Hatt´ mein Wagen vollgeladen, voll mit jungem Humankapital zum einen, mit dem Wocheneinkauf zum anderen. Der hinter mir stand, war kein Teilhaber der Generation BestAger.
Kein solventer SilverSurfer mit Golf-Ambitionen und Zweitwohnung in Gran Canaria. Solcherlei gibt’s in unserem Landstrich gar nicht. Der da hinter mir stand war etwa 70jährig, das sogenannte biologische Alter vermutlich weit darüber. Er stank (nach Kippen) und stänkerte. „Junge Frau, jetzt biste aber unverschämt. Soll das etwa alles aufs Fließband? Mache mal halblang und laß mich vor. Du hast alle Zeit der Welt. Ich nicht mehr.”
Das hätte launig-witzig klingen können, tats aber nicht. Der Alte riß grob meinen Einkaufswagen nach hinten, um seinen eigenen mit zwölf Dosen Hundefutter und zwei Pullen Schnaps vorzuschieben. Naja, Alltags-Pipapo. So was überlebt man schon. Nur die Kinder als Co-Geschädigte haben jetzt ein kleines Trauma weg:„Gell, der Mann war böse?” – Thema bis in den späten Abend. Kubitschek sagt, ich solle lieber nichts über bockige Alte schreiben, weil mein BestAger-Artikel in der Sezession seinerzeit zur größten Abo-Kündigungswelle geführt hatte.
Wie so oft paßt die aktuelle Lektüre zum gerade Erlebten: Konrad Adam (Der kurze Traum vom ewigen Leben) ist gerade mit Teilen der Generation 60plus (also seiner eigenen) hart ins Gericht gegangen:
Die gravierendste Folge der Überalterung läßt sich in Zahlen gar nicht ausdrücken; sie ist nicht meßbar, allenfalls erspürbar. Sie verrät sich in der Eintrübung des öffentlichen Bewußtseins, in einer Verdüsterung und Verödung des Daseins, im Umsichgreifen von Fatalismus und Hoffnungslosigkeit und jener Endzeitstimmung, der die Marquise von Pompadour Ausdruck verlieh, als sie nach der Niederlage der französischen Truppen in der Schlacht von Roßbach ausrief: Nach uns die Sintflut!”
„Nach uns”, (also die Sintflut), war in diesem Fall an der Kasse ich, samt Brut. Interessantes Gefühl. Komisch außerdem: Roßbach ist 15 km Luftlinie von jenem Supermarkt entfernt…