Französischer Blätterwald (6) – 40 Jahre Éléments

Die Zeitschrift Éléments pour la civilisation européenne wartet in diesem Quartal mit ihrer 149. Ausgabe auf.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Das ältes­te Peri­odi­kum der Nou­vel­le Droi­te liegt mitt­ler­wei­le in den Hän­den von Michel Thi­bau­lt und Pas­cal Eysse­ric; das Edi­to­ri­al – nicht nur der vor­lie­gen­den Jubi­lä­ums­aus­ga­be – wird hin­ge­gen klas­si­scher­wei­se von Robert de Her­te (d. i. Alain de Benoist) verfaßt.

Die­ser weist in den ein­füh­ren­den Wor­ten nicht nur auf die Bedeu­tung und das Wesen der Zeit­schrift als „Maga­zin der Ideen“ hin, son­dern unter­streicht aufs Neue die dezi­diert euro­päi­sche Dimen­si­on der eige­nen Betrach­tun­gen. Zudem teilt der Her­aus­ge­ber der Buch­zeit­schrif­ten Nou­vel­le Éco­le und Kri­sis die Geschich­te der Zeit­schrift in drei gro­be Peri­oden ein:

Die ers­te Pha­se beinhal­te die Kon­so­li­die­rung der Élé­ments bis in die frü­hen 1980er Jah­re hin­ein, umfaßt also zuvor­derst die hef­ti­gen Reak­tio­nen auf ein selbst­be­wußt rechts­in­tel­lek­tu­el­les Organ in einem geis­ti­gen Kli­ma des „intel­lek­tu­el­len Ter­ro­ris­mus“ eines „dog­ma­ti­schen Freu­do-Mar­xis­mus“ (de Her­te). Die zwei­te Pha­se – das Maga­zin hat den Wider­stän­den getrotzt und sich im Geis­tes­le­ben Frank­reichs eta­bliert – rei­che bis an die Jahr­tau­send­wen­de her­an; ihre beson­de­re Bedeu­tung erklärt sich mit den zeit­his­to­ri­schen Ver­än­de­run­gen in der Welt­po­li­tik. Früh erkennt die Redak­ti­on der Zeit­schrift im welt­ver­ein­heit­li­chen­den „Tur­bo-Kapi­ta­lis­mus“ die ent­schei­den­de Gefahr jen­seits alter Kon­flikt­li­ni­en. Die­se Feind­be­stim­mung daue­re in der drit­ten Pha­se an, in der die meta­po­li­ti­schen Kar­ten seit 2000 gänz­lich neu gemischt wür­den, so daß klas­si­sche Zuschrei­bun­gen wie „rechts“ und „links“ ihre Berech­ti­gung mehr denn je ver­lo­ren hätten.

Man kann eine der­ar­ti­ge Pha­sen­ein­tei­lung im Leben von Peri­odi­ka schät­zen oder nicht. Bei 40 Jah­ren Publi­ka­ti­ons­tä­tig­keit liegt es jeden­falls auf der Hand, daß die alten, tra­di­ti­ons­rei­chen Jahr­gän­ge für rela­tiv neu hin­zu­ge­kom­me­ne Leser nicht ein­fach zugäng­lich sind. Aus die­sem Grund ist es höchs­ter­freu­lich, daß die Redak­ti­on im 40-Jah­re-Dos­sier einen Streif­zug durch die Geschich­te der Élé­ments gewährt.

Und so kön­nen auch jün­ge­re Semes­ter den Wie­der­ab­druck der neu­heid­ni­schen – in deut­schen Zeit­schrif­ten wie Cri­ticón einst kon­tro­vers dis­ku­tier­ten – Koket­te­rie  in Form der „Reli­gi­on Euro­pas“ von Benoist aus dem Jah­re 1980 lesen, eben­so wie den eins­ti­gen Abge­sang Guil­laume Fayes auf das alte Abend­land oder die bis heu­te bei­be­hal­te­ne radi­ka­le Absa­ge an west­li­che Hege­mo­ni­al­vor­stel­lun­gen in Form des ver­haß­ten „Coca-Cola-Kolo­nia­lis­mus“.

Ein kon­stan­tes Cha­rak­te­ris­ti­kum der leben­di­gen Ideen­welt um Benoist stellt auch die – für tra­di­tio­nel­le Rech­te – unkon­ven­tio­nel­le Her­an­ge­hens­wei­se an Migra­ti­on und Öko­no­mie dar. Mas­sen­ein­wan­de­rung wird als libe­ral­ka­pi­ta­lis­ti­sche Ent­wur­ze­lungs­stra­te­gie der herr­schen­den Eli­ten ver­ur­teilt, die Vor­stel­lung einer „wei­ßen Welt“ eben­so wie ras­sis­ti­sche Kon­zep­tio­nen ver­wor­fen, statt des­sen ein Schul­ter­schluß mit den „Aus­ge­beu­te­ten“ gefordert.

Neben die­sen Aus­zü­gen, von denen ein aus­führ­li­cher Bei­trag von Charles Cham­pe­tier über das Lebens­werk des „Situa­tio­nis­ten“ Guy Debord auf­grund sei­ner Tie­fe beson­ders her­vor­zu­he­ben ist, kann der Leser in zahl­rei­chen Gesprächs­aus­zü­gen die Spann­brei­te der pro­mi­nen­ten Dis­kus­si­ons­part­ner der Zeit­schrift erken­nen. Neben Mir­cea Elia­de und Ted­dy Golds­mith kom­men bei­spiels­wei­se Leni Rie­fen­stahl und Jean Anouilh zu Wort, nicht zu ver­ges­sen Peter Hand­ke und Jean Raspail.

Obwohl die­ses Pan­ora­ma von 40 Jah­ren rechts­in­tel­lek­tu­el­ler Publi­zis­tik bereits eine eige­ne Aus­ga­be ver­kör­pern könn­te, ent­hält die vor­lie­gen­de Jubi­lä­ums­num­mer fer­ner die bewähr­ten Rubri­ken der „gewöhn­li­chen“ Hef­te: Forum, Rezen­sio­nen (über 22 Sei­ten), Grund­la­gen­ar­ti­kel und die his­to­ri­sche Monats­chro­nik. Am Ende eben­die­ser Chro­nik ange­langt legt man die Élé­ments glei­cher­ma­ßen erschöpft wie beschwingt bei­sei­te. Bleibt nur noch zu sagen: Nos feli­ci­ta­ti­ons et bon­ne chan­ce pour un ave­nir inventif !

Die Élé­ments erschei­nen fünf­mal jähr­lich (vier regu­lä­re Aus­ga­ben + Son­der­heft). Euro­päi­sche Leser zah­len 35, 65 oder 95 Euro (für die Dau­er von 5, 10 oder 15 Aus­ga­ben; Por­to inklu­si­ve). Ein­zel­hef­te kos­ten 5,95 € + 2 € Versand.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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