Schreibtisch, Garten, Alltag (XVIII): Zeigerpflanzen

Es ist seltsam, daß man jetzt, wo es endlich heiß ist, an einem See sitzen kann, und um einen herum sind...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios


„die Lands­leu­te“, und trotz­dem fühlt man sich ganz fremd, nicht zuge­hö­rig, weil sie nichts von den Sor­gen ken­nen oder auch bloß ahnen, die man an so einem Hoch­som­mer­nach­mit­tag haben kann, obwohl die Kin­der schwim­men und sich nicht strei­ten, und im fla­chen Was­ser kühlt eine Fla­sche Bier.

Viel­leicht wäre es bes­ser, nicht unter den eige­nen Leu­ten zu sit­zen, son­dern unter ande­ren, in Kroa­ti­en bei­spiels­wei­se, oder in Spa­ni­en, dann fän­de sich gleich ein außer­halb lie­gen­der Grund für die Fremd­heit. Jetzt aber steigt sie von innen her­aus auf und ist nicht mehr weg­zu­krie­gen, egal wie man sich müht.

Denn unter dem See, unter dem schma­len Strei­fen schli­cki­gen San­des, unter dem Rasen­hang mit den paar Büschen und dem Häus­chen der Was­ser­wacht ver­lau­fen Gän­ge, in denen Kubins wild­ge­wor­de­nes Pferd hin- und her­ga­lop­piert. Vor­ne, die Leu­te am Was­ser haben kei­ne Ahnung von die­sem Tier und von der „ande­ren Sei­te“, und jeder Ver­such, ihnen bei­zu­brin­gen, daß unter der Ober­flä­che man­ches von­stat­ten geht, das nicht in der Ord­nung ist, schei­tert dar­an, daß man man­ches nur hören kann, wenn man weiß, wie die Din­ge eigent­lich lie­gen müßten.

Also sitzt man da her­um und hört als ein­zi­ger so ein Getram­pel im Unter­grund, und das ist das Her­an­na­hen eines Kris­ents­una­mis, einer gro­ßen Erschüt­te­rung jeden­falls, und man spürt, es gibt einem etwas, daß man als einer der Weni­gen dar­auf vor­be­rei­tet ist. Man möch­te in dem Moment, in dem ein­tritt, was man da unten schon seit lan­gem näher­kom­men hört, beob­ach­tet sein, also kei­nes­falls nur so für sich sein, wenn etwas pas­siert, das alle scho­ckiert, weil sie nicht hell­hö­rig genug waren.

Man möch­te sofort bemerkt, erkannt und umringt wer­den, man möch­te spü­ren, daß man plötz­lich im Recht ist und daß alle ande­ren sich geirrt haben, und dann möch­te man inner­halb die­ses jäh sich Raum ver­schaf­fen­den Ein­ge­ständ­nis­ses eines gro­ßen Irr­tums um Rat gefragt werden.

Es ver­geht eine wei­te­re Vier­tel­stun­de, man ist wei­ter­hin der ein­zi­ge, der in der Gewiß­heit ohne Täu­schun­gen her­um­sitzt, daß „unse­re Leu­te“ zu etwas gewor­den sind, wofür wir sie bis heu­te nicht hal­ten. Das Gefühl, auf einer Hohl­welt zu sit­zen, ist über­mäch­tig, und es muß jetzt etwas pas­sie­ren, Ted Kac­zyn­ski brach durch die Decke, Major Dobsa ließ sich von einem Toten fah­ren, Domi­ni­que Ven­ner stell­te sich neben den Altar, das ist ja alles ausgeschlossen.

Man sitzt auf einem Fleck Erde, das ist ein Anfang, und die Neu­gier kann geweckt wer­den, denn da wächst eine hart­nä­cki­ge, unbe­kann­te Pflan­ze, viel­leicht wächst sie nur hier. Mal abrei­ßen und nach­her bestim­men. Mal wie­der neu­gie­rig sein und Geo­bo­ta­nik betrei­ben, wie frü­her im Stu­di­um: die­se nach Geo­po­li­tik klin­gen­de Bezeich­nung für ein Nischen­wis­sens­ge­biet, ange­sie­delt zwi­schen Geo­gra­phie, Pflan­zen­leh­re und Öko­lo­gie. Was gedeiht wo, auf wel­chem Unter­grund und unter wel­chen Bedin­gun­gen? Beson­ders inter­es­sant: Zei­ger­pflan­zen. Das sind so Gewäch­se, die durch ihr blo­ßes Dasein anzei­gen, wor­in sie wur­zeln müs­sen. Gibts ein paar Dut­zend in Deutschland.

Viel­leicht ist das Her­um­sit­zen am See, das vor allem ein Ver­pas­sen des Sees ist, bloß eine Sehn­sucht nach Tief­gang und nach einer bestimm­ten Art „gro­ßer Fra­ge“, die sich nicht mehr stellt. Der irre Gaul, der in Kubins Welt unter­ir­disch durch die Gän­ge jagt, den gibt es gar nicht, und man muß bloß auf­ste­hen und aus dem Schat­ten tre­ten: Dann ist dort der Park­platz, und dahin­ter geht die Stra­ße ent­lang, auf der wie immer die Autos zur Klein­stadt fah­ren oder von ihr kommen.

Die Leu­te, die dar­in sit­zen, sind alle sehr zufrie­den und haben kein Bedürf­nis nach Ant­wor­ten auf gro­ße Fra­gen. Die Hälf­te biegt ins Gewer­be­ge­biet ein, um bei real den Wochen­end­ein­kauf zu erle­di­gen und sich ganz ohne Selbst­iro­nie von ein paar Ange­bo­ten kurz vor der Kas­se noch ver­füh­ren zu las­sen: einem Bil­li­gra­sen­spren­k­ler oder einem Bil­lig­flie­gen­vor­hang mit Magnet­ver­schluß oder einem Bil­li­gein­mal­grill für die bis­her nie begehr­te, jetzt aber mög­li­che Zwi­schen­mahl­zeit auf irgend­ei­nem Autobahnrastplatz.

Man kann wie­der lachen. Die gro­ße Erschüt­te­rung – sie wird nicht kom­men. Zu viel Geld, zu wenig Mut, zu wenig Not, zu wenig Aus­weg­lo­sig­keit, zu viel wei­ße Scham, his­to­ri­sche Last, zu viel Raum, zu wenig Volk. Da ist kei­ne „schwei­gen­de Mehr­heit“, deren Wut- und Kraft­über­schuß nach einem Ven­til sucht. Das biß­chen, was abflie­ßen muß, hat jetzt in der AfD sein Auf­fang­be­cken. So ein­fach ist das.

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (21)

Georg Mogel

16. Juli 2013 14:47

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

Wilhelm Busch

Ein gebürtiger Hesse

16. Juli 2013 15:29

Ihr Beitrag, verehrter Götz Kubitschek, hat mich sehr berührt - und darin steckt keine Floskel. Die Fremdheit unter der Menschen, auf die wir uns, und sei es auch nur kraft einer räumlichen Nähe, beziehen, beziehen müssen, dürfte einer der ernüchterndsten und traurigsten Erfahrungen sein, die wir machen können. Mir selbst ging es allein heute ähnlich - ich fürchte mich ein wenig, zu sagen, genauso - auf einem ausgesprochen alltäglichen Gang durch meine Nachbarschaft, wie ich ihn auch gestern machte und morgen machen werde. Und gleichzeitig, dachte ich dabei, muss ich achtgeben, daß ich, um eine der intensivsten Stellen Ihres Beitrags zu zitieren, nicht allzu sehr "den See verpasse". Mit anderen Worten: daß die Perspektive der Kritik, auch wenn diese sich selbst mir dringlichst in Auftrag zu geben scheint, nicht völlig den Blick auf das, was mich in derselben Nachbarschaft an Welt- und Lebensfülle umgibt, verstellt. Womöglich steckt genau darin eine Art "Balance-Übung", die sich mir, aber vielleicht auch Ihnen, nicht anders als den Beiträgern und nicht anders als den Lesern Ihrer wertvollen Zeitschrift, täglich aufs Neue stellt. Und wenn das so sein sollte, dann mag es auch sein, dass in der Herstellung jener Art "Balance" eine wesentlichste tägliche Arbeit steckt. Ich wünsche Ihnen - nicht anders als mir und nicht anders als den oben Genannten - von Herzen, daß sie immer wieder so erfolgreich wie möglich sein möge!

albert

16. Juli 2013 15:39

"Die große Erschütterung – sie wird nicht kommen."

Gegen alle Vernunft kann ich nicht aufgeben zu hoffen...

Thomas Schneider

16. Juli 2013 22:01

In der Tat spürt man das "Herannahen eines Krisentsunamis" überdeutlich. Es findet gerade offenbar ein koordinierter Schlag gegen die Identitäre Bewegung und ihr Umfeld statt. Am Horizont wird es dunkel. Genießt den Sommer, vielleicht ist er der vorläufig letzte dieser Art.

apollinaris

16. Juli 2013 23:07

Der Krisentsunami naht heran, aber er wird nicht mit uns, sondern über uns kommen. Und dann wird es hier wie anderswo heißen - "404 - the requested URL was not found on this server".

Mit dem aktuellen Vehikel der NSA-Hysterie wird versucht, die Bevölkerung "Schlands" vereint in trautem - in diesem Fall völlig verfehlten - Antiamerikanismus auf eine komplett falsche Fährte zu locken. So erklärte heute Genosse MdB-Oppermann, die "Menschen" müssten lernen, sich "mit dem Staat" gegen die "Datenschutzbedrohung aus Amerika zu schützen".

Ausgerechnet. Wenn uns hier jemand oder etwas bedroht, dann ist es "unser" Staat, d. h. die Bespitzelungskapazitäten der BRD und der EU. Aber munter läuft die Verdummungsmaschinerie der Systemmedien weiter und man wird nichts unversucht lassen, diesen Unsinn bis über die Sommerpause warmzuhalten und als Konsequenz hieraus Abschaltungs- und Zensurmöglichkeiten "des Staates" "zu unserem Schutz" zu schaffen, um Webseiten wie dieser und bekannter Anderer den Stecker zu ziehen - um uns "vor der NSA mit Hilfe des Staates zu schützen."

Gast

17. Juli 2013 06:59

Mir ging es ebenso, als ich letztes Jahr die vielen unbekümmerten Gäste während der EM-Übertragungen in den Biergärten gesehen habe, während gleichzeitig der ESM-Vertrag durch den Bundestag durchgewunken wurde. Selbst eine laute Rede, um die Leute dort aufzuwecken, um ihnen zu sagen, daß ihnen gerade der Boden unter ihrer wirtschaftlichen Existenz weggezogen wird und das Dach ihrer Zukunft über ihnen abgerissen wird, hätte nichts genützt. Niemand hätte mir geglaubt. Es entsteht dabei eine immer größer werdende Spannung zwischen Resignation und Wut, die schwer auszuhalten ist. Die Blasenwelt, in der die meisten Deutschen heute leben, scheint so dicht und undurchdringlich zu sein, gerade weil sie dieses immer totalitärer werdende System immer mehr verinnerlichen und weil viele den kommenden Tsunami zwar spüren aber sich dagegen abschotten.

Der große Aufstand wird nicht mehr kommen, dafür werden die Fesseln der Meinungsfreiheit, der wirtschaftlichen Freiheit, der Kunstfreiheit bis zu den letzten kleinen privaten Freiheiten immer mehr angezogen werden. Da werden selbst ein paar Prozent für die AFD bei den Wahlen nichts mehr daran ändern können.

Schopi

17. Juli 2013 09:52

Am Badesee böte sich eine gute Gelegenheit Gratisexemplare der Sezession zu verteilen, gemeinsam mit einem Gutschein für das nächstgelegene Spaß- und Erlebnisbad. Damit weckt man Emotionen und spricht die Herzen an.

Rumpelstilzchen

17. Juli 2013 11:29

Ja, so traurig kann man werden, wenn man keine Außensicht mehr auf sein schönes Land hat.
Neulich fuhr ein Bekannter mit chinesischen Geschäftspartnern durch verschiedene Städte und ländliche Regionen Deutschlands.
Die Chinesen waren ganz begeistert: die saubere Luft, der klare Himmel, die vielen verschiedenen Blumen in den Gärten, die wenigen Menschen auf den Strassen, das Essen, in diesem Falle zumeist Steaks und Haxen, usw. usw.
Als der deutsche Bekannte die Chinesen etwas über die politischen Zustände dieses Landes aufklärte (Staatsverschuldung, Masseneinwanderung usw.) waren die Chinesen ganz entsetzt.
Sowas solle man sich nicht bieten lassen.
Vielleicht sollten wir Zustimmung und Mitgefühl nicht bei den eigenen trägen Landsleuten suchen, sondern öfters de Außenblick einnehmen.
Oft naht die Rettung von außen.

Unke

17. Juli 2013 14:00

Also, wenn schon die Erderschütterungen wahrgenommen werden, die die noch weit entfernte, dem Blickfeld entrückte Stampede verursacht: hätte der Autor die Güte, diesem A ("es kommt was") auch ein B (was kommt denn nun?) folgen zu lassen?
Und vor allem, wann kömmt es, bittschön?

@Gast
Dass der "große Aufstand [...] nicht mehr komm[t]" hat neben der Tatsache, dass nach 40 Jahren Volldegeneration Zersetzung und Vereinzelkinderung das natürliche Empfinden weitgehend abgetötet wurde die hier wunderschön erklärten Ursachen.

Veduta

17. Juli 2013 14:24

Komme soeben von der Staffelübergabe an den neuen WDR-Intendanten.

Anwesend die wie üblich geladenen Gäste aus Medien, Politik und Wirtschaft (eher weniger) sowie die eigenen Kolleginnen und Kollegen aus dem "Haus". Beim Betrachten und Zuhören kam mir die Titanic in den Sinn: Alle sind von der besten aller (hier: Medien-)Welten überzeugt, amüsieren sich prächtig, machen Pläne - nur die Realität draußen wird nicht zur Kenntnis genommen, erst recht nicht wird sie im Medium beschrieben, analysiert und für sie nach Lösungen gesucht.

Nun denn: Ich mache bald den Abmarsch und darf dann laut äußern, was hier drinnen als Tabu gilt.

Mathias

17. Juli 2013 16:21

Ich kenne auch das Gefühl, daß unter der Oberfläche oder am Horzont Gefahren heranziehen für unser schönes Land. Was aber Mut macht: beim Elbehochwasser, in einer Kiesgrube in der Nähe des Flußes. In der Stunde der Gefahr sind sie da: Schüler und Handwerker, Männer und Frauen, überwiegend Menschen, denen man die Fähigkeit zu praktischer Arbeit ansieht. Sie schwitzen an den Sandsäcken und Schaufeln, Kinder gehen umher und bieten Wassermelonen und Getränke an, Soldaten und THW-Helfer fahren mir Gabelstaplern und Radladern umher. Alle sind freiwillig hier und doch ist es perfekt organisiert. Jeder gibt sein Bestes, für das Wohl von Volk und Land. Wer dabei war, hat erfahren, wozu das deutsche Volk noch immer fähig und bereit ist.

Heinrich Brück

17. Juli 2013 19:06

Das Sitzen an einem See, ohne an einem See zu sitzen, ist ein
kompliziertes Thema. Prosaisch und romanhaft.
Wenn ein Katholik an einem protestantischen See sitzt, dann gibt
es immer Probleme; oder vielleicht passen die Schwaben auch
nicht nach Sachsen-Anhalt.
Vor hundert Jahren, ein Student der Theologie, auch am See, ein
Buch vor sich:
("Wann sagt man von einem Menschen: "Er hat Religion"? Wenn er
ein höheres Wesen erkennt, welches die Ursache seiner Existenz ist,
welches ihn ferner zu einem vollkommeneren Zustand bestimmt hat,
an dessen Erreichung er selbst mitwirken soll. Und zwar soll er das
als geistige, freie Ursache, die sich an Gott als oberste Wahrheit und
als höchstes Gut hingibt. Gott und Geist sind also die
Grundwahrheiten der Religion. Beide werden natürlich als
persönliche gefaßt. Denn eine inhaltsreiche, verständnisvolle und
erhebende Hingabe ist nur zwischen Personen möglich. Übrigens
ergeben die Gottesbeweise Gott als Persönlichkeit, wie auch die
Argumente für die Geistigkeit der Seele die Persönlichkeit des
Menschen erweisen." Philipp Kneib - Handbuch der Apologetik
als der wissenschaftlichen Begründung einer gläubigen
Weltanschauung, 1912.).
Einige Jahrzehnte später, auch an einem See, ein Anwärter der
Philosophie:
("Es gibt eine Oberflächen-Aktualität und eine
Tiefen-Aktualität. Man könnte sie noch auf eine andere Weise
kennzeichnen durch das Begriffspaar: Zeitgeist und Geistzeit."
"Nichts ist schwerer, als ein menschliches Herz zu erschüttern."
"Die Art, wie einer etwas sieht, ist immer wichtiger als das,
was er sieht."
"Der Geist soll nicht den Geist wollen, sondern die
Schöpfung. Die Schöpfung darf den Geist wollen."
"Wir kommen nur über die Wirklichkeit und ihre Götter zu
Gott zurück."
"Das Geborene steht selten in einem Verhältnis zu dem Aufwand
der Geburt."
"In der Sprache der Götter gibt es das Wort Liebe nicht."
Fritz Usinger - Notizbuch. Aufzeichnungen zur Problematik des
20. Jahrhunderts, 1966.).
Und heute, man vergleiche immer Kleidung, Haltung und
Ausstrahlung, eine Psychologiestudentin (Fachrichtung Soziales
und Migration) nebst Kommilitonen: Der historische Diskurs der
Gegenwart findet im abdomenalen Bereich statt. Was hat doch
die Psychologie den Menschen versaut?
Die Vorstellungswelten die im Augenblick aktiviert werden können,
sind niemals in Einklang zu bringen mit den Realitäten der
vergangenen Jahrhunderte.
Die Informationsrevolution wird nicht gebührend gewürdigt, sie
vermißt die Welt neu, schenkt ihr eine zusätzliche Dimension,
alles ist möglich. Auch Gehorsam zu verlangen, sofern die
Verabreichung des Seelenfutters am Ende des Tunnels wirklich
satt macht, kein zusätzlich leeres Versprechen offenbart, dem
Ganzen einen höheren Sinn verleiht.
Die Sezession kann eine hilfreiche Brücke sein, in moralischer
Hinsicht sogar etwas mehr, zumindest langfristig gesehen. Aber
am Ende landen wir immer bei der Religion.
Wir leben in einer Zeit in der die Sprache schizophren geworden
ist, eine Sprache wie es sein sollte, eine Sprache wie es ist. Und
auch noch eine Sprache wie es war. Diese Spaltungen,
Aufteilungen, wirken sich ungesund aus. Eine Sprache die trägt,
die nicht verlogen ist, eine Sprache die Gott nicht beleidigt, muß
in jeder Generation neu gefunden werden. Und die großen Fragen
beantwortet werden.
Die Seele ist unzerstörbar, sie kann nicht abgeschafft werden; was
die Erwachsenen an diesem See nicht sahen, werden ihre Kinder
sehen müssen. Es muß noch etwas Zeit vergehen.
Der letzte Absatz kann sich schnell ändern - die Weltbevölkerung
wächst.
Ich möchte in keiner anderen Zeit gelebt haben; dieser Kampf ist
absolut - ein Krieg um die Welt! Und die deutsche Sprache ist nicht
die schlechteste.

Hartschaumrolle

17. Juli 2013 21:18

Sie mögen schwitzen und ackern, die guten Helfer. Für ein Lobessing-Sang reichts noch nicht. Das ist ihre Pflicht. Der dickbäuchigste packt mit an, wenn sein piefiges Grundstück absackt.

Angry Heinz

17. Juli 2013 23:22

Just my two cents:

Wie nennt man eine Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig in ihrem Wahn bestärken, die wahrste und einzige Wahrheit zu kennen und den absoluten Durchblick zu haben, während die große Masse in Blindheit und Ahnungslosigkeit verharrt?
Richtig: Sekte!

antwort kubitschek:
da Ihr kurzkommentar nur die oberfläche der beschreibungstiefe kratzt und deshalb in der tat nicht mehr wert ist als zwei cent, lege ich mal ein goldstück daneben:
1. keiner von uns hier würde je behaupten, die einzige und wahrste wahrheit zu kennen. jedoch ist unser beitrag der gewichtigste, der beschwiegen wird. das reden wir uns übrigens nicht ein, das haben uns viele ehrliche gespräche mit medienvertretern und politischen multiplikatoren gezeigt.
2. deklinieren Sie bitte die begriffe "schweigespirale", "herrschaft des verdachts", "faschismuskeule" und "vorauseilender gehorsam" durch. danach sollten Sie sich erneut an einem kommentar versuchen.

Biobrother

18. Juli 2013 08:13

Zitat: "... und dann möchte man innerhalb dieses jäh sich Raum verschaffenden Eingeständnisses eines großen Irrtums um Rat gefragt werden."

Das ist vielleicht wirklich etwas zu sehr idealistisches Wunschdenken (und wird deshalb wohl leider nicht eintreffen). Andererseits: Welche konkreten und innerhalb des Bestehenden auch praktikablen Ratschläge würde der Autor denn geben, wenn er tatsächlich gefragt würde?

Zitat: "Die große Erschütterung - sie wird nicht kommen. Zu viel Geld, zu wenig Mut, zu wenig Not, zu wenig Ausweglosigkeit, zu viel weiße Scham, historische Last, zu viel Raum, zu wenig Volk. Da ist keine „schweigende Mehrheit“, deren Wut- und Kraftüberschuß nach einem Ventil sucht."

Angesichts sich schleichend entfaltender und abwickelnder Probleme (manchmal hat man den Eindruck, diese Überführung von Problemen in das beherrschbare (?) Zeitlupenprinzip sei der eigentliche Kern heutiger Politik) wird das Volk wohl in der Tat nicht aufstehen und der losbrechende Sturm ausbleiben. Harmoniesüchtige Menschen werden das begrüßen.

Meyer

18. Juli 2013 12:29

Richtig! "Angry Heinz" hat recht. Nur verkennt der implizit, wer die Masse ist und wer die kleine Minderheit. Glaubt er im vollen Ernst, die Mehrheit würde die Realität nicht sehen? In meiner persönlichen Gegenwart trauen sich die Menschen Klartext zu sprechen, zum Teil sehr weitgehend SEHR WEITGEHEND! Der freundliche Richter aD, von dem man das nicht erwartet hätte. Viele (VIELE!) Nachbarn. Die Mehrheit meiner männlichen Kollegen. Zunehmend deutlicher zunehmend klarer.
Zuletzt hatte eine kleine Linke in geselliger Runde versucht, schwächliche Gegenwehr zu bieten. Sie wurde ausgelacht, als sich promt auf der Straße die wirkliche Realität zeigte. Ausgelacht von jedem! Selbt von jenen, bei denen ich mir das nicht vorstellen konnte. ... und Sie ist gegangen. Was sollte sie anderes tun, um ihre Anderswelt zu retten? Zufällige Menschen!

Die Anderswelt bricht zusammen, wenn Menschen anfangen sich zu trauen, die Realität anzusprechen. Der "Angry Heinz" sollte sich mal mit der kognitiven Dissonanz beschäftigen. Vielleicht kann er seinen pathologisches Geschreibsel dann ja selbst einordnen.
Seit langer Zeit nimmt das Klartextsprechen erkennbar zu. Weshalb? Damit sprengt man eine kleine Party nicht mehr! Nichts ist schlimmer als das! Denn heute ist es recht sicher, daß eine Dreiviertelmehrheit im Konsens steht. Zumindest in den sehr bürgerlichen Kriesen, in denen ich mich bewege.

Ich verwette meinen Arsch, daß "Angry Heinz" früh die Straßenseite wechselt, wenn ein Club Türken auf Ihn zukommt. Sehr früh.

Der Name "Heinz" macht klar, daß hier eine Generation am zugegen ist, die der medial vermittelten Anderswelt am längsten und ohne innere Gegenwehr ausgesetzt war. Der bescheidene Wohlstand erlaubt auch die räumliche Realitätsflucht. Ob solche Gestalten nun anhand der erlebbaren Realität ihr Weltbild anpassen oder lieber auf den Umgang mit der Realität verzichten, um die Vorstellungswelt nicht anpassen zu müssen (wie die DDR-Beamten 1989), ist gleichgültig. Diese Generation tritt ab.

Links liegenlassen!

Meyer

18. Juli 2013 18:29

"Für "bedenklich" halten die Forscher dabei jedoch die laut ihren Werten im Nationenvergleich sinkende Bereitschaft der Deutschen, Vielfalt in ihrem Land zu akzeptieren. Vor allem in wachsenden Vorbehalten gegenüber Einwanderern sehen sie ein "Risiko für den Zusammenhalt" der deutschen Gesellschaft." (https://www.sueddeutsche.de/leben/studie-der-bertelsmann-stiftung-deutsche-haben-nur-maessigen-gemeinsinn-1.1722289)

Damit dürfte aus linker Quelle linkem Gequatsche wirksam widersprochen sein. Die Wahrnehmung meiner Umgebung wird durch die Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung bestätigt.

Unke

19. Juli 2013 16:29

@Meyer
Unglaublich... das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen

Vor allem in wachsenden Vorbehalten gegenüber Einwanderern sehen sie ein „Risiko für den Zusammenhalt“ der deutschen Gesellschaft.“

Neusprech wie es einer NWO- Agentur zukommt...
Auf meinem Lügenmessapparat lese ich 1 Gauck(entspricht 180° Grad Verdrehung) ab :-D

Erwalf

19. Juli 2013 19:10

Erst jetzt las ich den Kommentar von Heinrich Brück. - Die besten Sätze, die ich in letzter Zeit las, die mir viel gaben und zu denken geben. Vielen Dank!

Lea

23. Juli 2013 11:31

@Rumpelstilzchen:
Dieses Entsetztsein begegnet mir immer wieder, wenn ich mit Italiener, Portugiesen und Serben, welche in der Schweiz leben spreche. Die verstehen überhaupt nicht, warum so vieles schief läuft in unserem Land und schütteln den Kopf über die Schweizer. Selber haben sie sich an die Schweiz gewöhnt und ihnen passt es selber überhaupt nicht, was mit diesem Land geschieht, ist es doch ihre zweite Heimat. Wenn dann schon "Ausländer" Angst um die Schweiz haben, dann ist es nicht verständlich, wenn die Schweizer selber unbekümmert ihren Cervelat essen und dazu Bier trinken. Ich fühle mich jeweils in "ausländischen" Runden besser verstanden, als von meinen eigenen Landsleuten.

Johann Christian Friedrich Sachse

27. Juli 2013 15:50

Kommentar an Angry Heinz
"Wie nennt man eine Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig in ihrem Wahn bestärken, die wahrste und einzige Wahrheit zu kennen und den absoluten Durchblick zu haben, während die große Masse in Blindheit und Ahnungslosigkeit verharrt? Richtig: Sekte!"

Ich möchte Ihren Verdacht des Wahns, auch wenn er billig ist, nicht einfach abtun. Denn seit den etwa 7 Jahren bin ich selbst so gestimmt. Damit meine ich, daß die Frage ob ICH verrückt bin oder ob die WELT es ist, für mich gar nicht trivial ist. Versetzen Sie sich in meine Situation: Ich erwarte eine Hyperinflation wie 1923, brennende Städte, Europaweite Bürgerkriege und das Verhungern ganzer Bevölkerungsteile auch in Deutschland. Ist das nicht der pure Wahnsinn ? Natürlich ist es das, aber wie herum ist es richtig ? Bin ich im Wahn oder ist es die Welt um mich herum die von der nahenden Katastrophe nichts wissen will ?
Ich tu was ich kann um mir Kenntnisse und Wissen zu verschaffen. Beispielsweise lese ich sehr viele Bücher wie z.B. "Geschichte der Inflationen. Vom Altertum bis zur Gegenwart von Richard Gaettens" oder "Die letzten Tage von Europa: Ein Kontinent verändert sein Gesicht von Walter Laqueur".
Streng genommen ist - bei aller Anhäufung von Wissen - immernoch nichts bewiesen. Formal könnte man sagen, daß es doch jedem Paranoiker gelingt, für seine Vorstellungen passende Informationen zusammenzusammeln. Trotzdem ist da plötzlich ein fester Anhaltspunkt. Nämlich wollen fast alle Menschen um mich herum von dem was ich herausgefunden habe absolut nichts wissen. Sie wollen nicht ! Und an dieser Stelle geht es nicht um etwas was Wahn sein könnte, sondern um solide historische Kenntnisse (das genannte Inflations-Buch ist ein Nachdruck von 1957).
Einen weiteren festen Anhaltspunkt kenne ich inzwischen. Der erklärt mir das Rätsel, warum ich etwas durchschaue, etwas weiß, was sogar klügere Menschen als ich nicht durchschauen: Denn die allermeisten Menschen sind NICHT bereit etwas für möglich zu halten was sie sich nicht vorstellen können! Und das Verhungern ganzer Bevölkerungsteile in Deutschland ist in der Tat unvorstellbar und scheint wahnhaft-absurd wenn man grad durch die Nahrungsregale des Supermarktes schlendert. Was mich also unterscheidet ist: Ich bin bereit etwas Unvorstellbares für zutreffend zu halten wenn es nur begründet und logisch ist. Das nochmal am Beispiel des Themas Inflation: Seit 2000 Jahren passiert unausweichlich X wenn Y gegeben ist und zwar stets wegen demselben Kausalzusammenhang Z.
Für mich sprechend kann ich feststellen, daß ich weder einer Sekte angehöre noch in höherem Maße durch Gleichgesinnte bestärkt werde - da gibt es so wenige. Ich fühle mich zuweilen so einsam wie nur jemand, dem auf der Autobahn hunderte von Geisterfahreren entgegenkommen. Offenbar empfindet jemand wie Götz Kubitschek ähnlich wenn er von dieser Fremdheit schreibt, und dem Gefühl auf einer Hohlwelt zu sitzen.

Johann Christian Friedrich Sachse (Pseudonym)

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