Robert Hepp ist 75

(Text aus dem Band Vordenker des Staatspolitischen Handbuchs, Schnellroda 2012.)

von Karlheinz Weißmann

Hepp wurde in einem kleinen Ort Oberschwabens geboren und entstammte einem noch relativ geschlossenen katholischen Milieu.

Nach dem Abitur stu­dier­te Hepp Geschich­te, Sozio­lo­gie und Poli­tik­wis­sen­schaft an den Uni­ver­si­tä­ten Tübin­gen, Paris und Erlan­gen. Er kam wäh­rend sei­nes Auf­ent­halts in Paris in Kon­takt zu Armin Moh­ler, der ihn in den Kreis Carl Schmitts ein­führ­te. Nach der Rück­kehr bil­de­te er mit sei­nem Bru­der Mar­cel eine »Katho­li­sche«, dann »Kon­ser­va­ti­ve Front«.

Hepp hat­te von früh an eine akti­vis­ti­sche Nei­gung, wur­de nach einem Eklat im Ober­se­mi­nar von Theo­dor Eschen­burg der Uni­ver­si­tät Tübin­gen ver­wie­sen und nähr­te bald sei­nen Wider­wil­len gegen eine kon­ser­va­ti­ve, also defen­si­ve Pro­gram­ma­tik. Schon in einem Text von 1962 äußer­te er, daß es nötig sei, eine »neue Rech­te« zu for­mie­ren, die den Kampf gegen das libe­ra­le Estab­lish­ment genau­so füh­ren soll­te wie den gegen die Linke.
Danach ist Hepp in den sech­zi­ger Jah­ren nicht wei­ter poli­tisch her­vor­ge­tre­ten, son­dern kon­zen­trier­te sich auf den Abschluß sei­ner Dis­ser­ta­ti­on über »Poli­ti­sche Theo­lo­gie und theo­lo­gi­sche Poli­tik« in der Wei­ma­rer Repu­blik bei Hans-Joa­chim Schoeps (1967); bezeich­nen­der­wei­se wur­den von der Arbeit nur die harm­lo­sen Tei­le ver­viel­fäl­tigt. Seit 1966 arbei­te­te Hepp als Sozio­lo­ge in Saar­brü­cken und Salz­burg, 1977 erfolg­te der Ruf auf das Ordi­na­ri­at für Sozio­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Osna­brück, das er bis 1994 inne­hat­te. Anschlie­ßend lehr­te er bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung 2006 an der Hoch­schu­le Vechta.

Nach dem Schei­tern der »gaul­lis­ti­schen« Initia­ti­ve Moh­lers – für die der früh ver­stor­be­ne Mar­cel Hepp als Sekre­tär von Franz Josef Strauß und Chef­re­dak­teur des Bay­ern­ku­rier eine wich­ti­ge Rol­le gespielt hat­te – nahm Hepp sei­ne publi­zis­ti­sche Tätig­keit wie­der auf, vor allem im Umfeld der Zeit­schrift Cri­ticón. Dabei fiel neben der Bril­lanz sei­ner Argu­men­ta­ti­on vor allem die Ten­denz zur Zuspit­zung auf. Bei­de Eigen­schaften tra­ten auch in sei­nem Haupt­werk, dem 1988 erschie­ne­nen Buch Die End­lö­sung der Deut­schen Fra­ge, unüber­seh­bar her­vor. Anders als vie­le Bevöl­ke­rungs­wis­sen­schaft­ler, trieb Hepp aus­drück­lich »poli­ti­sche Demo­gra­phie«, die nicht nur Sta­tis­ti­sches sam­mel­te, ver­glich und distan­ziert aus­wer­te­te, son­dern aus dem Daten­ma­te­ri­al eine unmiß­ver­ständ­li­che Fol­ge­rung zog: Bevöl­ke­rungs­schwund ist ein Aus­druck kol­lek­ti­ver Todes­sehn­sucht, und wer dem als Poli­ti­ker nicht ent­ge­gen­tritt, ver­rät sei­ne Pflicht gegen­über dem Volk, dem er zu die­nen hat. Ein­wan­de­rung, so Hepp, kön­ne durch­aus ein Gewinn sein, aber nur, wenn die Ein­wan­de­rer tat­säch­lich die auto­chtho­ne Kul­tur berei­cher­ten oder an eine dau­er­haf­te Unter­schich­tung der Hei­mi­schen gedacht sei.

Daß Hepp es wag­te, sol­che Gedan­ken zu äußern und unter Hin­weis auf die bêtes noi­res der Sozio­lo­gen­zunft zu begrün­den, hat sofort die Zen­sur auf den Plan geru­fen. Hepp hat die Angrif­fe (zuletzt noch eine lang­wie­ri­ge juris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der Illus­trier­ten Stern) zwar mehr oder weni­ger unbe­scha­det über­stan­den, sich aber seit dem Beginn der neun­zi­ger Jah­re (nicht zuletzt aus Ent­täu­schung über den Ver­lauf des Wie­der­ver­ei­ni­gungs­pro­zes­ses) aus der akti­ven Teil­nah­me an den Debat­ten zurück­ge­zo­gen. Zuletzt erschien noch eine bra­vou­rö­se Abrech­nung mit der »Mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft« (MKG) aus sei­ner Feder.

Schrif­ten: Selbst­herr­lich­keit und Selbst­be­die­nung. Zur Dia­lek­tik der Eman­zi­pa­ti­on, Mün­chen 1971; Die End­lö­sung der Deut­schen Fra­ge. Grund­li­ni­en einer poli­ti­schen Demo­gra­phie der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Tübin­gen 1988; Mul­ta non mul­tum: Kul­tur­kri­ti­sche Anmer­kun­gen zur »mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft«, in: Vol­ker Beismann/Markus Josef Klein (Hrsg.): Poli­ti­sche Lage­ana­ly­se. Fest­schrift für Hans-Joa­chim Arndt, Mün­chen 1993.

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