die Tat und ihre Folgen am 11. April in einer Podiumsdiskussion aufzuarbeiten. Der Pastor der Gemeinde Weyhe, Holger Tietz, brachte dabei die Quintessenz der Debatte auf den Punkt: „Wie gefährlich die Neuen Medien sein können, begreifen wir manchmal erst, wenn wir selbst Opfer sind.“
Zudem betonte er: „Vielleicht sollte man zuerst denken und dann die Medien mit Banalitäten vollstopfen.“ Auch der Jugendrichter a. D., Hanns-Gerd Fischer, wies auf die „Gefährlichkeit“ des Internets hin. Viel gesprochen wurde in diesem Zusammenhang auch über die „Lynchjustiz“, die durch den angeblich rechtsfreien Raum der Virtualität entstehe.
Nimmt man diese „Expertenmeinungen“ ernst, könnte man meinen, der Fall Daniel S. habe sich wie folgt abgespielt: Ein paar Feierwütige geraten aus nichtigem Anlaß aneinander. Bei dem Gerangel unter ihnen tötet aus Versehen ein Türke Daniel S., der daraufhin im Internet von einem wütenden rechtsextremen Mob zum Märtyrer stilisiert wird. Dieser Mob zieht schließlich los, terrorisiert die türkischen Anwohner und schnappt sich den Täter, um ihn unter dem Gejohle der Menge auf dem Marktplatz hinzurichten.
Der Fall Daniel S. hat jedoch nichts mit dieser Schilderung zu tun und auch die Realität holt die Experten meist schneller ein, als ihnen lieb sein kann. So kam es bereits zehn Tage nach der Diskussion im Radio zum nächsten Überfall am Bahnhof Kirchweyhe:
Ein 27-jähriger Mann wird von zwei unbekannten Südländern (20–25) angesprochen. Diese fordern die Herausgabe von Handy und Geldbörse und versetzen dem Opfer einen Schlag ins Gesicht. Als der 27-jährige zu Boden geht, erhält er zudem einen Tritt gegen den Kopf. Er rappelt sich auf und setzt sich zur Wehr, hierbei fügt er einem der Täter eine Verletzung an der rechten Augenbraue zu. Anschließend flüchten die Täter.
Einzig der Weser-Kurier griff diese Meldung der Polizei auf. Der Rest der Medien schwieg und die Entrüstung der Bürger hielt sich in Grenzen. Die Journalisten und Politiker in und um Bremen dürften danach froh gewesen sein, daß sie nicht wieder zum „Opfer“ der „Lynchjustiz“ wurden.
„Opfer“ gibt es statt dessen in anderen Städten. In Taufkirchen bei München schlägt am Sonntag Murat S. (39) bei einem C‑Klassen-Fußballspiel zu. Sein Opfer Matthias W. (20) erhält Tritte ins Gesicht mit den Fußballstollen und muß danach im Krankenhaus mehrere Stunden operiert werden.
In Köln liegen derweil die zwei Mädchen Ashley (13) und Michelle (15) im Krankenhaus. Sie hatten vor der Schule Prügel bezogen, weil sie mit zwei Türken zusammen sind. Den Cousinen der Türken mißfielen die Beziehungen. Deshalb schlugen sie die Mädchen mit einer 15-köpfigen Gruppe klinikreif. Die Lehrer bemerkten die Attacke, mischten sich jedoch nicht ein.
Zivilcourage kann schließlich tödlich enden. Und wenn sie nicht tödlich endet, bleibt der Verdacht, sich an der angeblichen „Lynchjustiz“ der Deutschen beteiligt zu haben.
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