Über den 2. zwischentag …

... gibt es mittlerweile drei Berichte, von denen man vor allem einen ernst nehmen muß.

Sie sind erschienen in der Berliner Zeitung, an entlegenem Ort im Dschungel und in einer "Wochenzeitung für Debatte". Ich will versuchen, diese drei in ihrer Tendenz einander nicht unähnlichen Nachbereitungen dennoch auseinanderzuhalten und neben den Gemeinsamkeiten auch das Unterschiedliche zu betonen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Grund­sätz­lich ist es so, daß Jour­na­lis­ten, die uns nicht wohl­ge­son­nen sind, ver­knüp­fend-denun­zia­to­risch schrei­ben: Es gibt immer etwas, das sich in einen gefähr­lich klin­gen­den Zusam­men­hang stel­len läßt, es gibt einen, der einen kennt, der etwas von jeman­dem las, der noch nicht geläu­tert ist. Man deu­tet dies an, deckt es auf, stellt dies oder jenes neben­ein­an­der, zieht viel­leicht gar kei­ne Schlüs­se, legt aber den Schluß nahe, daß hier etwas im Gan­ge sei, vor dem gewarnt wer­den müsse.

1. Fund­stück: Auf dem 2. zwi­schen­tag war unter ande­rem der Ita­lie­ni­sche Publi­zist Gabrie­le Adi­nol­fi zu Gast. Er konn­te – mode­riert von mir – zwan­zig Minu­ten lang sei­nen Think-Tank vor­stel­len – Cen­tro Stu­di Pola­ris heißt die­se Insti­tu­ti­on. Gabrie­le Adi­nol­fi hat­te 1976 die neo­fa­schis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on Lot­ta Stu­den­te­s­ca gegrün­det, die sich spä­ter in Ter­za Posi­zio­ne umbenannte.

Von die­ser Grup­pe lös­ten sich eini­ge Extre­mis­ten und grün­de­ten die ter­ro­ris­ti­sche Ver­ei­ni­gung Nuclei Arma­ti Rivo­lu­zi­o­na­ri. Die­se Grup­pe wur­de für einen Anschlag am Bahn­hof von Bolo­gna ver­ant­wort­lich gemacht, bei dem rund 80 Pas­san­ten star­ben. Man ver­haf­te­te in der Fol­ge prä­ven­tiv alle, die in irgend­ei­ner Nähe zu die­ser Ter­ror­grup­pe gestan­den hat­ten. Von die­sen rund 30 in Unter­su­chungs­haft genom­me­nen Neo­fa­schis­ten waren 1981 alle wie­der auf frei­em Fuß. Die ver­meint­li­chen Atten­tä­ter, die ihre Betei­li­gung bis heu­te bestrei­ten und die nicht aus der Grup­pe Adi­nol­fis stam­men, wur­den zu hohen Haft­stra­fen verurteilt.

Adi­nol­fi ent­zog sich der Ver­haf­tung, indem er für zwan­zig Jah­re nach Frank­reich ins Exil ging. Er miß­trau­te der ita­lie­ni­schen Jus­tiz und inter­pre­tiert nach neu­en Erkennt­nis­sen heu­te mehr denn je die extre­me Gewalt­be­reit­schaft lin­ker und rech­ter Extre­mis­ten in Ita­li­en ab Mit­te der 70er Jah­re als geheim­dienst­durch­drun­ge­ne geziel­te Über­hit­zung der Atmo­sphä­re im Rah­men der soge­nann­ten Stra­te­gie der Span­nung. Deren Auf­de­ckung führ­te zu einer Neu­be­wer­tung etli­cher Atten­ta­te auch in Italien.

Daß alle ähn­lich prä­ven­tiv ver­folg­ten Mit­glie­der sei­ner Grup­pe rasch wie­der auf frei­em Fuß waren, änder­te nichts dar­an, daß Adi­nol­fi das Exil vor­zog. In Frank­reich arbei­te­te er wei­ter­hin meta­po­li­tisch-theo­re­tisch, inspi­riert vor allem durch Alain de Benoist und des­sen GRECE, des­sen Wer­ke in der edi­ti­on jf erscheinen.

Adi­nol­fi war also nie ein Ter­ro­rist, auch nicht der Theo­re­ti­ker hin­ter einem ter­ro­ris­ti­schen Arm. Für mich war die­se Fra­ge nach einem Besuch in Ita­li­en und einem aus­führ­li­chen Gespräch geklärt. Da war bei­spiels­wei­se Horst Mahler – der zu lan­ger Haft­stra­fe ver­ur­teil­te Mit­be­grün­der der RAF – ein ganz ande­res Kali­ber. Als er zu sei­nem Sturz­flug durch unser Milieu ansetz­te und sich durch die ein oder ande­re Zei­tung selt­sam hofiert sah, begriff ich den Kit­zel nicht, den man­cher in der Nähe die­ses Man­nes emp­fand. Mahler – ein Links­ter­ro­rist, anschei­nend irgend­wie vom alten Weg abge­kom­men, aber noch immer unge­bro­chen radi­kal und hege­lia­nisch beseelt. Jedem halb­wegs bele­se­nen Rech­ten muß­te klar sein: Das ist kei­ner von uns, der wird nie einer von uns, der gon­delt nur vor­bei, gibt gleich wie­der Voll­gas und wird dies­mal an der gegen­über­lie­gen­den Sei­te an die Wand fah­ren. So kams.

Adi­nol­fi also. Ich mode­rier­te zwan­zig Minu­ten lang auf dem “zwi­schen­tag” die Prä­sen­ta­ti­on sei­nes Insti­tuts und stell­te auch noch zwei Fra­gen zu Bolo­gna. Wie faß­te das  die Pres­se auf?

Eigent­lich hät­te der einst mili­tan­te und wegen des Ver­dachts des Rechts­ter­ro­ris­mus gesuch­te Faschist Gabrie­le Adi­nol­fi der Star des Tages sein sollen,

schreibt die Jungle-World. Das ist sach­lich rich­tig bis auf einen klit­ze­klei­nen Punkt: Als Star war Adi­nol­fi nie geplant, sonst hät­te er bei­spiels­wei­se den Abend­vor­trag hal­ten dür­fen oder wäre zen­tral am frü­hen Nach­mit­tag ange­setzt wor­den. Außer­dem hät­ten wir ihm einen eige­nen Stand gegönnt. So aber war er da, hat sich umge­se­hen, sein Insti­tut vor­ge­stellt, das häß­li­che Ber­lin besich­tigt und ist wie­der gefahren.

Auch die Ber­li­ner Zei­tung hält Adi­nol­fi für den Star­gast und kommt nach zwei, drei Absät­zen zum Punkt:

Star­gast Adi­nol­fi steht dabei auch für den Ver­such, euro­pa­wei­te Ver­bin­dun­gen zu eta­blie­ren. Er ist eine schil­lern­de Figur, vor mehr als drei Jahr­zehn­ten stand er rechts­ter­ro­ris­ti­schen Krei­sen in Ita­li­en nahe, denen im Jahr 1980 ein Bom­ben­an­schlag auf den Bahn­hof Bolo­gna mit 85 Toten zuge­schrie­ben wur­de. Weil auch gegen ihn ein Haft­be­fehl vor­lag, ging er für 20 Jah­re ins fran­zö­si­sche Exil. Adi­nol­fi bestrei­tet bis heu­te, zu den Tätern zu gehören.

Dies ist nicht unsau­ber recher­chiert. Daß der Star­gast neun Zehn­tel der Mes­se­zeit uner­kannt mit sei­nem Kaf­fee an einem Tisch saß, ist im Nach­hin­ein bedau­er­lich. Wann je ist näm­lich ein Star vor Ort?

Nun noch zur Wochen­zei­tung für Debat­te, die sich zunächst an der nicht wirk­lich erhel­len­den Dis­kus­si­on über den “volks­tums­be­zo­ge­nen Vater­lands­be­griff” der Deut­schen Bur­schen­schaft abar­bei­tet, um dann ins Zen­trum der Kri­tik vorzustoßen:

Und Gabrie­le Adi­nol­fi? Der Auf­tritt des ita­lie­ni­schen Publi­zis­ten und Vor­den­kers des neo­fa­schis­ti­schen Pro­jekts Casa Pound hat­te im Vor­feld für Auf­se­hen gesorgt. Ihm wird ange­las­tet, 1980 in einen Anschlag in Bolo­gna ver­wi­ckelt gewe­sen zu sein, bei dem 85 Men­schen starben.

Ob der Redak­ti­on klar ist, daß “in einen Anschlag ver­wi­ckelt” etwas bedeu­tend ande­res ist als (um noch ein­mal die Ber­li­ner Zei­tung zu zitie­ren) “rechts­ter­ro­ris­ti­schen Krei­sen in Ita­li­en nahe­zu­ste­hen”? Man weiß es nicht.

Einem Haft­be­fehl ent­zog er sich durch eine Flucht nach Frankreich.

Das stimmt.

Kubit­schek bit­tet den 59jährigen, in paar Wor­te zu den Vor­wür­fen zu ver­lie­ren. Adi­nol­fi will dazu nicht viel sagen. Eine Ver­ant­wor­tung für die Tat weist er von sich.

Auch das ist kor­rekt wiedergegeben.

2. Fund­stück: Die “Wochen­zei­tung für Debat­te” bleibt am Ball und gräbt den unga­ri­schen Job­bik-Poli­ti­ker Már­ton Gyön­gyö­si aus. Er war als Gast auf Ein­la­dung des Arkt­os-Ver­lags auf dem “zwi­schen­tag” und mel­de­te sich wäh­rend einer Dis­kus­si­on über das “Jun­ge Euro­pa” (von rechts natür­lich) zu Wort. Er sprach auf eng­lisch, ein Über­set­zer war zwi­schen­ge­schal­tet, das gan­ze dau­er­te eine gute Vier­tel­stun­de, und der Mode­ra­tor Felix Men­zel ent­schied sich, Gyön­gyö­si aus­re­den zu las­sen, weil das, was er über das Selbst­be­wußt­sein Euro­pas zu sagen hat­te, das Herz der Zuhö­rer bestürm­te und eroberte.

Die “Wochen­zei­tung für Debat­te” indes findet:

Auch bei Már­ton Gyön­gyö­si blei­ben Fra­gen offen.

Wel­che?

Daß Gyön­gyö­si in der Ver­gan­gen­heit vor allem durch anti­se­mi­tisch kri­ti­sier­te Reden auf sich auf­merk­sam gemacht hat, erfah­ren die Zuhö­rer nicht. 2012 hat er gefor­dert, Juden, die für den unga­ri­schen Staat arbei­ten, regis­trie­ren zu las­sen. Spä­ter hat er sich für die Äuße­rung ent­schul­digt. Er habe damit nur unga­ri­sche Juden mit einer israe­li­schen Staats­an­ge­hö­rig­keit gemeint.

Die Wen­dung “anti­se­mi­tisch kri­ti­sier­te Reden” ist ver­däch­tig: Wer kri­ti­siert aus wel­chem Grund die Reden von Már­ton Gyön­gyö­si und bezeich­net sie als anti­se­mi­tisch? Eine Ant­wort gibt Gyön­gyö­si selbst, sie ist hier nach­zu­le­sen.

Natür­lich hat auch die Jungle-World die Anwe­sen­heit Már­ton Gyön­gyö­sis zum The­ma gemacht, im Tenor nur wenig schär­fer als die “Wochen­zei­tung für Debatte”:

Es ist der unga­ri­sche Par­lamentsabgeordnete Már­ton Gyön­gyö­si von der Nazi­par­tei Job­bik, der dem von Quer­den­kern ermat­te­ten Publi­kum kla­re Ansa­gen aus der völ­ki­schen Demo­kra­tie Ungarns auf den Weg gibt. ­­In geschlif­fe­nem Eng­lisch ruft er die euro­päi­sche Rech­te dazu auf, die natio­na­le Sou­ve­rä­ni­tät wie­der­her­zu­stel­len und den Kon­ti­nent vom west­li­chen Sys­tem abzu­kop­peln. Die Tra­gö­die des Abend­lan­des habe mit der Auf­klä­rung begon­nen und es sei nun an der Zeit, gegen Repu­bli­ka­nis­mus, Libe­ra­lis­mus und Gleich­heit alte Wer­te wie Mon­ar­chie, Spi­ri­tua­li­tät, hier­ar­chi­sche Ord­nung und nicht zuletzt Opfer und Selbst­op­fer zu set­zen. Das Publi­kum quit­tiert die­se Kampf­an­sa­ge an den bür­ger­li­chen Libe­ra­lis­mus mit dem stärks­ten Applaus des gan­zen Tages. Gyön­gyö­si ist bekannt für sei­ne kla­ren Feind­be­stim­mun­gen. Der stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der Job­bik for­der­te im Novem­ber 2012 anläss­lich der israe­lischen Mili­tär­ope­ra­ti­on gegen die Hamas, die Juden Ungarns – spä­ter rela­ti­vier­te er: Bür­ger mit unga­ri­schem und israe­li­schem Pass – geson­dert zu erfas­sen, weil die­se ein »Sicher­heits­ri­si­ko« darstellten.

Ich fas­se den Tenor zusam­men: Der Abge­ord­ne­te der (Nazi)-Partei Job­bik skiz­ziert dem der Kom­ple­xi­tät der Wirk­lich­keit müden Publi­kum den simp­len Heils­weg und ver­weist qua per­so­na im Sub­text auf den Feind der Gesun­dung – wenn das zwei Zei­tun­gen zeit­gleich fest­stel­len, wird dar­aus ein DummD­umm-Geschoß, dem man kaum aus­wei­chen kann.

Ernst­haft: Már­ton Gyön­gyö­si hat zuhau­se im unga­ri­schen Par­la­ment die alte Fra­ge nach der Loya­li­tät im Zeit­al­ter offe­ner Gren­zen gestellt. Die­se Fra­ge wird in Deutsch­land nicht expli­zit, aber impli­zit in Poli­zei­krei­sen und in der Bun­des­wehr natür­lich auch auf­ge­wor­fen: Inwie­fern ist der mos­le­mi­sche Unter­of­fi­zier im isla­mi­schen Ein­satz­ge­biet zwei­fels­frei loy­al? In den USA gab der ein oder ande­re Bewaff­ne­te bereits eine blu­ti­ge Ant­wort auf die­se Fra­ge. Und daß sich der­lei Loya­li­täts­fra­gen auf der Ebe­ne hoher poli­ti­scher Beam­ter oder mäch­ti­ger Wirt­schafts­füh­rer mit dop­pel­ter Staats­bür­ger­schaft eben­so stel­len, ist eine Binsenweisheit.

Aber dies alles war nicht das The­ma des Már­ton Gyön­gyö­si, als er sich auf dem “zwi­schen­tag” erhob, um ein paar Minu­ten lang zu reden, und es war nicht mein The­ma, weil ich in sol­chen Fäl­len Carl Schmitts Rat fol­ge und gewis­se Fra­ge­stel­lun­gen nicht akzep­tie­re – sol­che näm­lich, die denun­zia­to­ri­schen Cha­rak­ter haben und anschei­nend immer dann im Rau­me ste­hen, wenn sich jemand mora­lisch auf­schwin­gen will.

3. Fund­stück: Wir hat­ten zwei Foren auf dem “zwi­schen­tag”, ein poli­ti­sches und ein kul­tu­rel­les. Ins­ge­samt wur­de also zwei mal sie­ben Stun­den gere­det. Adi­nol­fis Anteil betrug 20 Minu­ten, und ich bin groß­zü­gig: Gyön­gyö­sis Anteil auch. Das sind 40 Minu­ten von 14 Stun­den, mit­hin rund ein Zwan­zigs­tel der Zeit. Bei­de hat­ten kei­nen Stand. Im Bei­trag der Jungle-World nimmt die Bericht­erstat­tung über die bei­den Aus­län­der unge­fähr ein Sieb­tel, in der Ber­li­ner Zei­tung  Adi­nol­fi allein ein Fünf­tel ein, Gyön­gyö­si kommt nicht vor. Die “Wochen­zei­tung für Debat­te” indes ver­braucht ein knap­pes Vier­tel für die Ent­tar­nung des frag­wür­di­gen aus­län­di­schen Besuchs.

Für die Besich­ti­gung und Wür­di­gung der ver­blei­ben­den gut 13 Stun­den Debat­te und der knapp 40 Aus­stel­ler blieb den Jour­na­lis­ten also unan­ge­mes­sen wenig Platz, und der ten­den­zi­el­le Ver­dacht bestä­tigt sich: Die Jungle-World beschränkt sich auf die Schil­de­rung einer miß­glück­ten Roman­le­sung und die Ber­li­ner Zei­tung knöpft sich ein patrio­ti­sches Mode­la­bel vor.

Die “Wochen­zei­tung für Debat­te” hat bereits mehr Platz ver­bra­ten, sie erwähnt nur abs­trakt die Zahl der Aus­stel­ler, kei­nen ein­zi­gen Mes­se­stand kon­kret, und von den Debat­ten nur die bei­den Fund­stü­cke und die Fra­ge­run­de zur Deut­schen Bur­schen­schaft. Kei­ne Sil­be über die Dis­kus­si­on zu den kon­ser­va­ti­ven Wur­zeln der Öko­lo­gie, nichts über die hoch­ka­rä­tig besetz­te Run­de zur Mas­sen­uni­ver­si­tät, zu den Ver­lags­prä­sen­ta­tio­nen, zur Fra­ge nach dem Wag­ner­jahr, zur Inten­si­vie­rung der Bel­le­tris­tik, zu den aus­stel­len­den Künst­lern – und auch nichts (man glaubt es kaum) zu der von Karl­heinz Weiß­mann kon­zi­pier­ten Tafel­aus­stel­lung “Die Kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on in Deutsch­land” und zu sei­nem Abend­vor­trag “Meta­po­li­tik und Poli­tik”, mit dem sich die Rede­zeit übri­gens auf 14,5 Stun­den erhöh­te und der die Ver­an­stal­tung noch ein­mal präg­te (tat­säch­lich habe ich seit­her Fra­gen nach die­sem Manu­skript erhal­ten, kei­ne jedoch nach Manu­skrip­ten der bei­den Fundstücke).

Ich muß – bevor ich zum 3. Fund­stück kom­me – sagen, daß ich auf einer ande­ren Mes­se war, nicht auf jener, die von den Jour­na­lis­ten der erwähn­ten Orga­ne besucht wur­de. Mei­ne Mes­se war eine inter­es­san­te Gemenge­la­ge aus mehr oder weni­ger pro­fes­sio­nel­len Ver­le­gern, Publi­zis­ten und Künst­lern, auf­ge­dreh­ten Akti­vis­ten, gut besucht mit über 750 Gäs­ten und dadurch reich an kur­zen, guten Gesprächen.

Die “Wochen­zei­tung für Debat­te” pick­te sich für ihren Bei­trag jenes hal­be Dut­zend NPD-Leu­te her­aus, das auch anwe­send war, mit­hin rund 0,7 Pro­zent der Besu­cher – nicht also jene geschätzt 5 Pro­zent AfD- und 7 Pro­zent CDU-Mit­glie­der oder den über­wäl­ti­gen­den Teil der Nicht-Mit­glie­der, die – gute meta­po­li­ti­sche Tra­di­ti­on – ihr Herz und das hal­be Gehirn nicht an eine Par­tei verschenken.

Es ver­steht sich von selbst, daß sich die Jungle-World und die Ber­li­ner Zei­tung eben­falls auf die blo­ße Anwe­sen­heit des rech­ten Ran­des stürz­te, aber damit muß­te man rech­nen. Zum Glück haben wir im Vor­feld ent­schie­den, kei­nen Ver­an­stal­ter zuzu­las­sen, der Par­tei­nä­he hat oder im VS-Bericht als extre­mis­tisch ein­ge­stuft wird. Eigent­lich woll­ten wir die blo­ße Erwäh­nung durch den Ver­fas­sungs­schutz zum Kri­te­ri­um machen, besan­nen uns dann aber dar­auf, daß wir so vor Jah­ren der einen oder ande­ren Zei­tung den Zutritt zum Tre­sen hät­ten ver­weh­ren müs­sen, zu der wir selbst­ver­ständ­lich loy­al stan­den, als sie für uns alle noch ein Kon­ta­mi­na­ti­ons­ri­si­ko war.

Die­se Zei­ten sind glück­lich vorbei.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (35)

Sascha

14. Oktober 2013 11:57

Dissens zwischen JF und Sezession? Was solls. Damit kann man leben.

Die Linken waren ja traditionell aufgespalten in viele kleine K-Grüppchen. Langfristig waren sie damit erfolgreicher als die Italiener mit einer riesigen einheitlichen Kommunistischen Partei.

Und überhaupt steht die Frage, ob größere Organisationen heute noch sinnvoll sind. Wenn man nicht militärisch die Macht erringen will, bleiben einzig und allein demokratische Wahlen. Nur, braucht man dazu noch klassische Parteien? Grillo macht es vor, es geht auch ohne. Ron Paul ist zwar formal Republikaner, aber im Grunde doch ganz was anderes, und die Ron Paul Revolution ist nichts republikanisches sondern libertär.

Der Waldgänger braucht eh keine konservative Einheitspartei.

Kirche im Dorf

14. Oktober 2013 12:00

1. Man kann über die Schwerpunktsetzung der Wochenzeitung für Debatte streiten. Als Außenstehender hat man den Eindruck, dass hier vor allem die Themen ausgesucht wurden, die schon durch die Ankündigungen aufregender klangen ("[…] hatte im Vorfeld für Aufsehen gesorgt.").

2. Eine Formulierung in der gebotenen Knappheit wie "Ihm wird angelastet, 1980 in einen Anschlag in Bologna verwickelt gewesen zu sein […]" ist nun wirklich kein Schuldurteil gegen Adinolfi.

3. "Daß Gyöngyösi in der Vergangenheit vor allem durch antisemitisch kritisierte Reden auf sich aufmerksam gemacht hat, erfahren die Zuhörer nicht. 2012 hat er gefordert, Juden, die für den ungarischen Staat arbeiten, registrieren zu lassen. Später hat er sich für die Äußerung entschuldigt. Er habe damit nur ungarische Juden mit einer israelischen Staatsangehörigkeit gemeint." Auch hier halte ich die Tatsachen entsprechend dem o.s. Artikel und dem verlinkten PDF für präzise wiedergegeben. Es fehlt im zweiten Satz der Konjunktiv ("habe").

Fazit: Kubitschek und Stein sollten sich mal zum Kaffee oder Bier treffen.

Inselbauer

14. Oktober 2013 12:25

Was soll man sagen. Manchmal wird man mit dem Kopf an Dinge gestoßen, die man lange nicht wahrhaben wollte, dann ist die Empörung groß. Das gute persönliche Einvernehmen ist plötzlich aus unerfindlichen gründen gestört usw. Kein Mensch kann das ja genau beurteilen, und es geht die Leser ja auch nichts an.
Mir persönlich erscheint die JF mittlerweile als eine Zeitung, die den programmatischen Versuch unternimmt, eine Art ideologiekritische Gehhilfe für den bürgerlichen Flügel des konservativen Milieus zu liefern. In der letzten Ausgabe wird brav Kritik geübt, auf einem Niveau, das man für 30 Cent am Flohmarkt mit alten Günter-Anders-Ausgaben oder einem schmierigen Erich Fromm billiger haben kann. Es ist alles richtig, so richtig, dass es die Oma und die Schwiegermama unterschreiben können, und es interessiert mich einfach nicht. Sogar der Mainstream ist in unserer Zeit mutig und nonkonformistisch. Furchtbar.

Andreas Vonderach

14. Oktober 2013 12:32

Der Bericht in der JF über den 2. zwischentag war böasartig und unangemessen. Daß er in seiner Einseitigkeit selbst die Berichte des politischen Gegners überbietet, hat wohl auch damit zutun, daß die JF sich in solchen Fällen gern hinter ihren Volontären und jungen Redakteuren versteckt. Wie wäre es mit einem Leserbrief (hifsweise Gegendarstellung) in der JF, in der Du wie hier die Proportionen richtigstellts?

E.

14. Oktober 2013 12:34

Eine sehr gute Nachlese. Bitter, aber wahr. Einen weiteren tendenziösen Bericht über den Zwischentag veröffentlichte Die Zeit am 10. Oktober; dieser überholte selbst die Jungle World in punkto unsauberen Journalismus.

S. Pella

14. Oktober 2013 12:55

Geehrter Herr Kubitschek,

zunächst Dank für die Klarstellung und Einordnung Ihrerseits.
Der "zwischentag" war ein grandioses Ereignis und gerade die Nicht-Präsenz der "Wochenzeitung für Debatte" wirft ein bezeichnendes Licht auf deren derzeitigen Kurs.
Wir können mit Stolz auf die "Freie Messe" zurückblicken!

Zu erwähnen wäre noch der Beitrag über "Salonrassisten" auf dem "Zeit-Störungsmelder" vom 10. Oktober:

https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2013/10/10/treffen-der-neuen-rechten-eine-messe-fur-salonrassisten_14078

Hierin erfolgt ein Flankenangriff über die Identitären, PI und die Burschenschaften (ebenso Adinolfi).

Gruß!

Carsten

14. Oktober 2013 13:37

Es geht offenkundig diesmal um mehr als die gewohnten Kabbeleien:
Ich kann aus Ihrer Sicht den Unmut über den unterkühlt-distanzierten Beitrag von Hoffgaard verstehen, der so gar keine Affinität zum rechtsintellektuellen Milieu aufweist. Vielleicht war er einfach nicht der richtige Reporter für diesen Termin.
Ich kann aber auch die »Zeitung für Debatte« in Schutz nehmen, die - wenn sie echte Debatten entfachen will - eine breitere Leserschaft anziehen muss, als die zwanzig-, dreißigtausend, die sie seit Jahren hat.
Bei allem Verständnis für Ihre persönliche Gekränktheit, aus meiner Entfernung gesehen, ist der Vorfall für einen »Dolchstoß« zu klein.

antwort kubitschek:
ein dolchstoß ist das nicht. wäre es einer, würde ich in die knie gehen. persönliche gekränktheit ist es auch nicht, berlin ist weit. mein text ist nichts als eine methodenanalyse. wer ist partner, wer gegner, wer egal? verwirrende zeiten!

yvonne

14. Oktober 2013 13:56

Vielen Dank dafür, daß der Zwischentag nun zweimal schon so offen und frei stattfinden konnte, ohne vorauseilenden ängstlichen Ausschluß! Hier wurde Rückgrat bewiesen. Ich hoffe, es bleibt bei diesem Kurs, auch wenn der Stab bereits weitergereicht wurde.
Es gab wirklich nichts Anstößiges festzustellen und speziell Márton Gyöngyös aus Ungarn sprach sehr sympathisch. Ja liebe Linke, schaut mal her, pluralistisch und weltoffen war es!
Auf faire Berichterstattung zu warten wäre hingegen natürlich fast so weltfremd wie die Schriften von Horst Mahler, dessen Strafe aber, bei allem seinem Wahnsinn, eine absolute Unverschämtheit bzw. eigentlich ein Skandal ist.

Nils Wegner

14. Oktober 2013 14:15

Es ist alles richtig, so richtig, dass es die Oma und die Schwiegermama unterschreiben können, und es interessiert mich einfach nicht.

Wohl das prägnanteste, was ich in dieser Hinsicht sowohl hörte, als auch las.

Ein Fremder aus Elea

14. Oktober 2013 14:16

Das Geheimnis der intellektuellen Annäherung, also was man tun muß, um selber keinen Schaden zu nehmen, besteht im Verständnis der Gründe des Bösen - im Fall Adinolfis also der Strategie der Spannung. Es wäre also angemessen gewesen - oder jedenfalls ratsam - Adinolfi die Strategie der Spannung diskutieren zu lassen, sich über ihr Für und Wider auszulassen. Aber dann hätte er natürlich mehr als 20 Minuten gebraucht.

Den Rat gebe ich Ihnen, Herr Kubitschek, ich glaube auch, daß Sie ihn gebrauchen können. Es ehrt Sie jedenfalls, daß Sie zuvor mit Adinolfi gesprochen haben.

E.

14. Oktober 2013 14:20

An Carsten:
Die WfD, bzw. deren Chefetage, geht extrem nüchtern und pragmatisch vor. Sie weiß, dass das AfD-Klientel perspektivisch enorm viele Abonnenten mit sich bringen kann, es hierfür aber dringend notwendig ist, sich in vorauseilendem Gehorsam von „altem Ballast“ zu entledigen, der diesem Vorhaben unter Umständen im Wege stehen könnte. Alte Bünde spielen da keine Rolle. Interessant wird es werden, wenn die WfD eines Tages das gleiche Schicksal erfahren wird. Sprich dann, wenn die AfD ebenso taktisch abwägen wird, ob eine Kooperation zwischen ihr und der WfD möglicherweise Nachteile mit sich bringen könnte.

Theosebeios

14. Oktober 2013 15:10

Diese Darstellung macht nachdenklich, das muss ich als Hoffgaard-Verteidiger in der Auseinandersetzung mit Lichtmesz u.a. einräumen. Gibt es eine (offizielle) Begründung für den Messerückzug der JF?

antwort kubitschek:
offiziell ist das, was bei hoffgaard im letzten absatz steht.

S. Pella

14. Oktober 2013 15:57

Und im letzten Satz des Wochenzeitung-Textes steht geschrieben:

"Die gewünschte politische Verbreiterung der Messe dürfte jedoch nur gelingen, wenn es zu einer selbstkritischen Auseinandersetzung über 'rechte' Positionen kommt."

Nicht rechtsradikale oder -extreme Positionen werden kritisiert, sondern bereits "rechte" fühlt sich die Zeitung bemüßigt mit erhobenem Zeigefinger zu maßregeln. Dies entspricht vollends der Methodik linker und linksradikaler Schreiberlinge, deren Gleichsetzung von rechts=rechtsradikal auch behauptet, bereits in "rechten Positionen" liege der "Nazi" verborgen.

Diese Methodik stellt den eigentlichen Eklat dar!

Bundschuh

14. Oktober 2013 19:11

Lieber Herr Kubitschek,

anbei einige kritische und hier sicher kontroverse Gedanken zum Thema allgemein und zu Gyöngyösi im Besonderen. Da ich hier oft unter Moderation stehe, rechne ich nicht mit einer Freischaltung, hoffe aber trotzdem einen Beitrag zur Debatte leisten zu können, der auch ruhig ganz intern bleiben kann.

Mir will der JF-Text von Hoffgaart nicht einleuchten: Einerseits wird zur Selbstkritik aufgefordert, andererseits stellt man sich nach außen. Die JF wäre besser beraten gewesen, ein kritisches Element im rechten Diskurs auf der Messe zu sein als ein solches zu Fordern. Ich habe auch den Artikel Steins "Für eine neue Nation" gelesen. Das ist in der Tat eine Konzession an den Zeitgeist, aber eben auch an die Realität. Das national-liberale Millieu, zu dem ich mich zähle, teilt bestimmte Ansichten des konsequenten rechten Denkens nicht. Das ist aber nichts Schlimmes. Warum sollen nicht beide Lager ihren Teil am gemeinsamen Diskurs haben? Es gibt erhebliche Schnittmengen, aber auch Ansichten, die wir überhaupt nicht gemeinsam haben. Pauschal liegt ein wesentlicher Unterschied vielleicht hierin: Eine Seite des Spektrums will zur Nation vollumfänglich ja sagen und hält es deshalb für geboten auch zu unserer Geschichte ganz und in gewissem Sinne positiv "ja" zu sagen. Es war vielleicht nicht alles Gold, aber das waren "wir" oder die Wege, die unsere Väter gegangen sind. Es war ein absehbares Wagnis, aber einen Versuch wert. Selbst wenn die Entscheidungen ex post falsch erscheinen, ist es nicht an uns zu richten und auch an niemandem sonst. Die Schuldfrage ist sinnlos, lenkt von der Verkettung von Unglücken, Zufällen, Drängungen ab, die Gesichte wirklich bestimmten und hält uns von dem nötigen Selbstbewusstsein ab, das wir zu Überleben als Nation, als wie selbst, brauchen.
Die andere Seite ist eher geneigt, die Zeit von 1914-1945 als verschuldeten Irrweg zu sehen und will 1848 oder 1871 wieder anknüpfen. Deshalb will sie auch im Glauben an reinigende Katharsis Buße tun, sich distanzieren etc. Aber wird streiten über kaum 50 Jahre unter 2000 historischen. Gemeinsamkeiten gibt es für Gespräche noch genug.

Wann reicht die Differenz für ein "mit dem Spiel ich nicht!" aus? Ein: Wenn Du Deine schmuddeligen Freunde dabei hast, komme ich nicht, ist mir im Sinne einer Sandkastenlogik durchaus verständlich, wenn auch zu feige.

Und jetzt noch meine Kritik zu Gyöngyösi:
Denn nicht zu seinen konkretem konkreten Beitrag, gegen den nichts einzuwenden ist, aber doch ad hominem ist mir insbesondere Gyöngyösi mit seiner blinden und gefühlsduseligen Solidarität für Palästina und die Araber im allgemeinen eher unangenehm aufgefallen. Der Nahostkonflikt ist nicht gerade ein drängendes Problem für Ungarn, das ganz andere Sorgen hat. Zudem ist die EU Hauptfinazier der Palästinenser - die ist aber gleichzeitig nach Gyöngyösi nur ein besserer Büttel Israels? Und es entspricht den Tatsachen, dass seine Partei mit Karrikaturen auf Stürmerniveau plakatiert hat, am 11.9 den Tag der Ungarisch-Arabischen Freundschaft gefeiert und Gábor Vona sich zu der Aussage "Israels Tage seien gezählt" verstieg und den Anschlag vom 11.9 rechtfertigte. Links stelle ich auf Anfrage gerne bereit. Gyöngyösi und die Jobbik regen sich über eine schlechte Redepassage Peres auf, der ganze Staaten Osteuropas aufkaufen möchte. Als Wissenschaftler bin ich oft in Osteuropa unterwegs und habe auch einige Einsichten über die Eigentumsverschiebungen nach 1989. Hier wurde vor allem italiensiches Mafiageld gewaschen. Halb Vilnius und Prag sind in italienischer Hand. In Ungarn haben Österreicher viel gekauft. Die Chinesen kaufen auch in großem Stil. Der ungarische Aufschrei fehlt - es sind keine Juden. Man hat sich dort einen alten Popanz wieder aufgebaut, aber wenig aus der Geschichte gelernt: Die letzten, die Ungarn besetzt und das Volk buchstäblich als Sklaven gehalten haben, waren die Türken, nicht die Juden. Wer bedroht heute das Eigene der Ungarn? Ein Israeli der dort einen ihm angebotenen Supermarkt kauft? Wirklich? Es gehört nach meiner Ansicht zu Meinungsfreiheit so zu reden wie irgendwer von Jobbik. Aber ich mag Gyöngyösi nicht und will mich nicht mit ihm und seinem - man verzeihe mir die Emotion - Dreck gemein machen. Wir haben hier in Europa ein gemeinsames Problem: Dekadenz, Zusammenbruch der Sozialsysteme, Auflösung der Nationen und Werte, dazu Millionen Leute aus dem nahen Osten (Freunde der Jobbik) und Afrika auf der Schwelle. Und Gyöngyösi hat an Tagen, an denen er nicht auf dem Zwischentag eine Sonntagsrede hält, nichts besseres zu tun, als mit den uns auf der Tasche liegenden Palästinensern zu weinen? Sein Verhalten in dieser Sache spaltet eher als das es vereint.

Gustav Grambauer

14. Oktober 2013 19:32

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

vor einem halben Jahr haben Sie Ihren Bericht von Ihrem Parsifal-Besuch auf die Formel gebracht: Lanze, Opfer und Kelch – dort sind wir noch unter uns.

Es gibt noch einen Graben von unvergleichlich größerer Kluft im rechten Spektrum als ihn diese - exogene (!) - Neocon-Lawine im Gefolge der AfD derzeit offenbart. Mangels äußerer Anlässe wird er bis auf Weiteres zugedeckt bleiben (seit ich SIN eingehender lese ist er nur sehr selten kurz aufgebrochen, meist in seitenhieb-artigen Nebensätzen): es ist der Graben zwischen christlicher und nicht-christlicher Lebenshaltung in unseren eigenen Reihen (was für mich nicht das Geringste mit 'Konfessionen' zu tun hat sondern womit ich die Positionierung in einem apokalyptischen Szenario meine). Das wird zu gegebener Zeit noch sehr spannend werden, die damit verbundenen Auseinandersetzungen werden von unvergleichlich größerer Tragweite sein. Dann werden wir sagen: 2013 der Gang in die Katakomben - pillepalle.

Die DDR und andere Katechone sind Geschichte. Lassen wir jetzt die Apokalyptischen Reiter reiten ....

In diesen Tagen trennt sich besonders augenfällig die Spreu vom Weizen. Im Bewußtsein all des umsonst vergeudeten Herzbluts, der zunehmenden Isolation und mancher sonstiger Anlässe zur Bitterkeit zitiere ich dennoch einen bekannten Berliner: UND DAS IST GUT SO.

Ich hätte darauf gebrannt, dabeizusein und nicht zuletzt Sie / Euch einmal von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, leider lebe ich derzeit (rein geographisch) zu weit weg, familiäre Verpflichtungen kamen hinzu.

Nach allem, was ich nun inzwischen gelesen habe, gratuliere ich und habe den Oktober 2014 im Kalender stehen.

- G. G.

Kleist

14. Oktober 2013 20:00

Als Besucher des 2. Zwischentags in Berlin zusammen mit meiner Partnerin kann ich ebenfalls nur bestätigen, dass ich offenbar auf einer anderen Messe war als der ehemalige JF-Volontär (inzwischen Redakteur?!) Hoffgaard.

Den derzeitigen Kurs der JF, sich bei der AFD derart anzubiedern mit verschlossenen Augen vor allem, was falsch läuft innerhalb dieser Partei, kann ich leider nicht nachvollziehen, auch nicht, dass einer wie Hoffgaard, mit dem ich persönlich schon Bekanntschaft geschlossen habe, es dort zum Redakteur gebracht hat. Schon die Attacken Steins in seinem „Editorial“ gegenüber Pro-Deutschland im Zuge der „Islam gehört nicht zu Deutschland“- Demonstrationen, ließ mich stirnrunzelnd fragen, quo vadis JF?

Offenbar haben sich diese Tendenzen der JF verstärkt, sich irgendwie konservativ etabliert zu geben und reinzuwaschen vom rechten Makel durch äußerst kritische Berichterstattung gegenüber potentiellen Verbündeten und Geistesverwandten, die auch mal das Mittel der Provokation und Polarisierung einsetzen, um unhaltbare gesellschaftliche Fehlentwicklungen und deren Gefährlichkeit aufzuzeigen.

Man traf auf dem 2. Zwischentag in der Tat eine interessante Gemengelage an interessierten Menschen, die äußerlich nicht unterschiedlicher hätten sein könnten, sich aber innerlich offenbar allesamt dem „rechtskonservativen“ Spektrum zugehörig fühlten. Vom geschniegelten Anzugträger über den Burschenschaftler, Trachtenträger bis zum eher alternativ gekleideten tätowierten „Chucks“-Träger waren auch alle unterschiedlichen Altersgruppen vertreten, allerdings mit klarem Männerüberschuss, was leider ein generelles Manko in unserem Spektrum darstellt.

Es war eine angenehme Atmosphäre in schönen Räumlichkeiten, wenn auch die Vortragsräume teilweise hoffnungslos überfüllt waren. Der 2. Zwischentag bot nicht nur ein reichhaltiges Angebot an Literatur und Vorträgen zu unterschiedlichen Themen, sondern auch Möglichkeiten der Vernetzung und bisweilen unterhaltsame sowie informative Gespräche.

Von Neonazis habe ich jedenfalls rein äußerlich nichts bemerkt, muss aber auch gestehen, dass ich mit NPD-Personal nicht sonderlich vertraut bin. Selbst wenn welche vor Ort waren, die wie bereits gesagt, nicht bemerkbar in Erscheinung traten, würde mich das nicht dazu veranlassen, fluchtartig die Veranstaltung zu verlassen, aus Angst vor dem „Pestmakel“, den deren Mitglieder angeblich verbreiten.

Die im rechten Lager grassierende Distanziererei (AfD gegenüber Freiheit, Freiheit gegenüber Pro und Rep, alle gegenüber der NPD) spielt nur dem politischen Gegner in die Hände und spaltet das ohnehin marginalisierte „rechtskonservative“ Lager.

Aus persönlicher Sicht, fand ich es schade, dass Martin Lichtmesz nicht anwesend war, sondern im fernen Wien weilte (ich wusste gar nicht, dass er nicht länger in Berlin-Kreuzberg lebt), wie ich von Frau Kositza erfahren durfte, denn ich wäre gerne mal mit ihm ins persönliche Gespräch gekommen.

Ansonsten möchte ich als Wahlberliner noch kurz der Aussage von Herrn Kubitschek, den ich ansonsten schätze, Berlin sei „hässlich“, entscheiden widersprechen.
Wo Licht ist befindet sich naturgemäß immer auch Schatten. Natürlich hat eine Metropole wie Berlin unmöglich verkommene „Kieze“ (wie beispielsweise rund um den „Görli“, um nur eine von vielen vollkommen kaputten Gegend zu nennen), ist geplagt von sozialistischen Bausündern, aber auch solchen der Nachkriegszeit im Westteil und ist stellenweise unrettbar „bereichert“.
Doch es gibt auch unsagbar schöne Orte in Berlin voll prunkvoller alter Architektur, als stumme Zeugen vergangenen Glanzes (optisch gesehen ist z.B. der Gendarmenmarkt einer der architektonisch am schönsten gestalteten Plätze in ganz Deutschland), sowie lauschige Plätze in Berlins zahlreichen, verschwenderisch großzügig angelegten Grünanlagen. Man tut der Stadt aus meiner Sicht unrecht, sie so schnell abzuqualifizieren. Vielleicht muss man Berlin erst wirklich erleben, um es schätzen, ja sogar lieben zu lernen. ;-)

Patrick Pohl

14. Oktober 2013 20:11

Ich denke, dass das alte Problem mit der Selbstbezeichnung bei der JF wieder ein Thema geworden ist. Eventuell haben wir auch den ersten "linkeren" Journalisten in Herrn Hoffgaard gefunden, der für die JF schreiben möchte! Das eine "Verbreiterung" mit einem Fernbleiben von der Messe nicht möglich ist, ist reinste Logik! Da ist man dann doch sehr unglaubwürdig geworden! Schade JF, eine Zeitung, die eigentlich die "Debatte" entfachen möchte....

Carabus violaceus

14. Oktober 2013 20:16

Trotz aller Streitereien: der Z-Tag war wirklich hervorragend! Ich hoffe nächstes Jahr gibts dann die 3. Auflage. Weiter so!

Harry Haller

14. Oktober 2013 21:00

Wann gibt es eigentlich endlich wieder eine rechte Wochenzeitung? Die WfD gehört ja nicht mehr dazu. Der Vergleich einer aktuellen Ausgabe mit einer von vor 15 Jahren spricht ebenso Bände wie der im Beitrag ausgedeutete Artikel.
Ich denke dafür gäbe es Potential und ich glaube auch, dass viele Leute bereit wären ihre Spenden einem jungen, authentischen Projekt zur Verfügung zu stellen.

Bernd Derksen

14. Oktober 2013 21:13

Auch als relativ liberaler Zwischentagsbesucher fand ich den JF-Artikel sehr kritikwürdig und enttäuschend. Und dass man da nicht so tun kann, als sei nichts geschehen, ist klar. (Es ist ja auch nicht die isolierte Sicht eines JF-Autoren. Herr Stein sagte mir, dass er 100%ig hinter dem Artikel stehe.)

Mir scheint, dass es sich um unterschiedliche Ansichten zum "sinnvollen" Weg handelt.
Vereinfacht: Der eine, z.B. Herr Kubitschek, ist der Ansicht, dass ein (übermäßiges) Eingehen auf Kritiker und deren Denkmuster schadet. Ein anderer, z.B. Herr Stein, glaubt, dass klare Grenzziehungen und Kritik Einflussmöglichkeiten erst ermöglichen bzw. erhalten.
Ich glaube, dass je nach jeweiliger Situation das eine oder das andere sinnvoller sein kann. Und beides einander eigentlich nicht grundsätzlich ausschließt.
Und dass keiner vom anderen wirklich die Übernahme seiner Sicht verlangen kann. Da mag jede Seite noch so von der anderen einfordern, dass sie es genauso wie sie handhabe.

Ich würde z.B. beiden "Protagonisten" empfehlen, sich stärker um Empathie für die Situation und Sichtweise des anderen zu bemühen. Ohne diese deshalb sympathisch finden zu müssen oder übernehmen zu müssen.

Herr Kubitschek, Sie schrieben:
>wer ist partner, wer gegner, wer egal?>

Wenn es denn als einander ausschließende drei "Schubladen" gedacht ist, fände ich es fragwürdig. Ich bezweifele, dass ein solches "Freund-Feind-Schema" in der Praxis wirklich sinnvoll ist. Wie gut auch immer man meint, es theoretisch begründen zu können. Und wie sehr es auch die "Identität" und "Stärke" einer Gruppe stärken mag.

zwischenbemerkung kubitschek: ich korrigiere in "wer ist wann partner, wann gegner, wann egal?"

Ich gehe davon aus, dass allein aufgrund der immensen personellen und inhaltlichen Überschneidungen, da keine allgemeingültige Positionsbestimmung möglich ist. Und diese auch nicht wünschenswert ist. Sondern es je nach Situation, Fragestellung etc. sich anders ergeben kann. (Inwieweit eine solche Flexibilität in der politisch-gesellschaftlichen Realität möglich ist bzw. von anderen akzeptiert wird, ist eine andere Frage. Vielleicht bin ich da auch zu "optimistisch", Her Kubitschek.)
________
Positiv formuliert:
Gezüglich der "Beziehung" zwischen Junger Freiheit und Sezession war (und ist) die Auseinandersetzung vor und nach dem Zwischentag sicher "schmerzlich". Ich glaube für beide "Seiten".
Aber das klärt eben auch manches. Und das Aufgeben von Illusionen muss ja nicht negativ sein, auch wenn's mit "Schmerzen" verbunden ist.

Carsten

14. Oktober 2013 22:04

Ich möchte noch folgendes sagen dürfen:
Ich sehe kein Problem darin, wenn die JF die Spur wechselt,
sie fährt trotzdem auf derselben Straße in dieselbe Richtung.

Franz Schmidt

14. Oktober 2013 22:28

Meine volle Unterstützung gilt Herrn Kubitschek. Ich teile die Kritik an der WfD und finde den Vorschlag zu einem (abschließenden?) klärenden Gespräch zwischen ihm und Stein sinnvoll. "Sezession" kann Trennung bedeuten. Ich habe meine Seite gewählt.

Loki

14. Oktober 2013 23:00

Aktuelles Stein-Zitat:

Die JUNGE FREIHEIT will Debatte, konstruktiven Streit in ihrem eigenen Blatt vorleben, sie will aber auch durch ihr Erscheinen und die vielfältigen Beiträge ihrer Autoren Diskurse in Deutschland befruchten, echte Auseinandersetzungen mit diskutablen Gegenpositionen ermöglichen.

Wie glaubwürdig sind solche Sätze noch? Vor allem, wenn sich der Ort, wo sich wirklich etwas abspielt, eben die Sezession ist?

Reichsvogt

14. Oktober 2013 23:19

Paulwitz ist eine wesentliche Feder der JF. Er war am Zwischentag beteiligt. Weissmann ist eine wesentliche Feder der JF. Er war wesentlich am Zwischentag beteiligt. Kositza ist eine wesentliche Feder der JF: Sie stand am Antaiosstand. Interessante Artikel der JF werden sporadisch von Lehnert und Lichtmesz verfaßt. Sie waren wesentlich am Zwischentag beteiligt. Pankraz ist eine Institution der JF (auch wenn ich die Fronleichnam Kolumne unterirdisch fand), sein Werk wird wesentlich von Kubitschek im Verlag Antaios gepflegt. Ich stelle mir eine JF vor, in der ich keinen Artikel der genannten Autoren mehr lesen könnte. Vielleicht auch keinen mehr von Scheil. Dann bleibt noch Thorsten Hinz den ich mit Interesse lese. Wird vielleicht auch nicht mehr ins neue Konzept passen. Lohnt sich dann das Abo noch für mich?

Erwalf

14. Oktober 2013 23:31

Auch ich finde, daß alle Konservativen, National-Gesinnten, Freiheitlichen, kurz Rechte usw. mit breiter Spur unterwegs nach vorn sein müssen. Jeder soll sein Ding machen, ohne sich allzusehr mit dem Nebenmann zu beschäftigen. Daß das einzig Konstante in der Welt der Wandel ist, ist gerade für Konservative mitunter schmerzlich, obwohl sie als Realisten von dieser Gegebenheit wissen. Eine Junge Freiheit bleibt nicht ewig jung, sondern wird eben zur alten Freiheit abgegrenzter Debatten. Hauptsache, es wird getrennt marschiert, um gemeinsam zu schlagen - und zwar nicht untereinander. Bei fast allen auf dem Zwischentag und auch sonst kann ich ein Haar in der Suppe finden, und doch kann ich mich freuen, daß diese Suppe insgesamt schmeckt und sättigt. - Es war ein großer Aufwand, die Räume waren voll, die Gegner hielten Widerstand und lagerfixierte Kritik gegen die Zusammenkunft der "zivilgesellschaftlich" Ausgegrenzten für nötig, und doch war es ein Tropfen im Meer des Zeitgeistabwassers. Nutzloses Dienen eben!

Rainer

15. Oktober 2013 10:17

Wie kommt ein junger Redakteur eigentlich dazu, von Kubitschek und seinem Kreis überhaupt Selbstkritik zu fordern, und warum stellen sich die älteren, erfahrenen Redakteure nicht dagegen? Glaubt er selbst, in der moralisch und intellektuell höheren Position zu sein oder ist er von seinem Auftraggeber dazu gedrängt worden? Wie sieht es eigentlich mit der Selbstkritik innerhalb der WFD aus und deren bedingsloser, blinder Unterstützung einer Partei, die bisher nichts erreicht hat und bei der der zukünftige Weg mehr als unklar ist?

Das von den üblichen verdächtigen Blättern nichts als substanzlose Demogogie zu erwarten ist, war von vornherein zu erwarten. Kein einziges dieser Blätter hat sich übrigens daran gestört, das vorletztes Jahr die Linkspartei eine Konferenz abgehalten hat, bei der die verurteilte Terroristin Inge Viett über Strategien zum revolutionären Kampf sprechen durfte, welches eine Chiffre für Terrorismus ist. Was für elende, bigotte Heuchler!

Selbstkritik darf auch niemals öffentlich in einer feindlichen Umgebung, sondern nur im vertrauten Kreis geäußert werden und die Öffentlichkeit ist eine solche feindliche Umgebung. Wer so etwas fordert, ist entweder komplett naiv oder macht sich damit selbst zum Teil dieser feindlichen Umgebung. Ich hoffe, daß das jeder hier auch langsam begreift und seine Schlüsse daraus zieht.

Ein gebürtiger Hesse

15. Oktober 2013 12:28

Wenn man sich die Umstände von Armin Mohlers Diskreditierung seitens der JF anno 1994 vergegenwärtigt - Götz Kubitschek hat sie unlängst im Nachwort des fulminanten "Notizen aus dem Interregnum"-Büchleins geschildert -, muß man sich über den unwürdigen Zwischentag-Bericht nur bedingt wundern (was jedoch nicht heißt, daß man nicht enttäuscht und verärgert sein sollte). Bereits die Nicht-Teilnahme der JF am Zwischentag stellte für mich - einem bloß Außenstehenden - einen mittleren Skandal dar, denn es kann nicht sein, daß die gewichtige Zeitung bei dieser Gelegenheit mit ostentativer Abwesenheit glänzt. Der erbsenzählerische Bericht, den sie den Machern des Zwischentages - von denen einer, nämlich Kubitschek, nicht zuletzt ein ganzes großzügiges Buch über die Entstehungsgeschichte der Zeitung verfasst hat - nun hinterherschickt, ordnet dem Skandal noch einen Affront zu. Allein dies zu sehen erfüllt mit Bitterkeit.
Aber vielleicht hat man das davon, wenn man seit Monaten gnadenlos unkritische Werbung für eine Partei wie die AFD macht: der mediokre Weichspüler-Diskurs, den diese pflegt, greift schließlich auf einen über, sodass man selbst das eine Wort, das die eigene Position klassischerweise bezeichnet und festmacht, in Anführungszeichen setzt und damit distanziert. Mögen die Leser dieses verleugnete "rechts" nicht vergessen.

Heinrich Brück

15. Oktober 2013 12:53

In den letzten Jahrzehnten wurden in diesem Land wieviele Tonnen
Papier an "geistesgeschichtlicher" Arbeiten für die Mülltonne
produziert? Die Geschichte wird entscheiden.
Die Geschichte entscheidet immer, in älteren Geschichtswerken
besser nachzulesen als in neueren; und die Deutschen wollten immer
die harte Tour.
Alles andere behalte ich für mich!
So langsam werden einige Illusionen zertrümmert.
In einem Land mit fehlender Souveränität aufzuwachsen, verstellt
wohl den Blick nicht nur einmal, um die Konsequenzen dieses
Verlustes auch nur erahnen zu können.
Mit einem 25-jährigen Journalisten muß man sich in diesen Zeiten
nicht beschäftigen, aber mit einem fast 50-jährigen wohl schon.
Die Auflagensteigerung der JUNGEN FREIHEIT ist das Ziel, die Vorgabe
heißt konservativ. Der Zwischentag aber war unter anderem auch
eine Rechte Messe, anspruchsvoll, erkenntnisbestrebt, mit Tiefgang
der wachrütteln soll, und nicht zu vergessen, mit dem Drang, der
niemals aufgebbaren Wahrheit zum Sieg zu verhelfen.
Hier wird etwas sehr ernstgenommen, das Leben, das deutsche
Leben, also alles oder nichts.
Ob dieser Anspruch Verbreiterung erfahren kann, darf bezweifelt
werden. In diesen Sphären ist die Luft sehr dünn; für die meisten
Interessierten ein Ausflugsort, und nur wenige leben dort. Sie lieben
den Kampf, die Nacht ist oftmals nicht schlafbar, stattdessen
das Nachdenken zur Verbesserung der eigenen Lage vorgezogen
wird, aber nicht erzwungen, sondern von der Natur absichtlich
gewollt, und zwar nur um den eigenen paradiesischen Heimatort zu
schützen, ihn aufzubewahren für die kommenden Generationen. Ein
Schritt vor seinen Gegnern sein, mindestens, und wenn es soweit
ist, dann den richtigen Zug machen.
Als ob die Welt nach rationalen Mustern eingerichtet wäre, aber so
einfach ist das Leben nicht zu haben, die Transzendenz gehört
dazu! (In diesem Zusammenhang ist der Protestantismus
dem Katholizismus unterlegen).
Wer die millionenfachen Morde an seinem eigenen Volk ernst nimmt,
der nimmt auch seine Feinde ernst. Wer Deutschland als
abschreckendes Beispiel sieht, der will nicht so werden.
Der Zwischentag hätte in der Zeitung für Debatte mindestens eine
Doppelseite verdient, aus einer deutschen Perspektive geschrieben,
mit dem nötigen Respekt und Stolz, souverän und gebildet, und nicht
ängstlich, dafür entschieden und entschlossen. (Man muß sich nur
vor Gott hinknien, alles andere gibt Anlaß zu Spott und Häme und
versagt den Respekt endgültig).
Aber rechte Transzendenz ist nicht jedermanns Sache, sonst wäre
der Verlauf der Geschichte viel friedlicher. Hier entscheidet nicht
der Mensch, hier entscheidet Gott und die Geschichte.
Sich lächerlich zu machen, im Abgrund der Geschichte zu landen,
Papier zu verschwenden, alles ist erlaubt. Aber ist es auch ratsam?

Bernd Derksen

15. Oktober 2013 18:47

@Ein gebürtiger Hesse
> Bereits die Nicht-Teilnahme der JF am Zwischentag stellte für mich – einem bloß Außenstehenden – einen mittleren Skandal dar, denn es kann nicht sein, daß die gewichtige Zeitung bei dieser Gelegenheit mit ostentativer Abwesenheit glänzt. >

JF-Leute waren schon auf dem Zwischentag. Aber man hatte keinen Stand.
Dies hatte ja eine Vorgeschichte. Den JF-Artikel u.a. sehe ich als Folge dessen.

So wie unterschiedliche Menschen nicht in allem einer Meinung sein können (wenn sie denn wirklich eigene Meinungen haben), so können es auch unterschiedliche Organisationen, etc. nicht ständig sein. Und so wird halt der Veranstalter einer Messe auch mal Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht den Wünschen möglicher Teilnehmer entsprechen. Und mögen sie sich noch für so wichtig halten (oder dies sogar sein) ;-) . (Prinzipiell gilt das ebenso für Chefredakteure.)

Na, und?
___
In diesem Zusammenhang zur "nachfolgenden" Messe, der Buchmesse:

Mir sagten Leute vom im Kositza-Artikel beschriebenen Respekt!-Stand: Man sei eingeladen worden und hätten keine Standgebühr zahlen müssen.
So trifft halt jeder in seinem Verantwortungsbereich seine Entscheidungen... Aufgrund welcher Einflussnahme auch immer. Oder dem Bestehen auf einer gewissen Unabhängigkeit.

So wie sich dann hinter diesem Respekt!-Stand "zufällig" ein größerer Haufen "entsorgter" JF-Werbetaschen finden ließ...

Muss halt jeder das machen, was er für richtig hält. Ich bin da halt recht liberal ... ;-) So lange man ehrlich und offen agiert und es nicht am Respekt für den anderen mangeln lässt.

Und auch in der Hinsicht fand ich den JF-Artikel kritikwürdig und enttäuschend.

waldgänger aus Schwaben

15. Oktober 2013 20:03

Ein Spaltung der Bewegung rechts der Mitte muss nicht schlecht sein, solange nicht das Tischtuch endgültig zerschnitten wird. Sie kann jede einzelne Fraktion stärken.

Man sollte sich nur die Möglichkeit der Zusammenarbeit, wenn die Zeit dazu gekommen ist, offen halten und deshalb sprachlich abrüsten oder jedenfalls nicht weiter aufrüsten.

Ein Blick nach den USA kann helfen. Die vielgescholtene tea-party-Bewegung kann durchaus als erfolgreiches Vorbild dienen.

Dort haben sich libertäre, religöse Rechte und Neo-Koservative zusammen gefunden.

enickmar

15. Oktober 2013 23:54

Nachden wir uns überwiegend über den taz-Artikel einig sind:
Was wir hier stattfindet, ist ein Konflikt zwischen Fundis und Realos.
Ähnlich der Auseinandersetzung, die es damals bei den 68ern auch gab. Letztlich haben die Realos die Politik gemacht und der BRD ein anderes Gesicht gegeben (realisiert). Das wollen Stein und Lucke jetzt auch. Und es ist zu wünschen, daß es ihnen gelingt.
Ebenso wie es zu wünschen ist, daß IfS und Sezession als metapolitisches Fundament erfolgreich bleibt und bei den Realos ein möglichst schlechtes Gewissen verursacht.

“Die durchgehende Überwachung lasse nur ausweichende Wege zu, …”

war hier gerade in einem Netztagebuch-Beitrag zu lesen.
Wobei es hier gleichgültig ist, ob es sich beim Realo-Flügel um Mimikri handelt oder nicht. Es muß jedenfalls leider glaubwürdig und wirkungsvoll sein.
Möglicherweise ist dann auch eine Frontbegradigung unausweichlich um Kraft für Gegenstöße an anderer, erfolgversprechenderer Stelle zu haben (oder eben um überhaupt noch Kraft zu haben).
Vielleicht geht es hier weniger um die Frage: „Wer ist Partner, wer Gegner, wer egal ?“ Sondern um das Machbare. Hier allerdings bleibt WfD/AfD möglicherweise hinter dem Machbaren zurück. Anstatt zu leugnen, daß man “rechts” ist, sollte man die Selbstverständlichkeit betonen, daß zu einem ausgewogenen demokratischen politischen Spektrum, die Rechte ebenso dazugehört, wie die Linke. Und daß das Fehlen bzw. die Verachtung der Rechten als ein Symptom für Totalitarismus gedeutet werden müßte.
Tatsache ist, aber daß Lucke es geschafft hat, u.a. in den größten und bekanntesten deutschen Talkshows vernünftigen politischen Positionen auf seriöse und sympathische Weise Gehör zu verschaffen, seine Kontrahenten der intellektuellen Lächerlichkeit preiszugeben und fast 5% Wählerstimmen zu gewinnen, also ein Millionenpublikum zu erreichen und großenteils auch zu überzeugen.
Damit war heutzutage nicht mehr unbedingt zu rechnen.

FFlecken

16. Oktober 2013 00:41

Einiges ist gesagt worden und dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Über die Artikel-Reihenfolge auf dem Siegertreppchen des besten ,,zwischentag-Berichts´´ lässt sich streiten.
Die Referenten aus Italien und Ungarn auf die im Artikel angerissenen Thematiken zu verengen ist beste Antifa-Schule. Sie erspart dem dozierenden Triumvirat zumindest anstrengende inhaltliche Auseinandersetzungen.

Besonders herauszustreichen ist wohl noch die schnöselige Bemerkung - ,,ob es im kommenden Jahr wieder einen Zwischentag geben wird, ist fraglich´´. Na ja, zumindest nicht halb so fraglich wie die Intention des WfD-Beitrags. Grandios, wie einem auf dem zwischentag umtriebig agierenden Menzel die besten Wünsche dargebracht werden.

Noah

16. Oktober 2013 00:41

Es zeigt sich einmal mehr, daß "rechts" nicht gleich "rechts" und "konservativ" nicht gleich "konservativ" ist. Die einen verstehen unter "rechts" und "konservativ" etwas anderes als der anderen. Und hin und wieder wird bewußt oder unbewußt Etikettenschwindel mit diesen Begriffen getrieben.
Der Zwischentag war offiziell eine "Freie Messe". Aber was meint frei eigentlich? Was hat ein Gabriele Adinolfi, ein Márton Gyöngyösi oder der Verlag Arctos mit konservativen Positionen und Zielen gemein? Wo fängt die Liebäugelei mit faschistischen Ideen an? Müssen Konservative diese möglichen Liebäugeleien kritiklos, ob einer vermeintlich gemeinsamen "Szene" und vermeintlich gemeinsamer Ziele hinnehmen? Erschöpfen sich nicht die Gemeinsamkeiten, wenn es sie denn überhaupt gibt, bei dem, was man nicht will? Ist es nicht so wie schon bei Armin Mohlers Konstrukt der "Konservativen Revolution", welche bei genauerem Hinsehen in eine Vielzahl widersprüchlicher Typologien wie Ideologien zerfällt? ...

Götz Kubitschek

16. Oktober 2013 10:33

es ist von fast allen alles gesagt.
dank, schluß, gk

karlmartell

18. Oktober 2013 22:56

Leider übersah ich das Ende. Auch gut. Dann eben zur Information an Götz Kubitschek.

@ Bundschuh

Die letzten, die Ungarn besetzt und das Volk buchstäblich als Sklaven gehalten haben, waren die Türken, nicht die Juden.

Sie kennen die ungarische Geschichte?
Die Namen Jenő Landler und Imre Levai, Bela Kun alias Elemér Schwarz, alias Imre Schwarz, Ernő Gerő , alias Ernő Singer, Zoltan Vas oder den Stalinisten, Matyas Rakosi , alias Rosencranz ?

Sie wissen nicht, wer den ungarischen Nationahelden, Imre Nagy, erhängen liess?

Dann sollten Sie vielleicht nachschauen, bevor Sie Sätze schreiben, wie den Zitierten.

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