wird man ihn zu den wichtigen Anregern der konservativen Szene in den achtziger und neunziger Jahren rechnen müssen. Eine publizistische Karriere hatte er ursprünglich so wenig angestrebt wie eine wissenschaftliche. Zu den prägenden Erfahrungen seiner frühen Jahre gehörten das NS-Regime und dann vor allem die Kriegszeit. Arndt diente in der Marine als Offizier, geriet in Gefangenschaft und sah sich nach der Niederlage gezwungen, die Laufbahn eines Berufssoldaten aufzugeben. Er begann ein Studium der Soziologie und gehörte sogar zu jenen Nachwuchsakademikern, die von den USA gezielt für einen Aufenthalt in den Staaten eingeladen wurden; 1952 war er für einige Zeit in Harvard. Vorher hatte er im Sommersemester 1950 und im Wintersemester 1951/52 in Heidelberg studiert, wo er mit einer Arbeit „Über die Ursachen der Geschichtsvergessenheit der amerikanischen Soziologie“ (1952) bei Alfred Weber promoviert worden war. In dessen Umfeld hatte sich zu dem Zeitpunkt ein „Carl-Schmitt-Fan-Club“ (Dirk van Laak) gebildet, zu dem Arndt über Reinhart Koselleck und Hanno Kesting Kontakt fand, die ihn dann in Verbindung zu Schmitt wie Armin Mohler brachten.
Arndt engagierte sich in der nordrhein-westfälischen FDP, die mit ihrem Kurs der „nationalen Sammlung“ eine gewisse Anziehungskraft auf die junge rechte Intelligenz der frühen Bundesrepublik ausübte. Darüber hinaus gab er sich aber nicht politisch zu erkennen. Er hat zur Begründung immer angegeben, daß die totale Niederlage von 1945 eine klare Unterscheidung zwischen résistance und collaboration unmöglich gemacht habe. Eine gewisse „Zweischichtigkeit“ des Denkens und Redens sei unumgänglich. Bis zum Beginn der siebziger Jahre mied Arndt jedenfalls klare Positionsbestimmungen und veröffentlichte vor allem zu Managementfragen; auch die Universitätskarriere trat er erst relativ spät an: Im Zuge der Bildungsexpansion erhielt er 1968 einen neugeschaffenen Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Universität Heidelberg.
Die entscheidende Änderung trat erst ein, als Arndt zehn Jahre später eine Monographie unter dem Titel Die Besiegten von 1945. Versuch einer Politologie für Deutsche (1978) vorlegte, in der er von einer an Schmitt geschulten „konkreten Lageanalyse“ ausging. Im Kern handelte es sich seiner Meinung nach darum, daß die Politologie, wie sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik als „Demokratiewissenschaft“ installiert worden war, keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben könne, da sie von einer vorgegebenen Dogmatik ausgehen müsse und weiter den ehemaligen Siegermächten als Konzept diene, ihre Umerziehungsmaßnahmen auf Dauer fortzusetzen. Eine Politikwissenschaft für Deutsche könne sich damit aber nicht abfinden, sondern müsse ihren Ausgangspunkt bei der Tatsache des Besiegt-Seins nehmen. Der Zusammenbruch von 1945 bestimme nach wie vor die „Grund-Lage“, von der auszugehen sei, wenn man überhaupt wieder zu so etwas wie einer deutschen Politikanalyse kommen wolle.
Das Buch Die Besiegten von 1945 sorgte zwar in der Zunft für einen gewissen Unmut, aber eine echte Resonanz fand es nicht. Arndt hat das mit einer Erbitterung zur Kenntnis genommen und später nur noch mit Genugtuung quittiert, daß Panajotis Kondylis – den er als seinen Schüler betrachtete – den Faden aufnahm und „die illusionsloseste politische Grundlagenphilosophie“, schrieb, „die nach dem zweiten Weltkrieg in deutscher Zunge veröffentlicht wurde“.
Schriften: Die Besiegten von 1945. Versuch einer Politologie für Deutsche samt Würdigung der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin (West) 1978; Der Verbleib des Deutschland-Bewußtseins in der Bundesrepublik, in: Inferiorität als Staatsräson. Sechs Aufsätze zur Legitimität der BRD, edition d, Bd. 9, Krefeld 1985.
Literatur: Volker Beismann und Markus Josef Klein (Hrsg.): Politische Lageanalyse. Festschrift für Hans-Joachim Arndt zum 70. Geburtstag am 15. Januar 1993, Bruchsal 1993.