Nutzen sie, so seine Leitfrage, in heutigen Krisenzeiten ihren Einfluß als vierte Macht, um die Zuschauer, Zuhörer und Leser aufzuklären und zu sensibilisieren?
Der Schweizer Soziologe Kurt Imhof schafft es im Gespräch mit Fleck als einziger der in diesem Buch Befragten, den Finger in die richtige Wunde zu legen. Er prangert die »Empörungsbewirtschaftung« der Medien an, erklärt den »neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit« als einen Prozeß, der zu einer »Folgenlosigkeit von öffentlichen Auseinandersetzungen« führe, weil es nur noch auf eine »moralisch-emotionale Urteilsbildung« ankomme. Imhof gelingt es darüber hinaus, zu erklären, wie beunruhigend es ist, daß die Öffentlichkeit die supranationalen Machtzentren nicht im Blick hat, dafür aber naiv glaubt, das Internet setze ein globales »Demokratiepotential« frei. Das sei ein Wunschdenken, das die »Gesetzmäßigkeiten der Aufmerksamkeitsallokation« mißachte.
Damit ist eigentlich das Wesentliche zum Verhalten der Massenmedien in Krisenzeiten gesagt. Dirk C. Fleck hat aber noch mit 24 anderen Journalisten und Wissenschaftlern über das Thema gesprochen, die jedoch durch die Bank ihre eigene Rolle schönreden, was bei der Auswahl der prominenten Gesprächspartner auch nicht verwundert (u. a. Giovanni di Lorenzo, Michel Friedman, Kai Diekmann, Anne Will). Wäre es so, wie es die Befragten schildern, müßten lediglich alle Medien verstaatlicht werden, damit sie nicht mehr den Marktmechanismen unterlägen, und die »heile Welt« wäre greifbar nah – an den Journalisten selbst kann es ihrer Ansicht nach nicht liegen!
Sie schätzen sich alle als unglaublich krisen- und umweltbewußt ein. Wenn man nur in den Machtzentren der Verlagskonzerne auf sie hören würde! Die angeblich drohende »Klimakatastrophe« wäre bald Schnee von gestern, weil die Gesinnungsethiker an der Tastatur dann nur noch über Umweltthemen berichten würden, um die Welt zu retten.
Allein diese Einseitigkeit beweist jedoch, wie schlecht es um den deutschen Qualitätsjournalismus steht. Keiner der Befragten kommt auf die Idee, daß es neben der »Klima-katastrophe« auch noch andere drängende Probleme in Deutschland und auf der Welt geben könnte. Und die »Skandalokratie«, ist sie vielleicht selbst ein Problem?
Nur Imhof hat darauf eine gute Antwort parat.
Dirk C. Fleck: Die vierte Macht. Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten, Hamburg: Hoffmann und Campe 2012. 317 S., 22.99 €
Ein Fremder aus Elea
Klimakatastrophe?
1. Das Grönländische Eis flösse, wenn es denn schmölze, nicht gen Island, sondern gen Westen Richtung Kanada, gebirgskettenbedingt. Der Golfstrom ist also nicht in unmittelbarer Gefahr.
2. Zwischen dem Anstieg der Temperatur und dem Anstieg des Kohlendioxidsgehalt der Luft liegen 800 Jahre, und zwar in der genannten Reihenfolge. Was das heißt? Daß der Gleichgewichtspunkt der Kohlendioxidkonzentration bei größerer biologischer Aktivität höher liegt. Die Treibhauseigenschaft des Kohlendioxids hat bei der in der Erdatmosphäre heute vorhandenen Konzentration keine meßbaren Auswirkungen.
Und ansonsten wird es zur Zeit nicht mehr wärmer, was auch immer den beobachtbaren Temperaturschwankungen zu Grunde liegen mag (gegenwärtig liegt der Periheldurchgang zwischen 1. und 5. Januar, er wird sich pro Jahr im Mittel um 25 Minuten weiter Richtung Frühling verschieben, die Winter werden kälter und länger, die Sommer heißer und kürzer - auf der Nordhalbkugel).
zu einer »Folgenlosigkeit von öffentlichen Auseinandersetzungen« führe, weil es nur noch auf eine »moralisch-emotionale Urteilsbildung« ankomme
Nun ja, in einer parlamentarischen Demokratie sind Parteien systembedingt darauf reduziert, unterschiedliche Skepsisgrade ein und derselben Glaubensrichtung abzudecken, wobei der skeptische Pol "rechts" und der unskeptische "links" genannt wird. Es ist also nicht weiter verwunderlich, daß eine politisch "links" eingestellte Presse nach Kräften die Grundlagen von Skepsis aus der Welt zu schaffen sucht.
Hier ein paar Gedanken vom 15. August letzten Jahres dazu:
https://bereitschaftsfront.blogspot.com/2012/08/parlamentarismus.html