In einem ausführlichen Interview kommt der altgediente “Neue Rechte”-Spezi Helmut Kellershohn zu Wort, seines Zeichens Vorstandsmitglied des sogenannten “Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS)”, einem schwer bedeutenden “Linksextremistensüppchenkochclub mit mindestens drei festangestellten Köchen” (Klonovsky dixit).
Einer der Chefköche, der 1949 geborene Kellershohn, versucht gerade ein Art Comeback mit der Neuauflage eines alten Schlagers aus den Neunziger Jahren, dem “Junge-Freiheit-Bashing” (wie man heute wohl sagen würde) oder vielleicht noch passender “Junge-Freiheit-Dissen” (Thomas Paulwitz wird mir hoffentlich vergeben), getarnt als “wissenschaftliche” Zerlegung auf ultralinker Ideologiebasis, gewöhnlich in enger Zusammenarbeit mit notorischen Neigungs- und Berufsantifanten. Das typische Ergebnis solch nüchterner, streng akademischer Bemühungen las sich dann etwa so.
Kellershohn und Konsorten haben aus dieser Nummer eine ganze Karriere aufgebaut, die sie immerhin soweit gebracht hat, daß ihre Erzeugnisse als zitierfähig gelten und von der “Bundeszentrale für politische Bildung” ans unwissende Volk verteilt werden. Da nun die Zahl der Opfer relativ begrenzt ist, muß die Junge Freiheit immer wieder von Neuem als Prügelknabe herhalten und als Indikator, wie entsetzlich die linksliberale Kulturhegemonie der besten aller Republiken gefährdet ist.
Kellershohn hat sich nun seit einiger Zeit auf den Begriff “Jungkonservative” eingeschossen, wo früher “neue Rechte” und ähnliches stand. Das klingt ja zunächst ganz hübsch, viel anheimelnder als etwa “Rechtsextremisten”, wie “junge Konservative” eben, und da hätte wohl auch die Redaktion der JF kaum etwas dagegen einzuwenden. Wie der Untertitel von Kellershohns neuer Publikation “Die ‘Deutsche Stimme’ der ‘Jungen Freiheit’ ” nicht gerade überraschend zeigt, zählt er aber auch die “Jungkonservativen” zur Spezies der “extremen Rechten”, eine Bezeichnung, die übrigens nicht mit den “Rechtsextremen” zu verwechseln, sondern im Steigerungssinne wie etwa “extrem laut” oder “extrem billig” zu verstehen ist.
Das heißt also, wenn es mir so dünkt, könnte ich im Rahmen der freien Meinungsäußerung einen beliebigen Antifa-Kettenhund als “extrem links” bezeichnen, ohne daß damit gesagt ist, er sei “linksextrem” im Sinne des Verfassungsschutzes oder der gerade gängigen politologischen Mode. Ansonsten kann es passieren, daß der entsprechend titulierte Kettenhund beleidigt reagiert und einen gar verklagt. Und das ist inzwischen der übliche semantische Trick, mit dem auf der extremst Linken operiert wird. Extrem geil etwa dieses, mal rasch von mir ergooglehoopfte Beispiel:
Rechtsextrem? extrem rechts? Weiterhin keine Distanzierungsgelüste in der FPÖ. Oder: Die kontinuierlichen Naheverhältnisse der extremen Rechten mit Rechtsextremen…
Sachlich gibt es an dem Kellershohn-Interview relativ wenig zu beanstanden, abgesehen von den üblichen Verbiegungen und Mogeleien, für die wir die einschlägigen “Experten” so lieben. Besonders erheiternd ist etwa folgende Formulierung über die Lage der JF im Jahre 1994:
Man hatte getestet, wie weit man gehen konnte. Damals gab es einen sehr starken öffentlichen Gegenwind. Auf die Druckerei der Zeitung etwa wurde ein Brandanschlag verübt. Sie hatte kaum eine Chance, in der bürgerlichen Öffentlichkeit akzeptiert zu werden. Daher trennte man sich vom radikalen Flügel.
… womit die Herren Andreas Molau und Armin Mohler gemeint sind. Abgesehen davon, daß diese Darstellung chronologisch nicht stimmt (die bösen Buben gingen laut Wikipedia im August 1994, der Anschlag fand im Dezember statt), ist es überaus aufschlußreich, daß Kellershohn einen politisch motivierten Brandanschlag auf die Druckerei einer mißliebigen Zeitung als “starken öffentlichen Gegenwind” klassifiziert, mit dem die “bürgerliche Öffentlichkeit” ihrem Abscheu Ausdruck verliehen hätte. Die Tat ging übrigens auf das Konto einer „Revolutionären Lesbenfrauengruppe”, was ganz klar auf einen extrem bürgerlichen Hintergrund schließen läßt.
Nun kommt auch Kellershohn nicht an der Tatsache vorbei, daß die JF heute offensichtlich auf ein vorrangig bürgerlich-konservatives Publikum ausgerichtet ist. Das macht die fortgesetzte Dämonisierung natürlich ein bißchen witzlos und anstrengend. Aber für solche Fälle gibt es ja das DISS, das zuverlässig die Haare in der Suppe findet. Die Wende, so Kellershohn, sei 2005 gekommen, als die JF endlich aus den Verfassungsschutzberichten gestrichen wurde, und nun endgültig für bürgerliche Beiträger offenstand:
Dafür hat die Junge Freiheit die extrem rechte Ideologie nur noch dosiert und häppchenweise wiedergegeben. Grundsatzartikel zur Kulturrevolution von rechts, zur Metapolitik und ähnlichem fand man kaum noch in ihr. Große Debatten darüber, was es heißt, rechts zu sein, wurden nicht mehr geführt. Seit einiger Zeit ist allerdings wieder eine ideologische Radikalisierung zu bemerken. Das hat mit zwei Dingen zu tun: Zum einen mit der Frage der Zuwanderung, zum anderen mit der Frage des Euro und der EU. Auf einmal tauchen vermehrt militante Stichworte auf wie »geistiger Bürgerkrieg«, »Vorbürgerkrieg«, »Umvolkung«, »deutsche Opfer, fremde Täter«.
Machen wir mal die Probe aufs Exempel zu dieser angeblichen “ideologischen Radikalisierung” und bemühen das JF-Archiv. Das Schlagwort “geistiger Bürgerkrieg” hat unter mehreren hundert Ausgaben gerade mal zwei Treffer aufzuweisen: erstens, einen Artikel von Thorsten Hinz aus dem Jahre 2006, in dem es im Rahmen einer historischen Ausführung heißt:
Die Evaluation des Kultur- und Wissenschaftsbetriebs der DDR durch den Westen hat die bankrotte Sieger-Ideologie des Ostens durch die – gar nicht so verschiedene – westliche ersetzt. Es hätten aber die geistig-kulturellen Überbauten beider deutscher Staaten 1989/90 entheuchelt und entsiegert werden müssen, damit die zwei verlorenen Weltkriege nicht als innerdeutscher, geistiger Bürgerkrieg weitergehen.
Und einen Artikel von Peter Kuntze aus dem Jahr 2008 mit folgender Passage:
Die Etiketten “links” und “rechts”, “progressiv” und “konservativ” sind zwar jüngeren Datums, doch im Grunde beinhalten sie ein geistiges Ringen, das – avant la lettre – das abendländische Denken seit mehr als 2.500 Jahren beschäftigt. In dieser Auseinandersetzung, die sich bis auf den heutigen Tag als eine Art geistiger Bürgerkrieg in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verfolgen läßt, geht es – bewußt oder unbewußt – um nichts Geringeres als um das allem Handeln und Denken zugrunde liegende Welt- und Menschenbild.
Ich wäre ein Übermensch, wenn ich der folgenden Pointe widerstehen könnte. Exakt über obigen Sachverhalt habe ich mich nämlich vor einigen Jahren von Kellershohn selbst belehren lassen, als ich mich im Auftrag der JF als U‑Boot in ein Antifa-Seminar einschlich. Kellershohn hatte sich an der angeblichen “Bürgerkriegsrhetorik” der JF festgebissen, um ihre abgrundtiefe Gefährlichkeit zu beweisen. Ich spielte den übereifrigen Antifaschisten und stellte “dumme” Fragen:
Für uns Antifaschisten sind die Rechten doch auch Feinde, die wir bekämpfen wollen, ist das nicht auch “Bürgerkriegsrhetorik”? Kurzes Stutzen von Kellershohn: “Äh, du beziehst dich da sicher auf die Klassenkampftheorie. Es kommt doch darauf an, auf welcher Basis man einen Gegensatz entwickelt, die Linke ist antikapitalistisch legitimiert, die Rechte legitimiert sich aus ethnischen, rassischen, religiösen Unterscheidungen.” – “Und außerdem vertreten wir ein libertär-humanistisches Weltbild, rechts und links sind einfach nicht gleich”, klärt eine nette ältere Dame den Fragesteller auf.
Also: “Bürgerkriegsrhetorik” ist schon in Ordnung, solange man auf der Seiten der “Guten” steht. “Antifa heißt Angriff!”, gemäß dem unmilitanten Slogan der Klientel, und so ist “Antifaschismus” in der jetzigen Form ein “innerdeutscher, geistiger Bürgerkrieg”. So weit, so einleuchtend? Mit einem “libertär-humanistischen Weltbild” kann man dagegen auch schon mal mit einer Guillotine in den Wahlkampf ziehen, und diese “Umfairteilungsmaschine” (sic) nennen, kicherschmunzel. Frei nach Konstantin Wecker, noch so einer, der seine eigene Lektion nicht kapiert hat:
Irgendwer ist immer der Böse im Land
und dann kann man als Guter
und die Augen voll Sand
in die heiligen Kriege ziehn!
Und: “Bürgerkriegsrhetorik” ist auch dann in Ordnung, wenn man dafür Ausdrücke findet, die nicht gar so garstig klingen wie “Bürgerkrieg”. “Kampf gegen Rechts” zum Beispiel, wobei “Kampf” auch schon wieder extrem militant wirkt. “Krieg” ist überhaupt schlimm, das hat ja mit “Militär” zu tun, und wenn das ein schlechter Rechter in den Mund nimmt, dann muß er das gewiß total “militant” meinen, vielleicht verwechselt Kellershohn allerdings auch “militant” mit “polemisch” (von griechisch polemos = Krieg). Oder, je nach Kontext, “analytisch”. Denn vielleicht hat er auch einfach nicht verstanden, daß jemand, der die Möglichkeit eines Bürgerkriegs als Fluchtpunkt bestimmter Entwicklungen beschreibt, dies vielleicht deswegen tut, weil er eben nicht will, daß es soweit kommt.
Zu den anderen Begriffen erspare ich mir das Suchspiel – es kommen dabei ähnliche Ergebnisse heraus. Nur noch eines.
Kellershohn leitet seinen Begriff der “Jungkonservativen” aus dem berühmten Tierbestimmungsbuch von Armin Mohler über die Hauptstränge der Rechten in der Weimarer Republik ab. Dementsprechend gibt er auch in dem Interview lange Exkurse über Kurt von Papen und Franz von Schleicher und Adolf von Brüning, und flugs sind die vermeintlichen historischen Parallelen herbeigeraunt, deren Sound so schön vertraut brummt. Damit es noch spannender wird, wird auch die “Alternative für Deutschland” zum Wiedergänger des Weimarer Jungkonservatismus erklärt:
In der Jungen Freiheit gibt es, was die EU betrifft, eine Kritik an der Ausschaltung demokratischer Institutionen von Brüssel her. Ist das nicht auch aus einer linken Perspektive schlüssig?
Die Autoren der Jungen Freiheit argumentieren zweistufig. Auf der ersten Stufe kritisieren sie die Entleerung demokratischer Institutionen. Sie wenden sich gegen Mechanismen, die dazu führen, daß von oben durchregiert wird. Auf dieser Ebene gibt es Übereinstimmungen mit der Linken. Das ändert sich auf der nächsten Stufe. Wenn es darum geht, wie man der Entleerung demokratischer Institutionen begegnen soll, greifen sie nämlich auf die rechten Antworten der zwanziger Jahre zurück: Zurückdrängung der Parteienmacht, Veränderung des Wahlrechts, etwa in Richtung einer höheren Gewichtung der Persönlichkeitswahl, und ein plebiszitäres Präsidialsystem.
Ich könnte mir vorstellen, daß viele Leser diese zweistufige Argumentation nicht durchschauen. Sie lesen in der Jungen Freiheit einen gut recherchierten Artikel über den Demokratieabbau in der EU und überlegen dann, bei der Bundestagswahl der Alternative für Deutschland (AfD) ihre Stimme zu geben, um das zu stoppen. Wie bewerten Sie die Erfolgsaussichten dieser Partei und die des Jungkonservatismus?
Die Forderung der AfD nach mehr direkter Demokratie klingt so, als ob man sie auch als Linker unterschreiben könnte. Doch der Kontext ist ein anderer. Die Partei ist wirtschaftsliberal orientiert. Würde die AfD langfristig Erfolg haben, was nicht ausgeschlossen ist, könnte sich daraus ein politischer Resonanzboden für den heutigen Jungkonservatismus entwickeln.
Kellershohn definiert die “jungkonservativen” Inhalte nun so:
Diese im Umfeld der Jungen Freiheit dominante Richtung rechten Denkens verbindet vier Elemente: die Sicherung der »ethnischen Kontinuität«, so Kubitschek, die Orientierung auf einen autoritären Staatsumbau, den christlichen Konservatismus und die Orientierung an einem renationalisierten Wirtschaftsliberalismus.
Zumindest diese vier Punkte sind halbwegs richtig, nur die Sache mit dem “autoritären Staatsumbau” verstehe ich nicht so recht. Die konservative Kritik wirft dem jetzigen deutschen Staat ja nicht vor, daß er nicht “autoritär” genug sei, sondern vielmehr, daß er nicht die Interessen seiner Bürger vertritt, ja aktiv gegen sie agiert, handele es sich nun um EU- oder Einwanderungspolitik.
“Autoritär” genug wäre er ja indessen eh schon, und es sind gerade die linken Parteien, denen er gar nicht “autoritär” genug sein kann. Wenn etwa Claudia Roth Bundeskanzlerin wäre, würde es Verbote und Staatskontrollen bis ins Privatleben hinein nur so hageln, natürlich eingewickelt in Blümchenkleider und “Buntheits”-Propaganda.
Michael Klonovsky schrieb dazu in seinem Netztagebuch:
Mehr nolens denn volens nahm ich während des Russland-Urlaubs Kenntnis von der Kampagne bundesrepublikanischer Medienschaffender und Politiker gegen den pfeilgeschwinden Marsch meines Reise- und Schwiegerelternlandes in die lupenreine Diktatur. Vor allem der Grüne Werner Schulz tat und tut sich bei solchen Anlässen wacker hervor, was ein bisschen wundern sollte bei einem Mitglied der momentan wohl enormsten Freiheitseinschränkungspartei Mitteleuropas.
Ich werde mich hüten, Putins Innenpolitik zu verteidigen oder zu kritisieren, schon aus Mangel an Kenntnis. Ich weiß allerdings so viel: In Russland kann man auf unabsehbare Zeit und unbeschränkt sowohl Glühbirnen als auch Mentholzigaretten kaufen; der Staat knöpft einem nicht die Hälfte des Einkommens ab, um damit u.a. eine sog. Energiewende autokratisch durchzusetzen, Windräder in vordem reizende Landschaften zu pflanzen oder anpassungsunwillige Zuwanderer zu alimentieren (in Russland ist der Begriff Ausländer positiv besetzt, weil man dort nur hineinlässt, wer seine Rechnungen bezahlen kann); das Regime knöpft einem ferner weder TV-Zwangsgebüren noch eine exorbitante Mineralölsteuer ab; niemand bekommt dortzulande vom Staat Geld dafür, dass er den Geschlechtsunterschied für ein soziales Konstrukt und Homosexuellen-Partnerschaften für normale Familien erklärt;
Putin nimmt seine Landsleute auch nicht bis in die Enkelgeneration als Geiseln, indem er sie für politische Flausen in Gestalt von multilateralen Milliardenumschichtungs-Programmen zur Alimentierung fremder Volkswirtschaften finanziell haften lässt; man kann in Russland sowohl äußern, dass Stalin der größte Verbrecher als auch der größte Staatsmann aller Zeiten war, ohne dass sich Presse und Staatsanwaltschaft auf einen stürzen; wenn in Russland eine Gruppe Jugendlicher einem braven Bürger den Schädel eintritt, bekommen die Typen nicht Bewährung und einen Sozialhelfer, sondern landen, wo sie hingehören: im Straflager.
Dort sitzen bekanntlich auch die Nuttchen von „Pussy riot“, was man für eine überzogene Strafe halten darf, aber die jahrelangen Haftstrafen für den Holocaust-Leugner Horst Mahler darf man auch für überzogen halten, und doch protestiert keiner, dass jemand für ein Gesinnungsdelikt härter belangt wird als die türkischen Totschläger vom Berliner Alexanderplatz zusammengenommen.
“Autoritär” ist überhaupt wieder so ein Gruselwort, ein “schwarzer Mann” aus der antifantischen Mottenkiste. Man ist heute im Westen gewiß nicht mehr “autoritär” in der “Old School” von Franco, Dollfuß oder Salazar oder gar dem Antichristen aus Oberösterreich. Die Machtausübung der Staaten funktioniert heute nicht nur “softer”, sondern auch wesentlich effektiver. Autorität muß heute nicht mehr autoritär auftreten.
Merkels Bundesrepublik und Obamas Amerika sind gewiß keine “autoritären” Staaten, sondern bekanntlich im strahlenden Gegensatz zu Putins Rußland total frei und demokratisch und extrem “libertär-humanistisch”, aber ihre Vertreter belügen und betrügen ihre Bürger völlig hemmungslos und nehmen sich heraus, sie einer flächendeckenden und unkontrollierbaren Überwachung zu unterwerfen.
Thorsten Hinz schrieb anläßlich der Enthüllungen Edward Snowdens:
Auf die Kenntnis dieser Begriffe hätte man gern verzichtet: NSA, Prism, XKeyscore, Tempora. Doch wir werden sie uns merken müssen, um die Situation, in der wir stehen, zu erkennen und zu begreifen. Sie bezeichnen ein dichtgewebtes Netz aus Überwachung und Kontrolle, das über unser privates und öffentliches Leben geworfen ist.
Die Ausschnüffelung der elektronischen Kommunikation in Deutschland durch den anglo-amerikanischen Datenkraken erfolgt flächendeckend und – je nach Bedarf – in Echtzeit oder auf Vorrat. Sie betrifft harmlose Konsumenten, die sich wegen ihrer Bestellungen bei Ebay oder Amazon plötzlich zum Sicherheitsrisiko gestempelt sehen können – wenn nicht heute, dann in zehn Jahren –, sie betrifft gegenwärtige oder künftige Aktivisten in politischen oder sozialen Bewegungen. Falls deren Richtung den Auftraggebern der NSA nicht genehm ist, könnte ihren führenden Köpfen eine elektronisch übermittelte Steuererklärung oder ein ärztlicher Befund umgehend zum Verhängnis werden.
Und das ist die unterste Ebene. Auf den oberen Etagen werden offenbar Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, in Medien und Wissenschaft abgeschöpft. Wissen ist Macht, und Geheimwissen bedeutet potenzierte Macht, weil sie nicht zu kontrollieren, nicht einmal zu identifizieren ist. Wer sich einen heimlichen Wissensvorsprung über einen anderen verschafft, gewinnt Gewalt über ihn. Er kann sein Handeln vorausberechnen oder ihn erpressen. Die Enthüllungen des Amerikaners Edward Snowden haben die Diskurse über Datenschutz, informationelle Selbstbestimmung, Privatsphäre, Speicherfristen, über Transparenz und Freiheit zum haltlosen Geschnatter degradiert.
Wer die Geschichte der DDR erfassen will, muß ihre Durchseuchung durch die Stasi und den KGB thematisieren. Genauso muß man, um die politische und gesellschaftliche Realität der Bundesrepublik beurteilen, ihre verborgenen Tiefenstrukturen der Machtausübung ans Tageslicht ziehen. Der NSA- und Prism-Komplex gehörten dazu.
(…)
Wir haben nun die handfeste Bestätigung, daß die USA, um Einfluß auf Deutschland zu nehmen, sich nicht allein auf die Atlantik-Brücke und ähnliche Organisationen verlassen. Wolfgang Schäubles Ausspruch, Deutschland sei seit 1945 nicht mehr souverän, klingt da beinahe wie eine Untertreibung.
Wer kann da noch glauben, daß er mit seiner Stimme bei den Bundestagswahlen etwas Entscheidendes bewirkt? Wer wagt die Behauptung, daß die deutsche Position zum Euro im Kanzleramt, geschweige denn im Bundestag bestimmt wird? Daß die deutsche Europapolitik von deutschen Interessen und durch europäische Perspektiven definiert ist? Frei nach Brecht gefragt: Wessen Staat ist der gedoppelte Staat?
Das ist die Basis, auf der man heute staatspolitische Fragen stellen muß. Antifanten vom Schlage eines Kellershohn rotieren dagegen in einer ewigen Zeitschleife, in der es bis in alle Zeiten gilt, die Weimarer Republik vor der Machtergreifung zu retten. 1930 ist allerdings schon lange vorbei. Linksrechte Bürgerkriege werden nur mehr als Farce geführt. Wenn man auf der Suppe der “linken Kulturhegemonie” gemächlich obenauf schwimmt wie ein Fettauge, stellt man sich wohl auch ungern die Frage, welchen Machtstrukturen man mit seiner Ideologieproduktion eigentlich wirklich dient.
Inselbauer
Die linke Text-Mafia hat es durch Fördergelder und kriminelle Energie in den letzten Jahren geschafft, Netzwerke der Zita-Fähigkeit aufzubauen, die sich der ärgste Verschwörungstheoretiker nicht ausdenken könnte. Schwedische Anwälte organisieren staatliche Fördergelder Schweden und Deutschland, in Deutschland werden (auch bei rechten Ghostwritern, wie ich versichern kann) Texte bestellt, ins Schwedische übersetzt, schwedische Lesben erhalten leistungsloses Einkommen und akademische Halbtagsstellen, publizieren den Kram und man spart sich dann natürlich das Geld für die Übersetzung und hat war zu zitieren, das genau in den Plan zur Akquise der nächsten deutschen und schwedischen Fördergelder passt (...)
M.L.: ?????????
Da geht es zu wie bei den Schwammerln im Hochsommer. Im Grunde wird damit aber gar keine Außenwirkung mehr erzeugt, der Betrieb schwimmt doch längst im eigenen Saft. Die Leute in diesen Netzwerken wissen ganz genau, was sie tun, und die meisten, die noch den Rest von einem Herzen haben, saufen sich das alles schön.
Nach meiner Auffassung kann man sich darauf verlassen, dass der Kram irgendwann still und leise oder mit einem leisen Knall von dem Behörden gestrichen wird. Satiren wie diese, lieber Herr Lichtmesz, sind schon fast liebenswerte Berichte aus einer sterbenden Welt, wie die Geschichte von der Milchzahnsammlung des Kaisers.