Zensur, 2. einen kleinen Aussetzer, 3. einen kurzen Anruf.
1. Die Berichterstattung über den Mord an Daniel S. in Kirchweyhe war für unsere Verhältnisse ausgesprochen erfolgreich: sezession.de ist über facebook und andere Netzwerke so oft empfohlen worden, daß wir an zwei Tagen hintereinander den Zugriffsrekord seit Bestehen unserer Seite brachen. Nicht, daß wir stets auf Quantität Wert legten – aber in diesem Fall war das doch ein Indiz dafür, daß etliche neue Leser auf der Suche nach einer Interpretation der Ereignisse bei uns fündig wurden und ihren Fund mit anderen teilen wollten.
Am ersten Tag erhielten wir binnen zweier Stunden anderthalb Tausend Zugriffe über die Suchfunktion “Google News”. Danach wurden unsere neuen Beiträge jeweils nach einer knappen halben Stunde nicht mehr “aufgefunden”.
Die Botschaft lautet: Es gibt keine nennenswerte Gegenöffentlichkeit.
2. Ich gebe auf die Seiten-Zähler und ‑Ranglisten nicht viel, aber ein bißchen etwas doch: alexa.com beispielsweise ist ein ganz guter Indikator dafür, wie intensiv man wahrgenommen wird. Ich kann die Werte mittlerweile sehr sicher voraussagen – nach den zugriffsstarken Tagen seit Mittwoch müßten wir derzeit knapp hinter der JF rangieren. Indes: alexa.com hat die Zählung für die für uns entscheidenden Tage ausgesetzt, oder besser: nicht ausgesetzt, aber oberhalb eines durchschnittlichen Levels gekappt.
Die Botschaft lautet: Das Interesse an konservativen, rechten Inhalten hat nicht zugenommen.
3. Am Freitag Vormittag klingelte das Telefon, ein Herr Müller war dran und fragte, ob es wirklich nötig sei, Öl ins Feuer zu gießen. Es sei seine Aufgabe (und die seiner Kollegen), dahin zu wirken, daß Leute wie ich keine falschen Schlüsse aus unglücklichen Vorfällen zögen. Die Verantwortung für den sozialen Frieden sei groß, ich solle aufhören.
Die Botschaft lautet: Wir haben Euch im Auge.
Ich habe über diese Nebengeräusche der letzten Tage nachgedacht und mir ist klargeworden, daß der Herr Müller vom Telefon derselbe sein muß, dem ich 1998 in Heidelberg Rede und Antwort stehen mußte. Damals war er noch beim Militärischen Abchirmdienst, saß mit einem anderen Herrn Müller in einem kleinen Dienstzimmer in einer dieser Ami-Kasernen, die wie das Ausland im Inland waren (und in denen jede Menge ungebildeter dicker Soldier ihr halbes Leben verbrachten), und befragte mich schlecht vorbereitet über meine nationale Gesinnung undsoweiter. Er wollte im Ernst Namen hören und Querverindungen ziehen und trumpfte mit einem Rechercheergebnis auf, das ich in einem Artikel selbst vorgelegt hatte.
Dieser Herr Müller ist mitverantwortlich dafür, daß ich Verleger geworden bin. Ohne ihn wäre ich noch immer Offizier, und so bin ich ihm auch dankbar dafür, daß er trotz seiner offensichtlichen Beschränktheit nicht uneffektiv gearbeitet hat. Vielleicht war sein Anruf – oder der seines Bruders oder seines Sohnes gar? – der Versuch, mir wieder einen Berufswechsel nahezulegen? Wer weiß, wer weiß.
Zu google und alexa noch ein Wort: Das ist wie das Streichergebnis eines Ausrutschers nach oben oder nach unten, eine in der Statistik wissenschaftlich untermauerte Methode – die ganz guten und die ganz schlechten Tage werden einfach nicht gewertet, man ist und bleibt Durchschnitt.