ist der Ruf nach dem Ausbau der eigenen Verkaufsplattformen der nächstliegende. Die Professionalisierung des Angebots müßte gekoppelt sein an die Forderung nach einer konservativen Bestelldisziplin.
Dazu gehört jener Überschuß an Idealismus, der etwa antaios.de erst konkurrenzfähig machte mit einer Bude wie amazon.de. An den neuen Büchern von Thilo Sarrazin und Akif Pirincci kann man dies exemplarisch durchdeklinieren:
Sarrazins Buch Der neue Tugendterror ist in einer Startauflage von 100000 Exemplaren erschienen und sofort auf Platz 1 bei amazon.de gesprungen. Nutznießer dieses neuerlichen Bestsellers ist zum einen die Deutsche Verlagsanstalt, die nun bereits den dritten Renner aus der Feder Sarrazins verlegen darf und sich in einer kaum zu schlagenden Doppelmoral von unseren Vertriebswegen distanziert: Wir können auch diesen Titel nicht direkt beim Verlag bestellen – rechte Versande sollen nicht von etwas profitieren, das ihnen auch inhaltlich schmecken könnte. Dies gilt mittlerweile für alle Titel, die in Verlagen der Random-House-Gruppe erscheinen.
Der andere Nutznießer ist amazon.de. Wie immer bei solchen Titeln konnte amazon früh und komplett ausliefern – es muß dort eine bevorzugte Behandlung von Seiten der Verlage und Barsortimente geben, und ich bin mir sicher, daß sich selbst ein Verlag wie die DVA die Konditionen dabei nicht aussuchen kann.
Akif Pirinccis Buch Deutschland von Sinnen erscheint im April, ist aber bereits jetzt unter den 50 meistverkauften Büchern bei amazon gelistet. Dies liegt unter anderem an der empfehlenden Verknüpfung neben dem Sarrazin-Titel. Unsere Essaysammlung Verlorene Posten war bis Mitte vergangener Woche ebenfalls dort empfohlen und verknüpft, das hat dem Verkauf dieses nicht ganz leicht zu lesenden Buches gut getan.
Derlei Verknüpfungen kommen unter anderem dadurch zustande, daß von besuchsstarken Internetseiten (auch aus unserem politischen Spektrum) Kaufempfehlungen ausgesprochen werden. Ein Gutteil der Kunden bestellt dann bei amazon.de. Gründe dafür sind Gewohnheit, simple Anwendung, zuverlässig rasche und – vor allem – portofreie Lieferung. Daß mit diesen Käufen nicht die eigenen Versande unterstützt und größer gemacht werden, versteht sich von selbst.
Was wäre zu tun? Welche Bestelldisziplin, welcher Überschuß an politischem Idealismus wäre vonnöten?
1. Internetseiten aus unserem politischen Spektrum sollten grundsätzlich nicht auf die Seiten von amazon.de verlinken.
2. Buchkunden, die uns nahestehen, sollten von der Gewohnheit abrücken, bei amazon.de zu kaufen: Es gibt mindestens 10 Versande, die ebenfalls fast jedes Buch besorgen können und von diesem sicherer mehrere zehntausend Buchkunden umfassenden konservativen Milieu profitieren sollten.
3. Es wird nicht alles so simpel laufen können wie bei amazon.de, aber auf antaios.de kann man mittlerweile auch ein Kundenkonto anlegen und mit ein paar Klicks bestellen. Außerdem gibt es Empfehlungen, drei verschiedene Bezahlmöglichkeiten und ab nächster Woche die Möglichkeit, jedes Buch zu recherchieren und zu bestellen, das über den Buchhandel erhältlich ist.
4. Die Lieferung erfolgt rasch, den Versandweg “Büchersendung” haben wir längst aufgegeben. Titel, die wir am Lager haben, sind in ein bis zwei Tagen ausgeliefert, Titel, die wir beschaffen müssen, in zwei bis vier Tagen. Ist so viel Geduld möglich?
5. Das Porto ist gestaffelt: von 1.50 bis 3.50 €, je nach Gewicht. Portofrei wird ab 80 € Bestellwert geliefert. Warum kann amazon.de portofrei liefern? Weil dort pro Tag zigtausende Bestellungen das Lager verlassen und Dienste wie DHL, DPD, GLS oder Hermes pro Paket Gebühren an der Schmerzgrenze entlang akzeptieren müssen. antaios.de versendet dagegen Tag für Tag nur einen Bruchteil dieser Menge und muß Versandkosten akzeptieren, die es unmöglich machen, portofreie Lieferung anzubieten.
Mein Argument ist immer: Ein, zwei Euro Versandkosten sind – bei ein paar Bestellungen pro Jahr – ein paar Glas Bier für jeden einzelnen Kunden. Für meinen Verlag wären es sofort ein paar tausend Euro, mithin: Kosten für ein vollständiges Buch samt Autorenhonorar, Satz und Druck.
Wie ist es also mit diesen Idealismushürden? Kann es gelingen, ein paar tausend Buchkunden davon zu überzeugen, daß die Stärkung der milieueigenen Versande ein wenig Idealismus verlangt? Und es ist wirklich nur ein wenig Idealismus notwendig, denn die Verkaufsplattformen sind professionell und bedienungseinfach aufgebaut.
Hier kann man den neuen Sarrazin und den neuen Pirincci erwerben – das ist so eine Art Probe aufs Exempel.
Disobbedisco!
Die Versandkosten ins Ausland sind leider etwas teuer, für die letzte Bestellung musste ich 15 Euro berappen. Dies hindert mich dennoch nicht daran, direkt bei antaios zu bestellen, Idealismus darf manchmal auch was kosten.
antwort kubitschek:
auch ins ausland staffeln wir die versandkosten und verlangen maximal 15 euro, egal wie schwer das paket ist.