„So schön war Sex im Kino lange nicht mehr“, schwärmt ein Welt-Redakteur (m) hingerissen über den allseits gelobten Lesbenporno Blau ist eine warme Farbe. Man könnte das voyeuristisch nennen, was aber falsch wäre, weil die Kamera selbst dauernd auf der Suche ist, auch in den expliziten Szenen, wo sie die Körper selten als Ganzes zeigt, sondern in Großaufnahmen fragmentiert.
Ebenfalls begeistert zeigt sich eine Deutschlandradio-Redakteurin (w) von „einem Film über Liebe“, nämlich den Schwulenporno Der Fremde am See:
Dieser Film kennt nur einen einzigen Schauplatz. Am Ufer eines Sees treffen sich jeden Nachmittag schwule Männer. Sie ziehen sich aus, liegen nackt in der Sonne, beobachten einander, kommen ins Gespräch, flirten und haben Sex. Selten dürfte man so viel entblößte männliche Geschlechtsorgane auf der Leinwand gesehen haben und dennoch fühlt man sich nicht als Voyeur, weil der Film keine voyeuristische Kamera hat. In aller Selbstverständlichkeit filmt Alain Guiraudie die Männer, ihre Erektionen und die verschiedenen Stellungswechsel.
Auf wikipedia ist nachzulesen, wann welche Filme liefen, die Homosexualität zum Thema hatten. Der offenbar erste lief 1919 und hieß Anders als die anderen (heute hieße er vielleicht: Normal wie alle, oder?), in den Zwanzigern sollen sechs Homo-Filme angelaufen sein, in den gesamten Dreißigern sieben, in den Vierzigern acht, in den Fünfzigern zehn. Ab 1968 gab es einen quantitativen Sprung, da waren es für längere Zeit etwa zehn Filme pro Jahr, mal auch weniger. Für 1994 sind dann 24 Homodramen verzeichnet. 2009 waren es 50.
Logischerweise hat derjenige, der dem Genre entgehen will, nach wie vor gute Chancen, einen Film rein mit heterosexuellen Protagonisten anzuschauen oder einen, wo die sexuelle Präferenz keine Rolle spielt. Ich kenne nur wenige Filme mit Homothema aus eigener Anschauung, würd´ aber gern wissen: Wie stark werden in diesen Filmen listige, gar hinterlistige, dumme, gemeine, niederträchtige, berechnende, mordlüsterne Charaktere repräsentiert? Ich meine: vergleichbar mit Filmen, die definitiv heterosexuelle Charaktere?
25.12. 2013
Das 20jährige Fräulein Josephine Markmann alias J. Wittmann hat erneut ihren exhibitionistischen alias politischen Neigungen gefrönt, ausgerechnet während der von Kardinal Joachim Meisner zelebrierten Weihnachtsmesse im Kölner Dom. Nur mit einem schwarzem Schlüpfer bekleidet rannte die Femen- Josephine durch den Dom, hüpfte auf den Altar, warf dort den Kopf zurück und die Arme gen Himmel und krakeelte ein Kikeriki. Auf ihre Brüste hat sie die fremdsprachige und dennoch unmißverständliche Botschaft „I am God“ geschrieben. Die taz spricht angeheitert von einem „besonderen Geburtstagsgeschenk“ für den Kardinal (er wurde an diesem Tag achtzig), die Welt vergleicht das Gebaren des Fräuleins mit dem Gezicke eines Kleinkinds an der Supermarktkasse. Beides mag´s nicht vollends treffen.
Die unfrohe Botschaft läßt vielmehr Raum für linguistische, juristische und medizinische Betrachtungen. Die Trivia zuerst: „Ich bin Gott“, das wären vier Buchstaben mehr gewesen, war es Platzmangel? Hat die Josephine ihre Sprache verloren? Soll vorrangig das angloamerikanische Ausland angesprochen werden? „I am Godess“, das wären drei Buchstaben mehr, und es erschiene irgendwie korrekter.
Bei den juristischen und medizinischen Erwägungen bewege ich mich auf glattem Eis, ich bin keine Fachfrau. Sogenanntes öffentliches Ärgernis hat das Fräulein gewiß erregt, aber wie wäre es mit dem Volksverhetzungsparagraphen 130? Hat sie nicht zu Haß gegen eine religiöse Gruppe aufgestachelt, indem sie krähend das „patriarchalische Gebaren der katholischen Kirche“ beschimpfte?
Zum medizinischen Aspekt: Es gibt eine umfängliche Bandbreite an Persönlichkeitsstörungen, die hier zur Erörterung kommen könnten. Die Josephine selbst (sie hatte bereits mal mit entblößter Brust bekundet, Putin alias den „Dictator“ “f…“ zu wollen“ ) hat gesagt, sie sei durch ihre wochenlange Haft in Tunesien (wo sie an sie gerichtete emails nur ausgedruckt zu lesen bekam und sie danach gleich wieder abgeben mußte; Merkel und Menschenrechtsbeauftragte griffen glückvoll ein) „traumatisiert“. Das „Trauma“ dürfte allein ein sekundärer Faktor sein.
Grundlegend dürfte hier eine dissoziale Persönlichkeitsstörung gegeben sein, man ist davon abgekommen, bei Vorliegen entsprechender Symtopme von „Psychopathie“ zu reden. Ferner könnte eine Borderline-Störung vorliegen oder ein histrionisches Krankheitsbild, dafür spräche die Neigung zur körperbetonten Theatralik. Seit einigen Monaten dürfen Personen, die „massiv öffentliche Rechtsgüter gefährden“, wieder zwangseingewiesen werden. Bei der Josephine hat man dem Anschein nach davon abgesehen. Kardinal Meisner entschloß sich zu einer symbolischen Reinigung des Altars und schloß die Exhibitionistin in seinen apostolischen Segen ein:
„Jeder hat den Segen verdient, sogar die verwirrte Frau vorhin. Sie schließe ich mit ein, sie hat es wohl auch am Nötigsten.“
26.12 2013
Der japanische Ministerpräsident Abe habe sich vor dem Yasukuni-Schrein verneigt, wird in den Deutschlandfunknachrichten vermeldet, und es klingt nach einem Kriegsverbrechen. Am Yasukuni-Schrein wird der gefallenen Militärangehörigen gedacht, die seit 1868 auf der Seite der kaiserlichen Armeen ihr Leben ließen, untergeordnet aber auch der Gefallenen aller Nationen, einschließlich der Kriegsgegner.
China und Südkorea hätten gegen die Verneigung protestiert, sagt das Radio, und es klingt nach einem Aufschrei im Namen der Menschwürde.
Kurz nach den Nachrichten ein Bericht aus China: Maos 120. Geburtstag wird an der Pilgerstätte des millionenfachen Massenmörders zünftig gefeiert. „Er war ein Gott“, „er hat getan, was unter den damaligen Umständen getan werden mußte“, sagen die tausendfach angereisten Besucher. Maos getragene Socken werden ausgestellt und seine Zahnbürsten. Es ist ein Volksfest. In Peking selbst werden Theaterstücke zu Ehren des Schlächters aufgeführt, die obersten Chargen des Politbüros legen Kränze ab und halten Gedenkminuten ab. Dies: kein Nachrichtenwert.
27.12. 2013
Aha, der bisherige NPD- Chef Holger Apfel ist aus seiner Partei ausgetreten. Gerüchte machen die Runde, wonach nicht ein allgemeiner „Burn-out“ ursächlich sei, sondern sexuelle Übergriffe auf einen jungen Mann. Soll man hoffen, daß Herr Apfel auf eine ähnlich verständnisvolle Journalistin trifft wie jüngst der bayrische Landrat Michael Adam? Adam, verheiratet (mit einem Mann), habe alles zugegeben:
Sex mit drei verschiedenen Männern in seinem Dienstzimmer in Regen und mit drei weiteren in seinem früheren Bürgermeisterbüro in Bodenmais, dazu den Konsum des in der Schwulenszene bekannten Aphrodisiakums Poppers. Seitdem hat Adam alle Interviewanfragen abgeblockt, bis jetzt. Die Gaststätte Rialto in Regen, Mittagstisch inklusive 0,4‑Liter-Getränk zu sechs Euro. Michael Adam sitzt vor einem Teller Gnocchi und ringt um die Deutung seiner Geschichte, um seinen Ruf. “Verbockt hat man’s ja grundsätzlich mal selber”, sagt er. “Aber Sie werden nicht einen Kommunalpolitiker finden, der keinen Dreck am Stecken hat.” In sein Schuldbewusstsein mischt sich allmählich auch Trotz. “Meine Frage ist: Welche Mechanismen haben gewirkt, dass die Geschichte so groß aufgezogen wurde? Das war ja eine Hexenjagd!“
Die Zeit-Dame zieht ein generöses Fazit:
Die Mechanismen, die aus dem Intimleben eines Kommunalpolitikers eine bundesweite Debatte machten, folgten den Regeln des Boulevards, der es selten versäumt, Verfehlungen auszuschlachten. Adam veranstaltete das Gegenteil: Er betrieb Politik ohne Filter.“Es ist halt immer der Druck da: Der ist so jung, der muss jetzt richtig Gas geben. Ich war praktisch immer im Dienst”, sagt Adam. “Die Differenzierung zwischen Berufs- und Privatleben hat es so nicht gegeben.”
Ha, Gas geben… Vielleicht mag sich die verständige Journalistin mal mit Apfel zusammensetzen.
DF
Herr Adam und seine Metaphern. Wie soll man die hier zitierte nun wieder verstehen:
Meint er, die sind alle schwul oder alle Verbrecher?