Mohnsaft, du stillst uns den Schmerz, schenkst,
wenn auch kurz nur, den Schlaf.
Schärfer als Feuer und Stahl kränkt uns das Niedere doch.
Wirft es zur Herrschaft sich auf, befiehlt es, so fliehen die Musen:
Klio vor allem und mit ihr die Würde, das Recht, die Vernunft.
Finster und dumpf liegt das Land, vielfach in Feigheit geduckt.
Heuchler bestimmen den Ton, umjauchzt von Claqeuren.
Histrionengeschmeiß spreizt sich auf hohem Kothurn.
Marionettenspieler faseln von Freiheit.
Selbstlob flicht’ sich der Schnüffler. Schaum vorm Mund, lehrt er Moral.
„Antifaschismus ist Pflicht!“ ruft er: „Auf denn zur täglichen Schlacht!“
Feiert chimärische Siege, sprengt mit Kartaunen die Luft.
Füllt Bibliotheken mit Geifer, dröhnt in Kanälen und Netzen.
Peitscht die Zensoren herbei, wo auch nur Reste von Zweifel.
„Nimmer duld’ ich Gelassene. Schweigsame ähneln Verrätern,
Immer triefe die Stirn, rinne vom Kotau der Schweiß.“
Keiner entgeht meinem Blick. Hier steht der Gutmensch als Richter.
Widrig ist der Tribunen Geschlecht. Kalekutische Hähne
Höre ich kollern am Markt, hör ich scharren am Platz.
Seht, wie sie katzbuckeln, schmeicheln und drohen: andern Gebrochnen.
Lauter als der Cherusker, der Romas stolze Legionen
Weihte der Nacht und dem Tod, stimmen den Jagdruf sie an,
Wo auch nur Kleinstwild sie wittern. Habt ihr feindliche Heere geschlagen?
Risset ihr Ketten entzwei, die euch der Sieger gestückt?
Nein, sie bejubeln den Sieg, der über Brüder erfochten.
Denunzianten dünken sich heldisch, vom Wahn Befallene wachsam.
Meuten von Kötern hetzen den einsamen Wolf, dessen Freiheit sie kränkt.
Schmerzend hallt in den Ohren der Lärm mir, mich widert der Taumel,
Widert das laute Geschrei hysterischer Knechte und Mägde.
Scharlachfarbener Mohn, ich sehe dich gern auf den Gräbern,
Wo sie am liebsten den letzten, der nicht wie sie kriecht, ehrlos verfolgen.
Tiefer schweigen die Toten, schlafen und
Hören das kindische Lied stolzer Erbärmlichkeit nicht.
Martin Lichtmesz
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