Daß ich nicht gerade ein Fan der Genossen von “Pro Köln” bin, habe ich ja bereits ausgeführt. Immerhin, die Vorfälle vom letzten September in Köln hatten trotz aller Widerwärtigkeit etwas Dramatisches und Aufwühlendes, und solange es Konflikte gibt, darf man hoffen, daß noch genug Sprengstoff vorhanden ist, um die verknorzten Verhältnisse in Bewegung zu bringen.
Umso mehr wundert (und ehrlich: enttäuscht es) mich, wie schnell dem Ganzen nun im zweiten Anlauf die Luft ausgegangen ist, und zwar auf beiden Seiten.
Not with a bang, but with a whimper: Die Medienhetze gegen PK war deutlich leiser, der Kongreß mußte nicht abgebrochen werden und konnte relativ ungestört stattfinden, die Gegendemonstranten waren überschaubar, ebenso allerdings auch die Besucher. Und nun herrscht auch bei einem der Haupt-Alliierten von PK, bei dem allseits beliebten Portal “Politically Incorrect”, Katerstimmung. Schon beginnen sich die heterogenen Elemente auseinanderzudividieren. Da wären etwa auf dem Kongreß “dubiose Gestalten” aufgetaucht, und einige davon hätten sich auch noch “anti-israelisch” geäußert, was für die Pro-Israelis von PI natürlich ein äußerstes Sakrileg ist. Der PI-Kommentator schreibt:
Der Kongress hinterlässt nicht nur Begeisterung, von der hier viel die Rede war, sondern auch tiefe Enttäuschung und Ernüchterung. Und wenn man in Pressevideos sieht, wie der obige Herr (Anm.: oben auf der Seite abgebildet) Gegendemonstranten hinterher kräht: „Geh doch zu Hause, Du alte Scheiße“ auch ein wenig Scham. Wer das noch kennt.
Was ganz was Neues: ausgerechnet “Politically Incorrect” redet von “Scham”! Wie auch immer: die Programme von PI & PK mit all ihrem Israel‑, USA‑, Grundgesetz- und Menschenrechte-Gedöns zeigen deutlich, wie wenig die Beteiligten eigentlich wissen, wer sie eigentlich sind, als Deutsche, als Europäer, als Westler, wofür sie eigentlich kämpfen, welche Bestände genau sie eigentlich vor der “Islamisierung” bewahren wollen. Mit all den Symptomen des westlichen und inbesondere des deutschen Identitätsknacks’ im Gepäck läßt sich aber kein fester Boden unter den Füßen gewinnen, und mit der Verteidigung des Liberalismus wird die Krankheit als Heilmittel, der Bock zum Gärtner empfohlen. Frei nach Karl Krausens Diktum über die Psychoanalyse: “Der Liberalismus ist jene Krankheit, für deren Heilmittel er sich hält.”
Wenn ich zwischen Markus Beisicht und einer wirklich selten ekelhaften Gestalt wie Fritz Schramma (oder zwischen Schramma, Beisicht und Ralph Giordano, wenn wir schon dabei sind) wählen müßte, ginge es mir wie der spanischen Königin in der Ballade von Heinrich Heine von der religösen “Disputation”:
Doch es will mich schier bedünken,
Daß der Rabbi und der Mönch,
Daß sie alle beide stinken.”
Aber Politik ist nun einmal so, und die Herrschaften von PI und PK scheinen noch die letzten zu sein, die die Energie haben, einen doch recht beachtlichen Widerstand gegen die Islamisierung und die Überfremdung (um letzteres geht es ja eigentlich hauptsächlich, wenn man die Sache zu Ende denkt, auch wenn es die Betreffenden ungern zugeben) zu organisieren, ein Widerstand, der allerdings, wie gesagt, auf den sprichwörtlichen tönernen Füßen steht. Aber gleichzeitig bringen es diese Leute durch ihr eigenes Verhalten fertig, daß das linksliberale Meinungskartell leichtes Spiel hat, sie zu diskreditieren, rechnet man auch ein, daß heute jegliche Form der autochthonen kulturellen Selbsthauptung als “rechtsextremistisch” diffamiert wird. Und die sogenannte “schweigende Mehrheit”, teils gelähmt, teils planlos, teils im euthanasischen Entschlummern versunken, tut, was sie immer tat, nach Joachim Fernau:
Die Hälfte der Nation sitzt beim Schweinebraten und hat die Fensterläden geschlossen, die anderen sind, wie immer, Büttel, der Rest Trappisten.
Und nun? “Sag mir, wo Du stehst, und welchen Weg Du gehst”? Kann man sich denn immer noch nicht “in Gesellschaft um Deutschland bemühen”? Ist es egal, wo man steht (und geht), hauptsache, man steht und geht, statt zu sitzen, zu kriechen, zu knien, zu rutschen und zu liegen?
Ich hatte immer schon eine Abneigung gegen den Dávila-Imitator Michael Klonovsky, und gegen dessen bekannten Spruch, den ich in letzter Zeit wieder öfter zustimmend höre: “Jede Seite ist die falsche”. Allmählich denke ich das allerdings auch. Ich formuliere meinen “politischen Existenzialismus” aber lieber mit Léon Bloy. Der wurde gefragt, ob er Pro- oder Anti-Dreyfusard sei. Bloy antwortete: “Weder-noch, ich bin anti-cochon.”
Timotheus
Warten wir doch einfach mal ab, ob die Partei es schafft in den anstehenden Kommunalwahlen mit nennenswerter Stärke in den Kölner Stadttag, oder wie immer es dort heißen mag, einzuziehen. Wenn Sie es in Köln schaffen vielleicht zweistellig zu werden: Schön.
Wenn nicht, dann ist der Verlust eines - wie Sie schon anmerkten - ohnehin ziemlich wüsten Haufens, mit einer ziemlich wirren Weltanschauung, sowieso kein großer Verlust.
Was ärgerlich ist, ist dieser Pro NRW Anhang, der ohnehin völlig chancenlos ist und bestenfalls andere rechte Parteien in NRW kannibalisiert. Geradewegs so, als hätten wir nicht schon genügend rechte Parteien, deren Professionalität auf dem Niveau einer Stadtliste gerne mal wäre.