Sezession sei – sofern sie nichts Essentielles beizutragen wußten, sondern bloß ihre unvermeidlichen Korinthen dazwischenkackten – gesagt: Bildet erst einmal eine Schwanzfeder aus und steigt in den Ring. Hahn oder Broiler?
Alle Jahre wieder? Unbedingt: Der nächste “zwischentag” ist am 5. Oktober 2013.