Das war´s. Diesmal mit: Blut, Kampf und Sperma

5.3. 2014

Mittwochs diene ich als Chauffeur. In unserer Region gibt es keine Nachmittagsveranstaltung,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

die die Kin­der zu Fuß oder mit dem Rad besu­chen kön­nen.  So kutscht man durch die Gegend, die eine zur Turn­hal­le, die ande­re zum Bahn­hof, die nächs­te zur Musik­schu­le und den jun­gen Herrn zum Fuß­ball­platz. Dazwi­schen ist Zeit für Spa­zier­gän­ge oder, sehr beliebt, zum Angu­cken der Wasch­stra­ße mit dem jüngs­ten, noch hob­by­lo­sen Familienmitglied.

Wir fah­ren an einem gro­ßen Ban­ner vor­bei: Spen­de Blut! Schen­ke Leben! Es wär mal eine Abwechs­lung zur Wasch­stra­ße. Die Kleins­te hat­te selbst mal Blut­kon­ser­ven gebraucht. Man könn­te sie zurück­spen­den, man ist ja nicht vom Stam­me Nimm! Die ver­gan­ge­nen acht­zehn Jah­re hat­te ich nie die Gele­gen­heit, Schwan­ge­re und Stil­len­de dür­fen nicht. Blut zu spen­den ist kei­ne gro­ße Sache. Wie ich nach­ge­le­sen habe, spen­den in Deutsch­land 3% der Bür­ger gele­gent­lich Blut.

Ich fand es ergrei­fend, nicht mei­ne beschei­de­ne Tat, son­dern die­ses Kol­lek­tiv­ge­fühl. Die Leu­te ste­hen an! Alte und jun­ge, meist schlich­te Dorf­be­völ­ke­rung. Ich den­ke oft schlecht über unse­ren brä­si­gen Land­strich. Gera­de revi­die­re ich einen Teil. Die krie­gen kein Geld dafür, und aus rei­ner Lan­ge­wei­le könn­ten sie auch ande­re Din­ge tun. Eine beson­de­re Auf­wal­lung herrscht ja auch nicht, kei­ne Flut, kein Kriegs­be­ginn, kei­ne Epidemie.

Die Sache dau­er­te. Erst der Ana­mne­se­bo­gen, dann Ohr­pieks und Fie­ber­mes­sen beim Sani­tä­ter, dann Arzt­ge­spräch, dann auf die Lie­ge, immer mit Anste­hen. Ich habe, weil´s eine spon­ta­ne Akti­on war, wenig getrun­ken und lie­ge dar­um län­ger rum in der alten DDR-Turn­hal­le als mei­ne Mit­spen­der links und rechts. Die Toch­ter erschrickt über das dicke Ding, das mir in die Vene gescho­ben wird, es ist kein fei­nes Nädel­chen wie beim Arzt. Der jun­ge Mann neben mir unter­nimmt wich­ti­ge Aktio­nen mit sei­nem Smart­phone, die Frau neben mir sagt, es sei ihre 52. Spende.

Anschlie­ßend wer­de ich zu einem opu­len­tem Buf­fet gela­den, ich erhal­te eine Pri­mel und eine Aloe und als Erst­spen­de­rin einen Anste­cker in Bluts­trop­fen­form sowie eine herz­för­mi­ge Tup­per­ware. Die Klei­ne bekommt mas­sen­wei­se Süßig­kei­ten zuge­steckt und ver­tilgt alles sofort. Eigent­lich ist ja Ascher­mitt­woch, aber die­sen Hin­weis ver­steht hier nie­mand. Man lacht wie über einen anzüg­li­chen Witz, ich gebe klein bei. Sowohl die Ana­mne­se­frau­en als auch der Arzt, der Sani­tä­ter und die Bufett­frau­en bedan­ken sich herz­lich für mei­ne Bereit­schaft, es ist mir fast pein­lich. Gerührt fah­re ich abholen.

6.3. 2014

Unse­re Kin­der pfle­gen teil­wei­se eine etwas alter­tüm­li­che, viel­leicht poe­ti­sie­ren­de Spra­che. Mit der Ein­schu­lung ist das stets zu Tei­len geschwun­den, aber sie reden im Ernst von „spei­sen“ statt „essen“, sie sagen „gewal­tig“ statt „groß“, und sie spre­chen von „Gewand“ statt „Klei­dung“. Ver­mut­lich ist der Ein­fluß Kubit­scheks schuld an der Wort­wahl. Des wei­te­ren pfle­gen wir die­ses rück­wärts­ge­wand­te Fai­ble, uns zu beson­de­ren Anläs­sen beson­ders zu klei­den. In einem Land­strich ohne Bür­ger­tum im bür­ger­li­chen Sin­ne mag das eine affek­tier­te Eigen­art sein. Toch­ter: „Kein Mensch klei­det sich hier zur Zeug­nis­aus­ga­be oder zum Strei­cher-Vor­spiel fest­lich!“ – „Doch. Wir.“

Daß wir gern die kos­ten­güns­ti­gen Schü­ler­kon­zer­te im Leip­zi­ger Gewand­haus besu­chen, hat­te ich schon mal an die­ser Stel­le geschrie­ben. Heu­te wie­der; für die gro­ße Toch­ter war´s eine Pflicht­ver­an­stal­tung, für uns Eltern und die Kleins­te rei­ne Kür. Die Klei­ne durf­te Samt­kleid­chen und Lack­schu­he anzie­hen, sie wur­de ganz fei­er­lich in sol­chem Gewand. In ihrem Kopf ist die Ver­bin­dung zwi­schen „Gewand“ und „Gewand­haus“ prä­sent, und die­se Dif­fe­ren­zie­rung: daß es Kla­mot­ten gibt und Gewän­der. Und daß es aber kei­nes­wegs Pflicht oder auch nur der Nor­mal­fall ist, im Gewand­haus ein Gewand zu tragen.

Inter­es­san­ter­wei­se ent­hielt die schü­ler­ge­rech­te Ein­füh­rung ins dar­ge­bo­te­ne Werk, Schost­a­ko­witschs 5. Sym­pho­nie, kei­ner­lei aktu­el­le Bezü­ge. Dabei hat­te der Kom­po­nist die Arbeit an dem Werk 1937 aus­ge­rech­net auf der Krim begon­nen. Es war die Zeit der sta­li­nis­ti­schen Ter­rors, und der sich halb in Ungna­de befind­li­che Schost­a­ko­witsch soll­te mit sei­ner Sym­pho­nie bewei­sen, ob er noch „der Öffent­lich­keit zuge­mu­tet“ wer­den kön­ne. Er konn­te. Das Stück wur­de als Ver­herr­li­chung des Regimes bewer­tet, als Rück­kehr des ver­lo­re­nen Sohns unter die Fit­ti­che der sta­li­nis­ti­schen Kulturpolitik.

Der Kom­po­nist wider­sprach dem, vor allem der Deu­tung des letz­ten, tri­um­phal lau­ten Sat­zes spä­ter vehe­ment: „Was in der Fünf­ten vor­geht, soll­te mei­ner Mei­nung nach jedem klar sein. Der Jubel ist unter Dro­hun­gen erzwun­gen. […] So als schla­ge man uns mit einem Knüp­pel und ver­lan­ge dazu: Jubeln sollt ihr! Jubeln sollt ihr! Und der geschla­ge­ne Mensch erhebt sich, kann sich kaum auf den Bei­nen hal­ten. Geht, mar­schiert, mur­melt vor sich hin: Jubeln sol­len wir, jubeln sol­len wir. Man muss schon ein kom­plet­ter Trot­tel sein, um das nicht zu hören.“

Pau­ken, Trom­meln, Becken und Gong (letz­ter Satz!) gefie­len unse­rer Jüngs­ten am besten.

Zwi­schen Kubit­schek und mir gibt es seit je einen Dis­sens, was Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen im Bei­sein von klei­nen Kin­dern betrifft. Kurz: Er ist dage­gen. Er hat gute Grün­de: Sie stö­ren immer die eige­ne Kon­zen­tra­ti­on und gefähr­den poten­ti­ell die Kon­zen­tra­ti­on der ande­ren. Ich sehe das Pro­blem, möch­te die Kin­der hin­ge­gen dabei­ha­ben. Nicht, weil ich fin­de, die „Gesell­schaft“ müs­se aus Kin­der­freund­lich­keit auch mal Lärm im seriö­sen Betrieb ertra­gen, das auf kei­nen Fall. Ich war nie der „Mut­ter-mit-Kind-hat- Vorfahrt“-Typ, weit ent­fernt! Es sind zum einen ego­is­ti­sche Grün­de. Wer ein, zwei Kin­der hat, mag sich gern mal für eine Zeit beschei­den mit Aus­flü­gen in die Hoch­kul­tur. Aber über einen Zeit­raum von fast zwei Jahr­zehn­ten? Nö!

Wesent­li­cher aber erscheint mir dies: Es gibt kaum einen bes­se­ren Erzie­her als a) der sonn­täg­li­che Got­tes­dienst mit unhin­ter­geh­ba­rem Still­sitz­zwang und ohne Krab­bel­per­spek­ti­ve und b) die Hei­lig­tü­mer der Hoch­kul­tur. Ein Kind, kon­fron­tiert mit die­sen mäch­ti­gen Auto­ri­tä­ten, kann nur gewin­nen. Ja, für die Eltern ist es ein Ritt auf dem Vul­kan. Man muß das aus­hal­ten: Daß die eige­nen Hän­de zu Schraub­zwin­gen wer­den, daß man streng flüs­ternd am Ohr des Kin­des hängt statt hoch­kon­zen­triert zu fol­gen. Es ist kein purer Genuß. Ich bin in die­ser Hin­sicht schon zahl­rei­che Wag­nis­se ein­ge­gan­gen, nie mit Ver­lust (also mit zäh­ne­knir­schen­der Flucht aus dem Raum), und ich behaup­te: es zahlt sich aus. Ich erin­ne­re mich noch gut an einen äußerst gewag­ten Kon­zert­be­such vor Jah­ren, es wur­de Beet­ho­vens Eroi­ca gege­ben. Der Gat­te hielt es für hirn­ris­sig, die klei­nen Kin­der (paar Mona­te, drei und vier Jah­re) mit­zu­neh­men, ich ging im Streit, die Klei­nen im Schlepp­tau. Die Ein­laß­da­men zeig­ten mir einen Vogel und warn­ten, „beim kleins­ten Laut…!“ Es gab kei­nen Laut, nur eine nerv­lich stra­pa­zier­te, den­noch glück­li­che Mut­ter. Das ist kei­ne musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung. Es sind Gehor­sams­übun­gen. Die­se Kin­der sind mitt­ler­wei­le groß. Sie wis­sen, wann man auf­mu­cken darf/sollte und wann nicht.

7.3. 2014

Für mich war es nur eine Fra­ge der Zeit, bis sie einen Grund fin­den, die Lewitschar­off an den Wickel zu krie­gen. Alle Intel­lek­tu­el­len, die nicht ganz und gar zeit­ge­mäß sind, sind frü­her oder spä­ter dran. Und bei die­ser klu­gen Schrift­stel­le­rin fiel mir in letz­ter Zeit auf, wie bei­na­he vehe­ment sie ihre Her­kunft aus der ganz lin­ken Ecke beton­te. Als gäbe es da einen pro­phy­lak­ti­schen Schutz­wall aufzurichten!

Ich höre und lese eigent­lich täg­lich irgend­wel­che Stel­lung­nah­men lin­ker Den­ker oder Künst­ler, die mir völ­lig ver­dreht, gemein und ja, krank vor­kom­men. Ich erin­ne­re mich aber nicht, daß es da je irgend­wel­che nen­nens­wer­te Empö­rungs-Tsu­na­mis gab. Gab es je in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eine ähn­li­che wil­de und vor allem ein­tö­ni­ge Hatz gegen Lin­ke, so wie es sie gegen Mar­tin Hoh­man, gegen Eva Her­man, gegen Sar­ra­zin gege­ben hat? Oder zwei­mal gegen Mar­tin Mose­bach, ein­mal wegen des Himm­ler/­Saint-Just- Ver­gleichs, ander­mal wegen sei­nes Blas­phe­mie-Stücks? Ich habe Frau Lewitschar­offs inkri­mi­nier­te Dres­de­ner Rede über den Mach­bar­keits­wahn bei Leben und Ster­ben ganz gele­sen. Sie ist in gro­ßen Tei­len sehr per­sön­lich, fast intim. Lan­ge Pas­sa­gen han­deln vom Tod ihr nah ste­hen­der Men­schen, ihr Vater hat sich erhängt, als sie ein Kind war. Die zwei Stich­wor­te, wegen denen der Schrift­stel­le­rin nun die Höl­le heiß gemacht wer­den, lau­ten „Ona­nie­ver­bot“ und „Retor­ten­kin­der als Misch­we­sen.“ Die Lewitschar­off sag­te: „Die Vor­stel­lung, daß ein Mann in eine Kabi­ne geschickt wird, wo er, je nach Belie­ben, mit oder ohne Hil­fe por­no­gra­phi­scher Abbil­dun­gen, sti­mu­liert wird, sei­ne Sper­mi­en medi­zin­ge­recht abzu­lie­fern, die spä­ter in den Kör­per einer Frau prak­ti­ziert wer­den, ist mir nicht nur suspekt, ich fin­de sie abso­lut widerwärtig.“

Und spä­ter: „Gro­tesk wird es in inzwi­schen zahl­rei­chen Fäl­len, in denen sich Frau­en Sper­mi­en aus einem Kata­log ver­schaf­fen, wor­in die Ras­se und gewis­se kör­per­li­che Merk­ma­le und sozia­le Eigen­schaf­ten des anony­men Sen­ders ver­zeich­net sind, oder in denen sich les­bi­sche Paa­re ein Kind besor­gen, indem ent­we­der ein anony­mer Spen­der oder ein naher Ver­wand­ter der Freun­din der künf­ti­gen Mut­ter her­an­ge­zo­gen wird, um sein Sper­ma abzu­lie­fern.“ Auch die Leih­mut­ter­pra­xis hält sie für „grau­en­er­re­gend“, für „Fort­pflan­zungs­ge­murk­se“, daß sie geneigt sei, „Kin­der, die auf solch abar­ti­gen Wegen ent­stan­den sind, als Halb­we­sen anzu­se­hen. (…) Das ist gewiß unge­recht, weil es den Kin­dern etwas anlas­tet, wofür sie rein gar nichts kön­nen. Aber mei­ne Abscheu ist in sol­chen Fäl­len stär­ker als die Vernunft.“

Nun schrei­en sie Zeter und Mor­dio wegen die­ser von der Red­ne­rin selbst als unver­nünf­tig ein­ge­stan­de­nen Rede. Ges­tern noch hat die Lewitschar­off ihre Rede ver­tei­digt („Wenn Sie eine Rede schrei­ben, dann kommt Ihnen doch auch mal als Würz­mit­tel ein schar­fer Satz unter, um die Leu­te auf­zu­we­cken“) und erneut betont, daß sie die repro­duk­ti­ve „Selbst­er­mäch­ti­gung der Frau“ für eine „kata­stro­pha­le Ent­wick­lung“ hält. Heu­te hat sie sich im Fern­se­hen ent­schul­digt. Nutzt ihr gar nichts! Ich habe nur die ers­ten bei­den Leser­kom­men­tar­sei­ten auf spie­gel-online gele­sen. Anders als bei vor­ma­li­gen Empö­rungs­stür­men (Her­man, Sar­ra­zin) wird dies­mal in einer ein­zi­gen Front gegen den Feind geschos­sen. Es gibt kein Hal­ten, es darf belei­di­gend und dre­ckig zuge­hen. Einer, der sich Zaphod nennt, hält sei­ne Wor­te zwar im Zaum, aber er meint:

Die zuneh­men­de Prä­senz der Rechts­in­tel­lek­tu­el­len in den Medi­en wird lang­sam zu viel. Obwohl weni­ger als 5 % der Bevöl­ke­rung rechts­in­tel­lek­tu­ell sind, wer­den die­se Men­schen andau­ernd in den Medi­en geprie­sen und zu Talk­shows ein­ge­la­den. Dort dür­fen sie dann ihre schril­len Ansich­ten äußern, über die jeder nor­ma­le Mensch nur sei­nen Kopf schüt­teln kann. (…)Fehlt nur noch, dass dem­nächst auch Pro­fi­fuß­bal­ler rechts­in­tel­lek­tu­ell wer­den. Dau­ernd for­dern die Rechts­in­tel­lek­tu­el­len auch mehr Rech­te, sie wol­len immer kras­se­re Mei­nun­gen äußern dür­fen, obwohl das Grund­ge­setz sich ganz klar für die Gleich­heit der Men­schen und die Wür­de des Men­schen aus­ge­spro­chen hat. Aber dies Rege­lun­gen wol­len sie umin­ter­pre­tie­ren und auf ihre Ideo­lo­gie anpas­sen. Wir Nor­mal-Bür­ger müs­sen auf­pas­sen, dass wir nicht unter das Dik­tat der Rechts­in­tel­lek­tu­el­len kom­men. Sonst sieht es schlecht aus um uns und um unse­re Kinder!

Wir haben ja kein Fern­se­hen. Nur Radio und Blät­ter. Ver­mut­lich dar­um ist mir der media­le Rechts­ruck völ­lig entgangen.

8.3. 2014

Das Maga­zin der Süd­deut­schen Zei­tung kommt dies­mal als Heft über „bewun­derns­wer­te Frau­en“ daher. Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin Manue­la Schwe­sig bewun­dert beson­ders Hele­na Anger­mai­er, „die Frau, die Leben schenk­te“. Frau Anger­mai­er ist Her­rin zehn­tau­sen­der Schöp­fungs­ak­te. Sie ist die leib­haf­ti­ge Anti-Lewitschar­off. Anger­mai­er hört am liebs­ten Wag­ner und meint, „viel­leicht über­trägt sich der Geist der Musik ein wenig auf die Embryo­nen“. Ein­mal hat­te ihr ein Mann gleich drei Samen­lie­fe­run­gen an einem Tag über­ge­ben. Bei der der Begut­ach­tung der drit­ten Pro­be habe sie ihre „abso­lu­te Favo­ri­ten-Musik“ auf­ge­legt, und just beim Tris­tan-Akkord „sehe ich ein Sper­mi­um vor­bei­schwim­men, ein schö­nes oben­drein!“ Das klingt natür­lich wun­der­bar, fast gött­lich und nicht so per­vers wie Frau Lewitschar­offs Ein­las­sun­gen. Frau Anger­mai­er selbst woll­te „nie ein Kind!“ Die Vor­stel­lung einer Schwan­ger­schaft war für sie „alb­traum­haft“:

„Tau­sen­de Kin­der im Labor zu zeu­gen ist mir lie­ber, als ein ein­zi­ges zu haben. Ich sage das zuwei­len auch ganz offen: dass mir Kin­der am sym­pa­thisch­ten vor dem fünf­ten Lebens­tag sind. Da kann ich sie in den Brut­schrank stel­len, und sie sind still.“

Empö­rung? Nicht dafür!

9.3. 2014

Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren steht der März zwi­schen Frau­en­tag und Equal-Pay-Day ganz im Zei­chen der Frau als Opfer. (Eine Aus­nah­me mag unser Land­kreis dar­stel­len, hier hän­gen viel­fäl­ti­ge „ero­ti­sche“ Pla­ka­te mit Ein­la­dun­gen zu Strip­shows. Am Frau­en­tag las­sen Män­ner die Hosen run­ter.) In Ber­lin hin­ge­gen fand ges­tern ein groß­an­ge­leg­ter Frau­en­kampf­tag statt:

„Die­ses Jahr hat sich erst­mals ein brei­tes, bun­des­wei­tes Bünd­nis aus Vertreter*innen ver­schie­dens­ter Frau­en*-, quee­rer und migran­ti­scher Grup­pen, Jugend- und Stu­die­ren­den­or­ga­ni­sa­tio­nen, Gewerk­schaf­ten, Par­tei­en und Initia­ti­ven unter­schied­li­cher Gene­ra­tio­nen und Hin­ter­grün­de zusam­men­ge­fun­den, um gemein­sam zum Frauen*kampftag auf­zu­ru­fen. Dabei geht es sowohl um noch immer aktu­el­le For­de­run­gen wie equal pay, Gleich­ver­tei­lung der Repro­duk­ti­ons­ar­beit oder der Kampf gegen All­tags­se­xis­mus, als auch um die Kämp­fe der women* of color sowie der queer‑, Trans*- und Inter*szene“

Anschei­nend müs­sen sie das Kämp­fen ler­nen, die Frau­en und ihre bun­te Anver­wandt­schaft. Sogar unse­re bie­de­re Lokal­zei­tung alar­miert: Jede drit­te Frau in Euro­pa hat schon ein­mal schwe­re Gewalt erlebt! Um genau zu sein: 35% der Frau­en in Deutsch­land, 45% in den Nie­der­lan­den, 52% in Däne­mark, 46% und 47% in Schwe­den und Finn­land. Even­tu­ell muß gel­ten: Je wei­ßer, je nörd­li­cher die Män­ner, des­to gewalt­tä­ti­ger. In Spa­ni­en und Slo­we­ni­en waren nur 22% der Damen Opfer von Män­ner­ge­walt, in Polen gar nur 19%. Mor­ten Kja­er­um von der „Agen­tur der euro­päi­schen Uni­on für Grund­rech­te“ zieht beden­kens­wer­te Schlüsse.

„Frau­en sind nicht sicher – auf den Stra­ßen, am Arbeits­platz und schluss­end­lich auch nicht zu Hause.“

 Die „Dun­kel­feld­stu­die“, von der Emma als Mei­len­stein („größ­te Gewalt­stu­die der Welt“) gefei­ert, befrag­te 42.000 Euro­päe­rin­nen – auch über Erfah­run­gen mit psy­chi­scher Gewalt. Vor­hin hör­te ich im nähe­ren Umfeld eine tie­fe Stim­me, die bedroh­lich rief: „Mädels, wenn jetzt nicht Ruhe herrscht, dann setzt´s was“. Das war ein­deu­tig psy­chisch. War es im Nach­bar­haus? Wohin man schaut, hört: Gewalt gegen Frauen.

 

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (25)

ch.

10. März 2014 09:26

"und das auch alle Frauen im Kleide zu meiner Aufführung erscheinen, ja Mama"

- meine Tochter (4) gestern...

Carsten

10. März 2014 09:38

Schluck! Dürfen Rechte überhaupt Blut spenden? Werden da jetzt nicht nichtsahnende Liberale und Linke mit irgendwas infiziert? Kann einem Ausländer zugemutet werden, nach einem Unfall eine Blutkonserve von einem Rechten zu erhalten? Ich prophezeie: Wenn linke »Aktivisten« das lesen, wird die Frage ernsthaft diskutiert!

Ich kann bestätigen, dass Linke wirklich glauben, der mediale Diskurs wäre rechtslastig. Voll verrückt, aber die glauben das echt. Vermutlich, weil sonst die Selbstwahrnehmung als kritischer Oppositioneller nicht mehr funktionieren würde.

Holzfäller

10. März 2014 10:18

Einfach nur Interesse halber: Wieviele Tages/Wochenzeitungen hat die Familie Kubitschek/Kositza eigentlich im Abonnement?

strong>Kositza: Die große Tochter hat die SZ im Abo, die nächstälteste zur Zeit die MZ als Probe für zwei Wochen, letztere dürfte eine der qualitativ schlechtesten Lokalzeitungen weltweit sein. Wöchentlich haben wir die JF und eine Tochter die ZEIT. Monatlich wird´s unüberschaubar.

Thomas Wawerka

10. März 2014 11:51

Aschermittwoch wie ein anzüglicher Witz ... ja, da weiß man nicht, ob man seufzen oder schmunzeln soll. - Wo sind Sie denn kirchlich angebunden? Und welches Radio meinen Sie?

Kositza: Radio? Bei uns plätschert nur Staatsfunk, DLF, d-radio, gelegentlich MDR Figaro, letzteres selten, weil ich auf diese halbklassische Gitarrenmusik allergisch reagiere. Kirchlich angebunden sind wir seit je römisch-katholisch.

Albert

10. März 2014 13:39

Meine Mädchen ziehen auch gern Kleider an. Nur kämpfe ich einen hoffnungslosen Kampf an der "Rosa-Front". Sie tragen am liebsten diesen häßlichen, häßlichen Rosa-Barbie-Mist. Ich muss immer arge Gummibärchen-Bestechung aufbieten, um sie in die schönen Trachtenkleider zu nötigen.

Einige allzu häßliche Kleider habe ich schon heimlich in die Mülltonne entsorgt... Aber es hilft nix...

Kositza: Naja, manche behaupten ja, gerade mit rosa Mädchenkleidern setzte man sich gegen die Hegemonie der Linken (gender-Aktionen wie pink stinks) ab... Seh ich nicht so. Barbie-Kleider müssen nicht sein. Aber wenn Ihre Mädels schon allein shoppen gehen, ist es wohl zu spät...

Marc Thomas

10. März 2014 14:26

Das Hauptproblem besteht darin, daß ein "Zaphod" - abgesehen von seinen Geistesdefiziten -, eine Schwesig als Bundesfamilienfeindin und eine Angermaier im Rahmen ihrer vollkommenen Unmenschlichkeit ernsthaft annehmen, sie wären Normalbürger? Gibt es zwei Möglichkeiten!
Sie irren! Oder aufgrund einer Gesellschaftsmutation in Sphären des Minderwertigen und Abnormalen bildet der Evolutions- und Geschichtsausschuß, die Negativauslese im Zeitalter der Beliebigkeit, heute die Norm! Ich tendiere zu letzterem.

Bezogen auf die sog. Rechtsintellektuellen wäre anzumerken, daß es nicht nur um einen Selbstbetrug hinsichtlich Gesellschaftsrolle bezüglich Reform/Revolution geht, sondern die Tatsache, daß - aufgrund des Abrückens dieser sog. Gesellschaft in die Linkskloake - Typen, die sich ein Wort der Normalität erlauben, trotz deren Linkstendenzen, als unglaublich "heavy-rechts" gelten. Das ist eine Frage des Standpunktes und des Verhältnisses verrückt-totalverrückt! Insbesondere, wenn man totalitäre Gleichheit durch Vernichtung des anderen als Toleranz (für sich selbst) und die Herabwürdigung des Menschen durch Freiheit (von allem) als Würde verkauft.

Beste Wünsche für Frau Kositza und ihre kleinen Frauen und Männer, die der größte Schatz einer Familie und eines Volkes sind. Das Leben selbst!

Ein Fremder aus Elea

10. März 2014 14:35

Lewitscharoff vs. Brave New World.

Aschermittwoch vs. Neuer Mensch.

Mir geht's zur Zeit nicht so gut, wahrscheinlich Nierenentzündung (wohl beidseitig, aber links schlimmer), Rückenschmerzen bei jeder Bewegung, Schüttelfrost, Fieber.

Also die ideale Zeit, um Loyolas Ansichten zu Trost und Trostlosigkeit zu kommentieren.

https://bereitschaftsfront.blogspot.com/2014/03/ignatius-von-loyola-geistliche-ubungen_10.html

Strogoff

10. März 2014 15:30

Bezogen auf das von Marc Thomas genutzte Wort "Negativauslese".
Gibt es ein Buch in dem die Negativauslese der Eliten beschrieben ist?

Trouver

10. März 2014 22:05

Alle Menschen sind vorm GruGe gleich, aber die Bunteren sind die Gleicheren.

.. Was die Gewalt gegen Frauen in Nordeuropa angeht, es war zu lesen, dass kurz bevor A.B.Breivik zuschlug, eine Einheimische in Oslo vergewaltigt wurde.

Vor dem Parlament.

Gold Eagle

10. März 2014 22:07

Ich verstehe bei der künstlichen Befruchtung nicht ganz das Problem. Es gibt eben viele Paare, die sonst kinderlos bleiben würden und die Geburtenrate wäre noch um einige tausend Geburten niedriger. Wäre das besser? Oder soll die Frau fremd gehen, um schwanger zu werden? Und dass der Samenspender nach bestimmten Kriterien ausgesucht wird, ist doch wohl auch kein Skandal, das passiert im wirklichen Leben doch auch. Da suchen sich Frauen ja auch Männer nach bestimmten Kriterien. Da sie den Mann hier nicht persönlich kennenlernt, muss sie eben bestimmte Punkte durchgehen. In der Regel suchen die Paare einen Spender aus, der äußerlich und von seinem Bildungsgang her dem Ehemann der Frau ähnelt. Das finde ich nachvollziehbar, alles andere wäre auch absurd.

Wenn man schon als Intellektuelle einen einzigen Schuss für eine kontroverse Kulturkritik frei hat, kann man dann nicht ein relevantes Thema nehmen? Islam, Euro, Finanzoligarchie, Überwachungsstaat, PC...was auch immer. Von allen möglichen Themen, mit denen man in Deutschland provozieren kann, hat sie sich wirklich das mit der geringsten Relevanz ausgesucht.

Kositza: Nein, bestimmt findet Frau Lewitscharoff nicht, daß eine Frau mit Kinderwunsch fremdgehen sollte. Daß die Samenbanklösung für Sie, Gold Eagle, vernünftig erscheint, konnte ich mir schon denken!
Ich denke auch weder, daß die Schriftstellerin "einen einzigen Schuss" frei hatte, noch daß sie in einem Bereich mit der geringsten Relevanz provozieren wollte, q.e.d.

Stil-Blüte

10. März 2014 22:09

@ Marc Thomas
Sie machen es mir - nur mir? - schwer, zu verstehen, was Sie sagen wollen. Meinen Sie, daß inzwischen eine Negativauslese - sozusagen 'Ausschuß' - das menschliche Leben reguliert und regiert? Wenn ja, worauf gründet sich Ihre Annahme, da ja die Natur von sich aus aussortiert. Vorstellbar als e i n Beispiel, daß Frühgeburten, dem natürlichen Verlauf überlassen, gestorben wären, nun gepeppelt werden?

Stil-Blüte

10. März 2014 22:24

@ Ein Fremder aus Elea

- Reichlich warmen Tee trinken: Hagebutte, Birkenblätter, Brennnessel, Kamille, Bohnenschalen u. dgl. mehr.
- Füße, Bauchraum, Nierengegend richtig schön warm halten (gute alte Wärmflasche)
- Hören Sie: Bleiben Sie im Bett!
- Falls über kurze Zeit Hausmittel nicht helfen, auf den Hausarzt hören. Urin-, Blutstatus ist meistens nicht ohne. Der verschreibt Ihnen dann Antibiotika. In Ihrem Fall: UNBEDINGT nehmen!

Gue Besserung!

Rautenklausner

10. März 2014 22:38

An Strogoff:

Ja. Seneca, Epistulae morales.

Zadok Allen

10. März 2014 23:24

Was soll man von dem zitierten Kommentar aus der (mich sachlich in keiner Weise interessierenden) Lewitscharoff-Diskussion bei spiegel-online halten?

Nicht einmal das Erschrecken will mehr einsetzen. Offenbar sprechen wir hier und die da unterdes verschiedene Sprachen. Die konformistischen Kommentare auf den Seiten des massenmedialen Apparats - sicher werden nicht alle von "Trollen" stammen - lese ich, so selten, wie sie mir noch zu Gesicht kommen, inzwischen frei nach Schätzing als "Nachrichten aus einem unbekannten Universum".

Was mich ratlos macht, ist die Frage, wie mit Leuten, die so - man scheut die Verwendung des Verbes - "denken", jemals noch eine Verständigung möglich sein soll. Ob diese Dissoziation der Lebenssphären bald auch auf andere Bereiche übergreifen wird? Es wird sich doch kaum mehr um einen bloß ideologischen Effekt handeln.

Gold Eagle

11. März 2014 07:21

"Daß die Samenbanklösung für Sie, Gold Eagle, vernünftig erscheint, konnte ich mir schon denken!"

Das klingt jetzt so, als würde ich die Legalisierung von Kannibalismus vorschlagen.

Eine konkrete Situation: Wir haben ein bürgerliches Paar und er kann keine Kinder zeugen oder beide sind genetisch nicht kompartibel, was es auch gibt. Sollen beide auf Kinder verzichten, obwohl sie beide gute Eltern wären und ohne Probleme in der Lage wären welche groß zu ziehen?

Die künstliche Befruchtung zu verbieten bedeutet 1,6 Millionen Kinder weniger in Deutschland bis zum Jahr 2050:

"Noch deutlicher spürbar wären die Auswirkungen, wenn dieser Anteil ab sofort, also von 2007 an, auf das Niveau Dänemarks steigen würde und konstant bliebe. Nach diesem „dänischen Modell“ würden in Deutschland bis 2050 1,6 Millionen Kinder zur Welt kommen, die direkt oder indirekt auf eine Befruchtung außerhalb des Körpers zurückgingen. Das Fazit der Studie: Neben einer modernen Familienpolitik und verstärkter Prävention zur Vermeidung medizinisch bedingter Unfruchtbarkeit könnte die Medizin Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch helfen und damit in gewissem Umfang die Geburtenstatistik erhöhen."

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/28956/Studie-Kuenstliche-Befruchtung-kann-Geburtenstatistik-erhoehen

Rumpelstilzchen

11. März 2014 09:04

Denn Staub bist du,
und zum Staub wirst du zurückkehren."

1.Mose 3,19

Wer den Aschermittwoch wie einen anzüglichen Witz versteht, dem sollte man vielleicht ein Aschenkreuz-Selfie posten. Was ist "schlimmer" ?

Ehrlich gesagt, kannte ich Frau Lewitscharoff bis dato gar nicht und will sie eigentlich auch gar nicht näher kennenlernen. Da lese ich lieber Evelyn Waugh. Dachte vor einiger Zeit tatsächlich noch, er sei eine Frau.
Vielleicht ist auch er ein Halbwesen.
(Danke für den Literaturhinweis, Frau Kositza)
Apropos, Frau Lewitscharoff sieht selbst ein bißchen aus wie ein Halbwesen. Mit der niedrigen Stirn und dem fliehenden Kinn hat sie was krötenartiges.
Ich nehme das vorsichtshalber gleich zurück und beichte meine schlechten Gedanken über Äußerlichkeiten anderer Menschen. Das ist das Gute an der Beichte: man kann immer wieder neu anfangen. Auch als Rechter erhält man immer wieder die Absolution.
Frau L. vertritt "ein traditionelles Menschenbild, das stark aus dem Christentum kommt und das den Menschen in seiner ganzen Unbehülflichkeit annimmt." FAZ 6.3.
Das hätte Raskolnikov sensibler formuliert. Zumal die katholische Kirche einen festen Standpunkt zur künstliche Befruchtung und Reproduktionsmedizin hat.
Es gibt doch einen großen Unterschied zwischen dem christlichen Glauben und dem "Vertreten eines christlichen Menschenbildes."
Man sollte seine seelischen Befindlichkeiten auch nicht als Entschuldigung benutzen für sprachliche Fehlgriffe.

F451

11. März 2014 11:35

Also ich finde die Vorstellung meine Frau mit dem Sperma von einem anderen Mann befruchten zu lassen, einfach nur abartig. Das wäre nicht mein Kind, sondern das von einem anderen Mann. Allerdings würde ich auch keine künstliche Befruchtung mit meinen eigenen Spermien wollen. Wenn Sie das nicht auf natürlichem Weg schaffen, dann sind sie minderwertig und die Natur hat für mich entschieden.

Martin

11. März 2014 11:41

Eine konkrete Situation: Wir haben ein bürgerliches Paar und er kann keine Kinder zeugen oder beide sind genetisch nicht kompartibel, was es auch gibt. Sollen beide auf Kinder verzichten, obwohl sie beide gute Eltern wären und ohne Probleme in der Lage wären welche groß zu ziehen?

Warum Nicht?

Ein großer Teil der "Probleme", die heutzutage auf diesem Gebiet bestehen habe ihre Ursache darin, dass man den Menschen vorgaukelt, man könne, Pille sei Dank, erst mal Sex ohne Ende haben, Karriere machen und das mit den Kindern kann man aufschieben, bis dann endlich alles "perfekt" im Sinne von Haus, Auto, guter Job etc. ist. Bis dahin kann es für Menschen, die mit Anfang 20 noch unproblematisch Kinder hätten bekommen können, zu spät sein. Ebenso sorgt die "Pille" (die übrigens auch in Mastbetrieben zum Einsatz kommen kann) für ein Ansteigen entsprechender Hormone im Trinkwasser, was auch einen Beitrag dafür liefern kann, dass es in "reiferen" Jahren eben nicht mehr natürlich klappt. Zusammengefasst, Ursache und Wirkung bedenken und der Arzt muss nicht immer der Doktor für Lebensentwürfe sein, die sich blind auf "alles ist machbar und planbar" stützen.

Der Vergleich ist zwar nicht zulässig, aber wenn man sieht, wie viel Leben jedes Jahr abgetrieben wird, dann ist die Zahl des Lebens, welches über medizinische Maßnahmen zusätzlich ermöglicht wird, nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein und demografische Argumente zählen daher nicht.

Frau Lewitscharoff wird aus genau diesen Gründen so heftig angegangen, da sie mit ihren, evtl. wohl auch ästhetisch bedingten Ekeläußerungen, an einem Grundpfeiler unserer linken Gesellschaft - ob bewusst oder unbewusst ist dabei unerheblich - genagt hat.

Thomas Wawerka

11. März 2014 11:51

@ Zadok Allen:

"Ob diese Dissoziation der Lebenssphären bald auch auf andere Lebensbereiche übergreifen wird? Es wird sich doch kaum mehr um einen bloß ideologischen Effekt handeln."

Sehr gut beobachtet und formuliert - das nehme ich genauso wahr. Es gibt eine Art Heterogenitätssog, der sich wohl nicht abstellen oder umkehren lassen wird. Schon die Deutschen unter sich sprechen keine gemeinsame Sprache mehr. Ich frage mich, von welchem "Volk" die Rechten immer schwadronieren. Dieses "Volk" gibts gar nicht mehr.

Und wenn es nur auf die "wenigen Richtigen" ankommt, ist es auch egal, ob die "Vielen" Deutsche oder Zugewanderte sind ...

Hohenstaufer

11. März 2014 15:44

Liebe Ellen K.,

ich kann "Gold Eagles" Einwand nachvollziehen und gewinne - obgleich Familienvater auf natürlichem Wege - künstlicher Befruchtung durchaus positive Seiten ab.

Aus christlicher Sicht bestehen in diesem Punkt wohl fundamentale Bedenken, doch befürworte ich aus sozialbiologischer Betrachtung ebenfalls Forschungen zur Vermeidung von Erbkrankheiten sowie - politisch höchst inkorrekt - zur "Höherzüchtung" und Intelligenzsteigerung.

Begrüßenswert sind doch die im Rahmen der künstlichen Befruchtung zu beobachtenden Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, wo der "nordische" Typus eine Renaissance erlebt!

Stil-Blüte

11. März 2014 20:04

@ Gold Eagle

'...und die Geburtenrate wäre noch um einige tausend Geburten niedriger...'

Na, und? Allein die Zahl zählt eben nicht. Sterilität - der Name sagt es schon - ist ein Zeichen. Wofür? Daß die Natur nicht mitspielt. Woher ich das weiß?

In 'goldenen Zeiten' v o r der sog. Reproduktiosindustrie gab es - wissenschaftlich gesichert, Sterilitäts- und Hormonberatungen, die damals noch 'Sprechstunden' hießen, in denen kinderlose Eltern ihre Sorgen vortragen konnten. Der geniale Arzt machte, nachdem er medizinische Ursachen (Verstopfung der Eileiter, hormonelle Störungen usw. ausgeschlossen bzw. behandelt hatte) folgendes Angebot an die Paare: 'Schlafen Sie mal 8 Wochen nicht miteinander.' Gesagt, getan? Beileibe nicht. Die Natur, in dem Fall die Hingabe brach sich just zur optimalen Empfängniszeit Bahn, das Paar hatte, wie es im Arztbericht nüchtern hieß 'GV' (Geschlechtsverkehr), und - die Frau wurde guter Hoffnung.

Kinderwunsch - Wunschkind? Diese Vorstellung, interessant wäre, wann dieser Begriff 'Wunschkind' zum erstenmal aufgetaucht ist, ist nicht sehr alt und fällt unter die Rubrik der Moderne. Die Natur aber läßt sich wohl nur mit großen Verrenkungen und Preisgaben in eine Zwangsjacke stecken. Die Sonderrechte, die wir Menschenkinder für uns in Anspruch nehmen, sind oft wider die Natur. Über einen nicht aufgegangenen Samen, einen Baum, der keine Früchte trägt, ein mickriges Kätzchen ('Einschläfern') verfügen wir ganz selbstverständlich anders. Die Schicksalslosigkeit unserer Zeit...

Gold Eagle

12. März 2014 10:38

"Ein großer Teil der „Probleme“, die heutzutage auf diesem Gebiet bestehen habe ihre Ursache darin, dass man den Menschen vorgaukelt, man könne, Pille sei Dank, erst mal Sex ohne Ende haben, Karriere machen und das mit den Kindern kann man aufschieben, bis dann endlich alles „perfekt“ im Sinne von Haus, Auto, guter Job etc. ist."

Das hat weniger etwas mit der Pille zu tun als mit unserem Bildungssystem. In früheren Zeiten waren selbst Akademiker mit 25 Jahren fest im Berufsleben etabliert. Heute sind das viele mit Mitte 30 noch nicht. Dass es dann mit der Familiengründung eng wird, das ist völlig klar. Mit 19 Abitur und mit 29 Studienabschluss ist einfach zu spät.

Dazu studieren viele Fächer, mit denen sie keine gute Jobperspektive haben. Wer braucht diese Masse von Soziologen und Germanisten? Dass die sich dann ewig mit Praktika und befristeten Beschäftigungsverhältnissen herumschlagen ist völlig klar. Dass damit viele Männer einfach nicht das Einkommen erwirtschaften, um Frau und Kindern ein bürgerliches Leben ermöglichen zu können, dsa ist auch klar. Dass dann Frauen auch arbeiten müssen, weil der Mann selber nicht genug verdient, das liegt auf der Hand.

Dass man erst einmal seinen Lebensunterhalt bestreiten muss und erst dann eine Familie gründen kann, das ist eine Selbstverständlichkeit. Das war früher nicht anders. Naturlich konnte auch im 19. Jahrhundert nur heiraten und Kinder haben, wer sich und seine Familie auch ernähren konnte. In vielen deutschen Staaten war es Menschen ohne festes Auskommen sogar verboten zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen.

Dass Menschen, solange sie sich keine Kinder leisten können, beim Sex verhüten, kann ich jetzt auch nicht als Skandal ansehen. Oder zeugen Sie jedes Mal ein Kind, wenn Sie Sex haben?

Anna

12. März 2014 17:37

Bekannte:
Frau und Frau Z., verheiratet, ein Kind durch Samenspende (Spender: gutaussehend, blond, hoher IQ). Mütter (?) sorgen sich, Kind gedeiht.

Wenn ich nur nicht einer der beiden Damen großes Unverständnis für die Hälfte der Menschheit (vulgo: Männerhaß) zuschreiben würde, wäre er nicht da:
Dieser Lewitscharoff-Gedanke, (die Sache) "ist mir nicht nur suspekt, ich finde sie absolut widerwärtig.“

Kositza: Im heftigsten mir bekannten Fall haben sie, die beiden "Mütter", gleich drei gespendete Kinder - mit einer anderen Hautfarbe als die "Mütter".

Martin

12. März 2014 22:44

Dass Menschen, solange sie sich keine Kinder leisten können, beim Sex verhüten, kann ich jetzt auch nicht als Skandal ansehen. Oder zeugen Sie jedes Mal ein Kind, wenn Sie Sex haben?

Ich könnte ja jetzt unter dem dezenten Hinweis auf den Film "Sinn des Lebens" von Monty Python sagen, ich bin Protestant ...

Scherz beiseite, Sex ist sicherlich kein Skandal und die Leute können natürlich, so lange sie erwachsen sind und es einvernehmlich ist, machen was sie wollen, nur gibt es bei allem Tun Risiken und Nebenwirkungen und die sollten eben besser allgemein bekannt sein und jeder sollte um sie bei seinen Entscheidungen wissen - dies betrifft insbesondere den allzu sorglosen Einsatz hormoneller Contraceptiva. Im Nachhinein dann jammern gilt nicht. Und ein Staat sollte es durchaus ermöglichen, dass auch Studenten Kinder bekommen können, bspw. in dem junge Familien in Ausbildung mindestens Hartz IV Leistungen bekommen und das dafür ein Studium dann kein Hindernis mehr sein darf (schon komisch: Mit der Exmatrikulation ist der Weg an die Sozialtöpfe frei - wie seltsam ist dass denn?). Wo für einen Staat ein Wille zur Bejahung von Familien ist, da ist auch ein Weg außerhalb der Kliniken möglich.

Maulwurfshügel

12. März 2014 23:11

Von meiner Großmutter kenne ich noch den Spruch: Was Gott Dir in der Welt verwehrt, das sei Dir nicht begehrenswert. Man muß nicht religiös sein, um den Sinn dahinter zu verstehen. Abgesehen davon, egal ob es sich um künstliche Befruchtung, PID, Abtreibung, oder am anderen Ende des Spektrums um die künstliche Lebensverlängerung handelt: Gemacht wird das Ganze nur, weil es sich dabei um ein einträgliches Geschäft handelt. Das sollte man bei aller Moralisiererei nie vergessen!!

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