ein wegen seines Berufes vielgereister, im Ausland lebender deutscher Geschäftsmann berichtete von einer Bekannten aus Belgien, die schlagartig und ohne Anhörung des Verurteilten jeden Kontakt mit ihrem Vater abgebrochen hatte, als sie erfuhr, daß er den Vlaams Belang gewählt hatte.
Also eine der vielen kleineren, national ausgerichteten Parteien Europas, die als “rechtspopulistisch” oder schlimmeres verschrien werden. Das Familienverhältnis kann auch sonst nicht besonders gut gewesen sein, denn eines Tages ließ sich die Dame erklären, was für Gründe ihr alter Vater hatte. Er war inzwischen in seinem Wohnblock fast der einzige verbliebene Flame, der nicht einmal mehr imstande war, eine Zeitung in seiner Landessprache zu kaufen. Er war zum Fremden in seiner eigenen Heimat geworden.
Als die Tochter das erfuhr, wurde sie nachdenklich, und ihre Haltung milderte sich, sie begann langsam, das Verhalten ihres Vaters zu verstehen. Warum hatte sie ihn denn nicht gleich gefragt? Warum hatte sie so reflexartig reagiert? Der Geschäftsmann fuhr fort, weitere Beispiele aus England zu erzählen, wo sich das Gesicht ganzer Stadtteile durch Zuwanderung rapide geändert hätte. Diejenigen, die das ausbaden müssen, sind oft alte Leute und sozial Schwächere.
Einige in der Runde wurden langsam ein wenig nervös. Ich legte noch eines drauf: diese Entwicklungen betreffen ja nicht nur die Alten, sondern vor allem auch die Kinder und Jugendlichen. In Großstädten würde es zunehmend schwieriger, seine Kinder noch auf eine vernünftige Schule zu schicken, in der sie sich nicht als Minderheiten wiederfinden würden. Die Anteile von ausländischen Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen seien stetig am Wachsen, was einen negativen Effekt auf die Qualität der Bildung und Erziehung hat. Gleichzeitig würden all die bürgerlichen Gutmenschen, die etwa Grün-Rot wählen, ihre Kinder nicht gerade nach Neukölln oder Kreuzberg schicken, sondern, wenn es das Geld erlaubt, vorzugsweise auf Privatschulen.
Auch hier stimmte mein Gesprächspartner lebhaft zu. Eine schwangere Frau aus den gutsituierten Vororten Wiens, die bisher eher schweigend zugehört hatte, sprang nun plötzlich schlagartig auf und bat ihren Mann, nach Hause zu fahren: “Gemma???” Als Grund gab sie an, müde geworden zu sein, aber ich hatte eher den Eindruck, daß sich in ihr ein erhebliches Unbehagen breitgemacht hatte. Zuvor hatte sie noch geseufzt, “Na, wenigstens ist das nur in Wien so, bei uns in XY ist das Gottseidank anders.” “Wart’s nur ab”, sagte ich, “wenn das so weiter geht, dauert es nicht mehr lange.”
Letzte Woche erzählte mir ein junger Aktivist der Wiener “Identitären”, daß er ein junges Mädchen aus einem grünen Bezirksverband kennengelernt hatte. Die fiel aus allen Wolken, als er sagte, er könne eine Mitgliedschaft bei den Grünen nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Die Grünen sind doch die Gutesten der Guten und die Moralischten der Moralischen??? Und was sei mit Cohn-Bendit und der ganzen Pädophilen-Story? Da geriet sie sofort in die Defensive – eine ungewohnte Situation. Nun hat der “identitäre” Aktivist den Grünen noch ganz andere Dinge vorzuwerfen, die er für unethisch und schädlich hält. Trotzdem hat er sich mit dem Mädchen gut unterhalten.
Warum erzähle ich diese Geschichten? Weil mir eben ein Leser einen skurrilen Link zum Kummerkasten eines Dr. Dr. Rainer bei der Süddeutschen Zeitung zugespielt hat, an den folgendes Problem herangetragen wurde:
»Meine beste Freundin ist mit einem Mann liiert, der sehr aktiv in einer rechtsextremen Partei ist. Sie toleriert seine politische Arbeit, distanziert sich aber von den radikalen Ansichten. Ist eine solche Differenzierung überhaupt möglich, oder muss man nicht jegliche Form von Billigung dieser rechtsradikalen Gesinnung ausdrücklich ablehnen?« Susanne E., Hannover
Das Antwort des Dr.-Sommer-Teams:
Abgesehen davon, dass man sich oft nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt, sollten politische Einstellungen meines Erachtens das Miteinander nicht dominieren. Wie hoch der Spitzensteuersatz sein soll, welche Schulform die beste ist oder wie das Gesundheitssystem zu organisieren, sind am Ende technische Fragen, unterschiedliche Einstellungen und Ideen, wie das Zusammenleben am besten gestaltet werden kann. Sie sind zweitrangig gegenüber dem Menschen, dem Menschlichen.
So weit, so schön und gut, aber das kann selbstverständlich nicht für “Rechte” oder “Rechtsextreme” und sonstige Un‑, Unter- und Außermenschen gelten – da muß der anständige Mensch eine Grenze ziehen!
Mit einer Grenze: Eine politische oder religiöse Einstellung, die Menschen ihren Zielen unterordnet, Grundideen wie gleiche Rechte, Freiheit oder gleiche Würde des Menschen negiert, die bereit ist, Menschen zum Mittel zu machen, geht so sehr an den Kern des Menschlichen, dass sie sich von der Person mit dieser Einstellung nicht trennen lässt. Das sehe ich beim Rechtsextremismus verwirklicht, weshalb ich die Differenzierung Ihrer Freundin nicht nachvollziehen kann.
Das alte Lied, frei nach Sarastro aus der Zauberflöte: “Wen solche Lehren nicht erfreu’n, verdient es nicht ein Mensch zu sein.” Oder war es doch das “Lied der Partei”?
Wer das Leben beleidigt,
Ist dumm oder schlecht.
Wer die Menschheit verteidigt,
Hat immer recht.
Wo aber ist in all der Schaumschlägerei nun eine konkrete Aussage zu finden? Dr. Dr. Rainer hat nämlich keinerlei Ahnung, was der Mann der “besten Freundin” tatsächlich für ein Mensch ist, was er wirklich denkt und tut, und was er dafür für Beweggründe und Argumente hat. Er kommt noch nicht einmal auf die Idee, der Susanne aus Hannover doch vorzuschlagen, es herauszufinden. Er kommt auch nicht auf die Idee, selber danach zu fragen. Es steht für ihn nur irgendwie fest, daß es sich bei dem Engagement des Herren um etwas ganz doll Menschenfeindliches und Menschenverachtendes und Unmenschliches handeln muß, und daß das deckungsgleich ist mit den Vorstellungen, die er sich davon macht.
Dabei reflektiert er auch nicht, daß “Grundideen wie gleiche Rechte, Freiheit oder gleiche Würde des Menschen” ja durchaus interpretationsbedürftig sind, und noch lange nicht für jeden auch dasselbe bedeuten. Was aber ganz besonders dumm ist, ist die Unterstellung, es wäre alleinige Sache der politischen Rechten, “Menschen ihren Zielen unterzuordnen” oder “Menschen zum Mittel” zu machen. Wobei auch hier kein Mensch weiß, was all das eigentlich konkret heißen soll – Hauptsache, es klingt ganz schlimm unmenschlich.
Gewiß ist es für unseren Kummerkastenonkel ausgemachte Sache, daß all diejenigen, die ununterbrochen von “Menschen” und “Menschen in diesem Land” und “Menschlichkeit” reden, daß all die Roten und Grünen und Rotgrünen und sonstige Silber- und Kitschzungen mit ihrer so hübsch klingenden humanitären Rhetorik, aus völlig selbstlosen und altruistischen Gründen handeln, und natürlich nicht im Entferntesten auf die Idee kommen, “Menschen ihren Zielen unterzuordnen” oder “Menschen zum Mittel” machen.
Gar keine Rolle spielen dabei so profane Dinge, wie daß sich etwa durch verstärkte Einwanderung ganze Industrie- und Beschäftigungszweige ausgiebig sättigen lassen, um Heerscharen an Politikern, Sozialarbeitern, Soziologen, “Diversity”-Managern, “Integrations“experten, Menschenrechtsaktivisten usw. zu ernähren; daß mit Schlagworten wie der “Menschenwürde” und ähnlichen Gummibegriffen utopistische Ziele und Experimente durchgeboxt werden sollen, deren Folgen ihre Urheber in der Regel selber nicht ausbaden wollen; daß sich mit “gleichen Rechten” und ähnlichem ganz neue Wählerkontingente importieren und erschließen lassen; daß ein weitgehend heterogenisiertes Volk nach dem Motto “Teile und Herrsche” ganz vortrefflich jeder Chance auf demokratische Kontrolle der Herrschenden beraubt wird; und nicht zuletzt spielen die ganzen bedauerlichen, aber unvermeidlichen Kollateralschäden keine Rolle, wie die oben erwähnten Alten in den Wohnblocks und die Jungen in den Schulen und die Daniel S. und Jonny K.
Und hier noch etwas, wiedermal von Michael Klonovsky, weil es sich so griffig zitieren läßt:
Jeder europäische Politiker würde seine Existenz riskieren, wenn er sagte, wir dürfen keine afrikanischen Armutsflüchtlinge aufnehmen, weil das Millionen andere als Ermunterung verstünden; kein europäischer Politiker gerät in Schwierigkeiten, wenn er Europäerinnen zur Hintanstellung des Kinderwunsches und gegebenfalls zur Abtreibung ermuntert. Etwa ein Drittel der ohnehin raren eigenen Föten beseitigen und stattdessen unausgebildete ethnisch und kulturell Fremde ins Land lassen, und das alles nur, damit sich ein paar Gauner als Frauenselbstverwirklichungsversteher und Humanitaristen feiern lassen können: das ist die “europäische Idee” in nuce. (…)
P.S.: Eine Leserin fragt, ob ich es denn nicht für möglich hielte, dass jemand tatsächlich ein Humanitarist sein könnte: Aber ja! Jeder, der einen Flüchtling bei sich daheim beherbergt! Wohingegen diejenigen, die sich mit der Forderung aufblasen, irgendwer möge irgendwo jemanden aufnehmen, weit weg am besten, eben Gauner und Spitzbuben sind.
Soviel also zu “Mitteln” und “Zwecken”. Am Ende habe ich dem Kummerkastendoktor wohl wieder zuviel der Ehre angetan, geht es doch letztendlich platterdings nur darum, das alte Propagandamärchen in den Ventilator zu fächeln, daß links “die Guten” und “Menschlichen” mit total humanitären Charaktereigenschaften und rechts “die Bösen” und “Unmenschlichen” mit kanaillenhaftem, ethisch defekten Gemüt stehen.
Was mich wieder einmal an die Tatsache erinnert, daß in der Regel die Linken die Rechten für böse, die Rechten die Linken aber einfach nur für steindumm halten. Wer wie “Susanne aus Hannover” einen weisen Zeitungsdoktor braucht, um mit Problemen dieser Art fertig zu werden und ihre persönlichen Beziehungen zu regeln, ist wohl ohnehin nicht mehr zu retten.
Das Schönste zum Schluß. Dr. Dr. Rainer schreibt, belegt durch mehrfache Literaturangaben:
»Zoon politikon«, ein staatenbildendes Wesen sei der Mensch, lautet ein bekanntes Zitat aus Aristoteles’ Politik. (…)Weniger bekannt ist jedoch, dass Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik einen anderen Schwerpunkt setzt: »Denn der Mensch ist von Natur aus mehr ein Paar bildendes (Zoon syndiastikon) als ein Staaten bildendes Lebewesen (Zoon politikon).« Damit wären wir am Kern Ihres Problems und Aristoteles scheint der Liebe den Vorrang vor dem Politischen zu geben.
Ist das richtig? Immerhin zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass politische Einstellungen mit Persönlichkeitseigenschaften verbunden und zum Teil sogar genetisch bedingt sind.
Hmmmmmmmmmmmm.…. Humangenetik ist also nur dann pfui, wenn die “Unmenschlichen” und schlechten Rechten sie ins Felde führen? Wenn das mal nicht noch viel, viel geiler als Sarrazins “Juden-Gen” ist! Da eröffnen sich doch ganz neue Betätigungsfelder im “Kampf gegen Rechts”. Wenn erotische Beziehungen zu “Rechten” die Gefahr mit sich bringen, daß noch mehr rechtsextreme Bälger in die Welt gesetzt werden, darf der Staat nicht untätig zuschauen. Schon Platon und Aristoteles waren eugenischen Maßnahmen nicht gerade abgeneigt.
Man könnte z.B. mit Sexualverkehrverbot für Rechte anfangen, und außerdem Pränataldiagnostik einsetzen, um sicherzugehen, daß die CDU‑, SPD‑, FDP- und Grünen-Gene das Kommando haben und nicht irgendso ein menschenverachtender Unmensch in die Welt gesetzt wird. Für jeden vollzogenen Schwangerschaftsabbruch dieser Art gibt es dann die “Claudia Roth-Medaille für Demokratie, Toleranz und Menschenrechte”. Dann werden sich gewiß auch diese ganzen “Gewissens”-Probleme graduell lösen.
Übrigens leiden Linke angeblich nachweisbar an Amygdala-Atrophie,was zu einem Mangel an emotionaler Intelligenz und zur Fehleinschätzung von Gefahren führt. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
petra
Also das Sexualverkehrverbot wird wenigstens von den Fußtruppen des Herrn Dr. Dr. bereits vielfach gefordert:
https://www.google.de/search?q=kein+sex+mit+nazis&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=QdVoUoH4M4nE0QXssoCwCg&ved=0CAcQ_AUoAQ&biw=1076&bih=1010