1913 – das umstrittene Friedensjahr

"Wer von 1813 schweigt, soll nicht von 1913 reden." - Das wäre die logische Konsequenz einer geschichtsvergessenen Gegenwart,...

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

die 1945 aus dem Nichts ent­stand und ihre ers­te Bewäh­rungs­pro­be im Ber­ner Fuß­ball­sta­di­on erleb­te. Und doch scheint 1913 in aller Mun­de zu sein.

Das hat zunächst mit dem Buch 1913. Der Som­mer des Jahr­hun­derts von Flo­ri­an Illies zu tun, das seit Wochen auf den Best­sel­ler­lis­ten steht. Es han­delt sich um eine genia­le Kom­pi­la­ti­on von Bege­ben­hei­ten aus die­sem Jahr, die vor allem in Kunst und Lite­ra­tur ange­sie­delt sind. Poli­tik kommt zwar auch vor, gibt aber gleich­sam nur den Rah­men für die sich ent­wi­ckeln­den Geschich­ten ab.

Was Illies uns sagen will, ist, daß es eine rei­fe Zeit war, die irgend­wie ihre Form ver­lo­ren hat­te. Sei­ne Hin­wei­se auf die Neur­asthe­nie­de­bat­te und Freuds Theo­rie unter­strei­chen die Unver­meid­lich­keit, mit der das Reich unter­ge­gan­gen sein soll. Das ist natür­lich Unsinn und unter­schätzt den Wil­len der Fein­de, Deutsch­land zu vernichten.

Man muß Illies zugu­te hal­ten, daß er aus 1913 kei­ne Elends­ge­schich­te des 20. Jahr­hun­derts macht. Frei nach dem Mot­to: Der Unter­ta­nen­geist, sei­ne Sub­li­mie­rung und die Fol­gen. Aber offen­bar reicht es bereits, auf die­se kul­tu­rel­le Blü­te hin­zu­wei­sen, um die offi­zi­el­len Beden­ken­trä­ger auf den Plan zu rufen.

Die Bun­des­zen­tra­le hat ihre neu­es­te Aus­ga­be von Aus Poli­tik und Zeit­ge­schich­te nicht umsonst dem The­ma “Vor­krieg 1913” gewid­met. Zwar gibt es dar­in eini­ge Aus­zü­ge aus dem Buch von Illies zu lesen aber die Bot­schaft lau­tet: Es gab kein letz­tes Frie­dens­jahr und 1913 unter­schei­det sich da in nichts von den vor­her­ge­hen­den Jah­ren. Auch die kleins­te Dif­fe­ren­zie­rung soll dem gegen­wär­ti­gen Erd­bo­den gleich­ge­macht werden.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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