… immer wieder neue Erkenntnisse über den spanischen Katholizismus (es war immerhin die siebte Spanienreise) und jeden Tag Tobe-Stunde im stürmischen Atlantik: Da waren außer uns Alemánes nur ein paar Surfer in Neopren-Anzügen, und ganz kleine Haie, die wir abends fangfrisch verzehrten.
Schön wars. Für den Mietwagen hatten wir eine einzige CD dabei, eine Vivaldi-Arie gab die Melodie dieses Urlaubs. Es dürfte wie mit jenen Déjàvu-Erlebnissen sein, die Gerüche in uns zu verursachen pflegen: Wenn unsere Kinder in zwanzig Jahren einmal jene Stimme und Musik hören, werden sie Andalusien vor Augen haben – und halt nicht Venedig… Heute wurde ausgepackt. 47 Bücher waren im Gepäck. Klingt großkotzig als Urlaubslektüre für nicht mal zwei Wochen? Nicht, wenn man in Rechnung stellt, daß sieben Kinder dabei waren und eine gute Handvoll Pixi-Bücher eingerechnet sind.
Kubitschek arbeitete sich Tag für Tag in freien Halbstunden an Nicholson Bakers vielhundertseitigem Menschenrauch ab. Ich selbst hatte neben einem Wörterbuch und Reiseführern sechs Bücher im Rucksack – sie sind ausgelesen, und das ist komisch: Rückblickend sehe ich mich nur spielend, schwimmend, weintrinkend, fischessend und auf Prozessions-Besuch.
Dennoch: eine hervorragende Lektüre waren Christoph Heins Von allem Anfang an und Gunnar Deckers neue Franz-Fühmann-Biographie. Immerhin instruktiv, erkenntnisreich und für abendlichen Gesprächsstoff sorgend waren Ludwig von Mises neu herausgegebene Vorlesungen Vom Wert der besseren Ideen und ein leicht bejahrtes Buch von Ruth Hofmann über junge Frauen in der „Rechten Szene” Weil die ohne Weiber gar nicht können.
Als Fundgrube erwies sich der von Reiner Wild in dritter Auflage herausgegebene Wälzer Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur- davon hab ich zugegebenerweise nur einzelne Kapitel gelesen. Minuslektüre (sagen wir: Note drei minus) war einzig das von A. Schwarzer herausgegebene, von A. Merkel mit einem Vorwort versehene Buch Damenwahl mit 18 Politikerinnen-Porträts. Dazu, zu Fühmann, von Mises und Baker mehr in der nächsten Sezession. Jetzt: Re-Intergration in den Alltag.