Bis 1923 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin und berichtete von 1926 bis 1939 für die Frankfurter Zeitung aus Paris über Politik und Gesellschaft. Sieburg, der 1939 in den deutschen Auswärtigen Dienst berufen wurde und zwischenzeitlich in Deutschland wieder für die Frankfurter Zeitung tätig war, wurde nach dem Krieg von der französischen Besatzungsmacht mit einem Publikationsverbot (1945–1948) belegt. Seit 1956 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig, galt er als scharfer Kritiker der »Gruppe 47« und eine Art »Literaturpapst« der frühen Bundesrepublik.
Es besteht weitestgehend Einigkeit darin, daß Sieburg mit Büchern wie Gott in Frankreich? (1929) nach dem Ersten Weltkrieg Frankreich für die Deutschen wiederentdeckte. Unbestritten ist auch seine stilistische Meisterschaft. So nannte ihn Hans-Georg von Studnitz einen »Sinfoniker der Sprache«. Als problematisch wurde später – u. a. von Joachim Fest – Sieburgs Zeit im Dritten Reich gewertet. Er galt vielen zwar nicht als überzeugter Nationalsozialist, aber zumindest als »hochfeiner Collaborateur«. Sein Anfang 1933 erschienenes Werk Es werde Deutschland war laut Fest »kein Produkt jenes scharenweisen intellektuellen Überläufertums «, sondern durch seinen »vagen, pathetisch vergrübelten Ton« gehöre es eher in die Nähe der sogenannten Konservativen Revolution.
Der Ästhet Sieburg sah die Republik Adenauers zusehends in einem Kult des Materiellen ertrinken. Er erkannte die Problematik der »Politik der Umerziehung « der Deutschen und beharrte auf der fortbestehenden Aktualität der deutschen Frage. Dabei war er aber – wie Hans-Christof Kraus herausgearbeitet hat – zu keinem Zeitpunkt ein die Westorientierung des Landes in Frage stellender »Nationalneutralist «. Im Grunde ein konservativer Stilist und Literat von Rang, war Sieburg zwar kein politischer Denker, aber »ein bedeutender Zeitgenosse mit bedeutenden Einsichten und erstaunlichem Urteilsvermögen « (Kraus), der die Schattenseiten der Amerikanisierung erkannte und der politisch linksstehenden, tonangebenden Literatur der »Gruppe 47« nichts abgewinnen konnte. Ausweis dieser Geisteshaltung ist sein Spätwerk, Die Lust am Untergang von 1954.
Nicht frei von Egomanie und Eitelkeit, hat er stets Distanz zum »Versorgungsstaat « der Adenauer-Zeit bewahrt. Aufgrund seines nicht immer glücklichen Agierens in der NS-Zeit konnte er seine Rolle als Vermittler zwischen deutscher und französischer Kultur in späteren Jahren nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Ausweis seiner literarischen Begabung und seines ausgeprägten Geschichtsbewußtseins sind »populär« geschriebene Biographien über Robespierre, Chateaubriand oder Napoleon.
Schriften: Gott in Frankreich? Ein Versuch, Frankfurt a. M. 1929; Vendée, Frankfurt a. M. 1931; Es werde Deutschland, Frankfurt a. M. 1933; Polen. Legende und Wirklichkeit, Frankfurt a. M. 1934; Robespierre, Frankfurt a. M. 1935; Die stählerne Blume. Eine Reise nach Japan, Frankfurt a. M. 1940; Schwarzweiße Magie. Über die Freiheit der Presse, Tübingen 1949; Die Lust am Untergang. Selbstgespräche auf Bundesebene, Hamburg 1954; Nur für Leser. Jahre und Bücher, Stuttgart 1955; Napoleon. Die 100 Tage, Stuttgart 1956; Chateaubriand. Romantik und Politik, Stuttgart 1959.
Literatur: Cecilia von Buddenbrock: Friedrich Sieburg. Ein deutscher Journalist vor der Herausforderung eines Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 2007; Joachim Fest: Friedrich Sieburg. Ein Portrait ohne Anlaß, in: ders.: Aufgehobene Vergangenheit. Portraits und Betrachtungen, Stuttgart 1981; Hans-Christof Kraus: Als konservativer Intellektueller in der frühen Bundesrepublik – Das Beispiel Friedrich Sieburg, in: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die kupierte Alternative. Konservatismus in Deutschland nach 1945, Berlin 2005.