Irgendwann wird ein Ratgeberheini noch die Idee entwickeln, daß ein im Brustgurt oder Rückentuch getragener Welpe eine unnachahmliche Bindungsintensität erfährt. Wetten, daß? Nichts gegen Tierliebe, nicht umsonst ernährt sich die Hälfte unseres Haushalts vegetarisch. (Und Hunde empfinden selbst unsere fleischliebenden Familienmitglieder als zu zäh.)
In meinem Heimatort Offenbach-Rumpenheim stieß ich auf der Mainfähre gerade auf höchst putzige Werbung für eine HuTa – eine an das Unwort KiTa angelehnte Wortschöpfung. Im Doggyhouse können aus Karrieregründen oder sonstwie verhinderte Mitmenschen ihre vierbeinigen Kind-Surrogate tageweise zur Betreuung und „Sozialisation” abgeben – Morgenkreis inklusive.
Zur Klientel der Betreuten zählen auch hündische “Scheidungsopfer”, die bei Bedarf im klimatisierten Hundeanhänger zur Tagesbetreuung gefahren werden. Kommentar meiner achtjährigen Tochter: “Warum überlegen sich diese Leute nicht eher, ob sie sich ein Ki… äh, einen Hund anschaffen wollen?”
Der Zufall will’s, daß uns just dieser Tage ein Hündchen zugelaufen ist. Sehr treu und anhänglich, die Dame. Fast ein wenig aufdringlich. Und woher stammt das Zitat, wonach wir Deutsche einen hündischen Charakter hätten? “Entweder hat man sie an der Kehle, oder sie lecken einem die Füße.…”
Leider ist mir nicht gelungen, im Internet das Deutsche Gedicht von Ernst Jandl zu finden, das mit dem Ähnlichklang von „Hunnen” und „Hunde” spielt. Ich habe mal eine eindrücklich brutale Hörfassung davon zu Ohren bekommen. Es beginnt so: “Verbrennt euch die Zunge nicht! Sagt nicht: Deutschland!”