Der Vernetzung und gegenseitigen Inspiration innerhalb der internationalen, alternativen Rechten gewidmet, befaßte sich das diesjährige Treffen bei sommerlicher Hitze intensiv mit dem Themenkomplex der Globalisierung – und einer als Gegenstoß zu vollziehenden, schärferen Betonung ethnisch-kultureller Identität.
Neben mehreren Büchertischen, einer kleinen Kunstsektion und einem Werbestand der rechten Wochenzeitung Nya Tider („Neue Zeiten“) wurde zu diesem Zweck eine beachtliche Palette an Referenten aufgefahren.
Den Anfang vor einem mit rund 120 Teilnehmern überfüllten Auditorium machte der emiritierte Professor der humanities (d. i. eine am Bildungskanon des Renaissance-Humanismus ausgerichtete, ganzheitliche „Wissenschaft vom Menschen“) am amerikanischen Elizabethtown College, Paul Gottfried. Gottfried, ein profilierter Vertreter der politischen Philosophie des Paläokonservatismus, beleuchtete in seinem ausführlichen Vortrag die Entstehungsgeschichte des (hierzulande spätestens seit Anders Breivik bekannten) Schlagworts „Kulturmarxismus“ im Kontext der Frankfurter Schule. In seinen jungen Jahren selbst ein Schüler Herbert Marcuses, brachte der Referent dem Publikum nicht nur die diametralen Gegensätze zwischen den Lehren des klassischen Marxismus und der antistaatlichen, revolutionären Kultursubversion der Frankfurter Schule nahe, sondern vermochte auch mit etlichen Anekdoten über die seinerzeitigen Protagonisten der sogenannten „Kritischen Theorie“ zu unterhalten.
Einen demgegenüber brandaktuellen Einblick in derzeitige, geopolitische Umwälzungen lieferte der ZUERST!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter in seinem „Reisebericht“ aus dem syrischen Bürgerkriegsgebiet. Als einer der wenigen westlichen Journalisten, die zu einer Nahberichterstattung in das zerrissene Land bereit waren, vermochte er den gespannten Zuhörern anhand einer Vielzahl privater Fotografien und persönlicher Erlebnisse aufzuzeigen, daß die offiziöse Medienlinie zum Aufstand gegen die Assad-Regierung größtenteils absurd und realitätsfern sei – ob nun beabsichtigt, oder nicht. Einen nicht geringen Teil nahmen dabei Darstellungen von systematischen Angriffen auf Armeekrankenhäuser oder die mittlerweile notorisch gewordenen Enthauptungen angeblicher „Regime-Kollaborateure“ ein. Derartige Vorkommnisse ließen die hierzulande als „Freiheitskämpfer“ verbrämten, islamistischen Aufrührer nicht eben als beispielhafte Kämpfer für Freiheit und Demokratie dastehen. Zumal diese vielfach, nach eigener Erfahrung Ochsenreiters, nicht einmal Arabisch sprächen – was der These, der Bürgerkrieg sei durch aus dem Ausland eingesickerte Provokateure entfacht worden, einiges Gewicht verleiht.
Im Anschluß stellte der Anwalt Tobias Ridderstråle, der auch als Moderator durch die Veranstaltung führte, detailliert das „seltsame“ Vorgehen der schwedischen Strafverfolgungsbehörden gegen den WikiLeaks-Gründer Julian Assange vor. Ausschließlich an belastbaren Fakten orientiert und nicht geneigt, mögliche Motive hinter den Entwicklungen zu erörtern, die Assange in seinen nunmehr über ein Jahr andauernden, faktischen Hausarrest in der ecuadorianischen Botschaft in London trieben, stellte Ridderstråle doch mit Bestimmtheit fest, daß der Fall „nicht allzu schmeichelhaft“ für das schwedische Rechtssystem sei („not particularly flattering to the Swedish legal system“). Auf ihn folgte der 21jährige Wiener Markus Willinger mit einer zehnminütigen Proklamation des Kampfes gegen die „68ers“, im Sinne seines Bändchens „Die identitäre Generation“.
Den Fokus auf die erfolgreiche, französische Keimzelle der Identitären Bewegung legte dann der Vortrag Philippe Vardons, eines ihrer Begründer. Anhand genauer Analysen bisheriger Aktionen seiner Gruppe, insbesondere der aufsehenerregenden Moscheebesetzung in Poitiers im Oktober letzten Jahres, stellte Vardon gleichsam die Erfolgskonzepte und Aktionsformen des radikal-identitären französischen Widerstands (ebenfalls im Interview mit der Sezession geschildert), wie auch die saturierte Unzulänglichkeit von Medien und Regierung im Hinblick auf die Berücksichtigung des Volkswillens vor und erntete viel Applaus. Kaum verwunderlich, daß sich die Reinschrift seines Vortrags als bisher einziger Beitrag von der „Identitär Idé“ denn auch bereits auf dem maßgeblichen, englischsprachigen Dissidenzportal Alternative Right findet.
Nach einer längeren Pause, die die Teilnehmer mit Abendessen, Gesprächen und dem Vertiefen von Detailfragen an die Referenten ausfüllten, trat John Morgan ans Podium. Er stellte den Zuhörern den Arktos-Verlag umfassend vor, beginnend von den Anfängen als Integral Tradition bis hin zum gegenwärtigen Stand als weithin bekanntes, alternativ-rechtes Verlagshaus und Ausrichter des „Identitär Idé“-Kongresses. Nach etlichen interessierten Fragen aus dem Auditorium nutzte dann noch der Arktos-Autor Lars Holger Holm die Gelegenheit, sich und sein neuestes Buch „Gotisk“ vorzustellen; darin befaßt er sich intensiv, teils auch in poetischer Form, mit geschichtlichen Überlieferungen rund um die Goten und ihren Führer Theoderich.
Beschlossen wurde der offizielle Teil des Abends dann mit einem Auftritt des norwegischen Neofolkprojekts „Solstorm“, dessen ruhige, minimalistische Akustikmusik an die düstere Vieldeutigkeit der klassischen Neofolkära gemahnte und die Stimmung der Zusammenkunft klanglich zu verdichten vermochte: eine Ahnung dräuenden Unheils, einhergehend mit Unbeugsamkeit und einem Gestus des Ausharrens.