Habermas in Löwen

von Heino Bosselmann

Jürgen Habermas ist am letzten Freitag vor großem Publikum im Pieter-De-Somer-Auditorium der belgischen Universität Löwen aufgetreten.

Er hat dort wie­der ein­mal “Euro­pa” beschwo­ren und Deutsch­land gemahnt. Vor “deut­scher Kurz­sich­tig­keit, die ins Abseits füh­re und die Euro­päi­sche Uni­on im schlimms­ten Fall zer­stö­ren könn­te.” So pro­to­kol­liert es Cers­tin Gam­mel­in in der SZ. Deutsch­land, meint Haber­mas, spie­le der­zeit die Schlüs­sel­rol­le und tra­ge inso­fern die Ver­ant­wor­tung fürs Gan­ze. Wie immer. Und wir sol­len wis­sen: Meist, eigent­lich immer, hät­te es total versagt.

Man darf das als poli­tisch enga­gier­ter Phi­lo­soph sicher so sehen, ins­be­son­de­re wenn der eige­ne Bei­trag zur Phi­lo­so­phie­ge­schich­te in diskurs‑, hand­lungs- und ratio­na­li­täts­theo­re­ti­schen Her­lei­tun­gen besteht, die ver­su­chen, das Erbe der Auf­klä­rung wei­ter­zu­tra­gen – ganz Opti­mis­mus der west­eu­ro­päi­schen Nach­kriegs­zeit, ver­stärkt durch ame­ri­ka­ni­schen Prag­ma­tis­mus. Aller­dings erscheint es frag­wür­dig, wenn gera­de dafür ein Bezug zu 1871 her­ge­stellt wird, der Lud­wig Dehi­os Dik­tum folgt, Deutsch­land wäre mit Wie­der­ver­ei­ni­gung und sei­ner neu­en Rol­le in Euro­pa wie­der mal in eine fata­le Posi­ti­on gera­ten – zu schwach, den Kon­ti­nent zu domi­nie­ren, aber zu stark, sich dar­in einzuordnen.

Jür­gen Haber­mas bearg­wöhnt den Natio­na­lis­mus, ins­be­son­de­re den deut­schen: “Wir Deut­schen soll­ten aus den Kata­stro­phen aus der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts gelernt haben, daß es in unse­rem natio­na­len Inter­es­se ist, per­ma­nent das Dilem­ma des halb­he­ge­mo­nia­len Sta­tus zu ver­mei­den.” So schreibt es Cers­tin Gam­mel­in mit. – Nun ist es zwar gar nicht ange­zeigt, im Jahr 2013 die euro­päi­sche Lage von 1871 bilan­zie­ren zu müs­sen, aber wie Haber­mas mit die­sem Datum umgeht, erhellt eine Men­ge über lin­ke Auf­fas­sun­gen zur deut­schen Geschich­te. Dem­zu­fol­ge stand das rela­tiv spät zum Natio­nal­staat gewor­de­ne Deutsch­land 1871 plötz­lich als impe­ria­lis­ti­scher Lüm­mel mit Pickel­hau­be mit­ten auf dem Kon­ti­nent und pro­vo­zier­te allein durch sei­ne Exis­tenz alle Nach­barn. Kei­ne Rede von Bis­marcks ehr­li­cher Satu­riert­heits­er­klä­rung oder davon, daß alle ande­ren wirt­schaft­lich leis­tungs­fä­hi­gen Staa­ten damals nicht nur eben­so natio­na­len Inter­es­sen folg­ten, son­dern ein impe­ria­lis­ti­sches Macht­ge­prän­ge und Sen­dungs­be­wußts­einent­wi­ckel­ten, das dem Deutsch­lands ab 1890 in nichts nach­stand. Im Gegen­teil, die Groß­mäch­te unter­war­fen sich die Welt. Statt des­sen soll gel­ten: Die ande­ren, her­vor­ge­gan­gen aus bür­ger­li­chen Revo­lu­tio­nen, waren die genui­nen Demo­kra­ten und Men­schen­recht­ler, Deutsch­land jedoch der mili­ta­ris­ti­sche Stö­ren­fried in Gestalt eines töl­pel­haf­ten Kraft­prot­zes mit preu­ßi­schem Schnätteretäng.

In die­sem Zusam­men­hang fol­gen all die Kon­junk­ti­ve zum ver­meint­li­chen “Son­der­weg”: Ja, wenn Deutsch­land den Weg von 1848 wei­ter­ge­gan­gen wäre! Es hät­te ein viel freund­li­che­res Ant­litz vor­ge­wie­sen und wäre von den ande­ren pro­blem­los aner­kannt und herz­lich begrüßt wor­den! Chan­ce ver­tan! Und durch die Wei­ma­rer Repu­blik nicht nach­ge­holt, denn die­se Repu­blik ist nur von ihrem Ende, vom 30. Janu­ar 1933 her, zu betrach­ten. Eben­so fatal! Denn was dann folg­te, häuf­te eine geschicht­li­che Hypo­thek auf, die kaum mehr abzu­tra­gen ist. – Es sei denn mit Euro-Bonds.

Obwohl die Ursa­chen des Ers­ten Welt­krie­ges seit Jahr­zehn­ten dis­ku­tiert und von allen Sei­ten sehr dif­fe­ren­ziert beur­teilt wer­den, kann man immer noch das Kli­schee durch­rei­chen, Deutsch­land hät­te 1914 aggres­siv den Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts los­ge­tre­ten. Kei­ne Rede vom Entente-Sieg­frie­den in Ver­sailles, wo die Chef­de­mo­kra­ten Euro­pas und Ame­ri­kas den Aus­gleich aus­schlos­sen und so genau die Repu­blik beschwer­ten, die den Weg von 1848 ja zu gehen versuchte.

Haber­mas und sein poli­ti­scher Anhang mei­nen immer­fort, Deutsch­land hät­te trotz des Drit­ten Rei­ches bis heu­te nicht genug über sein Bedeu­tung und Schuld in Euro­pa gelernt, was man ins­be­son­de­re an Mer­kels all­zu star­rer Hal­tung in der Euro-Kri­se able­sen kön­ne. Deutsch­land, so die Inten­ti­on die­ser Argu­men­ta­ti­ons­wei­se, müß­te zu sei­nem eige­nen Schutz und Vor­teil unbe­dingt in Euro­pa ein­ge­bun­den wer­den. Offen­bar im Sin­ne eines pro­phy­lak­ti­schen Erzie­hungs- und Rehabilitationsprogramms.

Das bedeu­tet jetzt zuerst: Es hät­te dring­lich die Vor­stel­lun­gen sei­ner Nach­barn in sachen Haus­halts­ret­tung gefäl­ligst zu ver­ste­hen und schnellst­mög­lich zu erfül­len! So und nur so wür­de es sei­ner Ver­ant­wor­tung nach­kom­men und gleich­zei­tig nach­wei­sen, daß es sei­ne Haus­auf­ga­ben in Geschich­te zur Zufrie­den­heit aller Wohl­mei­nen­den erle­digt hät­te. Endlich.

Hel­mut Kohl, so lob­te Haber­mas in Löwen, der hät­te das ver­stan­den. “Das Ver­dienst des frü­he­ren Bun­des­kanz­lers”, pro­to­kol­liert Frau Gam­mel­in den Phi­lo­so­phen, “sei nicht die Wie­der­ver­ei­ni­gung und die Wie­der­her­stel­lung einer Art natio­na­ler Nor­ma­li­tät, son­dern die Tat­sa­che, dass die­ses freu­di­ge Ereig­nis ver­bun­den wur­de mit der kon­sis­ten­ten Wer­bung für die enge Ein­bin­dung Deutsch­lands in Europa.”

Viel­leicht ist es ein gene­rel­ler Irr­tum der Lin­ken, zu schnell an “freu­di­ge Ereig­nis­se” zu glau­ben, anstatt den kal­ten Prag­ma­tis­mus der Poli­tik zu prü­fen und noch mal nach­zu­schla­gen, was damals u. a. die Bedin­gun­gen des fran­zö­si­schen Prä­si­den­ten Mit­te­rand waren.

Haber­mas for­dert mehr Soli­da­ri­tät. Die drü­cke sich nicht allein in Geld­trans­fers aus, son­dern in der Bereit­schaft, poli­ti­schen Ein­fluß zu tei­len: “Was statt­des­sen nötig ist, ist Soli­da­ri­tät, also eine gemein­sa­me Anstren­gung aus einer gemein­sam geteil­ten poli­ti­schen Per­spek­ti­ve her­aus, um Wachs­tum und Wett­be­werbs­fä­hig­keit in der Euro-Zone als einem Gan­zen zu errei­chen.” Auch das ist sym­pto­ma­tisch für die neue alte Lin­ke: Man möch­te die kapi­ta­lis­ti­schen Volks­wirt­schaf­ten mit sozia­lis­ti­scher Soli­da­ri­tät besee­len, auf daß sie sich end­lich zu einer gro­ßen Völ­ker­fa­mi­lie, ja glo­bal­hu­ma­nis­ti­schen Welt­ge­mein­schaft zusam­men­fän­den, womit der Gro­ße Frie­den, der Ewi­ge Frie­den Imma­nu­el Kants, aus­brä­che, regiert vom Hegel­schen Weltgeist.

Kei­ne Rede davon, daß die Bür­ger ein “gemein­sa­mes Haus Euro­pa” wohl kul­tu­rell und geschicht­lich emp­fin­den kön­nen, nicht aber als das tech­no­kra­ti­sches Abs­trak­tum mit Brüs­sel und EZB. Noch ein­mal sozia­lis­tisch mit Haber­mas gedacht: Ja, wenn nur die demo­kra­ti­schen Gre­mi­en ent­schie­den, dann wäre alles ver­nünf­tig und sehr huma­ni­tär legi­ti­miert! – Wie aber soll das obsku­re Euro­pa­par­la­ment mit der B- und C‑Prominenz sei­ner Abge­ord­ne­ten dies leis­ten für ein viel­ge­stal­ti­ges Ter­rain von der por­tu­gie­si­schen Atlan­tik­küs­te bis zur pol­ni­schen Ost­gren­ze und von Skan­di­na­vi­en bis Sizi­li­en und Kre­ta? Was bloß wäre eine “poli­ti­sche Uni­on” die­ses Kon­ti­nents? Wie sähe sie aus? In Gestalt der EWG hat­te es die­se Gemein­schaft ganz prak­tisch gege­ben. Sie funk­tio­nier­te. Und ende­te 1992 mit dem Ver­trag Maas­tricht, der in wesent­li­chen Bestand­tei­len gebro­chen wurde.

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Kommentare (34)

Irrlicht

4. Mai 2013 00:12

Gibt es einen inhaltlichen Grund, warum ständig "Neuinterpretationen" von Artikeln aus dem Feuilleton der SZ in auf Sezession.de erscheinen? Habermas' Ansichten sind seit Jahrzehnten bekannt und konstant, er ist samt Frankfurter Schule (zu Recht) nicht nur fast vollständig aus der akademischen Philosophie verschwunden, er findet selbst in den Mainstream-Medien kaum mehr Gehör. Selbst in der ZEIT, seinem einstigen Hausblatt, sind seine europapolitischen Ansichten vor einigen Jahren als "autoritär" kritisiert worden. Diese seltame Alt-BRD-Erscheinung wird in der Bundesrepublik des Jahres 2013 kaum mehr wahrgenommen, außer natürlich in der Sezession - mit einem pseudo-kritischen Artikel.

Sara Tempel

4. Mai 2013 00:30

Sie schildern vortrefflich mit der Ideologie des Vorzeigesoziologen Habermas die Spiegelung der vorgeschriebenen Mainstream-Meinung deutscher "political correctness"!
Ich frage mich, ob dessen Beschränktheit die Ursache für die intellektuelle Kastration der 68er Studenten war oder ob anderes herum sich nur der politisch gewünschten Käfig in ihm fokussierte. Ist Habermas die Henne oder das Ei?

Sara Tempel

4. Mai 2013 00:51

Korrektur:
Ist Habermas die Henne oder das linke Ei?

Georg Mogel

4. Mai 2013 03:28

Säulenheiliger

"Das Eine ist, daß die Aufklärung keineswegs in sich unumstritten und mit sich identisch ist, daß sie selbst nicht nur von außen bekämpft und bedroht, sondern in sich problematisch ist, und mit dieser Problematik der Aufklärung zwei Phänomene verbunden sind. Das eine Phänomen ist eine Erschütterung des normativen Bewußtseins der Moderne. Dies muß man festhalten. Was Habermas feststellt, ist, daß die viel beschworene und zukunftsverheißende Moderne aus der Sicht des führenden Kopfes des Aufklärungsdenkens (Vgl. Habermas, Zwischen Naturalismus und Religion. Philosophische Aufsätze. Frankfurt/Main 2005) weit über Deutschland hinaus in ihren normativen Grundlagen erschüttert ist. Sie sind nicht mehr selbstverständlich. Sie sind umkämpft, in sich problematisch und brüchig. Ein unglaublicher Befund!
Und das Zweite, was er (Habermas) feststellt, ist, daß im Laufe dieser Moderne, wie wir sie jetzt vor uns haben, die Sensibilität für pathologische Lebensformen verloren geht. D. h., daß eigentlich die Frage nach dem wahren und richtigen Leben selbst nicht mehr gestellt wird. Man kann also zwischen richtigen und falschen, zwischen authentischen und ncht authentischen Lebensformen nicht mehr unterscheiden, weil die Sensibilität dafür verloren gegangen ist. So wie er schon einmal sagte, die Gefahr unserer Emazipation ist, daß, wenn sie ihr Ziel erreicht hat, wir dann die Sprache verloren haben werden, in der wir die Idee eines geglückten Lebens überhaupt noch formulieren könn(t)en. Von diesem Zweifel ist er (Habermas) schon seit langem heimgesucht. Offensichtlich also haben wir die Sprache verloren, in der wir nach der Meinung von Habermas überhaupt noch die Frage diskutieren können, was ein menschliches, richtiges und geglücktes Leben ist....Nun taucht doch die interessante Frage auf, wo Habermas die Rettung sucht und wo seiner Auffassung nach Quellen der Heilung für die von ihm festgestellten Defizite und Pathologien herkommen können. Der Marxismus und alle Traditionen, mit denen er zusammenhängt, geben jedenfalls nichts her, um den von Habermas festgestellten defizitären Befund beheben zu können. In diesem Zusammenhang schaut er nach der Religion. Nicht weil er an der Religion als solcher interessiert ist, sondern weil diese so verunglückte Aufklärung der Religion bedarf. Und weshalb bedarf diese so von ihrem Umkippen und Mißglücken bedrohte Aufklärung der Religion? Sie bedarf ihrer Verheißungspotentiale und deren Entbindung durch und für die Vernunft. Und sie braucht die semantischen Potentiale, die in der Religion und ihren Traditionen schlummern, um die verloren gegangene Sensibilität für geglückte und pathologisch mißglückte Lebensformen wieder zurückzugewinnen."

Günter Rohrmoser (1927-2008),
Kulturrevolution in Deutschland
Philosophische Interpretationen der geistigen
Situation unserer Zeit
2008

Heino Bosselmann

4. Mai 2013 07:45

@Irrlicht: Sehr geehrtes "Irrlicht", der inhaltliche Grund liegt m. E. in der Auseinandersetzung, darin, den Ball der anderen aufzunehmen und ihn in eigener Weise zu spielen. Ich sehe mich nicht als Interpret oder Exeget von Habermas. Ihre Beobachtungen zu seinem relativen Bedeutungsverlust mögen richtig sein; gleichwohl ist er für die Linke eine wichtige Autorität. Das, was er vertritt, ist in bezug auf die Europa- und Euro-Debatte nach wie vor symptomatisch – und irrig vor allem darin, meine ich, daß mit besserer politischer Legitimation (EU-Parlament etc.) die Problematik entschieden anders läge. Wäre jederzeit zur offenen Korrespondenz dazu bereit, auch über die SZ, deren Leser ich bin.

Nordländer

4. Mai 2013 08:45

"Keine Rede davon, daß die Bürger ein „gemeinsames Haus Europa“ wohl kulturell und geschichtlich empfinden können, nicht aber als das technokratisches Abstraktum mit Brüssel und EZB."

Wieviel Prozent der Deutschen glauben 2013 noch an EUphemismen?
Was sagt die Verkäuferin an der Kasse des Lebensmittelmarktes, der Fahrer, der die Kästen mit Mineralwasser anliefert?
Ein Prozent? Oder sogar zwei?
Man kann sein Leben lang vortrefflich mit einem Kreis von Bekannten, Freunden und allerbesten Freunden zurechtkommen. Nicht selten sind diese Freunde sogar ein oder zwei Autostunden entfernt. Und jeder ist Eigentümer eines eigenen Hauses.
Konstruierte Realität ("EUropa") hat mit der Wirklichkeit - das, was auf den Einzelnen in seinem Leben wirkt - nicht viel zu tun.
Oder doch: Solche Realitäten arten nicht gerade selten in einen Angriffskrieg gegen die Wirklichkeit aus. Siehe z.B. die fortschreitenden Enteignungen über das AGG.

Habermas ist als Haupttäter verantwortlich für den absurden Aberglauben, daß Kommunikation per se bereits einen Eigenwert besitze.
Durch eine ökonomische Theorie ließe sich spielend leicht beweisen, daß Vielfalt plus Kommunikation die Zeitkosten in die Höhe schnellen lassen, während Eintracht enorm zeitsparend ist.
Ein Reaktionär weiß darüber hinaus, daß viele genau deshalb so gut miteinander zurechtkommen - oder zumindestens sehr elegant und höflich aneinander vorbei -, weil Sie sich nicht gegenseitig tiefgehend offenbart haben.

"den Ball der anderen aufzunehmen"

M.E. die Negationsfalle: "Wir Deutschen haben doch nicht ...".
"Die anderen haben aber auch ...".
"Ich habe meine Steuern nicht hinterzogen."

Bei so einer Partie wäre das - unwahrscheinliche - allergünstige Ergebnis ein Remis, 0:0.
Jede Stunde, die wir uns diesem Ballspiel hingeben, die im Kern die ewige Herumhitlerei bekräftigt, ist eine Stunde weniger, selber einmal eine andere Partie zu eröffnen.

Z.B.: Der Krieg der Wallstreet gegen die Romanows. 1917ff, mit all seinen gewaltigen Folgen.

Ein Fremder aus Elea

4. Mai 2013 09:18

Europa war 1871 keineswegs bis auf Deutschland demokratisch - daher stammen ja auch Heilige Allianz, Dreikaiserabkommen und so weiter. Deutschlands Sonderweg ist nicht mehr als die Anbiederung an England seitens Wilhelm II und Entourage, gekrönt durch den deutschen Einfluß in Nordpapuaneuguinea und Mikronesien und begraben durch die Rückgabe der Nebelglocke von Sewastopol im Jahre 1913.

„Wir Deutschen sollten aus den Katastrophen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelernt haben, daß es in unserem nationalen Interesse ist, permanent das Dilemma des halbhegemonialen Status zu vermeiden.“

Das wiederum liegt gar nicht in unserer Hand. Qua Protestantismus strahlen wir auf Nordeuropa aus und qua Geographie auf die Bereiche Osteuropas, welche sich lieber westlich als östlich orientieren.

Abgesehen davon würde sich dieses so genannte Dilemma auch unter anderen Umständen nicht dadurch auflösen, daß Deutschland sich strukturell in Europa integriert. Hätte beispielsweise Spanien die Bevölkerung und Wirtschaftsleistung Deutschlands, so wäre Spaniens Einfluß überall innerhalb der EU zu spüren.

Ich denke nicht, daß man Habermas in der Sache Gehör schenken sollte, seine Reden sind wohl eher als Zeichen zu verstehen, und diesbezüglich sind sie um so aussagekräftiger, desto unsinniger sie sind.

Irrlicht

4. Mai 2013 09:55

@Heino Bosselmann
Nur nehmen Sie den Ball nicht auf und spielen ihn weiter, die Artikel sind im wesentlichen inhaltliche Übernahmen aus der SZ, zu denen sie Fußnoten in Form von einzelnen, relativierenden Kommentaren beisteuern. Und mit "pseudo-kritisch" meine ich etwa Ihre letzte Einlassung bzgl. der politischen Legitimiation der EU/Euro. Die Habermassche Herleitung über die angebliche deutsche Schuld, die er gebetsmühlenartig beschwört, und die sich daraus ergebene historische Verantwortung halten Sie für stichhaltig?

Die Haltung ist keineswegs nur symptomatisch für die Linke - für die politische Linke, die Linkspartei, die den Euro ablehnt, gerade nicht - sondern für die Elite dieser Republik. In einer Diskussion argumentierte ein emotional aufgeladener Stoiber gegenüber dem AfD-Mann Lucke inhaltlich nur leicht verschoben, verwies ihn wild gestikulierend auf die ZDF-Produktion "Unsere Mütter, unsere Väter", den "Nationalismus" vor 1945, und pries die EU und den Euro als Friedensprojekt. Kohl sieht die Sache genau so. Adenauer sah es, in Bezug auf das europäische Projekt als Ganzes, ebenfalls so.

Belsøe

4. Mai 2013 10:43

Für die unmittelbar kriegsbetroffene Generation mag dieses Friedensprojekt nicht bloß Behauptung gewesen sein. Was dann erfolgte ist aber die Ummünzung des Begriffes im Sinne eigener Agenda.

Nordländer fragt nach der tatsächlichen Legitimierung im Volke. Schaue ich mich in meinem unmittelbaren Umfeld um, zeigt sich deutlich: Befürworter hauptsächlich aus Milieus, für die sich konkrete Vorteile ableiten. Erbbauern die durch Subventionen Luxuswagen fahren können. Gut vernetzte sogenannte Akademiker, die für sich eine Perspektive in geförderten Projekten, Verbindungsstellen oder gleich in Brüssel selbst sehen. Selbständige mit großen Kunden, deren internationales Geschäft direkt die Auftragslage bestimmt.

Auf nationalem Niveau genau dasselbe. Warum will die Türkei rein und Norwegen nicht? Wegen Frieden und Werten?

Nein, diese EU ist eine Geldschleuder, es geht um handfeste Vorteile. Da kann ich eine versponnene, kopflastige Schwurbeltante wie Habermas fast noch besser ab als jene, deren materielles Eigeninteresse völlig ungefiltert in "Meinung" umgemünzt wird. Vermutlich nicht mal bewusst, weil es längst innere Normalität geworden ist. Was könnte uneuropäischer sein als dieser zur amerikanisierten "Diskussion" stilisierte Machtkampf unreflektierter Partikularinteressen?

Heinrich Brück

4. Mai 2013 12:28

Habermas und der Schönfelder, die perfekten Schlaftablettenersatzmöglichkeiten, sonst vollständig wertlos.
Die Sprache ist doch das Interessanteste der Welt, sie offenbart
alles. Innerhalb eines falschen Systems das System abschaffen zu wollen, denn ändern allein wird nicht reichen, und angewiesen zu sein auf die Hörigen des Systems, ist so gut wie unmöglich.
Nach 1945 kam eine andere Form der Menschenbeherrschung an die Macht, die langfristig der Abschaffung des deutschen Volkes gewidmet war. Wie die DDR falsch war, ist die BRD auch falsch; Habermas verteidigt lediglich den amerikanischen Kern.
Die Chinesen haben eine starke Armee, die Deutschen haben
Habermas. Die Zeit und der Tod, die Kräfte der Geschichte, grausam und kompromißlos, regeln die Abschaffung bis zum Ende.
Kritik an den Herrschenden, im falschen System, vereinnahmt das Denken und zerstört die Sprache; eine systemrelevante Falle.

Georg Mogel

4. Mai 2013 13:20

Die Jetzt-Analyse überfordert den halbwegs informierten und nicht ideologisch verblödeten Zeitgenossen nicht. Das "Elitenprojekt" EU hat das Ziel einer Diktatur des "Geldsystems" schon weitgehend erreicht. Die Sänger des Feuilletons, gleichgültig, ob aktuell oder schon aus der Zeit herausgefallen, sind allemal nur propagandistischer Zierat. Der offensichtliche, alltägliche Rechtsbruch wird schamlos und folgenlos vollzogen. Wo sind jetzt all die zur "Mündigkeit" und "Demokratie" erzogenen Bürger? Mit ein paar Luftblasenvokabeln wird ihnen schnell der Schneid abgekauft, wenn sie überhaupt noch den Mut haben, offensichtlich gegen ihre Interessen laufende Entwicklungen beim Namen zu nennen. Sapere aude!
"Aufklärung in einzelnen Subjekten durch Erziehung zu gründen, ist also gar leicht; man muß nur früh anfangen, die jungen Köpfe zu dieser Reflexion zu gewöhnen." Da hatte Kant wohl andere "junge Köpfe" im Auge.

Konservativer

4. Mai 2013 13:35

Der Glaube an die Kraft des Gesprächs, der Kommunikation, der Argumente , herrschaftsfrei natürlich, sozusagen auf Augenhöhe mit der Option, überzeugen zu können ist meiner Meinung nach lediglich das Exkrement eines bestimmten Herrschaftssicherungmodells.
Dieser Glaube ist von bestimmten Machtgruppen und deren Vordenkern (z.B. Habermas) eingeführt worden, ist einerseits ein Placebo für machtlose Menschen(gruppen)/Völker, denen sowohl lokal als auch global wirkungsmächtige "Bajonette" fehlen, andererseits so etwas wie ein (unter dem Strich untauglicher) Religionsersatz.
Man braucht sich z.B. nur anzuschauen, wer aus dem "Gespräch" ausgeschlossen wird, um sich klarzumachen, das der "Dialog" ein autoritär gestricktes Herrschaftsinstrument ist.
Der Hegemon spricht mit uns bevor er anordnet und durchsetzt.

Halleluja

Kreuzweis

4. Mai 2013 13:35

Auch Michael Klonovsky hat über Habermas reichlich nachgedacht:

Wenn man ein paar Seiten Habermas über Nacht in Zuckerwasser legt, erhält man am Morgen eine Käßmannsche Predigt. 

Erst mit seinen persönlichen Intrigen und Mauscheleien hat Jürgen Habermas dem Totenschädel seiner Theorie ein blühendes menschliches Antlitz verliehen.

Georg Mogel

4. Mai 2013 13:41

https://youtu.be/tKU09Bq8EOs

Rainer Gebhardt

4. Mai 2013 14:45

Leierkastenlied des Sozialphilosophen Jürgen Habermas

„Bestimmt das Sein das Denken?
Gibt’s ein ens realissimum?
Muss man den Demos lenken?
Was heißt ’cogito ergo sum’?

Was sind das für blöde Fragen -
Für mich ist das längst perdu.
Ich möchte mal etwas sagen
zu meiner Sozialfilosofü:

Ich habe mir was ausgedacht
von Weltstaat und Utopie:
Ab jetzt wird nur noch Diskurs gemacht
Und ich führe die Regie.

Daß Völker sich noch schlagen
um Wohlfahrt und Demokratei -
dazu kann ich nur sagen:
Mein Diskurs ist herrschaftsfrei.

Prämissum est (das ist mein Trick):
Glück ist ein Sozialvertrag!
Meine Sprache dafür ist Volapük –
’Te-Ka-Ha’ (wer es lieber mag).

Im Leben, wie ich es meine,
in der theoretischen Realität,
da zählt nur das Allgemeine
und palavern von früh bis spät.

So ist das auch aus meiner Sicht
mit Nation und Identitäten.
Was soll das sein? Ich weiß es nicht,
doch schön, dass wir darüber reden.

Die Fakten interessieren
mich wenig und nur nebenbei,
Hauptsache wir kommunizieren
mit meiner Sozialfilosofei.

Ich sage es unumwunden,
politisch korrekt (please beleave):
Der Mensch, so hab ich befunden,
ist inter und subjektiv.

So ähnlich steht es gedruckt
schon bei Immanuel Kant.
Ich hab es zurechtgeruckt
und in ’Te-Ka-Ha’ umbenannt.

Ich schreibe vor, ich rede nach,
ich denke in die Ferne:
Die Zukunft ist mein Lieblingsfach
und das große Projekt der Moderne.

Ob Eurokrach, ob Klimading -
egal, woran ich rühre:
Man hört auf mich, versteht den Wink,
denn ich bin Pflichtlektüre.

Ich werde in Berkeley zitiert,
in Grönland, in Port-au-Prince.
Ich sage es ganz ungeniert:
Ich bin die letzte Instanz

in Mores und in Sittlichkeit.
Und wer den Diskurs nicht wollte,
der siehe unter Historikerstreit
und unter Professor Nolte.

Auch Sloterdijk hat Hausverbot
in meiner Quasselbude.
Bei Richard Rorty seh ich rot,
und Frau Tönnies ist auch keine Gute.

Ich bin der Filosofenking,
bin kritische Elite.
Der Weltstaat ist mein Lieblingsding -
was Deutsches kommt nicht in die Tüte.

Man versteht mich nicht auf einen Blick,
auch nicht nach zwanzig Versuchen,
doch gehör ich zum Wesen der Republik
wie Finanzamt und Eierkuchen.“

Konservativer

4. Mai 2013 15:11

„Es ist das Reich des Pöbels. So manchen fand ich schon, der streckte und blähte sich, und das Volk sagte: ‚Seht da, einen großen Menschen!’ Aber was helfen alle Blasebälge! Zuletzt fährt der Wind heraus. Zuletzt platzt ein Frosch, der sich zu lange aufblies: da fährt der Wind heraus. Einen Geschwollenen in den Bauch stechen, das ist brave Kurzweil!“

(Friedrich Wilhelm Nietzsche: Also sprach Zarathustra)

Mauretanier

4. Mai 2013 17:12

Warum schreibt Herr Klein-Hartlage so gut wie nichts mehr auf seinem Blog?

Meyer

4. Mai 2013 19:02

Sehr geehrter Herr Bosselmann,

es geht mich schlicht nichts an, womit Sie Ihre wertvolle Zeit verbringen. Als Anregung mag dienen, daß es meines Erachtens genügt, lediglich auf die wenigen unter den Linken einzugehen, die nicht offenkundig armselige Erscheinungen sind.

Wenn Habermas sich äußert, so ist dies doch lediglich ein Hinweis darauf, daß das konträre Gegenteil zu seinen Äußerungen wahrscheinlich zutrifft und das kontradiktorische sicher.

Grund dafür liegt nicht etwa in den mangelnden geistigen Fähigkeiten eines Habermas, welche wahrscheinlich als durchschnittlich einzuschätzen sind. Sie liegen ausschließlich in seinem minderwertigen Charakter begründet: Genauer: Sklavenmentalität; avantgardeistisches Mitläufertum.

Andrenio

4. Mai 2013 19:19

@Georg Mogel:
Danke, dass Sie G. Rohrmoser aus der fast Vergessenheit geholt haben. Er hat als einer der wenigen begriffen, dass wir in einer Zeit des kulturrevolutionären Bürgerkriegs leben, in dem ein Häufchen noch die verlorenene Stellung hält, der Rest aber bereits entweder übergelaufen ist, oder still und gesenkten Hauptes der seelischen Versklavung entgegen geht. Habermas wird es vielleicht noch erleben, dass er von seinen Kindern gefressen wird. Seltsamer Weise findet man in den Antiquariaten kaum Bücher der Verlage, die die gar nicht so alte Munition gedruckt haben. Sind sie mehrheitlich schon zum Anfeuern von Lagerfeuern benutzt worden?
Von dieser Epoche wird später nicht einmal eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern zu finden sein, denn die alten Maoisten und Trotzkisten im Schafspelz werden sich zur Rechtfertigung ihrer Funktionärsherrschaft neue Versionen erdenken. In diesen wird kein Platz für die Unzahl von "nützlichen Idioten" sein, die den Weg bereitet haben.

Nordländer

4. Mai 2013 20:10

@ Konservativer

"ein Placebo für machtlose Menschen(gruppen)/Völker"

So sieht es wohl aus.

Institutionen wurden entmachtet, Herrschaft, Macht, Autorität werden schon lange negativ konnotiert.
Ganz zu schweigen von der Repression: Wenn dem hungernden Infanten der Verzehr des Schokoladenriegels während des Unterrichtes untersagt wird. Wer weiß, was das für gravierende Spätschäden nach sich ziehen könnte.
Enteignung ist ja nicht nur ein materielles Phänomen, so wie sich z.B. die Verfügungsgewalt über unsere Volkswirtschaften zum ESM verlagert hat.
Auch nicht nur ein juristisches: Weniger Bürgerrechte, stattdessen Entscheidungen des EUropäischen Gerichtshofes für Möntschenrechte.
Aber wo ist die ganze Macht verblieben, die früher Institutionen wie z.B. Schule oder Familie innehatten?
(Rhetorische Frage, mitnichten hat sich diese in Luft aufgelöst.)

In einer Gruppe wird immer Herrschaft ausgeübt. Gelingt innerhalb einer Gruppe ein Vortrag, dann beherrscht der Vortragende das Auditorium, so dieser es vermag, innerhalb des Raumes dieser Gruppe seine Macht zu entfalten, seine Autorität zur Geltung zu bringen.
In den allerseltensten Fällen hat eine Gruppe zum Ziele, daß "jeder mal etwas sagt."
Aufgrund der Unterschiede, was die jeweiligen Fähigkeiten der Mitglieder anbelangt, entsteht schnell eine Hierarchie.
Im günstigsten Falle stehen diejenigen, die am meisten zum Nutzen der Gruppe beitragen, an der Spitze dieser Hierarchie, wer am wenigsten beiträgt, ganz unten.

Auch und gerade in Vereinigungen der Prokrustianer, der Jakobiner, der bigotten Pharisäer humanistischer Gleichschaltungsbewegungen gibt es Autoritäten und Führer.

Nach meiner Theorie wird der Schaden, den die Kulturrevolution, kritische Theorie, Postfreudianismus und dererlei Alfanzereien mehr an unserer deutschen Muttersprache, am Allgemeinwissen über Anthropologie oder Soziologie genommen haben, nicht angemessen wahrgenommen, weil er einfach zu groß und verheerend ist.

"Die Wahrheit liegt immer in der Mitte." - "Da muß doch zumindest etwas dran sein."
Nö. Warum sollte da denn etwas dran sein?

@ Kreuzweis

"Michael Klonovsky hat über Habermas reichlich nachgedacht"

Meine mich zu erinnern, daß dieser rückwärtsgewandte Reaktionär und Chef vom Dienst sich zwar insofern durchaus anerkennend über Habermas geäußert hatte, daß man dessen Werke in alle möglichen Sprachen dieser Erde übersetzt hat, es jedoch - ärgerlicherweise - dabei versäumt hat, auch eine Übertragung in unsere deutsche Sprache zu veröffentlichen.

Findling

4. Mai 2013 21:47

Habermas durfte Jahrzehnte lang Schaden stiften. Jetzt können das andere noch besser. Er wird nicht mehr gebraucht.
Gottfried Keller wies einmal einen Deutschen zurecht, der in der Schweiz über sein Land loszog. Autoagression ist längst Allgemeingut geworden, gehört zum guten Ton oder adelt sogar: Oh, Wilderich von Habermas,hab die Ehre!

Mauretanier

4. Mai 2013 21:48

„Michael Klonovsky hat über Habermas reichlich nachgedacht“

Meine mich zu erinnern, daß dieser rückwärtsgewandte Reaktionär und Chef vom Dienst sich zwar insofern durchaus anerkennend über Habermas geäußert hatte, daß man dessen Werke in alle möglichen Sprachen dieser Erde übersetzt hat, es jedoch – ärgerlicherweise – dabei versäumt hat, auch eine Übertragung in unsere deutsche Sprache zu veröffentlichen.

Entweder verstehe ich Sie gerade nicht ganz, oder sie haben K. nicht ganz verstanden.

Kreuzweis

4. Mai 2013 23:33

Ach, lieber Nordländer,
die feine Ironie haben Sie übersehen?

neocromagnon

5. Mai 2013 04:21

Ich kann diese linke Geschichtsesotherik ehrlich gesagt nicht mehr hören. Sie bezieht ihre Deutung nicht aus der Suche nach Wahrheit, sondern ausschließlich aus gegenwartspolitischen Interessen, so wie Linke ALLES nur im Hinblick auf ihre eigenen Machtinteressen bewerten. Was gelegentlich sogar zum Abstreiten der Existenz von Wahrheit führt. Wo der eigene Horizont endet, da ist eben die Welt zuende.
Ist Habermas tatsächlich ein Philosoph? Ich kanns nicht glauben. Hört sich für mich immer eher nach einem politisch strategischen Vordenker an.
Alles was aus der Ecke kommt hat rein nichts mit dem Geschehenen zu tun, es dient einzig dem Machtstereben in der Gegenwartspolitik.
Das deutsche Reich war eine Macht wie viele andere in der Geschichte und es hat seine Interessen vertreten wie viele andere in der Geschichte. Die Gegner waren stärker, Pech, kann passieren, ist Geschichte, und gut ist. Es ist nichts passiert was nicht schon einmal in der Geschichte so oder ähnlich passiert wäre! Bis hin zur Unterwürfigkeit der BRD. Der Unterlegene beugt sich dem Sieger.
Man muß es aber nicht übertreiben (dazu neigen die Deutschen ja offensichtlich). Und wer weiß was passiert wäre, wenn die Deutschen damals den Schwanz eingezogen hätten. Vielleicht wären wir dann heute eine Sowjetrepublik und müssten auf eine Geschichte voll Schwäche und Feigheit zurückblicken.
Dann doch lieber so.

Nordländer

5. Mai 2013 08:58

@ Kreuzweise und @ Mauretanier

" die feine Ironie haben Sie übersehen?"

Aber nicht doch. "Menschliches Antlitz" (seiner Theorie) m.E. übrigens ein ganz besonders gelungener Schuß aus der Flinte des Meisters.

Dann lasse ich doch lieber Michael Klonovski selber zu Wort kommen, um meine Bezugnahme zu erläutern:

"Mittlerweile hat Jürgen Habermas so ziemlich jeden Preis erhalten, den ein Geisteswissenschaftler national wie international überhaupt abräumen kann. Er ist sogar Träger des Siegmund-Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa, verliehen von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung an den Meißler von Sätzen wie: „Die Sprachvermittlung des Weltbezugs erklärt die Rückbeziehung der im Handeln und Sprechen unterstellten Objektivität der Welt auf die Intersubjektivität der Verständigung zwischen Kommunikationsteilnehmern.“ Sein Werk wurde in alle Weltsprachen übersetzt außer ins Deutsche."

Nordländer

5. Mai 2013 09:15

@ neocromagnon

"Sie bezieht ihre Deutung nicht aus der Suche nach Wahrheit, sondern ausschließlich aus gegenwartspolitischen Interessen, so wie Linke ALLES nur im Hinblick auf ihre eigenen Machtinteressen bewerten."

Ob das Nichtinteresse - also das Nichtdabeisein, die Geschlechtertheorien des Eunuchen, die Sportexpertisen dessen, der noch nie so recht selber mal ein paar Runden um die Aschenbahn gedreht hat -, so das Wahre ist?
Ist es nicht nur ein recht schlichter Kniff, für die eigene Position "Objektivität" in Anspruch zu nehmen? Und der "Ideologe" ist dann immer der Gegner?
Ich halte den Objektivitätsfimmel, zu glauben, man sei als Idealist/Universalist dazu auf der Welt, allen und allem gerecht zu werden - was immer so eine Art Gerechtigkeit dann sein soll, ich weiß es nicht -, für ausgesprochen fatal.

"Und wer weiß was passiert wäre, wenn die Deutschen damals den Schwanz eingezogen hätten. Vielleicht wären wir dann heute eine Sowjetrepublik ..."

Das denke ich. Ein Gulag-System läßt sich exportieren, ein millionenfacher Hungertod ist nichts, was sich nur in der Ukraine ereignen kann.

ene

5. Mai 2013 10:26

@ Rainer Gebhardt

Habe mich köstlich amüsiert!
Das Lächerlichmachen ist eine Waffe - eine Waffe, die trifft.
Sie wird leider viel zu wenig eingesetzt. Dabei böten sich viele Gelegenheiten...

Inselbauer

5. Mai 2013 13:03

Mir wird einfach nur noch schlecht, wenn ich den Namen dieses Nato-Agenten höre, der sich in irgendwelchen englischen Landhäusern mit exklusiven Kontakten und Kaviarhäppchen abfüttern lässt. Habermas ist ein bestochener Nachkriegsbub, der es ganz toll findet, der Nato und nicht mehr dem OKW dienen zu dürfen, und der sich im Lauf seines Lebens mit einer nicht endenwollenden Reihe peinlicher Bücher blamiert hat. Seine "Einbeziehung des Anderen" ist der theoretische Kern der multikulturellen Ideologie. Jeder Rechte muss diesen Kram aufmerksam durchlesen, er ist der Beweis dafür, dass die ganze "politische Philosophie" dieses Mannes nichts anderes ist als eine SPD-Apologie, freilich unter transatlantischen Vorzeichen. Flüchtlingselend in Deutschland, die Zerstörung des Grundgesetzes als Programm, "Denkfehler von Carl Schmitt", die Auflösung aller juristischer Kategorien im Interesse der "Gleichstellung", es ist wie die Ursuppe selber, alles ist aus dem schwarzen Loch dieses Buches hervorgekrochen.

Ich jetzt

5. Mai 2013 17:36

"Wenn man ein paar Seiten Habermas über Nacht in Zuckerwasser legt, erhält man am Morgen eine Käßmannsche Predigt."

Hahaha, der ist gut! Unbedingt merken!

Theosebeios

5. Mai 2013 19:13

Gratulation, Herr Bosselmann, da haben Sie wieder einmal eine äußerst unterhaltsame Debatte über einen deutschen Philosophen ausgelöst! Es bleibt freilich zweierlei festzuhalten: a) Was H. in Löwen gesagt hat, hat ja mit seinen Theorien recht wenig zu tun. Man ehrt ihn als Spiritus rector, der aber aktuell nichts anderes predigt, als es etwa ein Herr Gabriel getan hätte; b) Glauben Sie nicht, werte Mitstreiter, dass mit den schönen Aperçus H. erledigt wäre. Auch "Durchlesen" genügt nicht für den, der im Dunstkreis der Universitäten, aber auch nur einer gewöhnlichen VHS, die Überzeugungen seiner gebildeten Mitmenschen ändern will. "Lächerlichmachen" kommt in manchen Kreisen gut. Aber man verwechsele bitte nicht die Kreise. Dann geht der Schuss nach hinten los.

neocromagnon

5. Mai 2013 22:11

@Nordländer
Niemand ist wirklich objektiv, so wie niemand frei von Sünde ist, aber ich kann mich wenigstens Bemühen. Und in diesem Bemühen liegt sogar meine Pflicht, wenn ich Wahrheit für mich beanspruche und mich als zivilisiert bezeichne. Beispielsweise die Stärke der Justiz liegt in dem Bemühen objektiv die Wahrheit zu finden, auch wenn das oft letztlich aussichtslos ist. Wenn sie dies aber aufgibt, die Scham fallen lässt und sich offen zur Parteilichkeit bekennt, dann kommt sowas wie Freisler dabei raus.
Wer jedoch die Welt ausschließlich im Hinblick auf seine eigenen Interessen bewertet, der kann schwerlich Wahrhaftigkeit für sich in Anspruch nehmen. Das ist ja auch nicht schlimm. Wenn ich etwas erreichen will muß ich das sogar so machen. Wenn ich mich dann aber hinstelle und meine "Erkenntnisse" als übergeordnete, für alle gültige Wahrheit verkaufe (was Philosophen ja tun) und diese Täuschung auch noch Teil meines Kalküls ist, dann bin ich ein Heuchler. Und da möchte ich mich Inselbauer anschließen, mir wird einfach nur noch schlecht, nicht nur, wenn ich Habermas höre, sondern die ganze Linke Realitätsklitterung, die sich eben nicht nur auf die Geschichte bezieht, denn nichts anderes ist die political correctness.
Aber das wird ihnen eines Tages noch ganz furchtbar auf die Füße fallen.

Irrlicht

6. Mai 2013 00:46

@Theosebeios
Wo gibt es denn außerhalb der Fächer Soziologie/Pädagogik/Politologie, bei deren Adepten es schwerfällt, die Zuschreibung "intellektuell" aufrecht zu erhalten, "gebildete" Menschen, die Habermas oder die Frankfurter Schule Ernst nehmen?

neocromagnon

6. Mai 2013 04:54

PS: @Inselbauer
"es ist wie die Ursuppe selber, alles ist aus dem schwarzen Loch dieses Buches hervorgekrochen."
Dekonstruktion von Begrifflichkeiten, Verneinung der ewigen Werte, Lüge und Täuschung. Früher nannte man es schlicht "das Böse".

Heino Bosselmann

6. Mai 2013 09:52

Vielen Dank für die interessanten Beiträge! Wir beschließen die Diskussion. Auf bald!

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