Sein umfangreiches essayistisches, lyrisches und erzählerisches Werk wurde zwar in der frühen Bundesrepublik durch zahlreiche Preise gewürdigt, infolge der kulturpolitischen Machtergreifung linksliberaler Eliten mit Hilfe der feuilletonistischen Kollaboration Anfang der 1960er Jahre aber zunehmend marginalisiert. Jüngers Lebens- und Denkweg hatte ihn von einem nationalrevolutionären Aktivismus in der Zwischenkriegszeit zu einer an die Wurzeln gehenden kontemplativen Lageanalyse geführt: Diese entwickelte er bereits unter dem Regime der nationalen Sozialisten, um sie in der Folgezeit beizubehalten und weiter auszubauen. Damit steht Jünger für eine typische Entwicklung vieler deutscher Rechtsintellektueller dieser Ära.
Aus dem gehobenen Mittelstand des Kaiserreichs stammend und von diesem geprägt, geriet der Oberrealschüler 1916, zwei Jahre später als sein älterer Bruder Ernst Jünger, ohne Schulabschluß in den Ersten Weltkrieg und wurde bei nur kurzem Fronteinsatz sogleich schwer verwundet. Nach dem Krieg absolvierte er in Leipzig ein Studium der Rechte und Kameralistik als promovierter Volljurist, praktizierte dann jedoch nicht, sondern betätigte sich als radikaler politischer Publizist und Schriftsteller. Hierin ist Jünger wie sein älterer Bruder jenem revolutionären Nationalismus der ersten Jahrhunderthälfte zuzurechnen, der ohne Systematik eine für die politische Rechte charakteristische realistische Anthropologie mit sozialistischen, also linken Ansätzen verband.
Dies kulminierte in der Zusammenarbeit mit dem von der radikalisierten Sozialdemokratie herkommenden Nationalbolschewisten Ernst Niekisch Anfang der 1930er Jahre. Aus Jüngers früher publizistischer Phase sind nur wenige Texte heute noch beachtenswert, darunter seine letzten Essays in Niekischs Zeitschrift Widerstand und die Einleitung zu dem von Edmund Schultz herausgegebenen Fotobuch Das Gesicht der Demokratie (1931). Aus einer nationalrevolutionären Deutung der späten Weimarer Republik entwickelt er dort exemplarisch eine scharfe Kritik des Liberalismus als Ferment der Auflösung aller Dinge, die aus der »Vernichtung des Menschen als Person und Persönlichkeit« resultiere. Auch das Programm und den Erfolg der NSDAP begriff Jünger als Phänomen der allgemeinen Demokratisierung und damit des Liberalismus, dessen Ende er in revolutionärer Naherwartung schon vor Augen zu haben wähnte.
Nachdem sich die nationalen Sozialisten 1933/34 indes zuseiner Überraschung durchsetzen konnten, enthielt er sich künftig der offen politischen Publizistik. Friedrich Georg Jüngers nun aufblühende essayistische Reflexion wandte sich Mitte der 1930er Jahre dem Feld schöngeistiger Gegenstände und kultureller Grundlagenfragen zu. 1939 schloß er die erste Fassung seiner Ideologiekritik der Technisierung ab, die aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Titel Die Perfektion der Technik breiter rezipiert werden konnte. Sie hatte u. a. auf Martin Heideggers Technikphilosophie erheblichen Einfluß. Jüngers in der Folge weiter ausgebaute Schrift rief die erste große Debatte über die Technisierung der Lebenswelt in der Nachkriegszeit hervor, da hier die Technik konsequent »als Ordnung sui generis ins Blickfeld gerät, deren Entfaltung zerstörerische Konsequenzen hat« (Stefan Breuer). Wenn nur noch eine von allen Bindungen gelöste technische Rationalität das Dasein des Menschen organisiere, würde, Jünger zufolge, »nichts im Wege stehen, die Hilflosen, die Kranken und die alten Leute totzuschlagen«. Damit ist seine Technikstudie als Vertiefung und Ausbau der älteren Liberalismuskritik zu begreifen, die beansprucht, wirksame Strukturen freizulegen, ohne sich auf ideologische Spiegelfechtereien einzulassen. Jüngers Analyse kennt also keine fundamentalen Brüche zwischen Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Besatzungsregime oder demokratischen Folgerepubliken, sondern zielt vielmehr auf die eskalierende Logik des Utilitarismus, die allen diesen Systemen zugrunde liegt.
Weitere Abhandlungen sind folgerichtig dem Zusammenhang von Sprache und instrumenteller Rationalität (Sprache und Denken, 1962) und einer kritischen Sichtung der biologischen Evolutionstheorie (Die vollkommene Schöpfung, 1969) gewidmet. Mit dem Ingenieur und Publizisten Max Himmelheber zusammen zeichnete Friedrich Georg Jünger 1971 überdies verantwortlich als Gründungsherausgeber der Scheidewege, der ersten konsequent fortschrittsskeptisch und ökologisch ausgerichteten Zeitschrift in Westdeutschland, worin er selbst einige gewichtige Aufsätze veröffentlichte. Ein zentrales Potential für seelische und kulturelle Erneuerungen erblickte er in der archetypischen Macht des mythischen Denkens (Griechische Mythen, 1957), darin Walter Friedrich Otto folgend. Dem entsprach, daß sich Jünger seit seiner intensiven Beschäftigung mit Hölderlin Ende der 1920er Jahre dem Beruf des Dichters als schöpferischem Hüter von Sprache und Schrift verpflichtet sah. So hatte er besonders in Gedichten seine ihm wichtigste Ausdrucksform gefunden, zu der nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Erzählprosa hinzutrat. Jüngers Essays zeichnet ein Stil beharrlichen und gründlichen Bedenkens aus, das nachvollzogen werden will.
Seine lyrischen Arbeiten weisen eine Entwicklung von der Adaption klassischer Vorbilder hin zum Spiel mit freieren Formen auf; die Erzählprosa, darunter zwei autobiographische Bände und drei Romane, greift immer wieder Themen seiner Essays auf, vereint dies jedoch meist mühelos mit den Vorteilen solider traditioneller Erzählkunst. Friedrich Georg Jünger erfuhr in den letzten beiden Jahrzehnten als Klassiker ökologischen Denkens wieder größere Beachtung, sein im engeren Sinne literarisches Werk hingegen nicht.
Schriften: Einleitung, in: Edmund Schultz (Hrsg.): Das Gesicht der Demokratie. Ein Bildwerk zur Geschichte der deutschen Nachkriegszeit, Leipzig 1931; Über die Gleichheit, in: Widerstand 9 (1934), Heft 4; Wahrheit und Wirklichkeit, in: Widerstand 9 (1934), Heft 5; E. T. A. Hoffmann, in: Widerstand 9 (1934), Heft 11; Nietzsche, Frankfurt a. M. 1949; Die Perfektion der Technik, Frankfurt a. M. 1953; Die Spiele. Ein Schlüssel zu ihrer Bedeutung, Frankfurt a. M. 1953; Gedächtnis und Erinnerung, Frankfurt a. M. 1957; Griechische Mythen, Frankfurt a. M. 1957; Sprache und Denken, Frankfurt a. M. 1962; Orient und Okzident. Essays,Frankfurt a. M. 1966; Die vollkommene Schöpfung. Natur oder Naturwissenschaft?, Frankfurt a. M. 1969; Werke. 12 Bde., hrsg. v. Citta Jünger, Stuttgart 1978– 1987.
Literatur: Ulrich Fröschle: Friedrich Georg Jünger (1898–1977). Kommentiertes Verzeichnis seiner Schriften, Marbach/Neckar 1998; ders.: Friedrich Georg Jünger und der »radikale Geist«. Fallstudie zum literarischen Radikalismus der Zwischenkriegszeit, Dresden 2008; Andreas Geyer: Friedrich Georg Jünger. Werk und Leben, Wien/Leipzig 2007; Fred Slanitz: Wirtschaft, Technik, Mythos. Friedrich Georg Jünger nachdenken, Würzburg 2000.