Mutti- und Vatitag

So war der Muttertag, als ich noch ein Kind war: In progressiven Familien von Freundinnen wurde dieser Tag ganz bewußt nicht „begangen", ....

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

… er galt als Brim­bo­ri­um der Blu­men­in­dus­trie. Ande­re Müt­ter (die, die all­tags noch Schür­ze tru­gen und denen der Mai auch als „Mari­en­mo­nat” bekannt war) freu­ten sich über den gedeck­ten Frühstückstisch.

Schür­zen trägt heut kei­ne mehr. Den­noch ist die Mut­ter­tags­tra­di­ti­on zumin­dest soweit unge­bro­chen, daß selbst goog­le sei­nen Schrift­zug ges­tern rosa ein­ge­färbt und durch ein Sträuß­lein ergänzt hat – es füh­le sich ange­spro­chen, wer will.
Von den grö­ße­ren Kin­der gab’s hier und heu­te Selbst­ge­töp­fer­tes,- gepflück­tes und ‑geba­cke­nes. Die bei­den Klei­nen war­te­ten mit Kin­der­gar­ten­kunst auf. Sehr nett natür­lich. Auf unse­rem Jah­res­zei­ten­tisch im Trep­pen­haus pflegt der­glei­chen aus­ge­stellt und gebüh­rend gewür­digt zu wer­den. Die kind­li­chen Gaben ent­behr­ten dies­mal jedoch nicht gewis­ser Pikan­te­rie: Scheint, als schick­ten sich die Gen­der­nau­ten an, unse­ren bie­de­ren Kin­der­gar­ten zu kapern!

Das gerahm­te Gedicht, von einer der Tan­ten mit Kuli auf­ge­schrie­ben und vom Söhn­chen mit einer Zeich­nung „Fisch­ot­ter und Gespenst” aufs treff­lichs­te ver­ziert, atmet noch beflis­se­nen DDR-Ton: Da reimt sich flei­ßig und lieb auf Haus­halt und Betrieb – das ist nicht Gen­der-Geist, son­dern ein­deu­tig Ost­zo­ne (Auf Kom­bi­nat gäb’s auch nur blö­de Reim­wör­ter, malad und Salat vielleicht).

Die Kleins­te wie­der­um hat durch Farb­kleck­se zwei Gruß­kar­ten ver­ziert, die eben­falls von den “Tan­ten” (vul­go: Erzie­he­rin­nen) ver­faßt wur­den. Da heißt es ein­mal per Kuli: “Alles Gute für die lie­be Mut­ti” und, mit Blei­stift ergänzt, “und den lie­ben Vati”. Auf der zwei­ten Kar­te dann gleich voll­stän­dig “Alles Lie­be zum Mut­ti- und Vatitag”.

Oho! Nun ist also bis zu Kin­der­gärt­ne­rin­nen in der Pro­vinz durch­ge­drun­gen, daß die Kate­go­rien Mütterlichkeit/Väterlichkeit obso­let gewor­den sind. Alles eins! Qua­li­täts­un­ter­schie­de oder Auf­ga­ben­tren­nung: vor­gest­ri­ges Denken!

Bereits vor ein paar Jah­ren hat­ten die Geschlechts­de­kon­struk­ti­vis­ten von www. gender-killer.de dar­auf auf­merk­sam gemacht, war­um der Mut­ter­tag an sich eine per­ver­se Insti­tu­ti­on sei:

Oft wird auch bei denen, die zu recht dar­auf hin­wei­sen, das Opa ein Nazi war ver­ges­sen, dass auch ohne die ganz gewöhn­li­che Deut­sche der Ver­nich­tungs­krieg und die shoa nicht mög­lich gewe­sen wären. Die Tra­di­ti­on des Mut­ter­ta­ges in Deutsch­land steht bei­spiel­haft für eine Funk­ti­on, die “deut­sche Frau­en” in die­sem men­schen­ver­ach­ten­den Sys­tem inne hatten.

Man lernt nie aus. Und obwohl bei einer viel­köp­fi­gen, viel­be­schäf­tig­ten Fami­lie der Sonn­tag immer auch mit Arbeit ver­bun­den ist, mach­ten wirs uns schön. Kubit­schek sang beim Bügeln ein fro­hes Lied, ich wech­sel­te mit töch­ter­li­che Hil­fe end­lich die Winterreifen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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