Denn das derzeitige Possenspiel um die angeblich „revanchistische“ Rede Rudi Pawelkas, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien (LS), ist nichts weiter als ein weiterer Auswuchs desselben unseligen Stammes – fast schon amüsant, daß auch diesmal eine Hauskündigung heraussprang.
Wir wurden und werden hier Zeugen der endgültigen Abräumung jener Vertriebenenorganisationen, die seit dem Ende des „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ Anfang der 60er als einzige noch die Erinnerung an die verlorenen deutschen Gebiete aufrechterhalten. Und darüber hinaus – was wohl eher lehrreich sein dürfte – sehen wir, wie jahrzehntelanges Katzbuckeln und Distanzieren die entsprechenden politischen Akteure zwar einige Zeit zu amüsieren vermag, letztlich aber allenfalls eine Galgenfrist erkaufen kann.
Das Schema läßt sich sogar noch erweitern: Beide Landsmannschaften, die schlesische wie die ostpreußische, haben auf dem Altar der veröffentlichten Meinung ihre Jugendverbände geopfert – bereits zum Jahrtausendwechsel die LO; im vergangenen Jahr zog die LS dann nach (ich möchte betonen, daß die Überschrift des Artikels nicht von mir stammt). Nun kann man von Veranstaltungen wie dem Dresdner Trauermarsch halten, was man will. Was der seinerzeitige stellvertretende JLO-Vorsitzende Kai Pfürstinger mir zum Abschluß eines Interviews sagte, beweist sich just in diesen Tagen: „Die alten Landsmannschaften haben über Jahre ihre Jugend sträflich vernachlässigt. Das rächt sich jetzt in stark schwindenden Mitgliederzahlen und völliger Unfähigkeit, der damit verbundenen Selbstauflösung und Politikunfähigkeit entgegenzuwirken.“
Die „skandalösen“ Äußerungen Pawelkas fielen ja auch auf dem diesjährigen „Deutschlandtreffen“ in Hannover. Letztes Jahr gab es dieses „Deutschlandtreffen“ wohlgemerkt auch – allerdings um den Preis des Ausschlusses der Schlesischen Jugend aus der Mutterlandsmannschaft. Offenbar hat die niedersächsische, wie auch die Bundespolitik nun wohl die Geduld verloren. Sekundiert von entsprechenden Staatsmedienberichten, die selbstredend wissenschaftliche Forschungen anderer Stoßrichtung außer Acht lassen, wird nun mit großem Kaliber geschossen. Und wie derartige, mittlerweile routiniert ablaufende, zivilgesellschaftliche Liquidierungen enden, weiß man ja. Das einzig spannende dürfte wohl sein, ob es bis zum schmählichen Ende des Ganzen noch zu weiteren Verrenkungen und Peinlichkeiten von Seiten der sich windenden Verbändefunktionäre kommen wird.
Meine Großmutter wurde in Königsberg geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der elterlichen Försterei bei Insterburg. Sie überlebte das Kriegsende als einzige Angehörige ihrer großen Familie, weil sie als BDM-Arbeitsmaid zur Betreuung eines ins „Kernreich“ fahrenden Lazarettzuges eingesetzt war. Es ist weißgott nicht so, daß mir die berechtigten Anliegen der Heimatvertriebenen nicht nahegingen – das nur noch widerliche Geplänkel der auf ihren Pfründen hockenden Funktionäre dient diesen Anliegen jedoch in keiner Weise. Erst recht nicht ein mit den Unionsparteien kungelnder BdV, der selbstverständlich voll und ganz vom parlamentarischen Klüngel überwuchert ist.
Zu Pawelkas Integrität kann man angesichts der Vorgänge des letzten Jahres geteilter Meinung sein. Seine nun inkriminierte Rede zielt aber in den ach so „bösen“ Passagen immerhin in die richtige Richtung: Entschuldigungen dürfen (nicht trotz, sondern gerade aufgrund aller Versöhnung) schon sein, ebenso wie eine Gleichbehandlung aller Vertriebenen. Mehr ist nicht gewollt, und mehr wäre wohl auch nicht drin. Dennoch hört die diversen fremden Interessen verschriebene Politik das nicht gern – obwohl es hier noch nicht einmal um millionenteure U‑Boote geht.
Holzfäller
Demographisch spielen die Vertriebenen bald gar keine Rolle mehr, deshalb werden sie auch von CDU/CSU wahlarithmetisch nicht mehr umgarnt wie vielleicht noch vor 25-30 Jahren. An deren Stelle tritt zunehmend Lumpenproletariat aus dem In- und Ausland. Ich selbst war einmal zu Pfingsten auf einem "Tag der Sudetendeutschen", das ganze Geschwafel von "Überwindung", "Zukunf und Frieden in einem vereinten Europa", "einer Brückenbauerfunktion zwischen den Ländern" etc., garniert mit frenetischem Applaus nach der mit hohlen Phrasen gespickten Rede eines CSU Politikers widerten mich schlichtweg an. Zudem möchte sich die Jugend für gewöhnlich auch aktiver einbringen als heitere Kaffeekränzchen zu organisieren die musikalisch mit Heino-Liedern begleitet werden. Faktisch haben die Vertriebenenverbände jeden Rückzieher im Bezug auf die Ostgebiete ohne Veto oder geringsten Widerspruch mitgetragen. Ihre fortschreitende Auflösung werde ich nicht bedauern.
Dieses aktuelle "Skandälchen" habe ich nicht weiters verfolgt, das ist ja nichteinmal alter Wein in neuen Schläuchen, hat sich Pawelka bereits von seinen absolut "inakzeptablen und deplatzierten" Äußerungen distanziert und ist im Staub gekrochen?