die 1945 aus dem Nichts entstand und ihre erste Bewährungsprobe im Berner Fußballstadion erlebte. Und doch scheint 1913 in aller Munde zu sein.
Das hat zunächst mit dem Buch 1913. Der Sommer des Jahrhunderts von Florian Illies zu tun, das seit Wochen auf den Bestsellerlisten steht. Es handelt sich um eine geniale Kompilation von Begebenheiten aus diesem Jahr, die vor allem in Kunst und Literatur angesiedelt sind. Politik kommt zwar auch vor, gibt aber gleichsam nur den Rahmen für die sich entwickelnden Geschichten ab.
Was Illies uns sagen will, ist, daß es eine reife Zeit war, die irgendwie ihre Form verloren hatte. Seine Hinweise auf die Neurastheniedebatte und Freuds Theorie unterstreichen die Unvermeidlichkeit, mit der das Reich untergegangen sein soll. Das ist natürlich Unsinn und unterschätzt den Willen der Feinde, Deutschland zu vernichten.
Man muß Illies zugute halten, daß er aus 1913 keine Elendsgeschichte des 20. Jahrhunderts macht. Frei nach dem Motto: Der Untertanengeist, seine Sublimierung und die Folgen. Aber offenbar reicht es bereits, auf diese kulturelle Blüte hinzuweisen, um die offiziellen Bedenkenträger auf den Plan zu rufen.
Die Bundeszentrale hat ihre neueste Ausgabe von Aus Politik und Zeitgeschichte nicht umsonst dem Thema “Vorkrieg 1913” gewidmet. Zwar gibt es darin einige Auszüge aus dem Buch von Illies zu lesen aber die Botschaft lautet: Es gab kein letztes Friedensjahr und 1913 unterscheidet sich da in nichts von den vorhergehenden Jahren. Auch die kleinste Differenzierung soll dem gegenwärtigen Erdboden gleichgemacht werden.