entstandenen sehr, sehr exquisiten Hotels, die sich in der oberen Klasse etablieren, weil sie eine populäre Binsenweisheit der Betriebswirtschaftslehre beherzigen, die da lautet:
Gestalte das Geschäft in so attraktiver wie abseitiger Lage hochpreisig und erfahre, daß dies für sich als bestes Gütesiegel gilt. Die gestreßten Leistungs- und Entscheidungsträger verlangt es nach Refugien, in denen sie nach spätem Dinner und vor wohlverdienter Ruh’ noch den Unkenruf in Moll vom ökologisch intakten Weiher vernehmen.
Selbstverständlich spielt man tagsüber Golf. Auf dem 18-Loch-Platz. Wie anstrengend das auch immer sei. Vermutlich schon Leistungssport in gediegenem Outfit, bei dem man sich einen Schirmchen-Longdrink in der Lounge verdient. Was sonst sollte neben etwas Reiten und herausgeputzen Konzerten des mecklenburgischen Klassikfestivals überhaupt sinnreich sein? Nicht mal Shopping ist drin.
Die weitwellige Endmoräne der Mecklenburgischen Schweiz bei Teterow erscheint wie geschaffen für den landschaftsverbrauchenden Nobel-Sport einer Klientel, die sich sowohl dreistellige Übernachtungspreise als auch die dazu passenden deliziösen Menüs leisten kann. Neidfrei sei anerkannt, daß die Gäste Wachstum in eine strukturschwache Region bringen. Besonders empfohlen wird übrigens die kulinarische Idee, das “Butterbrot mal anders” zu entdecken und so wieder das ganz, ganz Echte genießen zu lernen. Wer’s richtig dicke hat, sehnt sich doch immer nach ursprünglich ländlicher Schlichtheit zurück, also nach ’ner ordentlichen Stulle im puristischen Retro-Look, was immer die, professionell zubereitet, kosten mag.
Fehlte nur noch der ganz besondere Marketing-Ansatz: Golf gegen rechts! Endlich die touristische Attraktion für das gastronomische Hochpreissegment! Wer sagt denn, daß Golf kein Kampfsport wäre? Mal beim Piccolo-Sekt Chardonnay Brut politisch richtig korrekt einlochen! – Es gibt zwar schon Storch Heinar, bunte Feste der Demokratie, ein jüngst SPD-zertifiziertes vorpommersches Bündnis gegen die Gefahr; aber das sind eher Aktionen der ehrenwert einfachen Bürger des Landes, der vielbeschworenen Zivilgesellschaft also. Daß sich mittlerweile auch die Großbourgeoisie mit einreiht in eine offenbar werbeträchtige Kampagne, erweitert das Spektrum ganz entscheidend, entbehrt allerdings nicht einer gewissen, wohl unfreiwilligen Komik.
Zwar läßt die Solvenz der Kundschaft auf dem 120-Hektar-Anwesen nicht aus sich heraus auf Welt-Anschauung schließen, aber daß man den Aufkleber „Kampf gegen rechts!“ – in ähnlicher Weise wie „Pädagogisch wertvolles Spielzeug“ – nun gerade auf ein Golf-Turnier pappt, mag gar die bekennend kämpferische Linke irritieren, der nun ein ganz unerwarteter Bündnispartner feinsten Zwirns und Tweeds zuwächst.
Vielleicht besteht die Tugend der Toleranz gerade darin, auch mal schmunzeln zu dürfen. Oder befreiend einen Riesenlacher loskrachen zu lassen über das, was die politische Kultur so bereithält. Und zwar gar nicht zynisch! Nein, im Gegenteil. Man sollte alle Motive ernstnehmen und Veranstaltern, die einer zugkräftigen Idee folgen, per se Respekt zollen. Man darf dabei aber der signifikanten Symbolik und deren Witz nachspüren.
Nordlaender
Als Gehirnträger sehe ich keine Möglichkeit, darauf zu reagieren.
Ernsthaft auf den Inhalt eingehen eh nicht, aber auch auf keinen Fall mit Humor.
Die geistige Mindestanflughöhe ist nicht gegeben, aber auch das zu erklären ist bereits peinlich.
Jegliche Kontaktaufnahme mit diesem Phänomen führt zur Selbstbeschmutzung.
Eine Art Beschämung. Auf Scham gibt es keine angemessene Reaktion, schon gar nicht das widerliche Fremdschämen.