der Libertären, Identitären, der wahlalternativen und offensiven Wut- und Pro-Bürger eine echte neue Bürgerbewegung etabliert – während die anderen nach wie vor meinen, Bürgerbewegung, das könnten nur sie.
Freilich, es gibt andere Bürger, die sich für bewegt halten. Aber all die interessanten Subkulturen bloßen Lebensstils, denen für Inspiration etwas Musik – neuerdings etwa der Harlem-Shake – oder ein paar Klamottenlabels ausreichen, erscheinen weitgehend apolitisch, während durchaus politisch inspirierte Aktivisten, vorzugsweise all die Kämpfer „gegen Rechts“, wohl aus einem Bürgerbewußtsein heraus handeln, aber damit eher Konformität und den Gemeinschaftssinn der eigenen Homogenität ausdrücken.
Etwa so, wie Lehrer selbst bei ihren aktuellen Streiks um noch mehr Gehalt gar nicht nonkonformistisch oder gar widerständig wie ihre früheren Helden auftreten können, sondern nur unfreiwillig ulkig. Mutig? Das schon gar nicht. Wenigstens Deutschlehrer müßten doch sprechen können, anstatt zu trillern und zu rasseln. – Die genialen Suaden Thomas Bernhards träfen heute wohl eher den Stagnationsraum der etablierten Linken. Der junge Autor Florian Kessler beschreibt in einem harmlosen Bändchen gerade das vermeintlich richtige, also das konstruktive, politisch stimmige Demonstrieren der Generation “Tu-nichts-Böses!”
Wer in dieser Weise noch “alternativ” zu sein glaubt, den dürfte es zuweilen selbst überraschen, daß seine “Initiative” ideell wie finanziell meist gleich staatlich getragen ist – durch eines der vielfältigen Programme zur Rettung einer Demokratie, die sich eher durch eigene Lebendigkeit, also den Meinungsstreit und die offene Debatte, revitalisierte als durch rituelles Bekenntnis, Betroffenheitsdramaturgie, Kerzenhalter und Mahnwächter.
Fatalerweise können jene, die sich früher „links“ verorteten, kaum mehr subversiv sein, denn politisch befinden sie sich mittlerweile in der Mitte bzw. die Mitte unter ihnen. Dennoch sehen sich dort die “Mutbürger” versammelt. Provokante, also produktive Impulse gehen – insbesondere wegen “Europa” – derzeit vor allem von rechts aus. Deshalb kommen ja alle Wohlmeinenden so durcheinander, und die Zahl der Renegaten aus der Mitte steigt ebenso wie die Auflage der JF.
Innerhalb der Bildungspolitik regiert Links mittlerweile voll durch. Aber jeder, der sich bei den Rechten, Libertären, Identitären usw. verortet, steht im Risiko und wird moralisch wie persönlich skandalisiert und diffamiert, so gut es seine Wortmeldungen, seine Biographie und seine Spuren im Netz zulassen. Je öffentlicher er auftritt, je klarer er seinen Namen nennt, um so mehr schießen sich die Korrekten auf ihn ein.
Das passiert einem Linken längst nicht mehr! Er könnte beispielsweise völlig gefahrlos nicht nur ein Abitur für alle auf Gesetz, sondern gleich noch die Vergesellschaftung der Banken dazu fordern und dürfte selbstverständlich weder um seine Anstellung noch um seine Reputation zu fürchten haben. Schon allein, weil niemand mit der Vergesellschaftung der Banken rechnet (mit dem Abitur für alle schon.
Von rechts rechnet man mit allerlei, während noch die radikalste Forderung von links das therapeutische Kopfnicken der Mitte erwarten darf. Solange der Linke nicht schwer promillelastig zum revolutionären ersten Mai antritt und vermummt revoluzzt, gilt er als etabliert und akzeptiert. Deshalb bleiben ja nur Randale und Cyber-Schnüffelei im Aktionsspektrum übrig. Bei allem andern sind Thierse, Trittin und Genossen nämlich längst als Würdenträger dabei.
Andererseits aber reicht es schon aus, nur mit der Rede von kultureller oder gar nationaler Identität in den Fokus der Demokratenwächter und Wächterdemokraten zu geraten. Man sollte nicht das pointierte Wort von der „Freiheit der Andersdenkenden“ bemühen, aber eine Gesellschaft erhält gerade von jenen Anregung, die, systemtheoretisch betrachtet, nicht selbstreferentiell aus der Mitte des Systems sprechen, sich also nicht bündig mit offiziösen Sprachregelungen identifiziert zeigen.
An- und aufregend wirkt, wer die kritische Urteilskraft aufbringt, sich von den anderen zu unterscheiden, und wer politische Sprache und politische Sachverhalte noch für verschiedene Ebenen hält. Um in Auseinandersetzungen zu geraten, braucht man keine zweifelhaften Parolen rufen. Es reicht dazu völlig aus, wenn man ganz im Sinne der Aufklärung nicht willig Phrasen folgt, die, intern mittig vereinbart, gleich als gesellschaftliche Wirklichkeit oder Wahrheit gelten. Darin liegt der Akt der wirksamen Unterscheidung, darin das, was – im Wortsinn des lateinischen discriminare (für unterscheiden) – gleich als “diskriminierend” verunglimpft wird.
Begriffe wie Ganztagsschule, Inklusion, Gender Mainstreaming, Antidiskriminierung u.v.a.m. nur auf ihre Semantik und politische Konnotation hin anzusehen langt schon, um als potentieller Staatsfeind, Antidemokrat und böser Rechter zu gelten.
Ein banales Beispiel des Gesellschaftlichen: Der persönlich offenbar sehr integre, allerdings im Milieu von „Endstation rechts“ und „Storch Heinar“ profilierte Mathias Brodkorb konnte selbstverständlich schnell zum engagierten Kultusminister aufsteigen, was man ihm neidfrei gestatten sollte, während die auf ihre politische Weise ebenso integren wie engagierten Herren Stein, Weißmann, Hinz selbstverständlich nicht mal zu Interviews geladen werden dürften, weil ein „gesellschaftlicher Konsens“ darin besteht, solchen vermeintlich gefährlichen und verschworen handelnden Demagogen kein Podium bieten zu dürfen.
Das macht den Unterschied. Nur bedingt das ebenso, daß der aufmerksame Zeitgenosse nicht nur den offiziellen Verlautbarungen zuhören wird, sondern sich mehr denn je eine qualifizierte zweite Lesart sucht.
Gottfried
"Darin liegt der Akt der wirksamen Unterscheidung, darin das, was – im Wortsinn des lateinischen discriminare (für unterscheiden) – gleich als „diskriminierend“ verunglimpft wird."
Solange Sie dabei ein Anhänger der Allzeit"kritischen" sind - und wenn es sein muß sogar ein kritischer Anhänger -, genießen Sie auch die Freiheit des Anderdenkenden (will heißen: andersdenkenden Jenossen).
Nehmen Sie im innerparteilichen Dialog der Gesamtheit der anständigen Demokraten Unterscheidungen vor, dann differenzieren sie.
Differenzierung ist etwas ganz anderes, als die Unterscheidungen, die außerhalb der Vereinigung aller anständiger Humanisten, also bei den Natziehs, vorgenommen werden.
Wenn letztere unterscheiden, fallen diese Unterscheidungen möntschenverachtend aus. Und weil die Unterscheidungen der Rechten sich gegen die Möntschheit richten, werden sie eben als Diskriminierung (engl. "hate speech") gebrandmarkt.
Die Lehren der anständigen Demokraten und Demokratinnen sind unanfechtbar, weil sie bescheuert sind. Niemand gibt sich mit jemandem ab, der sich für Napoleon hält. Genauso wenig ist jemand so schwindelfrei, daß er in den geistigen Abgrund eines Zeitgenossen blicken mag, der ernsthaft behauptet nach der Lehre der "gender"-Hauptverströmung, es gebe keinen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein.
Und was sollte man jemandem entgegnen, der den Einschluß (lat. "includere") für beglückend und zukunftsweisend hält? Reisende soll man nicht aufhalten, man läßt sie durchmarschieren bis zu den verfassungsbestimmenden Einrichtungen der VN oder den ausschlaggebenden Gremien der EU.
Möglichkeit a) Man läßt sich von der Arbeit der anständigen Demokraten und Demokratinnen überzeugen.
b) Man läßt sich auf die Vorlagen der anständigen Demokraten und Demokratinnen ein, läßt sich dadurch von den Humanisten und Humanistinnen eine ganze Menge Zeit stehlen. Sobald man auf ein Wahnsystem reagiert (auch negativ "Sie sind gar nicht Napoleon!"), bestärkt man den Wahnbefallenen damit.
c) Man bringt noch nicht einmal die Energie auf, die anständigen Demokraten und Demokratinnen überhaupt zu ignorieren. Dann überläßt man den "gender-"Hauptverströmern und "gender"-Hauptverströmerinnen, den Einschließern und Einschließerinnen (Inkludierern) ganz alleine das Feld der Gestaltung unseres Landes.
Man sieht es ja beim "Blaumilchkanal" von Ephraim Kishon: Das Projekt wurde bis zu seiner Vollendung gnadenlos durchgezogen.