Vor dem Hintergrund einer wachsenden Ohnmacht ob der Machtfülle oligarchisch-technokratischer Pseudoeliten – »Machthaber in Politik, Wirtschaft und Medien« – sollen »Szenarien des Umbruchs« die Hoffnung auf eine Wende aufrechtzuerhalten helfen. Der in der Schriftenreihe BN-Anstoß veröffentlichte Band will »eine Vision für die Zukunft« der europäischen Völker aufzeigen und knüpft mit dem Jungen Europa an den 1834 von dem italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Mazzini gegründeten Geheimbund gleichen Namens an, dessen Grundidee der revolutionär-idealistische Kampf um ein freiheitliches »Europa der Völker« darstellte. Menzel erinnert in dem einführenden Kapitel an den visionären Habitus Mazzinis, der den technokratischen Moloch der Restauration aufzubrechen gedachte, und zieht hiermit die greifbaren Parallelen zum notwendigen Kampf gegen das völkerfeindliche Konstrukt EU.
Der Ansatz Menzels hebt von einer oberflächlichen EU-Kritik mit konventionellen konservativen Forderungen (Euro-Abschaffung, Rückkehr zum Nationalstaat) ab und weist auf die »viel umfassender[e]« Krise Europas hin. Diese wurzele in erster Linie in einem »Identitätsproblem«, das Europas »langfristigen kulturellen Fortbestand« bedrohe.
Nach Menzels Abschnitt widmet sich Stein den konkreten »Szenarien des Umbruchs«. Er schlägt anhand von acht Szenarien einen weiten Bogen teils gut, teils kaum vorstellbarer Kehrtwenden zugunsten identitär-traditioneller Kräfte. Die »Rückkehr zur traditionellen Familie«, »ein paneuropäischer Staat auf Grundlage souveräner und weitestgehend homogener Völker und Regionen« fernab klassischer Staatengebilde, »eine weitere Steigerung der Gewaltspirale« in einem »ethnisch bedingten, molekularen Bürgerkrieg« mit dem Resultat der zwangsläufigen Verteidigung des Eigenen, ein beachtlicher Zulauf für EU-kritische Parteien mit dem Ergebnis eines radikalen Kurs- und Politikwechsels, das Potential »wirtschaftlicher Not« als Impulsgeber für einen europaweiten Umbruch oder das allumfassende Scheitern der kapitalistischen Wohlstands- und Konsumgesellschaft im Sinne der »Décroissance« – dies könnten nach Stein »entscheidende Katalysatoren im Moment der Krise« sein, die jedoch auf einer wesentlichen Voraussetzung beruhen: einer Avantgarde, die metapolitisch den Umbruch vorbereitet und die »intellektuelle Kehrtwende« herbeiführt, »theoretische Vorarbeiten, um ein Szenario des großen Umbruchs verwirklichen zu können.«
Kritik muß sich Stein gefallen lassen, wenn er in einigen Szenarien die doch sehr resistenten Strukturen des »Systems« allzu leicht in Not- und Krisenzeiten zusammenbrechen sieht. Gerade die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat gezeigt, daß derartige Einschnitte eine Ordnung sogar noch stärken und legitimieren können. In seinen im darauffolgenden Kapitel dargelegten Schlüssen aus den »Szenarien« erinnert Menzel – mit Ortega y Gasset – an die in der europäischen Rechten ohnehin bekannte Notwendigkeit eines europäischen Kulturbewußtseins als Klammer eines gemeinsamen Bandes zur Verteidigung der abendländischen Identität. »Es braucht den Mut zu neuen Ideen«, schreibt Menzel.
Felix Menzel/Philip Stein: Junges Europa. Szenarien des Umbruchs (= Schriftenreihe BN-Anstoß II), Chemnitz: Verein Journalismus und Jugendkultur 2013. 100 S., 8.50 €
Rumpelstilzchen
"Szenarien des Umbruchs sollen die Hoffnung auf eine Wende aufrecht erhalten helfen"
Das klingt so bedeppert esoterisch wie : wir wollen verkrustete Strukturen und Blockaden auflösen.
Oh, ihr braven Jungs, gedankenschwer und tatenarm.
Nehmt euch mal ein Beispiel an diesen holden Jungfrauen, leicht und tatenreich:
https://m.youtube.com/watch?v=4DpzFoTvxC8&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3D4DpzFoTvxC8