Thilo Sarrazin, Akif Pirincci und die konservative Bestelldisziplin

Unter allen Vorschlägen, wie mit der Streichung unliebsamer Literatur durch den Quasi-Monopolisten amazon.de umzugehen sei,

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

ist der Ruf nach dem Aus­bau der eige­nen Ver­kaufs­platt­for­men der nächst­lie­gen­de. Die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung des Ange­bots müß­te gekop­pelt sein an die For­de­rung nach einer kon­ser­va­ti­ven Bestelldisziplin.

Dazu gehört jener Über­schuß an Idea­lis­mus, der etwa antaios.de erst kon­kur­renz­fä­hig mach­te mit einer Bude wie amazon.de. An den neu­en Büchern von Thi­lo Sar­ra­zin und Akif Pirincci kann man dies exem­pla­risch durchdeklinieren:

Sar­ra­zins Buch Der neue Tugend­ter­ror ist in einer Start­auf­la­ge von 100000 Exem­pla­ren erschie­nen und sofort auf Platz 1 bei amazon.de gesprun­gen. Nutz­nie­ßer die­ses neu­er­li­chen Best­sel­lers ist zum einen die Deut­sche Ver­lags­an­stalt, die nun bereits den drit­ten Ren­ner aus der Feder Sar­ra­zins ver­le­gen darf und sich in einer kaum zu schla­gen­den Dop­pel­mo­ral von unse­ren Ver­triebs­we­gen distan­ziert: Wir kön­nen auch die­sen Titel nicht direkt beim Ver­lag bestel­len – rech­te Ver­san­de sol­len nicht von etwas pro­fi­tie­ren, das ihnen auch inhalt­lich schme­cken könn­te. Dies gilt mitt­ler­wei­le für alle Titel, die in Ver­la­gen der Ran­dom-House-Grup­pe erscheinen.

Der ande­re Nutz­nie­ßer ist amazon.de. Wie immer bei sol­chen Titeln konn­te ama­zon früh und kom­plett aus­lie­fern – es muß dort eine bevor­zug­te Behand­lung von Sei­ten der Ver­la­ge und Bar­sor­ti­men­te geben, und ich bin mir sicher, daß sich selbst ein Ver­lag wie die DVA die Kon­di­tio­nen dabei nicht aus­su­chen kann.

Akif Pirinccis Buch Deutsch­land von Sin­nen erscheint im April, ist aber bereits jetzt  unter den 50 meist­ver­kauf­ten Büchern bei ama­zon gelis­tet. Dies liegt unter ande­rem an der emp­feh­len­den Ver­knüp­fung neben dem Sar­ra­zin-Titel. Unse­re Essay­samm­lung Ver­lo­re­ne Pos­ten war bis Mit­te ver­gan­ge­ner Woche eben­falls dort emp­foh­len und ver­knüpft, das hat dem Ver­kauf die­ses nicht ganz leicht zu lesen­den Buches gut getan.

Der­lei Ver­knüp­fun­gen kom­men unter ande­rem dadurch zustan­de, daß von besuchs­star­ken Inter­net­sei­ten (auch aus unse­rem poli­ti­schen Spek­trum) Kauf­emp­feh­lun­gen aus­ge­spro­chen wer­den. Ein Gut­teil der Kun­den bestellt dann bei amazon.de. Grün­de dafür sind Gewohn­heit, simp­le Anwen­dung, zuver­läs­sig rasche und – vor allem – por­to­freie Lie­fe­rung. Daß mit die­sen Käu­fen nicht die eige­nen Ver­san­de unter­stützt und grö­ßer gemacht wer­den, ver­steht sich von selbst.

Was wäre zu tun? Wel­che Bestell­dis­zi­plin, wel­cher Über­schuß an poli­ti­schem Idea­lis­mus wäre vonnöten?

1. Inter­net­sei­ten aus unse­rem poli­ti­schen Spek­trum soll­ten grund­sätz­lich nicht auf die Sei­ten von amazon.de verlinken.

2. Buch­kun­den, die uns nahe­ste­hen, soll­ten von der Gewohn­heit abrü­cken, bei amazon.de zu kau­fen: Es gibt min­des­tens 10 Ver­san­de, die eben­falls fast jedes Buch besor­gen kön­nen und von die­sem siche­rer meh­re­re zehn­tau­send Buch­kun­den umfas­sen­den kon­ser­va­ti­ven Milieu pro­fi­tie­ren sollten.

3. Es wird nicht alles so sim­pel lau­fen kön­nen wie bei amazon.de, aber auf antaios.de kann man mitt­ler­wei­le auch ein Kun­den­kon­to anle­gen und mit ein paar Klicks bestel­len. Außer­dem gibt es Emp­feh­lun­gen, drei ver­schie­de­ne Bezahl­mög­lich­kei­ten und ab nächs­ter Woche die Mög­lich­keit, jedes Buch zu recher­chie­ren und zu bestel­len, das über den Buch­han­del erhält­lich ist.

4. Die Lie­fe­rung erfolgt rasch, den Ver­sand­weg “Bücher­sen­dung” haben wir längst auf­ge­ge­ben. Titel, die wir am Lager haben, sind in ein bis zwei Tagen aus­ge­lie­fert, Titel, die wir beschaf­fen müs­sen, in zwei bis vier Tagen. Ist so viel Geduld möglich?

5. Das Por­to ist gestaf­felt: von 1.50 bis 3.50 €, je nach Gewicht. Por­to­frei wird ab 80 € Bestell­wert gelie­fert. War­um kann amazon.de por­to­frei lie­fern? Weil dort pro Tag zig­tau­sen­de Bestel­lun­gen das Lager ver­las­sen und Diens­te wie DHL, DPD, GLS oder Her­mes pro Paket Gebüh­ren an der Schmerz­gren­ze ent­lang akzep­tie­ren müs­sen. antaios.de ver­sen­det dage­gen Tag für Tag nur einen Bruch­teil die­ser Men­ge und muß Ver­sand­kos­ten akzep­tie­ren, die es unmög­lich machen, por­to­freie Lie­fe­rung anzubieten.

Mein Argu­ment ist immer: Ein, zwei Euro Ver­sand­kos­ten sind – bei ein paar Bestel­lun­gen pro Jahr – ein paar Glas Bier für jeden ein­zel­nen Kun­den. Für mei­nen Ver­lag wären es sofort ein paar tau­send Euro, mit­hin: Kos­ten für ein voll­stän­di­ges Buch samt Autoren­ho­no­rar, Satz und Druck.

Wie ist es also mit die­sen Idea­lis­mus­hür­den? Kann es gelin­gen, ein paar tau­send Buch­kun­den davon zu über­zeu­gen, daß die Stär­kung der milieuei­ge­nen Ver­san­de ein wenig Idea­lis­mus ver­langt? Und es ist wirk­lich nur ein wenig Idea­lis­mus not­wen­dig, denn die Ver­kaufs­platt­for­men sind pro­fes­sio­nell und bedie­nungs­ein­fach auf­ge­baut.

Hier kann man den neu­en Sar­ra­zin und den neu­en Pirincci erwer­ben – das ist so eine Art Pro­be aufs Exempel.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (42)

Disobbedisco!

27. Februar 2014 10:32

Die Versandkosten ins Ausland sind leider etwas teuer, für die letzte Bestellung musste ich 15 Euro berappen. Dies hindert mich dennoch nicht daran, direkt bei antaios zu bestellen, Idealismus darf manchmal auch was kosten.

antwort kubitschek:
auch ins ausland staffeln wir die versandkosten und verlangen maximal 15 euro, egal wie schwer das paket ist.

Isabel

27. Februar 2014 10:44

Es war mir ehrlich gesagt nicht bewußt, daß es konservative Versandhandel gibt, bei denen man auch "normale" Bücher bestellen kann. Ich lese eigentlich kaum "klassische konservative Literatur", also kaum "szeneinterne" Bücher, sondern fast ausschließlich Fachspezifisches oder auch im weiteren Sinne "Klassisches", das nicht in das übliche konservative Versandhandelsspektrum fällt. Wenn es künftig die Möglichkeit gibt, solche Bücher auch hier zu bestellen, wird das sicherlich Auswirkungen auf mein Bestellverhalten haben.

N. N.

27. Februar 2014 12:05

Ich habe, glaube ich, schon ungefähr zehnmal direkt bei Antaios bestellt und lasse mich auch von den Versandkosten nach Österreich nicht abschrecken. Ein paar Euro mehr auszugeben und dafür das gute Gewissen zu haben, dass das Geld auch wirklich dort landet wo es hingehört, ohne das sich Amazon eine große Scheibe davon abschneidet, ist es mir wirklich wert.
In diesem Sinne, auf zukünftige Bestellungen.

freiheit

27. Februar 2014 12:17

Auszug aus dem gestrigen "eigentümlich frei":

Den Treppenwitz der traurigen Geschichte wollen wir aber nicht verschweigen. Wenn sich nämlich jetzt die Macher und Autoren des Antaios-Verlages über ihren Rauswurf beim kapitalistischen Riesen Amazon beschweren, dann sind es mithin auch jene feisten aristokratischen Geister, die ganz wie ihre linken proletarischen Brüder seit Jahren gegen Markt, Liberalismus und Kapitalismus wettern. So sind ausgerechnet einige der Anataios-Titel, die es nun traf, von genau diesem antikapitalistischen Furor beseelt.

Die vom Ausschluss durch den Kapitalisten Betroffenen bejammern nun, wie gut und gezielt ihre Bücher einst aus reinem Marktkalkül und Eigeninteresse beim amerikanischen Megaseller beworben und verkauft wurden. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, dürfte man sich vor Lachen darüber gar nicht mehr einkriegen.

Wie ist denn dieser Kommentar von André F. Lichtschlag zu verstehen? Eine Krähe hackt der anderen ein Auge aus?

antwort kubitschek:
nein, so ist das nicht gemeint. lichtschlag hat zuvor zwei gute beiträge zu unserem fall verffentlocht, und dann hat er einen beitrag nachgeschoben, in dem er die zensur durch ein privatunternehmen zu rechtfertigen versucht: private entscheidungen seien keine zensur, sondern eine marktentscheidung und somit das gute recht jedes akteurs. martin lichtmesz wird hier im netz-tagebuch auf diese denkfigur noch eingehen.

Philipp

27. Februar 2014 12:21

.... und ab nächster Woche die Möglichkeit, jedes Buch zu recherchieren und zu bestellen, das über den Buchhandel erhältlich ist.

Na, das ist doch eine Ansage! Wer jetzt noch mit dem Porto kommt, dem ist sowieso nicht zu helfen!

Hartwig

27. Februar 2014 13:17

Bei diesem Ernst der Lage sollte manch übliche Marotte, Prinzipienreiterei und Gewohnheit hart hinterfragt werden, eben auch beim Kaufverhalten.

Es gibt zwei Aspekte.
Erstens: das Aktuelle.
Der Angriff auf diesen Verlag, die Gefährung der Produkte dieses Verlages, die Bücher, das ZweiMonatsHeft, ggf. sogar diese Online-Seite.
Zweitens: Die Perspektive.
Die Lage wird nicht besser. Es werden andere Verlage betroffen sein! Der Zugang zu oppositionellen Inhalten wird zunehmend erschwert werden. Erschwert wird die Herstellung und der Zugang zu Büchern bestimmter Autoren. online-Zensur wird kommen. Direkte Treffen werden erfahrungsgemäß und wie üblich erschwert.

Ewig wird bei diesem rauhen Wind allerdings nichts währen. Aber warum den Posten räumen, solange er noch gehalten werden kann; vor allem wenn es für uns als Kunden kaum einer echten Anstrengung bedarf.

Martin

27. Februar 2014 13:42

Wie ist denn dieser Kommentar von André F. Lichtschlag zu verstehen?

Na ja, vom Standpunkt eines Liberalen hat er ja recht. Als Liberalem müssten einem dann aber auch die linke Droh-Hetze als Marktmanipulation weiterhin ein Dorn im Auge sein.

Im Übrigen gibt Antaios/Sezession mit dem Ausbau seiner eigenen Vertriebswege die passende und richtige Antwort. Denn, so meine ich, selbst wenn die ganzen Proteste etc., die hier jetzt losgetreten wurden, wider Erwarten dazu führen würden, dass Amazon sagen würde, ist ja gut, ihr dürft wieder, wäre die einzige wahre und aufrechte Antwort: Aber jetzt wollen wir nicht mehr ... wir können jetzt auch alleine!

freiheit

27. Februar 2014 14:10

Ich habe meinem Unbehagen beim Lesen des weiter oben zitierten Kommentars von Herrn Lichtschlag nochmals nachgespürt und halte fest:

Nicht die Einstellung Herrn Lichtschlags zum Thema stört mich - die steht ihm selbstverständich zu -, sondern sein Sprachgebrauch:

jene feisten aristokratischen Geister

Oder sehe ich Gespenster, wo keine sind?

elf

27. Februar 2014 14:18

Dieser Antwort-Textbaustein dürfte wohl bekannt sein:

... Werden wir darüber informiert, dass ein Titel nicht den geltenden Bedingungen entspricht, so überprüfen wir dies umgehend.

Grundsätzlich zieht Amazon zur Überprüfung von Inhalten die offizielle Einschätzung der Stellen heran, die zu einer solchen inhaltlichen Bewertung berufen sind und die jeweiligen Produkte umfassend prüfen können: die Gerichte und Staatsanwaltschaften, sowie die Bundesprüfstelle jugendgefährdender Medien (BPjM). Der gesetzliche Jugendmedienschutz ist zentrale Aufgabe der BPjM. Aus diesem Grunde richten wir uns nach den Wertungen des BPjM, die für solche Entscheidungen einen gesetzlichen Auftrag hat.

Vielen Dank für den Hinweis auf die genannten Titel, die wir zur Überprüfung an die zuständige Abteilung weitergeleitet haben.

Viele Grüße
Kate Kimmel

Executive Customer Relations
Amazon.de

Ist der dezidierte Hinweis auf die BPjM zweckdienlich?

Maulwurfshügel

27. Februar 2014 14:44

@Martin: Beim Lesen von Lichtschlags Beitrag auf "ef" gingen mir ähnliche Gedanken durch den Kopf.
Der Kapitalist Amazon hat ja mit der Streichung der Antaios-Titel bewiesen, daß er nicht mehr völlig frei in seinen Handlungen ist. Schließlich hat er sie nicht mangels Nachfrage aus dem Sortiment genommen. Da fragt man sich natürlich, wie groß die Macht der Meinungsmanipulatoren mittlerweile ist, daß sich ein Gigant wie Amazon derart ans Bein pissen läßt.

Glücklicherweise gehöre ich nicht zu denen, die Amazon zu seiner Größe verholfen haben. Mein Gesamtumsatz dort liegt wohl noch deutlich unter 100,-€. Ich habe schon immer versucht, meine Einkäufe bei kleineren Anbietern zu tätigen, egal um was es sich handelt.

M.H. Ffm

27. Februar 2014 15:10

Ich habs gestern schon bei der JF geschrieben. Wir müssen begreifen das der "Eigene" Arbeiter seines Lohnes Wert ist. Die Verteidigung des Eigenen ist angesagt. Eine Konservative Revolution gibt es nicht Portofrei.

Die gegenseitige Unterstützung ist nicht nur NOTWENDIG sondern eigendlich auch eine SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT !. Was sind schon 2 - 3 Tage warten und 1-3 Euro Porto.... es geht um eine gute SACHE. Wir müssen begreifen - wenn es keinen Konservativen Verlag mehr gibt, gibt es auch keine Konservative Literatur mehr. Wollt ihr das Amazon bestimmt was Ihr lest ???.

Unterstützt die JF und Antaios - sonnst könnt Ihr eines Tages nur noch die Jungle World und Systembücher lesen.

Seit Ihr gute Männer ? - dann benehmt euch auch so !

Neidhardt

27. Februar 2014 15:24

-
Lichtschlag (siehe Leserkommentar freiheit, 27. Februar 2014) hat leider recht. Das eben ist Marktwirtschaft. Und wenn ihre hässlichen Ungleichgewichte jemanden stören (hier die meisten), dann eröffnet immerhin die gleiche Marktwirtschaft jedem Unternehmer die Chance, aus einem Fehler der Konkurrenz, wie hier der Auslistung von Antaios-Büchern, die richtige Schlussfolgerung zu ziehen und das Geschäft selbst in die Hand zu nehmen. Vielleicht ist das ja der Beginn der großen Erfolgsgeschichte eines neuen Buchversands.

noch ein Martin

27. Februar 2014 15:33

Na ja, vom Standpunkt eines Liberalen hat er ja recht.

Der Ordoliberalismus, der Neoliberalismus wie auch die Österreichische Schule lehnen Markteingriffe nicht grundsätzlich ab. Vielmehr betonen alle genannten Denkschulen die Wichtigkeit eines funktionierenden Wettbewerbs in einem marktwirtschaftlichen System. Neben den ökonomischen Funktionen hat ein funktionierender Wettbewerb auch einen Reihe gesellschaftlicher Funktionen, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.

Für die Wettbewerbshüter stellen sich daher folgende Fragen:
Verfügt Amazon über eine dominierende Rolle, sprich: Marktmacht, im Versandbuchhandel?
Und falls ja, kommt es zu einer Ausnutzung dieser wirtschaftlichen Macht, z.B. durch überhöhte Preise, Ausbeutung von Lieferanten, Behinderung anderer Unternehmen, eingeschränktes Angebot für Kunden?
Zu diesen Fragen haben die Wettbewerbshüter unterschiedliche Kriterien, wie bspw. Konzentrationsgrad der Branche etc. Entscheidungen werden dann gegen eine mögliche Einschränkung der Vertragsfreiheit abgewogen.

Eine weitere Frage könnten sich die Wettbewerbshüter stellen, nämlich ob es sich bei der amazon-Plattform um eine sog. "essential facility" (Wettbewerbssprech!) handelt. Ist dem so, muss amazon sogar jedem Händler freien Zugang zur Plattform gewähren.

Igi Pop

27. Februar 2014 16:45

An sich ist es schon eine Selbstverständlichkeit konservative/rechte/nationale Buchversände den Internetriesen vorzuziehen. Aber irgendwie lasse ich mir ungern von einem Wirtschaftsunternehmen "Kaufdisziplin" vorschreiben...

antwort kubitschek:
zum glück kann ich Ihnen das nicht vorschreiben. ich kann Ihnen den bestellweg mit guten gründen empfehlen. Ihre entscheidung, unsere lage - beides im zweifelsfall kennzeichnend für die wahrnehmung der situation in unserem land.

Wächter

27. Februar 2014 17:35

Ich werde meine Bücher nur noch bei den konservativen Verlagen bestellen, wenn sie denn bei ihnen verfügbar sind. Das wollte ich schon bei "Schlafwandler" von C. Clark machen, der JF Buchdienst hatte es aber nicht in der (englischen) Originalsprache, worauf ich großen Wert lege, um nicht Übersetzungsfehlern begegnen zu müssen.
Abgesehen davon habe ich folgenden Vorschlag: Die konservativen Verlage sollen fusionieren! Es verhält sich im Bereich des Buchhandels genauso wie in der Parteienlandschaft. Die konservativen/rechten Kleinparteien nehmen sich gegenseitig die Wähler weg. Und so machen es die Verlage und Buchhändler mit den Kunden. Wenn ich ein Buch bei Antaios kaufe, dann bestelle ich es eben nicht beim JF Buchdienst. Das ist Kannibalisierung, den man vermeiden kann. Man kann natürlich argumentieren, dass viele kleine Verlage/Händler in der Summe die gleiche Kundenreichweite haben, wie ein großer. Aber zumindest könnte man durch eine Vereinigung eine größeren finanziellen Spielraum gewinnen, da man Kosten einspart und dann mehr auf die Beine stellen kann. Zum Beispiel könnte man mehr Bücher anbieten, billigere Versandkosten etc...

Weltversteher

27. Februar 2014 18:28

Trotzdem nicht gerade sinnvoll, daß sich Leute wie unsere Verleger nun noch mehr mit Koofmich-Aufgaben beschäftigen müssen, die zu Lasten des Geistes gehen und die jeder einfacher geschnitzte Kaufmann erledigen kann.

Bei den Ameisen komme ich immer deswegen nicht zum Bestellen, weil man dort ein Kundenkonto anlegen muß.

Götz Kubitschek

27. Februar 2014 18:31

Lorenz Jäger legt in der FAZ nach:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/versandjustiz-souveraen-amazon-12823776.html

außerdem hat die süddeutsche heute auf S. 4 des feuilletons einen guten beitraggebracht. leider noch nicht online.

PB

27. Februar 2014 18:39

Leider, leider ist Amazon auch eine äußerst bequeme & zuverlässige Bezugsquelle für viele andere Sachen, zum Beispiel solche, nach denen man im Umkreis lange suchen müsste oder evtl. gar nicht fündig würde.

Normalerweise meide ich Großmärkte und Versandhandel und bevorzuge Ladengeschäfte und Handwerker, aber für spezielle Dinge ist es eben die perfekte Ergänzung. Deswegen würde es mich auch schmerzen, den Account aus Verärgerung über die Bücherzensur tatsächlich zu kündigen.

Toni München

27. Februar 2014 18:41

Die kleine Ausschaltung (von antaios) ist Teil der Großen Gleichschaltung.

Der hinterhältige Angriff gegen den kleinen, deutschen Buchverlag antaios ist Teil der Großen Gleichschaltung. Vom Verschwinden der Vielfalt. Norbert Borrmann. - Auch dieser Titel wurde ja pikanter Weise aus dem Angebot gelöscht. Man könnte lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.

Bei George Orwell heißt der einschlägige Fachbegriff für diese Vorgehensweise, wenn ich mich recht erinnere: Den ideologischen Feind vaporisieren!

Aber nicht der Großkapitalist und Quasimonopolist amazon ist unser Feind. Warum sollte amazon einen seriösen, braven Buchverlag aus seinem Sortiment aussortieren? Das widerspricht fundamental der sonst praktizierten Geschäftsstrategie von amazon, umfassend alles im Programm zu haben, was in bestimmten Bereichen, wie Büchern, auf dem Markt ist. Rein kaufmännische Gründe scheint es nicht zu geben.

Doch was hat sich hier im geschäftspolitischen(!) Hintergrund getan? Welche Lobby hat solch ein Erpressungspotential gegen solch ein starkes Welt-Unternehmen, wie amazon?

Der wahre Treppenwitz ist doch der, dass man vermuten kann, dass, pauschal gesprochen, die linke „Bunt“-Fraktion zum Zwecke der gewünschten Gleichschaltung des Online-Volkes als Drahtzieher hinter der Gesinnungsmaßnahme gegen Rechts steckt. Oder vielleicht doch nicht?

Aber wer dann? Wer denkt und plant überhaupt solche Zensurmaßnahmen außerhalb staatlicher Organe? Und führt sie dann auch noch erfolgreich durch! Wer macht sich die Mühe? - Gegen einen so kleinen deutschen Verlag, den man in globaler Betrachtung doch nur übersehen kann! (Ich hoffe, Sie sind durch diesen Satz nicht in Ihrer Verleger-Ehre getroffen, Herr Kubitschek.)

Bei George Orwell ist es der diktatorische Staat, speziell das Wahrheitsministerium mit seiner allgegenwärtigen Gedankenpolizei, das die falschen Gedanken in der Gesellschaft und ihre Träger ausfindig macht, aussortiert und vaporisiert.

Karl

27. Februar 2014 19:25

Lichtschlag mag in der grundlegenden Annahme der Verttragsfreiheit richtig liegen. Allerdings muss die Frage gestellt werden, ob die 'Gewährung' dieser für alle Marktteilnehmer einen sinnvollen Ansatz bietet. Quasi-Monopolisten oder Teilnehmer an Oligopolen haben durch ihre Marktposition eine andere Verantwortung als Marktteilnehmer in 'perfektem' Wettbewerb.

Denkt man das Spiel der Vertragsfreiheit konkret zu Ende, landet man sehr schnell bei der Notwendigkeit der vollkomenen Politisierung des Marktes und dann wieder beim altbekannten und - zu recht - vielgescholtenen 'Kauft nicht bei Juden'.

Leser NN

27. Februar 2014 20:25

Hier der Link zur SZ:

https://www.sueddeutsche.de/H5P38B/1862638/Verbotene-Buecher.html

Es ist doch erfreulich, daß auch Redaktionen, die eindeutig nicht mit antaios sympathisieren, so reagieren. Es geht doch darum, daß der Buchhändler bitteschön nicht als Gouvernante auftreten soll, die bestimmt, was der Kunde lesen darf. Der gesamte Vorgang ist, wie die FAZ richtig bemerkt, kafkaesk.

Ich erwarte jetzt mit Interesse die Ausweitung des Versandangebots. Das Wort "Kaufdisziplin" mißfällt mir jedoch. Ziel sollte es sein, daß der Kunde beim Versandhandel alle erhältlichen Bücher erwerben kann und zwar dort, wo er will.

bazille

27. Februar 2014 21:10

Ich habe das Buch Deutschland von Sinnen bei Amazon storniert und werde es über Antaios bestellen.

Strogoff

27. Februar 2014 22:21

Warum haben hier manche so ein Problem mit dem Wort Kaufdisziplin?
Antaios produziert tolle Bücher. Soll das so bleiben?
Ohne finanzielle Zuwendungen geht das aber nicht. Amazon fällt weg, also muss der Umsatz anderweitig ausgeglichen werden.

Schmidt

27. Februar 2014 22:25

Spätestens wenn Medien wie FAZ und Süddeutsche kritisch berichten, ist die Aufmerksamkeit größerer Unternehmen sichergestellt. Jetzt werden sich höhere Hierachieebenen mit der Frage auseinandersetzen, ob man tatsächlich Rufschaden vom Unternehmen abgewendet hat, als man den mutmaßlichen Versuchen politischer Erpressung durch Aktivisten nachgegeben hat. Derjenige, der den gewählten Weg empfohlen hat, dürfte jetzt unter einigem Rechtfertigungsdruck stehen. Übliche Auswege in solchen Lagen bestehen u.a. darin, die Streichung der Titel nachträglich durch technische Probleme zu erklären und zu betonen, daß man selbstverständlich niemals auf die Idee käme, den Kunden bevormunden zu wollen.

Vulture

28. Februar 2014 10:00

Ob das Wort Kaufdisziplin glucklich gewaehlt war moechte ich auch bezweifeln. Das haben Sie gar nicht noetig. Ich kann mich nicht erinnern dass eine Antaios Bestellung jemals schiefgegangen oder kompliziert gewesen waere! Bei amazon kommt es dagegen oft genug vor dass ich drei verschiedene Buecher einer Bestellung aus drei verschiedenen Quellen an drei verschiedene Tagen dreier verschiedener Wochen zu drei verschiedenen (separaten) Versandkosten erhalte. Ich weiss wohl dass das daran liegt dass ich gebrauchtes, antiquarisches und sonstig absonderliches Zeug bestellt habe. Aber wie auch immer, bei Antaios ist sowas noch nicht vorgekommen. Also gibt es keinen Grund nicht bei Antaios zu bestellen. Positive Werbung machen, kein defensives Kaufdisziplingejammere.

Julius

28. Februar 2014 11:35

Ich schätze „eigentümlich frei“ und die Leute, die dahinter stehen sehr. In aller Sympathie daher ein Einwand: Was André F. Lichtschlag vorbringt ist ein klassisches Scheinargument, ein Denkfehler, dem Libertäre – von „Liberalen“ will ich garnicht reden - häufig unterliegen: Die Verwechslung von Mittel und Zweck bzw., juristisch gesprochen, Legalität und Legitimität. Es geht ja hier überhaupt nicht um die Frage, ob amazon - ob nun de-facto-Monopolist oder nicht - diesen Schritt setzen kann und darf, also frei unternehmerische Entscheidungen treffen können soll oder nicht.

Abgesehen davon, daß diese Entscheidung eben gerade nicht rein wirtschaftlich begründet sein dürfte (aus dem bloßen Listing entstehen ja vermutlich für amazon keine direkten Kosten, amazon verzichtet auf Umsatz, der allerdings für dieses selbst völlig vernachlässigbar ist): Es geht hier eben nicht um wirtschaftliche Fragen, sondern darum, wie Entscheidungen zustande kommen. Auch wenn die Entscheidung mittelbar aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen zustande gekommen sein mag, etwa weil amazon in Deutschland sich den Aufwand, der mit einer (neuen) Kampagne oder politischem Druck verbunden ist ersparen will, so sind dies doch zwei völlig verschiedene Ebenen: Der hier vorgebrachten Kritik geht es um das Politische, also um das Öffentliche, nicht um private Wirtschaft. Carl Schmitt lesen könnte helfen.

Umgekehrt muß man sagen, dass André F. Lichtschlag insofern recht zu geben ist, als auch auf konservativer Seite – von „Nationalen“ will ich garnicht reden – oft leider nicht bloß Ignoranz, sondern regelrecht Feindseligkeit gegenüber ökonomischen Grundgegebenheiten an den Tag gelegt wird. Auch wenn ich den Primat der Politik erkenne bzw. vertrete kann ich mich nicht über ökonomische Bedingungen und Determinanten hinwegsetzen. Um das im Einzelnen auszuführen, bedürfte es wesentlich mehr Raum. Nur ganz kurz: Die Errichtung der EUdSSR und insbesondere die Auflösung der europäischen Völker, Sozialtourismus und Massenimmigration außereuropäischer Völkerschaften wird häufig als Agenda der „Wirtschaft“ bzw. des „Kapitalismus“ bezeichnet. Das kann aus verschiedenen Gründen nur zu einem sehr kleinen Teil richtig sein. Es ist eben gerade auch das politisch und nicht wirtschaftlich motiviert. Sarrazin, der ja fast völlig im ökonomischen Denkrahmen verharrt und dem daher – zumindest in seinen Prämissen - aus konservativer oder „rechter“ Sicht überhaupt nicht zu folgen ist, hat ja (ebenso wie Ulfkotte) einiges zur Schädlichkeit dieser Entwicklung nach wirtschaftlichen (und zwar nicht nur volkswirtschaftlichen, um einen Einwand vorwegzunehmen) Kriterien gesagt.

enickmar

28. Februar 2014 15:25

Julius:

Carl Schmitt zu lesen, sollte aber auch zu der Erkenntnis führen, daß das Wirtschaftliche oder Religiöse usw. eben politisch sein bzw. werden kann.
Alle diese Kategorien können eben "Seinsmäßig" solche Bedeutung erlangen, daß sie politisch werden, also dem Begriff des Politischen entsprechen. Das ist ja auch gerade das, was Schmitt mit seiner Definition des Begriffs des Politischen ausdrücken will.
Wenn die Entscheidung von Amazon wirtschaftlich bedingt ist (um Kampagnen auszuweichen) und diese Entscheidung aber für Antaios von existentieller Bedeutung ist, dann haben wir hier ein gutes Beispiel für diese Philosophie Schmitts vorliegen.

Revolte

28. Februar 2014 16:02

@Julius

Kapitalismus ist für alle da, auch für seine Feinde, so einfach ist das. Auch ein Sezessionist braucht am Ende des Tages ein Brot zum Beißen. Bis wir ein neues (besseres?) System gefunden haben, nutzen wir eben dieses.

Zur Immigration: die ist sowohl politisch als auch ökonomisch motiviert. Hier arbeiten Kapitalisten und Sozialisten Hand in Hand, diese freuen sich über billige Arbeitskräfte, ein Mündel zur Lohndrückerei und zusätzliche Kaufkraft, jene streben die ethnische Vermischung und den bunten Toleranzstaat an (wem auch immer damit geholfen ist).

enickmar

28. Februar 2014 16:15

Vielleicht noch etwas Grundsätzliches, wo hier wieder mit Schmitt argumentiert wird. Das, was in der populären Alltagssprache häufig als „Politik“ oder „politisch“ bezeichnet wird, ist nach Schmitt meist eben gerade NICHT politisch im Sinne seines Begriffs. Sondern es ist eben ökonomisch, religiös oder soziologisch usw.
Das Politische ist nach Schmitt aber keine entsprechende Kategorie neben diesen anderen. Sondern es ist ein selbstständig übergeordneter Begriff. Er definiert sich nur über das existenziell „Seinsmäßige“. Sofern die erwähnten anderen Kategorien diese Dimension berühren, werden sie automatisch politisch im schmittschen Sinne.
D.h. Wirtschaft, also „Wirtschaftspolitik“, muß überhaupt nicht politisch sein. Kann es aber absolut.

Jühläi

28. Februar 2014 17:57

Die 1,50 oder 3,50 Euro Versandkosten sind nicht das entscheidende Problem. Es sind die hohen Grundpreise, die mich an Antaios stören.
Dass ihr mit den milliardenschweren Riesenverlegern nicht mithalten könnt, ist mir klar. Aber stellen wir doch mal einen fairen Vergleich mit einer kleinen, ähnlich ausgegrenzten Faschisten-Klitsche wie Counter Currents an. Dort kriegt man gute rechtsintellektuelle Bücher in elektronischer Form für 5 oder 6 US-Dollar, also etwa 3,50 Euro:
https://secure.counter-currents.com/toward-the-white-republic/
Das zahlt man bei Antaios ja schon allein für den Versand!
Dass es von Antaios herausgegebene Bücher nicht in elektronischer Form gibt, ist mir unverständlich. Ideen zu verbreiten sollte doch wohl wichtiger sein, als die traditionelle Buchdruckindustrie zu subventionieren.

Zum Kostenfaktor kommt für mich noch hinzu, dass ich ein E-Buch ohne Probleme unterwegs auf meinem gerade mal 100g leichten Telefon lesen kann, während ich bei einem 500g Papierbuch stets gezwungen bin, irgendeine Art von Tasche mitzunehmen. Ganz zu schweigen von dem Geschleppe, wenn ich mal wieder umziehe und die ganzen toten Bäume in meinem Bücherregal irdendwie transportiert werden müssen.

Antwort Kositza:
Ein Rollköfferchen könnte Ihnen beim Schleppen der schweren Bücher eventuell eine Hilfe sein.Und: Bei wem die Lektüre unserer Bücher, die keineswegs Nazi-Bücher sind, nicht mal in Anführungszeichen, an Heimlichkeitsvorkehrungen scheitert, der sollte besser anderes lesen.

Olaf Terl

28. Februar 2014 18:00

Wie ich heut morgen über FB schon angekündigt habe, werde ich in Zukunft nur noch bei Euch bestellen!

Meine Bestellung heute:

Thilo Sarrazin; Der neue Tugendterror (ich hoffe ihr habt noch die erste Auflage :-)), Manfred Kleine-Hartlage; "Neue Weltordnung". Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie? und Akif Pirinçci; Deutschland von Sinnen

Ich bin über die Sperrung seitens Amazon mehr als bestürzt!
Das ist der Anfang von Ende!
Das hatten wir alles schon mal!
Ich hoffe das sich die Lage in unserem Land wieder verbessern wird, denn wenn es so weiter geht steurn wir auf ein drittes Reich 2.0 hin!

Herzlichst, Olaf Terl

Martin

28. Februar 2014 20:52

Abgesehen davon, daß diese Entscheidung eben gerade nicht rein wirtschaftlich begründet sein dürfte (aus dem bloßen Listing entstehen ja vermutlich für amazon keine direkten Kosten, amazon verzichtet auf Umsatz, der allerdings für dieses selbst völlig vernachlässigbar ist): Es geht hier eben nicht um wirtschaftliche Fragen, sondern darum, wie Entscheidungen zustande kommen. Auch wenn die Entscheidung mittelbar aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen zustande gekommen sein mag, etwa weil amazon in Deutschland sich den Aufwand, der mit einer (neuen) Kampagne oder politischem Druck verbunden ist ersparen will, ...

Das ist ein guter Gedankengang. Jetzt, wo etwas Zeit vergangen ist und sich bei mir das erste Entsetzen/die erste Verwunderung über den Vorgang gelegt hat, frage ich mich auch, ob es wirklich so sinnvoll ist, sich nur auf Amazon als "Bösen" in diesem Spiel einzuschießen. Das sogar die Linkspresse wie Sueddeutsche und FAZ (mittlerweile links) das Thema aufgreifen, nährt den Verdacht, dass hier Vabanque gespielt wird. Auf der einen Seite wird Amazon ständig als "Ausbeuter"-Firma dargestellt, die aber in Wahrheit gar nicht so schlimm ist, wenn man es sich näher anschaut (Es wird Tariflohn gezahlt - und was ist an den Tarifen aus der Logistikbranche so schlecht, nur weil es einen vermeintlich besseren im Handel gibt? Umfragen bei Mitarbeitern deuten auch darauf hin, dass es gar nicht so schlecht sein kann), auf der anderen Seite dann auch noch als Vertriebskanal und Propaganda-Plattform (Rezensionsfunktion) für "Rechte" gebasht und nun, wenn sich die Firma im letzteren Punkt mal Opportunistisch zeigt, dann ist es auch wieder nicht recht?

Man sollte sich ernsthaft einmal genauer überlegen, wer da hier wem Dampf unter dem Kessel macht. Und das Druck von oben immer nach unten weitergegeben wird, ist im Wirtschaftsleben recht normal und dieses mal hat es eben den kleinen "Antaios"- Verlag erwischt, was für diesen natürlich schlecht ist. Das Amazon grundsätzlich kein Problem mit Rechter bis hin zu echter Nazi-Literatur hat, zeigt sich aber am nach wie vor dort selbst noch in Deutschland erhältlichen Material, daher die Frage:

Für wen und auf wessen Druck hin war daher Antaios das Bauernopfer?

Wer war der wahre Zensor, dem Amazon aus Opportunismus Folge geleistet hat?

Das sind die wahren politischen Fragen. Von daher braucht keiner Amazon umfassend zu boykottieren, dass würde den Linken doch sogar gefallen, da man sich dort im Feindbild "böser US-Konzern" dann doch recht einig mit den vielen Stimmen hier ist.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr frage ich mich, wer hier den Stein ins Rollen gebracht hat ... nur ein paar linke Web-Blogger können es nicht gewesen sein, um die hat sich Amazon bislang auch nicht geschert.

Diese Zeilen sind keine endgültige Meinung von mir, sondern sollen ein Anstoß dafür sein, den Fokus auch einmal ein wenig weg von Amazon zu nehmen und dahin zu lenken, dass Amazon offenbar eine Opportunistische, Gewinn orientierte Firma ist, die in anderen Ländern als Deutschland offenbar keine solchen "Stöckchen" hingehalten bekommt, über die es dann springen soll. Die "Zensur" geht also von anderen, als Amazon aus und irgendjemand hat es wohl ganz speziell auch auf Antaios/Sezession abgesehen --- Dies kann man positiv auch als Zeichen des Erfolges sehen, da man offenbar so langsam aber sicher Ernst genommen wird.

Urwinkel

28. Februar 2014 21:48

Gute, wertvolle Beiträge zum Thema u.a. von "Toni München" und "Julius".

Dazu vorsichtig-Spekulatives: Noch keiner hat die Frage nach Schmiergeld gestellt. Idee: Ein Kartell aus gutaufgestellten, pseudoaltersweisen Platzhirschen aus etablierten Verlagen und Staatsrundfunk schmieren hochkonspirativ den deutsche Amazon-Betriebsableger und legen diesen Schritt in ihrem senilen Geheimgewissen unter "Kulturförderung" ab.

Je länger ich diese Schmierenkomödie verfolge... kommt mir die Wunsch nach einem "Whistleblower", der einleuchtendes Hintergrundwissen hat und bringen kann.

Vermutung: Besagte Platzhirsche sehen aktuell ihre lausigen Felle im Strom Sarrazins dritten Verkaufsschlagers wegschwimmen (-> weiterführende, sinnvolle Amazon-Buchempfehlungen werden als existentiell bedrohlich empfunden; Kundenklau, Verlust der jahrelangen, Ego-schmeichelnden Deutungshoheit).

Reaktion: Wegbeißen.

Der selbstgewählten Unstetigkeit und Trivialisierung und bequemen Ausrichtung des Kulturbetriebes, des Verlagswesens und der Hand-in-Hand gehenden Medienaufmerksamkeit steht der geerdete Antaios-Verlag als Dorn im wässrigen Auge. Eine Vermutung, wohlbemerkt.

Die Trivialität des Feuilltonbetriebs lässt sich beispielhaft an der wochenlang, fast besoffen geführten Plagiatsdebatte um Helene Hegemans "Axelotl-Roadkill"-Buch nachvollziehen. Dazu: literaturkritisches ÖR-Fernsehen: Ein alptraumhaft agierender Kasper befördert die "schlechten" Bücher symbolisch übers Fließband in den Müll. Zur besten Sendenzeit. In Zeiten, in denen den Privilegierten Bücher zum Objekt der Selbstdarstellung dienen, ist ein einziger, wohlsortierter Band aus der Edition Antaios reinste Wohltat mit Strahlkraft nach innen wie nach außen.

Deshalb haben Sie Feinde und Neider, Herr Kubitschek. Aber genauso viele Freunde. Wer liest heute noch wirklich?

Schluss. Abschreckend das musikalische Begleitprogramm zur diesjährigen Leipziger Buchmesse:

https://www.leipziger-buchmesse.de/Neuigkeiten/63079

Fehlen nur noch die Furrys.

Dort will man eigentlich nicht hin oder dabei sein.

Strategie: hinsichtlich des ungewissen Ausgangs dieser Debatte wäre eine Antaios/Sezession-Präsenz auf der kommenden Frankfurter Buchmesse zu planen.

Revolte

28. Februar 2014 23:40

@Jühläi

Die 1,50 oder 3,50 Euro Versandkosten sind nicht das entscheidende Problem. Es sind die hohen Grundpreise, die mich an Antaios stören.

Ja, der ein oder andere Preis mag einem horrend erscheinen, das liegt aber vor allem an der spezifischen Lektüre, die hier vertrieben wird. Die bekommen sie auch woanders selten billiger - selbst die gebrauchten nicht. Carl Schmitt z.B. ist immer teuer. Oder schauen Sie sich etwa das neue Clark-Werk "Die Schlafwandler" an - 39,99€. Das ist ein kerniger Preis. Aber der Inhalt ist es auch wert.


Zumal es sicher einige potentielle Leser gibt, die sich aufgrund von Angst vor sozialer Ausgrenzung scheuen, ihr Haus mit „Nazi-Büchern“ beliefern zu lassen und diese dann in der Öffentlichkeit zu lesen.

Glauben Sie mir, das interessiert in 99% der Fälle keine Sau. Wenn Sie nicht gerade Sarrazin lesen. Selbst die JF hatte ich im Zug immer wieder breit und für jeden sichtbar vor mir ausgebreitet...und? Nichts. Ich war schon geradezu erschrocken über die völlige Gleichgültigkeit der Mitmenschen. Wenigstens einen grimmigen Blick hatte ich erwartet.

Daniel

1. März 2014 09:35

Mit Versandkosten von 3,- Euro kann ich leben. Was mich aber stört, sind lange Zustellzeiten. Schön, daß dieses Problem auf Antaios nicht zutrifft. Aber wegen Zustelllängen von mehr als einer Woche bin ich vom Buchdienst der JF abgerückt. Ich hoffe, es liest von denen hier jemand mit. Es ist einfach ärgerlich, wenn ein Buch, das als Geschenk gedacht ist, nicht rechtzeitig da ist. Schön, daß Antaios Service da besser ist. Da konnte ich mich nie beschweren.

Und was bei von der JF verlegten Büchern auch zum Abgewöhnen ist, ist oftmals die Qualität der Ware (aber vielleicht hatte ich da nur statistisches Pech gehabt): angestoßene Ecken, Fehldrucke und Löcher in den Seiten.

Wie dem auch sei, was ich über Antaios bekommen kann, bestelle ich künftig direkt dort oder über meine hiesige Buchhandlung. Ist 'ne nette kleine Halbtagsklitsche, die muß auch gegen die Konzerne gefördert werden.

Stein

1. März 2014 13:23

Ich bin Abonnent der Sezession und habe einen Großteil der kaplaken-Bändchen direkt bei Antaios gekauft (ehrlich gesagt in Unkenntnis darüber, daß die Bücher überhaupt andernorts verfügbar sind/waren). Ich gebe mein Geld für die entsprechenden Werke aus, weil der Gegenwert meist gut bis sehr gut ist. Eine Kaufdisziplin lasse ich mir trotzdem nicht verordnen, da wirds mir dann zu sektirerisch.

P.S. Amazon hat hat in seinem Antwortschreiben auf meine Frage nach dem Grund der Verbannung von Ataios dies mit einer Wertung durch die BPjM begründet.

karlmartell

1. März 2014 21:46

"Amazon verlässt Deutschland: Zu viele Streiks, zu hohe Kosten"
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/02/amazon-verlaesst-deutschland-zu-viele-streiks-zu-hohe-kosten/comment-page-5/

Und weil der "Geiz in der BRD immer noch so geil " und Amazon eine Heuschrecke ist, zieht sie weiter, nach Polen.

Warum sind wir so unsolidarisch mit den Deutschen, die von der Heuschrecke abgefressen werden? Den Mitarbeitern, den Fahrern der Versandfirmen?

Unsere "all inclusiv" Mentalität und der durch nichts begründete Anspruch darauf ist die Ursache für die Arbeitssklaven, und das nicht nur bei diesem Globalisten.

Das sollten sich die Billigheimer hier einmal klarmachen.
Muss man die alles verschlingende Hydra füttern?

Joseph von Sternberg

4. März 2014 13:12

Wo soll man sich antiquarische Sachen jetzt kaufen?

Können sich nicht ALLE die bereits rausgeflogen sind - in EINEM Versandhandel zusammenschließen? Von der FSSPX bis zu den Nazisatanisten? Ich finde das hätte was... :-)

"Kunden, die Martin Mosebach kauften - kaufen auch William L. Pierce..."

Bücherwurm

4. März 2014 18:39

Die neue Verkaufsplattform ist sehr übersichtlich. Ich wünsche dem Verlag viel Erfolg. Besonders gefällt mir die Möglichkeit Bestellungen aufgeben zu können, ohne ein Kundenkonto anlegen zu müssen. Wenn die verlagseigenen Bücher versandkostenfrei wären, würde ich diese Möglichkeit auch nutzen.

Dazu folgende (hoffentlich) konstruktive Kritik:

- Versandkosten: Zumindest Sendungen in denen mindestens ein verlagseigenes Buch enthalten ist, sollten versandkostenfrei angeboten werden. Der Verlag spart sich den Wiederverkäuferrabatt und kann daraus die Versandkosten bestreiten. Die von Kubitschek im Artikel vorgetragene Begründung wirkt daher ein wenig unaufrichtig. Es bleibt der Nachgeschmack, dass es doch nur um (durchaus legitime) Gewinnmaximierung geht. Besser fände ich daher ein offenes Bekenntnis dazu, dass die Übernahme der Portokosten durch den Käufer gewünscht wird, um den Verlag zu unterstützen. Es sich insofern also um eine Art Spende handelt. Dann sollte dem Kunden aber auch freigestellt werden ob er die Portokosten übernimmt. Vielleicht in Form eines Auswahlfeldes am Ende der Bestellung: "Die Versandkosten in Höhe von XX,XX Euro übernehme ich / ... sollen von Antaios übernommen werden".

- "feiste Aristokraten": Die Formulierung von Lichtschlag gefällt mir nicht. Sie ist unfein und legt den Finger doch in eine offene Wunde. Immerhin lässt sie Rückschlüsse darauf zu, wie der Verlag oder einzelne Personen aus seinem Umfeld, in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Das teilweise prätentiös pseudoelitäre Gehabe rund um Sezession und Antaios gefällt nicht jedem. Die Antwort von Frau Kositza zu dem Kommentar von "Jühläi" passt in diesen Zusammenhang. Auch die Vorstellungen von Kubitschek es müsse eine "konservative Kaufdisziplin" durchgesetzt werden sind recht forsch. Der Ton macht die Musik und der Ton vom Rittergut ist häufig nicht besonders höflich. Da gibt es auf der einen Seite die wahren schönen und guten Rechten und auf der anderen Seite die .... hmmm, nennen wir sie mal "Lauwarmen". Nehmt doch einfach einen Gang raus und lasst diesen pseudointelletuellen und pseudoelitären Duktus. Dieser ist es auch, der mich an dem Magazin "Sezession" stört. Das Konzept von "Hier & Jetzt" zeigt, daß es auch ohne geht. Die Artikel haben ein intellektuell ansprechendes Niveau, sind dabei deutlich praxisnäher als die Artikel der Sezession, der Preis ist besser und es wird auf die nervige Selbstbeweihräucherung verzichtet. Ich freue mich auf jede, der leider viel zu selten erscheinenden Ausgaben von "Hier & Jetzt". Meine unregelmäßigen Anläufe es wieder einmal mit der Sezesion zu probieren, endeten leider bisher immer mit der ernüchternden Feststellung: "Zuviel Geld für zuviel Wortschwurbelei".

Daniel

5. März 2014 05:59

Amazons Antwort auf meine Beschwerde, lohnt es sich, nachzuhaken?

vielen Dank für Ihre offenen Worte. Im Rahmen unserer Teilnahmebedingungen zum Verkauf bei Amazon weisen wir Artikel aus, die nicht angeboten werden dürfen:
https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html/ref=hp_left_sib?ie=UTF8&nodeId=3369411

Werden wir darüber informiert, dass ein Titel nicht den geltenden Bedingungen entspricht, so überprüfen wir dies umgehend.

Grundsätzlich zieht Amazon zur Überprüfung von Inhalten die offizielle Einschätzung der Stellen heran, die zu einer solchen inhaltlichen Bewertung berufen sind und die jeweiligen Produkte umfassend prüfen können: die Gerichte und Staatsanwaltschaften, sowie die Bundesprüfstelle jugendgefährdender Medien (BPjM). Der gesetzliche Jugendmedienschutz ist zentrale Aufgabe der BPjM. Aus diesem Grunde richten wir uns nach den Wertungen des BPjM, die für solche Entscheidungen einen gesetzlichen Auftrag hat.

Vielen Dank für den Hinweis auf die genannten Titel, die wir zur Überprüfung an die zuständige Abteilung weitergeleitet haben.

Viele Grüße
Stefan Burger

Toby

5. März 2014 08:11

Ich kaufe pro Jahr ca. 100 Bücher. Davon sind mehr als 50% keine Bücher aus rechten Verlagen. Auch ich werde jetzt alles bei Antaios bestellen.

Da ich auch ca. 30 englischsprachige kaufe, schlage ich vor, das Angebot hier auszuweiten.

Die Versandkosten sind mir egal. Die zahle ich gerne, wenn es Antaios nützt.

Vernetzen wir alle rechten und konservativen Verlage. Das ist ein sechsstelliges Potential.

Zeigen wir Solidarität, zeigen wir, dass wir mehr sind, als viele hier glauben.

Götz Kubitschek

7. März 2014 12:41

danke an alle.
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götz kubitschek

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